Freital
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SOE: Hilfe für junge Familien kommt nach Hause

Über das Angebot „Herzlich willkommen im Leben“ gibt es vielerlei Tipps. Oft schneller als bei Google, wie eine Freitaler Familie findet.

Von Dorit Oehme
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Kathleen Mehner (li.) vom Jugendamt zum Willkommensbesuch bei Familie Mehnert. "Mich interessieren die Wünsche und Interessen der Eltern, und ich möchte über Angebote in der Umgebung informieren.“
Kathleen Mehner (li.) vom Jugendamt zum Willkommensbesuch bei Familie Mehnert. "Mich interessieren die Wünsche und Interessen der Eltern, und ich möchte über Angebote in der Umgebung informieren.“ © Egbert Kamprath

Er hat sein Vormittagsschläfchen gemacht. Nun ist Besuch da - und Oskar die Hauptperson. Kathleen Mehnert hält ihren sechs Monate alten Sohn auf dem Arm, lacht ihm zu und sagt: „Ich bin mit meinem Mann und unserem Sohn Jakob im November 2020 aus Dresden hierher nach Freital gezogen. Oskar ist der Erste aus unserer Familie, der ein echter Freitaler ist. Sein Geburtsdatum ist dazu noch ein ganz Besonderes. Er kam am 22.02.22 auf die Welt. Mir gefiel auch das persönliche Klima in der Weißeritztal-Klinik Freital.“

Dann schaut die 34-Jährige zum Besuch, der auf der Terrassenbank neben ihr Platz genommen hat. Die Besucherin heißt fast genauso wie sie: Kathleen Mehner. Dieser Zufall war vorab für beide Frauen kurios. Die Sozialpädagogin vom Team „Herzlich Willkommen im Leben“ des Landkreises Sächsische Schweiz-Osterzgebirge geht regelmäßig zu Familien mit Neugeborenen in der Region Freital, Bannewitz und Wilsdruff. Zu den jungen Familien in der Region Heidenau, Dippoldiswalde und Altenberg kommt Stefanie Püschel. Für die Region Pirna, Neustadt in Sachsen und Sebnitz ist Elke Schee verantwortlich.

Kathleen Mehner sagt: „Unser Angebot ist für alle Eltern da und möchte viele Tipps für die ersten Lebensmonate mit Baby geben. Mich interessieren die Wünsche und Interessen der Eltern, und ich möchte über Angebote in der Umgebung informieren.“

Besuche der Sozialarbeiter sind keine Pflicht

Per Post kündigen sich die Mitarbeiterinnen in den ersten Lebenswochen des neugeborenen Kindes an. Die Inanspruchnahme der Besuche ist freiwillig und auch wenn Eltern schon größere Kinder haben, gibt es immer noch etwas Neues zu erfahren. „Beim Willkommensbesuch im Mai waren unsere Namen ein guter Einstieg“, sagt Kathleen Mehner. „Wir wollen das Angebot bekannter machen und gern auch die Scheu vor diesem Behördenbesuch etwas nehmen“, sagt die 39-Jährige, die ebenfalls zwei Kinder hat und in Bannewitz lebt.


Die Sozialarbeiterin zieht die Elternbroschüre mit Informationen zum Aufwachsen im Landkreis und den Elternratgeber „Kurz und knapp“ aus der Tasche. Für den großen Sohn Jakob packt sie eine Kinder-Freizeitkarte für den Landkreis aus, dazu überreicht sie auch noch eine Comiczeitschrift. „Das habe ich als Geschenk mitgebracht“, sagt sie. Kathleen Mehnert, die Mutter von Jakob und Oskar, hat schon im Mai Informationen und verschiedenes Material bekommen. Sie sagt: „Diese Tipps haben uns sehr geholfen, auch dass ich Frau Mehner bei offenen Fragen direkt anrufen konnte. So sind wir viel schneller ans Ziel gekommen, als wenn wir gegoogelt hätten.“

Die Frauen sprechen gleich noch einmal über das Elterngeld und die Kita-Anmeldung – und über den geeigneten Sportverein für Jakob. „Als wir Ende 2020 in unser Haus gezogen sind, war wegen des Corona-Lockdowns vieles in der Stadt geschlossen. Wir konnten uns nur per Google informieren, was es gibt. Auch danach fühlten wir uns noch lange fremd“, blickt Kathleen Mehnert zurück. Sie betont: „Durch den Begrüßungsbesuch aber gab es viele Tipps, wo man Kontakte zu anderen Familien knüpfen und die neue Heimat kennenlernen kann.“

Oskars gelbes Jäckchen leuchtet mit den Sonnenblumen um die Wette. „Im Garten wird er bald über den Rasen krabbeln, wenn er soweit ist“, sagt die junge Mutter. Frau Mehner legt noch kleine Kinderhefte, die zum Anschauen einladen, auf den Tisch. „Die Willkommensbesuche sollen so entspannt, wie möglich sein“, sagt sie.

Geburtenzahlen in SOE zurückgegangen

Das Angebot gebe es schon seit dem Jahr 2009. Wegen der Coronapandemie sei aber die Nachfrage stark gesunken: „Im Jahr 2021 haben wir als Team insgesamt nur 375 Familien besuchen können, dafür aber viel telefonisch beraten. Sonst waren es etwa 300 Besuche pro Mitarbeiterin in einem Jahr“, sagt Kathleen Mehner. Auch die Geburtenzahlen seien gesunken. Im Jahr 2021 wurden rund 1.600 Kinder im Landkreis geboren, in den drei Jahren zuvor rund 2.000.

„Eine weitere Möglichkeit um Eltern früh zu erreichen, sind die Informationsabende für werdende Eltern“, erzählt Frau Mehner, „die bieten wir zusammen mit den Schwangerenberatungsstellen im Landkreis an“.

Vor allem Familien mit Erstgeborenen nehmen das Angebot für den Willkommensbesuch an. „Aber auch für Eltern mit größeren Kindern lohnt sich der Besuch, um über Änderungen und neue Angebote informiert zu sein. Zudem dürfen wir auch Gutscheine von lokalen Anbietern an die Familien übergeben“, betont die Sozialpädagogin. Das könne auch andere Eltern ermutigen. Dann muss sie weiter, zur nächsten Familie. Die Frauen verabschieden sich und nennen sich lachend noch einmal beim Namen.