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Neuer Plan für Sachsen: Führender Digitalstandort in Europa

Bei der Digitalkonferenz in Dresden verrät Staatssekretärin Ines Fröhlich nur Teile der Digitalstrategie 2030 für Sachsen. Doch Preisverleihungen in drei Kategorien zeigen, was für Sachsen wichtig ist.

Von Georg Moeritz
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Ein Preis für den Mann mit der Gießkanne  samt Lametta: Quentin Kügler bekommt den Sächsischen Digitalpreis in der Kategorie Open Source von Wirtschaftsminister Martin Dulig (am Pult).
Ein Preis für den Mann mit der Gießkanne samt Lametta: Quentin Kügler bekommt den Sächsischen Digitalpreis in der Kategorie Open Source von Wirtschaftsminister Martin Dulig (am Pult). © Georg Moeritz

Dresden. Mit seiner blauen Gießkanne in der Hand hat Quentin Kügler am Mittwoch den Sächsischen Digitalpreis empfangen. Dazu gehören 25.000 Euro aus der Landeskasse. Der Projektleiter der Initiative "Leipzig gießt" will das Preisgeld dafür nutzen, bundesweit Nachahmer zu werben. In Dresden und Chemnitz gebe es schon Interessenten, die ebenfalls in heißen Sommern die Bäume als "natürliche Klimakraftwerke" bewässern wollen. Aus Leipzig kommt dafür eine Handy-App, mit der sich alle Straßenbäume und Wasserstellen registrieren lassen. Gießwillige können sich digital vernetzen.

Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) ehrte die Gieß-Initiative auf der 5. Digitalkonferenz des Freistaats im Alten Schlachthof in Dresden mit dem ersten Preis in der Kategorie Open Source. Denn die App aus Leipzig lässt sich leicht von anderen Initiativen weiternutzen. Das Leipziger Beispiel zeigt, wie digitale Technologien das Leben verbessern können. Damit passt es zur künftigen Digitalstrategie 2030, über die Sachsens Staatsregierung im Januar beraten wird.

Auf Sächsische Digitalstrategie folgt ein Aktionsplan

Staatssekretärin Ines Fröhlich aus dem Wirtschaftsministerium verriet auf dem Forum Sachsen digital allerdings nur "Eckpfeiler" der neuen Digitalstrategie 2030. Sie sprach nicht über graue Flecken bei Breitband und Hochladegeschwindigkeiten. In der vorigen Auflage der Digitalstrategie mit Stand 2019 steht noch, dass Sachsen an zwölfter Stelle im Bundesländervergleich bei schnellem Internet lag und dass unterversorgte Gebiete schnell in Förderprojekten berücksichtigt werden sollten. Mitte Oktober dieses Jahres war der Fördertopf des Bundes für "graue Flecken" mit langsamem Internet leer, sodass sich Kommunen bei ihren Ausbauplänen ausgebremst sahen.

Fröhlich mied auf der Digitalkonferenz das Thema Ausbau der Infrastruktur. Sie betonte stattdessen, dass an der neuen Strategie viele Akteure bis hin zu Verbraucherschützern und Gewerkschaften beteiligt werden, nicht nur Wirtschaftsvertreter. Es fielen die Schlagworte Nachhaltigkeit, Teilhabe und Resilienz. Digitalisierung sei eine Daueraufgabe, betonte die Staatssekretärin. Daher werde es zusätzlich zur Digitalstrategie einen Aktionsplan geben und künftig Monitoring und Beteiligungsprozesse.

Sachsen soll laut Fröhlich als "führender Digitalstandort in Europa" etabliert werden. Dazu müsse der Freistaat "internationaler Anziehungspunkt für hochqualifizierte Fachkräfte" werden. Das könne gelingen, wenn die vorhandenen Standortvorteile wie die Mikrochipbranche und das vorhandene digitale Ökosystem genutzt würden. Sachsens Digitalstrategie 2030 soll laut Fröhlich fünf Dimensionen beachten: Gesellschaft

  • Staat
  • Wirtschaft und Arbeit
  • Infrastruktur
  • Bildung, Wissenschaft und Forschung.

Verbraucherzentrale lobt deutschen Datenschutz

Frauke Greven, Leiterin der Digitalagentur Sachsen (Dias) nannte die Frage nach konkreten Inhalten der Strategie eine "Fangfrage". Noch werde die Digitalstrategie abgestimmt. Die Dias mit ihren 17 Mitarbeitern sei dabei Denkfabrik und Dienstleister. Sie nutze Online-Umfragen, einen Beirat, Workshops und Unternehmertreffen.

Zum Beirat gehört Andreas Eichhorst, Vorstand der Verbraucherzentrale Sachsen. Er wünscht sich schnelles Internet für jeden, auch für jede Schule, aber auf Grundlage geschützter Daten. Eichholz hob die Vorteile der Digitalisierung hervor: Sie bringe soziale Teilhabe und könne auch die medizinische Versorgung auf dem Lande verbessern.

Aus der Beratung wissen die Verbraucherschützer, dass viele Senioren Angst vor der Digitalisierung haben und Computer meiden. Lieber sollten sie die Chancen nutzen, riet Eichholz. Er sagte, beim Datenschutz habe Deutschland viel erreicht und werde im Silicon Valley beneidet. Angriffe über Spam, Hacking, Phishing gehören allerdings laut Eichhorst zu den großen Themen in der Beratung. Auch die Teilnehmer an der Dresdner Tagung machten bei einer Online-Abstimmung klar, dass dieses Thema sie beschäftigt.

Sächsischer Preis für simulierte Internet-Attacken

Dirk Röhrborn, Vorsitzender des Branchenverbands Silicon Saxony und Chef einer Softwarefirma, gehört ebenfalls dem zehnköpfigen Beirat "Digitale Wertschöpfung" an, der die Landesregierung berät. Er sagte, Sachsen engagiere sich stark bei der Förderung. Im Freistaat gebe es eine "fast unüberschaubare Landschaft von digitalen Playern". Auch Sachsens Handwerk sei in vielen Bereichen digital vorn dabei. Bei der Ausstellung zur Tagung am Mittwoch zeigte die Handwerkskammer Dresden einen Roboterarm aus ihrem Kompetenzzentrum Robotik im Handwerk.

In der Kategorie Gesellschaft beim Sächsischen Digitalpreis 2022 gewann ein Team um Professor Marius Brade (Mitte) von der FHD Fachhochschule Dresden.
In der Kategorie Gesellschaft beim Sächsischen Digitalpreis 2022 gewann ein Team um Professor Marius Brade (Mitte) von der FHD Fachhochschule Dresden. © David Pinzer

Der Sächsische Digitalpreis wurde auf dem Forum in mehreren Kategorien verliehen. Den ersten Preis in der Kategorie Gesellschaft bekam ein Team um den Medieninformatik-Professor Marius Brade von der FHD Fachhochschule Dresden. Ihr Projekt mit dem Elektrobildungszentrum Dresden macht die Ausbildung für Elektroniker attraktiver, indem sie die Jugendlichen per Datenbrille verschiedene Technikwelten erleben lassen. So lernen sie laut Brade virtuell Umgebungen kennen, die sich im Labor nicht nachbauen lassen. Auf einer Internetseite zum Preis sind Kurzfilme über neun Nominierte zum Sächsischen Digitalpreis 2022 zu finden, darunter die Sieger.

Preisträger in der Kategorie Wirtschaft beim Sächsischen Digitalpreis 2022: Der erste Preis geht an das Leipziger Unternehmen Increase Your Skills um Geschäftsführer Hannes Hartung (rechts).
Preisträger in der Kategorie Wirtschaft beim Sächsischen Digitalpreis 2022: Der erste Preis geht an das Leipziger Unternehmen Increase Your Skills um Geschäftsführer Hannes Hartung (rechts). © David Pinzer

Praxisnah arbeitet auch das Leipziger Unternehmen Leipziger Increase Your Skills GmbH, das den Preis in der Kategorie Wirtschaft bekam: Geschäftsführer Hannes Hartung legt es darauf an, Verwaltungsangestellte mit simulierten Internet-Attacken zu testen. Die Kommunen können ihre Mitarbeiter danach gezielt schulen. Hartung sagte, die "Schwachstelle Mensch" werde bei den meisten Cyberangriffen auf die öffentliche Verwaltung ausgenutzt.

Die Bundesregierung hatte vorige Woche beim Digital-Gipfel mit Kanzler Olaf Scholz (SPD) Defizite bei der Internet-Infrastruktur eingestanden. Ein Dateninstitut soll den Datenzugang erleichtern und der Politik Verbesserungsvorschläge machen.