Politik in Sachsen – Die Morgenlage

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Guten Morgen,
es steckt vielen noch von früher tief und schmerzlich in den Knochen: Vor allem in den Wendejahren und folgenden wurden in der DDR Tausende von Firmen verkauft, viele danach geschlossen. Die Skepsis, der Argwohn gegenüber Investoren, gegenüber Firmenkäufern ist bis heute tief verwurzelt. Dabei muss es nicht immer schlecht sein, wenn ein anderer Kopf einsteigt - neues Management inklusive, neuem Knowhow, vor allem aber frisches Geld für Zukunftsinvestitionen.
Auch im Fall des Waggonbauers Bombardier mit seinen Werken in Görlitz und Bautzen schwanken Tausende von Beschäftigten nach der Kaufankündigung von Alstom zwischen Hoffen und Bangen. Wer wird gewinnen, wer wird verlieren durch diese Übernahme? Auf wessen Kosten geht das Ganze am Ende – vielleicht sogar zu Ungunsten eines West-Werkes?
Noch ist lange nichts entschieden. Doch Sachsen hat nun eine neue "Baustelle" – rund 2.300 direkte Jobs sind in einer ohnehin nicht industriestarken Region betroffen. Eine Region, die mit dem Kohle-Ausstieg vor einem noch größeren Wandel steht. Gefragt sind jetzt Ideen, Geduld und ein kühler Kopf.
Ihre Annette Binninger, Leiterin Politikredaktion sächsische.de
Die wichtigsten News am Morgen im Überblick:
+++ Hoffnung durch Bombardier-Verkauf +++
Übernimmt der französische Konzern Alstom die Zugsparte des kanadischen Konzerns Bombardier und damit die Werke in Görlitz und Bautzen? Und was wären die Folgen? Diese Fragen stellen sich derzeit Politiker, Gewerkschafter und die insgesamt rund 2.250 Beschäftigten? Wie Sächsische.de-Reporter Sebastian Beutler analysiert, schwingt bei vielen Entscheidungsträgern eher Hoffnung als Resignation mit, denn mit Alstom könnte wieder in Innovationen investiert werden. Der Konzern ist Vorreiter bei Zügen, die mit Wasserstoff-Antrieb fahren. Siemens wiederum baut gerade ein Innovationszentrum in Görlitz auf. Auch das grenzüberschreitende Casus-Institut in Görlitz wird sich mit Fragen des Verkehrs beschäftigen. Das alles könnte nun auch zusammenkommen.
Deutlich äußert sich auch der frühere Görlitzer Werkleiter und Oberbürgermeister, Siegfried Deinege. "Es hat einen ganz bewussten Ausverkauf von Aufträgen und Kompetenzen von Görlitz gegeben. Das hat auch jeder gemerkt. Aber nun gibt es eine neue Chance", sagt er im Interview mit sächsische.de. Hier gibt es außerdem weitere Stimmen der Mitarbeiter aus den Werken in Görlitz und Bautzen.
+++ Neue Qualität des Gegenprotests +++
4.000 Pegida-Anhänger auf der einen, 2.500 Gegenprotestler auf der anderen Seite. Das sind die nackten Zahlen des Demonstrationsgeschehens vom Montag in Dresden. Ein Novum war: Erstmals gab es mit Unterstützung von CDU und FDP eine bürgerliche Demo an einem Pegida-Montag. Was bedeutet das für die Zukunft? Dieser Frage geht Saechsische.de-Reporter Andreas Weller in einer Analyse nach. Die Parteien wollen zumindest darüber diskutieren, ob es vielleicht einen noch breiter aufgestellten Protest geben kann. Wie es weitergehe, müsse geklärt werden, sagt eine FDP-Politikerin. "Und in welchen Bündnissen."
+++ Kretschmer will Lehrerausbildung in Görlitz +++
Was tun gegen den Lehrermangel auf dem Land? Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hat dafür nun eine neue Idee öffentlich gemacht. "Wir wollen Lehrer auch in den Regionen ausbilden", sagte er am Rande einer Veranstaltung in Görlitz. Und weiter: "Vielleicht schaffen wir das in Zwickau und Görlitz, denn in diesen Regionen fehlen die meisten Lehrer." Die Hoffnung dahinter: Wer abseits der Großstädte ausgebildet wird, der ist hinterher vielleicht eher bereit, dort auch zu arbeiten. Mitte März hat die Hochschule Zittau/Görlitz dazu einen Termin im Ministerium. Es gibt bereits erste Überlegungen, wie ein funktionierendes Ausbildungsmodell aussehen könnte.
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