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Brexit: Tschechien gewinnt an Bedeutung

Bald läuft die Übergangsphase aus - und der Handel der EU mit Großbritannien ist nicht geklärt. Für Sachsen rückt ein anderes Land in den Fokus.

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Prag im Winter: Tschechien könnte bald Sachsens zweitwichtigster Handelspartner sein.
Prag im Winter: Tschechien könnte bald Sachsens zweitwichtigster Handelspartner sein. © Archivbild: Petr David Josek/AP/dpa

Dresden. Tschechien gewinnt als Exportland für Sachsen nach Angaben der Wirtschaft zunehmend an Bedeutung. Erstmals könnte das Nachbarland Großbritannien in diesem Jahr auf dem dritten Platz ablösen, schätzt die Vereinigung der Sächsischen Wirtschaft (VSW). Damit rückt der sächsische Nachbar einen Platz weiter nach oben in der Rangliste der wichtigsten Exportzielländer.

Grund sei vor allem der starke Exportrückgang nach Großbritannien, hieß es. Vor allem Autos, Maschinen und Metallprodukte verkauft Sachsen in das Nachbarland. Zwar gingen die Exporte zwischen Januar und September um sechs Prozent zurück - allerdings weniger stark als die gesamten Ausfuhren (-14 Prozent). 2019 wurden Waren im Wert von mehr als zwei Milliarden Euro nach Tschechien exportiert - 40 Milliarden Euro waren es insgesamt.

Zwei von fünf Arbeitsplätzen vom Export abhängig

Hingegen sind die Exporte nach Großbritannien den Angaben zufolge deutlich eingebrochen - in den ersten neun Monaten des Jahres um 21 Prozent. Ende Dezember läuft die Übergangsphase aus – und die zukünftigen Handelsbeziehungen der EU mit dem Königreich waren bisher noch nicht geklärt. Ohne ein entsprechendes Abkommen zwischen der EU und Großbritannien drohen etwa neue Zölle. Seit 2012 rangierte Großbritannien bisher als Sachsens drittwichtigstes Exportland - nach China und den USA.

Laut VSW sind in Sachsen zwei von fünf Industriearbeitsplätzen direkt vom Export abhängig. "Deshalb sind die Risiken von Handelsstreitigkeiten auch entsprechend groß für unsere Wirtschaft", so eine Sprecherin. Gerade in Zeiten, in denen die Unternehmen mit den Auswirkungen der Corona-Krise, Strukturwandel und einem Wirtschaftseinbruch kämpften, hätte ein No-Deal-Brexit einschneidende wirtschaftliche Folgen. Deshalb müsse eine enge wirtschaftliche Bindung der EU an Großbritannien angestrebt werden.

Zusammenarbeit mit Nachbarn gestärkt

Diese Einschätzung teilt auch Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD). "Wir helfen Firmen, die auf Grund des Brexits einen neuen Standort in der EU suchen oder die sich generell in Europa neu niederlassen wollen, gern mit allen Mitteln, die uns über Förderprogramme und unsere Wirtschaftsförderung zur Verfügung stehen."

Dulig verwies darauf, dass Sachsen in den vergangenen Jahren seine Zusammenarbeit mit den direkten Nachbarn gestärkt habe. Tschechien und Polen, aber auch die Niederlande, Österreich und die Schweiz spielten für Deutschland und Sachsen eine zunehmend wichtigere Rolle. Man erlebe handelsmäßig eine Neusortierung der Welt. "Die Devise heißt: Europa stärken und zusammenarbeiten." (dpa)