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Zukunftszentrum Deutsche Einheit soll in Halle gebaut werden

Es war ein spannendes Rennen: Fünf Bewerbungen aus dem Osten gab es für den Ort des neuen Zukunftszentrums Deutsche Einheit. Jetzt hat eine Jury die Auswahl getroffen.

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Das geplante Zukunftszentrum soll in Halle/Saale errichtet werden.
Das geplante Zukunftszentrum soll in Halle/Saale errichtet werden. © Jan Woitas/dpa (Archiv)

Halle. Die Stadt Halle an der Saale in Sachsen-Anhalt soll Sitz des neuen Zukunftszentrums für Deutsche Einheit und Europäische Transformation werden. Die Empfehlung der Auswahljury gab die Vorsitzende Katrin Budde am Dienstagabend bekannt. Fünf Bewerbungen waren im Rennen gewesen. Neben Halle waren das Frankfurt (Oder), Eisenach, Jena sowie das Duo Leipzig und Plauen. Die Stadt Halle reagierte begeistert, die Konkurrenz hingegen enttäuscht.

Das Zukunftszentrum soll die Leistungen der deutschen Vereinigung würdigen und die Erfahrungen daraus für künftige Umbrüche und Krisen nutzbar machen. Es soll Begegnungs- und Forschungsstelle zugleich sein. Für die Universitätsstadt Halle mit ihren 240.000 Einwohnern bedeutet die Auswahl nicht nur Prestige, sondern eine Millioneninvestition.

Nach einem Architekturwettbewerb soll bis 2028 ein "Gebäude mit einer herausgehobenen modernen Architektur" für bis zu 200 Millionen Euro gebaut werden. Für den Betrieb sind 40 Millionen Euro im Jahr vorgesehen. Bis zu eine Million Menschen soll das Zentrum jedes Jahr anziehen. Für den Ostbeauftragten Carsten Schneider ist es "eines der wichtigsten Projekte für die Festigung der Deutschen Einheit und des Zusammenhalts in Europa". Es ist nach Angaben der Stadt Frankfurt (Oder) das größte Bauprojekt der Bundesregierung im laufenden Jahrzehnt.

Die SPD-Bundestagsabgeordnete Budde erklärte nach stundenlangen Beratungen der Jury nur: "Die Jury hat mehrheitlich entschieden, Halle/Saale als Standort für das "Zukunftszentrum Deutsche Einheit und Europäische Transformation" vorzuschlagen." Einzelheiten und eine Begründung sollen bei einer Pressekonferenz am Mittwochnachmittag folgen. Die Bundesregierung will sich nach der Standortempfehlung der Jury richten.

Ministerpräsident Haselhoff erfreut über Entscheidung

Halle hatte in seiner Bewerbung vor allem als Wissenschaftsstandort für sich geworben, hat doch die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina dort ihren Sitz. Da gebe es einen thematischen Bezug zu den Inhalten des Zukunftszentrums, betonte man in Halle. Hinzu komme die Vielfalt der Kultureinrichtungen. Beides - Wissenschaft und Kultur - soll vernetzt werden. Unterstrichen hatte die Stadt auch die zentrale Lage in Mitteleuropa und die Nähe zu den Flughäfen Leipzig und Berlin.

Mit diesen Argumenten setzte sich die Stadt bereits im eigenen Bundesland gegen Magdeburg, Dessau-Roßlau und Wittenberg durch. Die Bewerbung hatte auch die Rückendeckung von Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU). Haseloff reagierte erfreut. "Halle ist ein idealer Ort für dieses Zentrum", erklärte er auf Twitter.

Halles Bürgermeister Egbert Geier (SPD) zeigte sich euphorisch: "Das ist eine großartige, um nicht zu sagen: einmalige Nachricht für unsere Stadt, die Region und das Land Sachsen-Anhalt", erklärte er. "Unser monatelanger, unermüdlicher Einsatz ist von Erfolg gekrönt." Der Bürgermeister dankte allen Unterstützerinnen und Unterstützern in der Stadt, der Region, im Land und im Bund. Dieser Erfolg sei eine Teamleistung über alle Ebenen hinweg, sagte Geier.

Der Frankfurter Oberbürgermeister René Wilke gratulierte Halle, zeigte sich aber auch enttäuscht: "Für unsere Stadt ist es eine unverdiente Niederlage", schrieb Wilke auf Facebook. Dennoch habe der Bewerbungsprozess die Stadtgesellschaft gestärkt und biete eine gute Basis, die Stadt der Brückenbauer gemeinsam weiter voranzubringen.

Der Auswahlprozess des Standorts zog sich über Monate hin. Die Jury hatte alle Bewerberstädte besucht und die jeweiligen Konzepte kritisch hinterfragt. Dem Gremium gehörten unter anderen auch die frühere Stasi-Beauftragte Marianne Birthler, der ehemalige Bundesminister Thomas de Maizière, Brandenburgs ehemaliger Ministerpräsident Matthias Platzeck und die frühere FDP-Vize Cornelia Pieper an.

Wie das Zentrum einmal arbeiten wird, ist bisher wenig greifbar. Die Bundesregierung formulierte den Auftrag so: "Hier sollen die Bedingungen für eine Transformation von Wirtschaft und Gesellschaften erforscht und Lebensleistungen gewürdigt werden." Das Zentrum werde Raum bieten für Kultur, Dialog und lebendige Diskussionen. Die Idee geht zurück auf eine Empfehlung der Kommission "30 Jahre Friedliche Revolution und Deutsche Einheit", an der Platzeck ebenfalls federführend beteiligt war. (dpa)