Kehrtwende: Löbaus Gymi eröffnet doch Spezialklasse

Das Kultusministerium hat in der Frage der Begabtenförderung am Löbauer Gymnasium für klare Verhältnisse gesorgt. Demnach wird am Geschwister-Scholl-Gymnasium nach den Sommerferien in der Klassenstufe 5 nun doch eine Spezialklasse für vertieften mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterricht eröffnet. Die bereits von der Schulkonferenz des Gymnasiums getroffene Entscheidung, dies wegen des absehbar großen Lehrermangels in den kommenden Jahren nicht zu tun, hat das Ministerium damit gekippt. Begründung: "Ob man diese vertiefte Ausbildung weiterführt oder nicht, ist eine Behördenentscheidung und obliegt nicht der Schulkonferenz", sagte Petra Nikolov, Sprecherin des Landesamts für Bildung und Schule (Lasub).
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Nikolov betonte zudem, dass man um die schwierige Personalsituation in der gesamten Region wisse und deshalb "alle Möglichkeiten prüfen und nutzen werde, um die notwendigen Ressourcen zur Verfügung zu stellen". Konkret gebe es mehrere Dinge, die man bereits jetzt verfolge. So werde im aktuellen Einstellungsverfahren durch persönliche Gespräche mit den Absolventen versucht, sie auf ländliche Schulen wie das Löbauer Gymnasium zu orientieren. Hierbei werbe man beispielsweise mit einem Sonderzuschlag für den ländlichen Raum oder in einigen Gegenden auch Angeboten der Bürgermeister vor Ort ganz gezielt für Schulen abseits der großen Städte.
Abordnungen selbst aus Dresden denkbar
Als wichtiger Punkt sind auch beim Thema Seiteneinsteiger "Flexibilisierungen" geplant. Genau das hat auch die Löbauer Schulleitung auf der Wunschliste. Zuletzt konnten an Gymnasien keine Seiteneinsteiger mehr fest und dauerhaft eingestellt, sondern nur über die sogenannte "Unterrichtsversorgung" beschäftigt werden. Das hieß neben der Unsicherheit von Jahresverträgen auch, sich in den großen Ferien immer wieder arbeitslos melden zu müssen. Das war kaum attraktiv. Hier solle nun "aufgrund der geänderten Bewerbersituation" einiges anders werden, stellte die Sprecherin in Aussicht.
Sollte es dennoch zu größeren, auf diesen Wegen nicht zu lösenden Problemen konkret auch in Löbau kommen, seien "Abordnungen auch aus Dresden möglich, um die Lücke zu schließen", sagte Nikolov. Es gehe dabei aber nicht darum, dass andere Schulen aus der Umgebung für das Löbauer Gymnasium Lehrer abgeben müssen, betonte sie. Genau diese Frage hatte die Schulleitung am Löbauer Scholl-Gymnasium bereits umgetrieben. Einen solchen Kannibalisierungseffekt wünsche man sich keinesfalls, betont die stellvertretende Schulleiterin, Angela Kasper. Die Entscheidung zur lückenlosen Fortführung der Begabtenförderung und die Signale aus Dresden nach dem jüngsten Gespräch lösten bei ihr "skeptische Freude" aus. Vor allem für Eltern und Schüler sei es eine sehr gute Nachricht, dass die neue Spezialklasse nun doch komme. Bewerbungs- und Auswahlverfahren würden sofort anlaufen.
Das Löbauer Gymnasium gehört zu insgesamt 24 Gymnasien in Sachsen mit vertiefter Ausbildung. Löbau zählt dabei zu dem sechs Schulen mit mathematisch-naturwissenschaftlicher Profilierung. Der Freistaat misst diesen Gymnasien "hohe Bedeutung" bei und sieht sie als "festen Bestandteil des sächsischen Schulsystems".