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Politik in Sachsen – Die Morgenlage

+++ Elternvertreter fordern Runden Tisch für Schul- und Kitaöffnung +++ Kretschmer verteidigt Demo-Besuch +++ Erste Kinos wieder geöffnet +++

Von Tobias Winzer
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© Daniel Schäfer

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Guten Morgen,

die erste Freiheits-Euphorie eines sonnigen Wochenendes liegt hinter uns. Endlich wieder in die Gaststätte, ein kühles Getränk im Biergarten und mehr Freunde treffen. Es ist schön, dass wir uns auch über so etwas freuen können. Etwas, das wir früher vermutlich schon längst nicht mehr als etwas Besonderes wahrgenommen haben. Wir sollten es uns gönnen, auf dieser Treppenstufe des steinigen Anstiegs zur Normalität ein bisschen auszuruhen.

Dabei fällt auf, dass manche Gedanken schon wieder ganz schön "abheben", als wäre Corona längst und völlig vorüber. So scheint mittlerweile für viele ein reibungsloser Auslands-Urlaub das wichtigste Krisen-Thema zu sein. Wann kann man wieder nach Italien? Klappt es noch mit der Adria-Küste im Juni? Wann geht’s wieder ab nach New York? Die Reiseunternehmen melden ein Ansturm bei Mallorca-Buchungen. 

Es sei allen gegönnt, die auch dies zu ihrer Normalität rechnen wollen. Dass sie das vermutlich schon bald können, hat etwas mit dem Corona-Krisen-Management zu tun, mit der Disziplin der überwiegenden Mehrheit der Deutschen. Und die reicht sogar bis zum Ballermann auf Malle. Alles wieder wie früher? So manchmal beschleicht mich das Gefühl, dass es das nicht sein sollte. Jedenfalls nicht in jedem Detail. Aber auch das ist eine Frage der freien, eigenen Entscheidung.

Ihre Annette Binninger, Leiterin Politikredaktion sächsische.de


Die wichtigsten News am Morgen:

+++ Schüler brauchen bald "Corona-Zettel" +++

Als erstes Bundesland hat Sachsen gestern Schulen und Kitas wieder komplett geöffnet. Elternvertreter begrüßten zwar die vorübergehende Aussetzung der Schulbesuchspflicht. Insgesamt, so Landeselternrat und Kreiselternräte, sei die derzeitige Situation nicht mehr tragbar. Sie fordern einen Runden Tisch, um realistische Konzepte für die Zukunft zu erarbeiten. Wie sich in den Dresdner Grundschulen zeigte, machen einige Eltern von der Aussetzung der Schulbesuchspflicht Gebrauch und lassen ihre Kinder vorerst zuhause. Insgesamt waren es neun Prozent aller sächsischen Grundschüler. Eine Mutter berichtet, warum. In der Region Löbau lief der Schulstart ohne Probleme. An geregelten Unterricht ist trotzdem nicht zu denken. Auch in den Kitas läuft die Betreuung der Kinder alles andere als normal. Die Betreiber der Einrichtungen machen sich Sorgen wegen der dünnen Personaldecke und der anstehenden Sommerferien. Auch in Dresden könnten deswegen die Öffnungszeiten weiter eingeschränkt werden.


Ab nächster Woche sind die Eltern dann verpflichtet, ihren Kindern eine unterschriebene Gesundheitsbestätigung für die Schule mitzugeben. Das teilte das sächsische Kultusministerium in einem Schreiben an die Eltern mit. Wenn kein Schreiben vorliegt und die Eltern ihr Kind nicht abholen können, seien Schulen "in letzter Konsequenz" verpflichtet, das Ordnungsamt einzuschalten. Dann drohe eine Inobhutnahme des Kindes, heißt es in dem Schreiben. 

Unterdessen sind von Sachsens Gesundheitsämtern von Sonntag zu Montag lediglich acht neue Infektionen mit dem Coronavirus gemeldet worden. Die Zahl der Todesfälle stieg von 195 auf 196. Geschätzt etwa 4.510 auf SARS CoV-2 positiv getestete Personen sind wieder genesen. Den Überblick über alle aktuellen Entwicklungen in Sachsen, Deutschland und der Welt gibt es in unserem Newsblog. Außerdem: Wo in Deutschland droht der nächste Lockdown? Die wichtigsten Grafiken zum Coronavirus, laufend aktualisiert.

+++ Kretschmer verteidigt Demo-Besuch +++

Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hat seinen Besuch bei einer Corona-Demo am Samstag in Dresden verteidigt. "Ich wollte mir ein Bild über die Stimmung verschaffen und respektiere, wenn Menschen eine andere Meinung haben", sagte er am Montag. Kretschmer war später vorgeworfen worden, keinen Mundschutz getragen und den Mindestabstand von 1,50 Meter nicht eingehalten zu haben. 

Unterdessen haben sich in Pirna 80 Wirte, Händler und Unternehmer mit einem offenen Brief an die Corona-Spaziergänger, die dort regelmäßig demonstrieren, gewandt. Darin fordern sie die friedlichen Demonstranten auf, sich von Unruhestiftern zu distanzieren und ihnen keinen weiteren Nährboden zu liefern. Geschrieben hat den Brief der Gastronom Marcus Galle. Sächsische.de hat mit ihm über seine Beweggründe gesprochen.

+++ Erste Kinos wieder geöffnet +++

Gestern haben in Dresden auch die ersten Kinos nach der Zwangspause wieder geöffnet. Im Ufa-Kristallpalast an der Prager Straße läuft der Kinobesuch nun allerdings anders ab als vor der Corona-Zeit. Denn auch dort gilt: Nur die Mitglieder zweier Haushalte dürfen sich zur selben Zeit treffen. Zwischen diesen erlaubten Gruppen muss 1,5 Meter Abstand eingehalten werden - auch im Kinosaal. Da niemand mit Maßband unterwegs ist, hat das Kino einen Abstand von drei Sitzen festgelegt. Um öffnen zu dürfen, müssen sich die Kino-Betreiber ihre ausgearbeiteten Hygienekonzepte vom Gesundheitsamt genehmigen lassen. So weit sind aber noch nicht alle Kinos. 

Ebenso knifflig scheint die Wiedereröffnung der Freibäder zu sein. In Dresden soll dazu wegen der Corona-Auflagen und dem hohen Abstimmungsbedarf erst Ende Mai Klarheit herrschen, wie der Eigenbetrieb gestern mitteilte. Im Landkreis Bautzen will das erste Bad hingegen bereits zu Himmelfahrt öffnen - mit Besucherbeschränkung. In Freital öffnete bereits gestern das erste Bad.


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