Update Wirtschaft
Merken

Inflation in Sachsen im Juni leicht gesunken

Vom Mai zu Juni ist einiges billiger geworden, die Verbraucherpreise sind insgesamt nicht weiter gestiegen. Energie und Essen sind aber viel teurer als vor einem Jahr. Die IG Metall lehnt politische Ratschläge gegen Lohnerhöhungen ab.

Von Georg Moeritz
 3 Min.
Teilen
Folgen
Lässt sich beim Einkaufen noch sparen? Handelsketten locken trotz insgesamt steigender Preise mit Angeboten.
Lässt sich beim Einkaufen noch sparen? Handelsketten locken trotz insgesamt steigender Preise mit Angeboten. © Georg Moeritz

Dresden. Die Inflationsrate in Sachsen ist im Juni auf 7,7 Prozent gesunken, im Mai lag sie noch bei 8,0 Prozent. Damit ist die Teuerung für einen typischen Warenkorb innerhalb eines Jahres gemeint. Das Statistische Landesamt in Kamenz schrieb am Mittwoch, es gebe "kaum Entspannung bei den sächsischen Verbraucherpreisen". Doch innerhalb des vergangenen Monats habe es im Mittel keine Preissteigerung mehr gegeben - zum ersten Mal seit September vorigen Jahres.

Die Energiepreise in Sachsen sind nach Angaben der Kamenzer Statistiker nun fast 36 Prozent höher als vor einem Jahr, die Preise für Nahrungsmittel gut 14 Prozent. Von Mai zu Juni machten sich aber die staatlichen Entlastungen bei Kraftstoffen und Nahverkehr bemerkbar - darunter das 9-Euro-Ticket.

Das Landesamt errechnete, dass Kraftstoffe in Sachsen von Mai zu Juni insgesamt um 4,8 Prozent billiger wurden - allerdings hatten Dieselfahrer wenig davon, Diesel wurde demnach im Schnitt um ein halbes Prozent billiger. Für Verkehr insgesamt stellten die Statistiker 6,4 Prozent weniger Ausgaben in einem typischen Warenkorb fest, vor allem der Schienenverkehr wurde deutlich billiger.

Lebensmittelpreise in Sachsen sind weiter gestiegen

Gemüse wurde von Mai zu Juni billiger, aber für Geflügel und Molkereiprodukte mussten sächsische Verbraucher mehr bezahlen. Die Preise für Nahrungsmittel stiegen innerhalb des Monats insgesamt weiter, um 1,3 Prozent. Kleidung wurde dagegen etwas billiger angeboten als im Mai.

Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden gab die Teuerungsrate für Deutschland insgesamt mit 7,6 Prozent an, also etwas niedriger als in Sachsen. Die Lebensmittelpreise sind demnach in Sachsen im Jahresvergleich stärker gestiegen als bundesweit, aber Energiepreise und Mieten nicht so stark. Die Kaltmieten sind laut Statistischem Landesamt in Sachsen jetzt im Schnitt 1,6 Prozent höher als vor einem Jahr. Damit sind die tatsächlich gezahlten Mieten gemeint, nicht Angebotspreise.

Das Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung hat vor einigen Tagen vorausgesagt, dass die Inflationsrate in diesem Jahr im Schnitt 6,8 Prozent betragen wird und nächstes Jahr auf 3,3 Prozent sinkt. Das Institut setzt dabei voraus, dass die Rohstoffpreise und Materialengpässe in zweiten Halbjahr allmählich zurückgehen.

IG Metall klagt vor Kanzlertreffen über Bevormundung

IG Metall-Chef Jörg Hofmann sagte bei einer Betriebsrätetagung in Leipzig, die "extrem hohe Teuerungsrate" treffe gerade ostdeutsche Arbeitnehmer wegen niedrigerer Durchschnittseinkommen und längerer Arbeitswege. Die Tarifpolitik werde "nicht alles ausgleichen können".

Am 4. Juli will Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) mit Gewerkschaften, Arbeitgeberverbänden und Bundesbank eine "Konzertierte Aktion" besprechen. Er peilt dabei steuerfreie Einmalzahlungen an, um starke prozentuale Lohnerhöhungen zu verhindern - denn die könnten zu neuen Preissteigerungen führen. Der IG Metall-Chef sagte dazu auf Nachfrage in Leipzig, gegen "Bevormundung" und einen Eingriff in die Struktur der Tarifverträge würde die Gewerkschaft sich wehren. Auch die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hatte sich ablehnend zu Einmalzahlungen statt Lohnerhöhungen geäußert, während die IG BCE für die Chemie-Industrie im April eine Einmalzahlung als "Brückenlösung" mit den Arbeitgebern vereinbarte und im Herbst wieder verhandeln will.

Hofmann will stattdessen von der Bundesregierung "mehr netto vom brutto" fordern und lobte die Erhöhungen von Freibeträgen bei der Einkommensteuer. Vorschläge von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) gegen die "kalte Progression" werde er nicht ablehnen - dabei geht es darum, dass steigende Löhne nicht zu überproportional steigenden Steuern führen sollen.