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Schottland will raus aus dem Königreich

Eine Mehrheit der Bevölkerung spricht sich einer Umfrage zufolge für die Loslösung des Landes von Großbritannien aus.

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Ein Junge in Edinburgh hält eine schottische Flagge mit der Aufschrift «Yes» in den Händen. Das Land will ein neues Referendum über die Unabhängigkeit erreichen.
Ein Junge in Edinburgh hält eine schottische Flagge mit der Aufschrift «Yes» in den Händen. Das Land will ein neues Referendum über die Unabhängigkeit erreichen. © Graham Stuart/EPA/dpa

Edinburgh/Berlin. Die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon wirbt zum EU-Gipfel um europäische Unterstützung für die Unabhängigkeit Schottlands vom Vereinigten Königreich. "Die schottische Regierung glaubt, dass die beste Zukunft für unser Land als unabhängige Nation innerhalb der EU liegt", schreibt Sturgeon in einem Gastbeitrag für die "Welt" (Donnerstag). Nach einer neuen Umfrage ist der Wunsch der Schotten nach Unabhängigkeit gestiegen.

Die EU-Staats- und Regierungschefs beraten über die künftigen Beziehungen zu Großbritannien auf ihrem zweitägigen Treffen in Brüssel. Die Verhandlungen mit London über einen Handelspakt nach der Brexit-Übergangsphase kommen seit Monaten kaum voran.

58 Prozent der Schotten würden jetzt für eine Loslösung vom Königreich stimmen und 42 Prozent dagegen, wie eine am Donnerstag veröffentlichte Umfrage des Unternehmens Ipsos Mori ergab. Das sei der höchste Wert seit Beginn der Statistiken. Viele Schotten sorgen sich nicht nur wegen der Brexit-Folgen, sondern kritisieren auch das Krisenmanagement von Premier Boris Johnson in der Corona-Pandemie.

Sturgeon bezeichnete den Austritt Großbritanniens aus der EU als "verantwortungslos", "töricht" und "schädlich für die Wirtschaft". Gerade weil die britische Regierung entschlossen sei, "Konsens und Solidarität den Rücken zu kehren, braucht Schottland einen alternativen Weg nach vorn." Ende des Jahres läuft die Brexit-Übergangszeit ab. 

Nicola Sturgeon, Premierministerin von Schottland
Nicola Sturgeon, Premierministerin von Schottland © Jane Barlow/PA Wire/dpa

"Schottland und der Rest des Vereinigten Königreiches werden dann den EU-Binnenmarkt verlassen - entweder ohne Handelsabkommen oder mit einem Abkommen, das im Vergleich zu unserer bisherigen Binnenmarkt-Mitgliedschaft sehr schlecht ist." Das bedeute Gefahr für Arbeitsplätze, Investitionen und Lebensstandard.

Beim Brexit-Referendum 2016 stimmte eine knappe Mehrheit der Briten für den EU-Austritt, die Schotten votierten mit 62 Prozent dagegen. Im September hatte die schottische Regierung erklärt, dass sie ein neues Unabhängigkeitsreferendum auf den Weg bringen will. Bei der schottischen Parlamentswahl im Mai 2021 will sich Sturgeon dafür stark machen, dass Schottland ein unabhängiges Land wird.

Für ein neues Referendum benötigt sie die Zustimmung Londons. Für Johnson wurde die Frage jedoch schon beim ersten Referendum 2014 geklärt. Damals hatten sich rund 55 Prozent der Schotten gegen eine Abspaltung vom Königreich ausgesprochen. Sturgeon argumentiert jedoch, die Umstände hätten sich durch den Brexit geändert. (dpa)