Update Wirtschaft
Merken

Inflationsrate in Sachsen springt über zehn Prozent

Im Oktober hat die Jahres-Teuerungsrate in Sachsen einen neuen Höchstwert erreicht. Bundesweit ist sie noch höher. Zentralbank und Bundesregierung versuchen, dagegenzuhalten.

Von Georg Moeritz
 3 Min.
Teilen
Folgen
Lebensmittel sind erneut teurer geworden: Die Inflationsrate in Sachsen hat eine neue Rekordhöhe erreicht.
Lebensmittel sind erneut teurer geworden: Die Inflationsrate in Sachsen hat eine neue Rekordhöhe erreicht. © dpa/Oliver Berg

Dresden. Im Oktober hat die Inflationsrate in Sachsen die Marke von zehn Prozent überschritten, zum ersten Mal seit dem Nachwendejahr 1993. Das Statistische Landesamt in Kamenz teilte am Freitag mit, nach vorläufigen Berechnungen sei ein typischer Warenkorb in Sachsen nun 10,1 Prozent teurer als vor einem Jahr. Alleine von September zu Oktober stiegen die Preise um 1,2 Prozent.

Bundesweit ist die Teuerung noch stärker: Die Verbraucherpreise sind 10,4 Prozent höher als vor einem Jahr, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. Im September lag die jährliche Teuerungsrate noch bei 10,0 Prozent, in Sachsen bei 9,2.

Zwar senkte die Bundesregierung zum Oktober die Mehrwertsteuer auf Erdgas von 19 auf 7 Prozent, doch das konnte die Preiserhöhungen der Energielieferanten nicht ausgleichen. Strom- und Gaspreisbremse sind noch nicht in Kraft. Die Europäische Zentralbank erhöhte in dieser Woche die Leitzinsen um 0,75 Prozentpunkte, um die Inflation zu bremsen.

Die Kamenzer Statistiker fanden beim Notieren der Preise in Läden und auf Märkten erneut starke Steigerungen bei Lebensmitteln. Seit Oktober vorigen Jahres sind Nahrungsmittel in Sachsen um 22,3 Prozent teurer geworden, alkoholfreie Getränke um 12,6 Prozent. Um weit mehr als die Hälfte erhöhten sich dabei die Preise für Sonnenblumen- und Rapsöl, Weizenmehl, Butter und Quark.

Gaststättenpreise und Möbel um etwa zehn Prozent höher

Für die Konsumenten weniger spürbar, aber trotzdem nennenswert war die Jahresteuerung für die Warengruppe Möbel, Leuchten und Haushaltszubehör. Möbel und Leuchten wurden demnach in Sachsen innerhalb eines Jahres um 10,3 Prozent teurer, Teppiche und elastische Bodenbeläge um 8,0 Prozent und deren Reparatur um 17,6 Prozent.

Haushaltsenergie insgesamt ist nach Kamenzer Berechnung nun insgesamt 40,8 Prozent teurer, wobei Strom, Gas und andere Brennstoffe berücksichtigt wurden. Die Kraftstoffpreise liegen 25,1 Prozent über dem Niveau vom vorigen Jahr. Rechnungen in Gaststätten und Hotels sind im Schnitt 10,5 Prozent teurer.

Dass die Inflationsrate in Sachsen derzeit etwas niedriger ist als in Deutschland insgesamt, liegt an unterschiedlich schnell steigenden Preisen bei verschiedenen Warengruppen. In Deutschland insgesamt stiegen die Energiepreise stärker als in Sachsen, die Lebensmittelpreise dagegen nicht so stark. Die Kaltmieten in Sachsen stiegen innerhalb eines Jahres um 1,5 Prozent, in Deutschland insgesamt dagegen um 1,8 Prozent.

Das Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung hält die "Inflationswelle" für "noch nicht gebrochen". Ifo-Konjunkturexperte Timo Wollmershäuser sagte in München, noch hätten nicht alle Unternehmen ihre hohen Energiekosten vollständig durch höhere Preise an die Verbraucher überwälzt. Laut einer neuen Umfrage des Instituts planen allerdings etwas weniger Unternehmen als noch im vorigen Monat, demnächst ihre Preise zu erhöhen. Die Bundesregierung will Haushalte im Dezember bei den Heizkosten entlasten und im Frühjahr eine Gaspreisbremse anziehen.