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AfD gewinnt Bundestagswahl in Sachsen

In Sachsen wird die AfD nach der Bundestagswahl 2017 wieder stärkste Kraft. Die Union ist im Freistaat nur noch dritte Wahl.

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Der sächsische AfD-Spitzenkandidat und Bundeschef Tino Chrupalla sah das Abschneiden der AfD "insgesamt positiv".
Der sächsische AfD-Spitzenkandidat und Bundeschef Tino Chrupalla sah das Abschneiden der AfD "insgesamt positiv". © dpa

Dresden. Die AfD hat die Bundestagswahl in Sachsen klar für sich entschieden. Nach Auszählung aller Stimmbezirke lag die Alternative für Deutschland am frühen Montagmorgen bei 24,6 Prozent der Zweitstimmen.

Die SPD konnte mit 19,3 Prozent die erfolgsverwöhnte CDU (17,2) auf Platz 3 verdrängen. Dahinter rangieren die FDP (11,0), die Linken (9,3) und die Grünen (8,6).

Allerdings konnte auch die AfD nicht an ihr Ergebnis von 2017 anknüpfen, als sie 27 Prozent der Zweitstimmen erzielte und die Union (26,9) hauchdünn bezwang. Im Vergleich zur vergangenen Bundestagswahl büßte die AfD absolut knapp 63 000 Zweitstimmen ein. Die Linken mussten ebenfalls Federn lassen. 2017 hatten sie noch 16,1 Prozent der Zweitstimmen gewonnen.

Auch bei den Erststimmen dominierte die AfD in Sachsen. Sie gewann zehn von 16 Direktmandaten. Lediglich in den beiden Leipziger Wahlkreisen sowie in den Wahlkreisen Dresden I, Dresden II-Bautzen II, Chemnitz und Vogtland ging sie leer aus. Im Wahlkreis Leipzig I verteidigte CDU-Politiker Jens Lehmann sein Direktmandat, bei Leipzig II gelang das Sören Pellmann (Linke). Dresden II-Bautzen II gewann Lars Rohwer (CDU) knapp.

Im Kreis Dresden I setzte sich CDU-Politiker Markus Reichel gegen die frühere Linke-Bundeschefin Katja Kipping und AfD-Rechtsaußen Jens Maier durch. Im Vogtland sicherte sich Yvonne Magwas (CDU) erneut das Direktmandat. Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, CDU-Politiker Marco Wanderwitz verlor sein Mandat im Wahlkreis Chemnitzer Umland - Erzgebirge II an AfD-Mann Mike Moncsek.

  • Ergebnisse in allen sächsischen Wahlkreisen bis auf Gemeindeebene

Bundesweit sah die Lage so aus: Nach Hochrechnungen von ARD und ZDF gegen Mitternacht verbessert sich die SPD auf 25,8 bis 26,0 Prozent (2017: 20,5 Prozent). Die CDU/CSU fällt auf 24,1 bis 24,2 Prozent (32,9). Die Grünen fahren 14,3 bis 14,6 Prozent ein (8,9). Die FDP verbessert sich übereinstimmend auf 11,5 Prozent (10,7). Die AfD, bisher drittstärkste Kraft, kommt auf 10,5 bis 10,6 (12,6). Die Linke rutscht auf 4,9 bis 5,0 Prozent ab (9,2), kann aber wegen voraussichtlich dreier Direktmandate auch dann im Bundestag bleiben, wenn sie unter der 5-Prozent-Marke liegt.

CDU-Generalsekretär Alexander Dierks zeigte sich bitter enttäuscht. "Wir haben deutliche Verluste zu verzeichnen und das schlechteste Wahlergebnis aller Zeiten. Ein Wahlergebnis, das wir mit großer Demut vor den Wählerinnen und Wählern annehmen", sagte er beim MDR. Marco Wanderwitz, Spitzenkandidat der CDU im Freistaat, führte die Verluste auch auf die späte Kandidatenkür seiner Partei und Debatten darüber zurück. Im Wahlkampf habe man das als "Klotz am Bein" gespürt.

Ähnlich war die Stimmungslage bei den Linken. "Das ist zweifelsfrei ein herber Schlag, nicht nur für uns als Partei, sondern auch für unser Hauptanliegen, etwas gegen die große soziale Ungleichheit zu tun", sagten die Parteivorsitzenden Susanne Schaper und Stefan Hartmann. Die Linken mussten lange um ihren Einzug ins Parlament bangen.

Der sächsische AfD-Spitzenkandidat und Bundeschef Tino Chrupalla sah das Abschneiden der AfD "insgesamt positiv". Man habe erneut eine starke Stammwählerschaft motivieren können, sagte er im MDR, kurz nachdem die Wahllokale geschlossen hatten. Nach Ansicht des sächsischen AfD-Partei- und Fraktionschefs Jörg Urban ist die AfD mit dem neuerlichen Einzug in den Bundestag keine Protestpartei mehr. Man habe sich eine Stammwählerschaft erarbeitet.

Bei den anderen Parteien dominierte Zufriedenheit. "Wir sind die Gewinner dieses Abends", sagte SPD-Parteichef Martin Dulig unter dem Jubel der Genossen bei einer Wahlparty. Die Grünen hielten eine Regierungsbeteiligung ihrer Partei für angesagt. Die Notwendigkeit ergebe sich "aus den Verhältnissen und den Herausforderungen der Zeit", sagte Landesvorstandssprecherin Christin Furtenbacher.

Der sächsische FDP-Chef Frank Müller-Rosentritt sah seine Partei in einer Wartestellung. "Das Wahlergebnis bietet mehrere Optionen. Wir müssen abwarten, in welcher Konstellation die Freien Demokraten liberale Ziele umsetzen können. Denn wie schon 2017 gilt: Wir wollen mitregieren, aber nicht um jeden Preis", erklärte Müller-Rosentritt. "Wir haben heute das Ende der Volksparteien erlebt. Keine einzige Partei ist mehr über 30 Prozent. Das verändert die gesamte politische Landschaft in Deutschland", sagte FDP-Spitzenkandidat Torsten Herbst. (dpa)