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Politik in Sachsen – Die Morgenlage

+++ Leichte Vorteile für Friedrich Merz bei Sachsen-CDU +++ Politik verurteilt Anschlag auf Chrupalla +++ Erster Coronavirus-Fall in Sachsen +++

Von Tobias Winzer
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© kairospress/Gestaltung: Oberüber Karger

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Guten Morgen,

die Nacht von Leipzig ist vorüber. Das Nachdenken darüber noch lange nicht. Doch neben den großen politischen Schlüssen, die die Parteien aus dem äußerst knappen Sieg von SPD-Amtsinhaber Burkhard Jung ziehen könnten (hier die Analyse meines Kollegen Sven Heitkamp), rannte noch in der Wahlnacht im Netz eine ganz andere Debatte los.

Und die drehte sich weniger um Politik als um Fische, Katzen und Heringe - und was die so miteinander zu tun haben. Und darum ging es: Während die CDU mit Sebastian Gemkow einen echten, völlig waschechten - also gebürtigen Leipziger - ins OB-Rennen geschickt hatte und stolz und gerne darauf verwies, trat für die SPD ein gebürtiger Siegener an. Und wer sich jetzt wundert, warum ihm das bisher entgangen war (Achtung, Ironie!) - nun den Namen des Kandidaten haben Sie bestimmt auch schon mal irgendwo gelesen. Es handelt sich um Burkhard Jung, seit 14 Jahren Oberbürgermeister von Leipzig und seit 1991 dort wohnhaft und tätig.

Fast 30 Jahre sind nicht genug, um ein Leipziger zu sein, meldete sich da Leipzigs CDU-Chef Thomas Feist zu Wort. In einem Interview riss er mit einem flapsigen Spruch sogar den Moderator von Leipzig Fernsehen kurzzeitig aus der Fassung und seiner heimatlichen Verankerung. ("Also ich bin schon seit 10 Jahren in Leipzig….") Feist konterte: "Wenn eine Katze im Fischladen Junge bekommt, sind das auch keine Fische."

Kurz darauf schwappte die Welle aus dem Netz über den Köpfen der beiden zusammen. Von wüsten Nazi-Beschimpfungen, bis Rassismus-Vorwürfen und mitleidvollem Gelächter - so ziemlich alles war dabei. Und auch der Hinweis auf den berühmten DDR-Entertainer Eberhard Cohrs, der schon vor Jahrzehnten den Witz mit leichter Nuance geprägt hatte. Aber Cohrs hätte die moderne Variante vermutlich nicht gefallen.

Bleibt die Frage: Wie kann eine Partei oder einer ihrer Vertreter für Weltoffenheit stehen, wenn sie nicht einmal einen gebürtigen Westdeutschen, der seit bald 30 Jahren in und für Leipzig arbeitet, als Leipziger anerkennt? Wie begrenzt ist eine Partei, die so denkt?

Die Antwort geben Sie bitte selbst,

herzlichst,

Ihre Annette Binninger, Leiterin Politikredaktion sächsische.de


Die wichtigsten News am Morgen im Überblick:

+++ Sächsische CDU tendiert zu Merz +++

Auf einem Sonderparteitag am 25. April will die CDU entscheiden, wer neuer Parteichef und damit ziemlich wahrscheinlich auch der nächste Kanzlerkandidat wird. Bei der Frage nach einem Favoriten halten sich viele sächsische CDU-Kreisverbände bedeckt. Fünf der insgesamt 13 Kreisverbände sprechen sich jedoch aktuell für Ex-Unionsfraktionschef Friedrich Merz aus. "Wenn es so ist, dass die Zustimmungsdefizite der CDU damit in Verbindung stehen, dass im Rahmen der ständigen Kompromisssuche viele wertkonservative Positionen aufgegeben wurden, so ist nach meiner Sicht Friedrich Merz der Kandidat, welcher am ehesten geeignet ist, Terrain zurückzugewinnen", sagt Michael Harig, CDU-Kreischef und Landrat in Bautzen. Zu der Frage, ob Kanzlerin Angela Merkel vorzeitig gehen soll, haben die Kreischefs eine klare Meinung. 

+++ Politik verurteilt Anschlag auf Chrupalla +++

Der mutmaßliche Brandanschlag auf das Auto von AfD-Chef Tino Chrupalla in der Nacht von Sonntag auf Montag ist in Sachsens Politik parteiübergreifend verurteilt worden. "Die zunehmende Verrohung macht uns Sorge. Es gibt überhaupt keine Toleranz gegenüber Gewalt gegen Sachen und Personen", sagte Regierungschef Michael Kretschmer (CDU). "Wir wollen diese Täter dingfest machen und verurteilen." SPD-Chef Martin Dulig schrieb auf Twitter: "Gewalt gegen Politikerinnen und Politiker ist inakzeptabel. Das ist keine Form der politischen Auseinandersetzung. Ich verurteile das aufs Schärfste."

Chrupalla, der sich am Montagvormittag aus dem Krankenhaus entließ, schrieb auf Twitter von einem "Brandanschlag auf meine Familie" und sieht sich in seiner Einschätzung der derzeitigen politischen Situation bestätigt.  

+++ Coronavirus: Erster Fall in Sachsen +++

Sachsen hat seinen ersten bestätigten Corona-Fall. Es handelt sich um einen Rentner aus dem Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Er war erst vor kurzem mit einer Reisegruppe aus Italien zurückgekehrt. Der Mann befindet sich nun in häuslicher Quarantäne. Hier gibt es alle Details zu dem Fall.

Wegen der Angst vor einer Ausbreitung des Coronavirus legen auch in Sachsen einige Menschen Vorräte an. Seit Freitag spürt der sächsische Handel eine gesteigerte Nachfrage nach Fertigprodukten, Konserven und Hygieneartikeln. Nur kurzfristig kann das zu Mängeln in den Supermarktregalen führen. "Der Einzelhandel ist darauf sehr gut vorbereitet", beruhigt René Glaser, Geschäftsführer des sächsischen Handelsverbands. Er geht davon aus, dass die Vorratskäufe in den nächsten Tagen sogar noch zunehmen. Ökonomen warnen unterdessen vor Hamsterkäufen. Das "Herdenverhalten" könne eine Abwärtsspirale bis hin zur Panik auslösen.

Unterdessen ist in Zittau die Doppelmesse "Feiern & Genießen/Reisen & Vital" mit rund 100 Ausstellern abgesagt worden. Sie soll nun am Wochenende 9./10. Mai stattfinden. Außerdem: Aus Panik vor dem Virus hat der Sicherheitsdienst des Fußball-Bundesligisten RB Leipzig eine Gruppe Japaner am Sonntag des Stadions verwiesen. Hier gibt es die aktuellen Entwicklungen national und international im Newsblog.


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