Solaranlagen sind im Landkreis SOE immer gefragter

Ingo Rümmler hat ein Faible für Photovoltaikanlagen. "Schon vor mehr als 20 Jahren hat mich die einfache, solide Technik interessiert", sagt der Schellerhauer. Nach einer Schulung in Bonn hat er angefangen, die Anlagen zu installieren. Inzwischen hat er geschätzt schon 200 errichtet. Aber noch nie war die Nachfrage danach so stark wie jetzt. Wer jetzt eine bestellt, muss sich gedulden. "In diesem Jahr bekommt er keine mehr." Denn auch hier gibt es Lieferprobleme, berichtet Rümmler.
Wer sich eine Anlage auf das Dach seines Eigenheimes bauen lassen möchte, müsse mit rund 44.000 Euro rechnen. Darin enthalten sind die Kosten für die Photovoltaikanlage, für den Batteriespeicher und die Backup-Versorgung. Letztere sorgt dafür, dass die Anlage auch dann Strom erzeugt, wenn das Hauptnetz ausfällt. Außerdem gehört zum Installieren oft auch der Umbau der Zählerstelle dazu, erklärt Rümmler. Hinzu kommt noch die Wärmepumpe, die aber nicht er, sondern der Heizungsmonteur einbaut.

Im Vergleich zu den Kosten, die man vor 20 Jahren hatte, ist das immer noch preiswert. Damals kostete eine Anlage, bezogen auf einen Kilowattpeak - das ist die installierte Leistung - rund 4.000 Euro. Dann wurden sie immer billiger und kosteten rund 1.000 Euro. Doch inzwischen ziehen die Preise kontinuierlich an, sagt Rümmler. Im Juni lag der Preis bei 1.600 Euro bezogen auf einen Kilowattpeak.
Anlagenpreise fallen und steigen
Die Angst vor weiter steigenden Kosten hält Hausbesitzer nicht davon ab, solche Anlagen zu installieren. Fast jeder wolle auch die Notstromversorgung und eine Batterie haben, um sich unabhängig vom Stromversorger zu machen. "Ich vermute, die Leute haben Angst, dass es keine Versorgungssicherheit mehr gibt."
Wie viel Strom eine Anlage erzeugt und ab wann sie die Kosten einspielt, hängt von vielen Faktoren ab, so von der Größe der Anlage, der Ausrichtung und der Verschattung. "Ich gehe eher konservativ heran", sagt Rümmler. Demnach amortisiert sich so eine Anlage in der Regel nach gut zehn Jahren. Übers Jahr gesehen könnten deren Besitzer ein Drittel des Stroms produzieren, den ein Haushalt braucht. Es gibt Schwankungen. Im Sommer wird mehr, im Winter weniger erzeugt.
Insgesamt ist das viel - wenn man sich die Gesamtsituation im Landkreis betrachtet. Im Jahr 2020 - neuere Zahlen lagen dem Energieversorger Sachsen-Energie nicht vor - wurde hier knapp ein Viertel - konkret 23 Prozent - des im Kreis benötigten Stroms aus erneuerbaren Energien gewonnen. "Dabei stammen acht Prozent des Stroms aus Solaranlagen, sieben Prozent aus Biomasse, sechs Prozent aus Windkraftanlagen und zwei Prozent aus Wasserkraftanlagen", sagt Sachsen-Energie-Sprecherin Nora Weinhold.
Ingo Rümmler ist zuversichtlich, dass der Anteil der Erneuerbaren Energien in der Region weiter steigen wird, denn nicht nur bei ihm ist die Nachfrage groß, wie er aus dem Kollegenkreis weiß. "Täglich fragen Leute nach, die Handwerker suchen, die die Anlagen anschließen.
Der Ansturm auf Photovoltaikanlagen freut ihn. Schließlich war das auch das Ziel des vor 20 Jahren gegründeten Energie-Tisches Altenberg. In dieser Gruppe arbeitete er zusammen mit Dietrich Papsch und anderen Befürwortern. "Wir haben viele Veranstaltungen gemacht, haben die Leute aufgeklärt", erinnert sich Rümmler. Damals gab es viele Skeptiker. Die versuchte man mit Argumenten zu überzeugen. "Wir haben errechnet, mit welchem Ertrag man rechnen kann und wann sich die Ablage bezahlt gemacht hat." Doch wie bei jeder Technik gibt es Vor- und Nachteile.
"Wenn hier oben im Gebirge Schnee liegt, dann produzieren die Anlagen nichts." Mit einem Batteriespeicher könne man Stunden, aber nicht Tage überbrücken. Zwar seien diese Speicher besser geworden. Unklar ist aber noch, wie lange sie funktionieren. Hier fehlen die Erfahrungswerte. "Dafür ist die Technik noch zu jung." In seiner über 20 Jahre laufenden Kalkulation ist der Austausch nach zehn Jahren vorgesehen.
Rahmenbedingungen müssen länger Bestand haben
Generell hadert der Unternehmer mit der großen Politik. Man hätte beim Thema Solarenergie schon weiter sein können. Doch das Hin und Her der letzten Jahre habe nicht wenige verunsichert. Man konnte keine klare Linie erkennen, sagt der Unternehmer. Sein Wunsch: "Es muss konkrete Rahmenbedingungen geben, die einen gewissen Zeitraum auch Bestand haben." Das wäre auch im Sinne seiner Kunden.
Da es offenbar auch von anderer Seite Kritik gab, hat der Bund jetzt reagiert. Der Bundestag hat im Juli das Erneuerbare-Energien-Gesetz reformiert. Damit soll der Anteil der Solarenergie an der heimischen Stromversorgung in den kommenden zehn Jahren von derzeit rund 10 Prozent auf nahezu 30 Prozent anwachsen.
Der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) - der sich als Lotse für eine beschleunigte Energiewende versteht - bezeichnete die Reform als einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg ins Solarzeitalter. Der BSW rechnet mit einem deutlichen Anziehen der Nachfrage. Und das zeigte sich zuletzt in Glashütte, wo der Stadt mehrere Anträge zum Bau solcher Anlagen vorlagen und wo mit der Uhrenfirma Mühle und der Bäckerei Bärenhecke auch zwei Unternehmen konkrete Pläne haben.
Trotz alledem mahnt der BSW an, Barrieren jetzt konsequent abzubauen. Diese reichen vom Netzanschluss bis zum Steuerrecht. "Je weniger Zeit Solarunternehmen für Papierkram aufbringen müssen, desto mehr Solaranlagen werden sie in den kommenden Jahren installieren können", erklärte BSW-Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig. Damit spricht er Ingo Rümmler aus dem Herzen. Auch er beklagt die zunehmende Bürokratie.