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Strukturwandel: Delitzscher Stadtchef hofft auf eine neue Epoche

Für das milliardenteure Chemieforschungsinstitut CTC muss jedoch erst ein schadstoffverseuchtes Industriegelände beräumt werden.

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Auf dem Areal der ehemaligen Zuckerfabrik in Delitzsch soll das Chemieforschungsinstitut CTC entstehen.
Auf dem Areal der ehemaligen Zuckerfabrik in Delitzsch soll das Chemieforschungsinstitut CTC entstehen. © Deutsche Presse-Agentur GmbH

Delitzsch. Der Oberbürgermeister von Delitzsch hält die Ansiedlung des Großforschungszentrums Centers for the Transformation of Chemistry (CTC) für eine "epochale Entscheidung und eine einmalige Chance". Der parteilose Manfred Wilde warnte in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur jedoch auch vor "zu hochfliegende Erwartungen". Er rechne damit, dass in der Anfangsphase des CTC vielleicht zehn Prozent der Beschäftigten nach Delitzsch ziehen werden. Viele Mitarbeiter würden pendeln und in der internationalen Forschung sei es ohnehin Normalität, dass Spitzenforscher nach drei bis fünf Jahren wechselten. Das CTC soll insgesamt rund 1.000 Arbeitsplätze haben.

Der Stadtchef hofft, dass sich zumindest der akademische Mittelbau für Delitzsch entscheiden wird. "Bei der Lebensqualität für Familien haben wir, glaube ich, nicht die schlechtesten Voraussetzungen", sagte er. Delitzsch habe schon jetzt eine positive Einwohnerentwicklung. Es gebe kaum noch Baugrundstücke. Wilde verspricht sich mit der CTC-Ansiedlung zudem einen allgemeinen Image-Gewinn für die Stadt. Er hoffe, dass Delitzsch in der Welt bekannter werde.

Der Bund will die Ansiedlung mit 1,2 Milliarden Euro fördern als Beitrag zum Strukturwandel im mitteldeutschen Braunkohlerevier. Das CTC in Delitzsch soll auf dem Gelände der ehemaligen Zuckerfabrik entstehen. Die wurde 2002 stillgelegt. Danach entstand dort ein Biomassekraftwerk, dessen Eigentümer jedoch Umweltstraftaten beging. Nach Angaben Wildes lagern auf dem Gelände immer noch sehr schadstoffhaltige Asche- und Schlackereste. Jetzt müsse entschieden werden, wohin man das bringen könne, beispielsweise in Salzstöcke, sagte der 60-Jährige. "Wir gehen davon aus, dass die Entsorgung bis zum Baubeginn für das CTC 2026 zu schaffen ist." Ebenfalls in jenem Jahr soll im Lausitzer Revier mit dem Bau des zweiten großen Strukturwandel-Projekts begonnen werden, dem Deutschen Forschungszentrum für Astrophysik in Görlitz.

Manfred Wilde ist seit 2008 Oberbürgermeister in Delitzsch und promovierter Historiker.(dpa/SZ)