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Meinung: Die Klima-Razzia nützt allen Beteiligten

60 Beamte für eine Razzia bei Klima-Demonstranten in Leipzig? Ein großer Aufwand, von dem am Ende aber doch alle profitieren: Polizei, Politik - und auch die Beschuldigten selbst.

Von Maximilian Helm
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Im August klebten sich zwei Klimademonstranten an der Sixtischen Madonna in Dresden an.
Im August klebten sich zwei Klimademonstranten an der Sixtischen Madonna in Dresden an. © Kahnert/dpa

Leipzig. Am Donnerstag wurden in Sachsen die Wohnungen dreier Klima-Demonstranten durchsucht - von mehr als 60 Polizisten. Sie haben sich im August an die Sixtinische Madonna in Dresden geklebt und zählen sich zur Gruppe "Letzte Generation".

Der Aufwand wirkt einigermaßen übertrieben. Doch er ist wenig überraschend, schon weil größere Teile der Politik die "Klimakleber" längst als neuen Bedrohung auserkoren haben. Die bedrohten Kunstschätze emotionalisieren, Politiker müssen sich dazu positionieren - ob sie wollen oder nicht.

Die immer häufiger werdenden Klebe-Aktionen setzen auch die Sicherheitsbehörden unter Zugzwang. Sicher erhoffen sie sich von den Durchsuchungen Einsichten in das deutschlandweite Netzwerk der "Letzten Generation". Der große Personalaufwand hängt auch mit dem Einsatz in Leipzig-Connewitz zusammen, wo Eskalationen nicht selten sind.

Persönliches Risiko ist Teil der Protestform

Einen öffentlichkeitswirksamen Schlag können auch Sachsens Sicherheitsbehörden gut gebrauchen. Das Ziel ist dabei eines der einfacheren Sorte: Die Täter wurden während der Tat gefilmt und festgenommen, ihre Identität ist längst bekannt.

Bleiben die durchsuchten Demonstranten selbst, denen die rechtlichen Konsequenzen von Anfang an bewusst gewesen sein müssen. Mehr noch: Das persönliche Risiko ist zentraler Teil der Proteste. Wer sich für sein Anliegen bestrafen lässt, der meint es wirklich ernst.

Diese Razzia ist also nur ein weiterer Höhepunkt und bestärkt die Klimademonstranten in ihrer Glaubwürdigkeit. Einschüchternd wirken wird sie wohl kaum. Stattdessen verschafft sie der Gruppe eine Opfer-Erzählung und spült sie ganz nebenbei erneut ganz oben in die Nachrichtenticker. Damit haben die Aktionen ihren Zweck erfüllt - schon wieder.

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