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Lausitzer Kohlepläne verfehlen laut neuer Wirtschaftsstudie das Klimaziel

Wirtschaftsforscher und Klimaaktivisten wie Luisa Neubauer fordern einen früheren Ausstieg aus der Kohle in der Lausitz. "Schlechte Erfahrungen" der Ostdeutschen dürften keine Ausrede sein.

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Wasserdampf steigt aus den Kühltürmen des Braunkohlekraftwerks Jänschwalde in der Lausitz. Die Klimaschüter von "Fridays for Future" um Luisa Neubauer haben eine Studie in Auftrag gegeben.
Wasserdampf steigt aus den Kühltürmen des Braunkohlekraftwerks Jänschwalde in der Lausitz. Die Klimaschüter von "Fridays for Future" um Luisa Neubauer haben eine Studie in Auftrag gegeben. © dpa (2)

Berlin. Ein vorgezogener Kohleausstieg im Jahr 2030 in der Lausitz reicht nicht aus, um das 1,5-Grad-Ziel bei der Erderwärmung einzuhalten. Das ergibt eine am Donnerstag in Berlin vorgestellte Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) sowie der Europa-Universität Flensburg im Auftrag der Klimaschutzbewegung Fridays for Future.

"Wenn wir einfach nicht eingreifen und den Kohlebetreiber machen lassen, dann müssten wir spätestens 2026 sagen: Jetzt darf nicht weiter verbrannt werden", sagte Studienleiter Pao-Yu Oei. Den Berechnungen zufolge dürften für das Erreichen der Klimaziele im Lausitzer Braunkohlerevier noch maximal 205 Millionen Tonnen Kohlenstoffdioxid emittiert werden. Dies bedeute, dass auf 50 bis 70 Prozent der Kohlefördermengen verzichtet werden müsse. Oei plädierte daher dafür, die Kraftwerke ab 2024 jährlich um 25 Prozent zu drosseln.

Die Klimaaktivistin Luisa Neubauer sagte bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit dem DIW, sie erkenne an, dass die Menschen in Ostdeutschland schlechte Erfahrungen mit Strukturwandel gemacht hätten. Dies dürfe aber keine Ausrede sein, um den Debatten auszuweichen.

Sachsen peilt den Ausstieg aus der Braunkohle erst für das Jahr 2038 an. Anfang April hatte Ministerpräsident Michael Kretschmer jedoch betont, dieser Termin sei nicht in Stein gemeißelt.

Der Chemnitzer Bundestagsabgeordnete Bernhard Herrmann von den Bündnisgrünen teilte zu der Studie mit, die Menschen in der Region und die Belegschaft der Kohleunternehmen bräuchten "einen verlässlichen Fahrplan, wie es mit ihnen weitergeht". Dafür müsse der Kohleausstieg verbindlich vorgezogen werden.

Widerspruch kam vom Dresdner Bundestagsabgeordneten und parlamentarischen Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion, Torsten Herbst. Er sagte, es sei "völlig absurd", den zeitlich begrenzten Weiterbetrieb von Braunkohlekraftwerken in der Lausitz als Voraussetzung für das Erreichen des weltweiten 1,5 Grad-Ziel zu betrachten. In der Lausitz gebe es drei Braunkohlekraftwerke, allein in China über 1.000.

Mit dem 1,5-Grad-Ziel ist das 2015 bei der UN-Klimakonferenz in Paris vereinbarte Ziel gemeint, die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen im Vergleich zur vorindustriellen Zeit. (SZ/uwo/dpa)