Politik
Merken

Nordiren spüren den Brexit im Supermarkt

Nach dem Brexit gelten für das zum Vereinigten Königreich gehörende Nordirland spezielle Regeln. Zoll- und Zertifikatskontrollen sind fällig.

 3 Min.
Teilen
Folgen
Nach dem Brexit gelten für das zum Vereinigten Königreich gehörende Nordirland spezielle Regeln, die im sogenannten Nordirland-Protokoll festgehalten sind.
Nach dem Brexit gelten für das zum Vereinigten Königreich gehörende Nordirland spezielle Regeln, die im sogenannten Nordirland-Protokoll festgehalten sind. © PA Wire

Belfast. In Nordirland bekommen Verbraucher den Brexit wenige Tage nach dem Ende der Übergangsphase bereits im Supermarkt zu spüren. "Die Menschen hier beschweren sich über leere Regale in den Supermärkten", sagte die nordirische Konfliktforscherin und Brexit-Expertin Katy Hayward von der Queen's University Belfast der Deutschen Presse-Agentur.

Insbesondere bei frischen Produkten komme es zu Störungen der Lieferketten. Unternehmen seien unsicher, welche Formulare bei der Einfuhr notwendig sind. "Viele merken, dass sie nicht vorbereitet sind", so Hayward. Das sei nicht überraschend - normalerweise brauche es Jahre, um solche aufwendigen Veränderungen umzusetzen. Viele Firmen verschieben daher ihre Fahrten, was sich bei frischen Produkten als erstes bemerkbar macht.

Nach dem Brexit gelten für das zum Vereinigten Königreich gehörende Nordirland spezielle Regeln, die im sogenannten Nordirland-Protokoll festgehalten sind. Damit wird eine harte EU-Außengrenze zwischen Irland und Nordirland vermieden, da durch eine solche das Aufflammen alter Konflikte zwischen den Landesteilen befürchtet wird. Nordirland ist damit enger an die EU gebunden und folgt weiter den Regeln des EU-Binnenmarkts. Bei der Einfuhr von Waren aus Großbritannien nach Nordirland sind daher seit dem 1. Januar Zoll- und Zertifikatskontrollen fällig. Die entsprechenden Vorgaben sind jedoch erst knapp vor dem Jahreswechsel veröffentlicht worden.

Verzögerungen bei Einfuhr von Produkten

Mark Simmonds vom Hafenverband British Ports Association hat bislang kein Chaos an der irischen Seegrenze zu beklagen, rechnet aber damit, dass das nicht so bleiben wird. "Einige Häfen haben Lastwagen zurückgeschickt. Aber die meisten Fernfahrer waren bislang vorbereitet. Die Sorge ist, dass das nicht so bleiben wird, wenn die Mengen zunehmen", sagte Simmonds der dpa. Auch er berichtet, dass in der ersten Januarwoche vergleichsweise wenig Fracht die Häfen passiert hat. Pro Lastwagen veranschlagt der Verbandschef in diesem Fall rund fünf Minuten - wenn die Fahrer vorbereitet seien. "Aber selbst ein paar Minuten machen einen Unterschied."

Auch der Handelsverband Northern Ireland Retail Consortium bestätigte, Unternehmen hätten Lieferungen nach Nordirland vorübergehend ausgesetzt. Von der Supermarktkette Tesco hieß es auf Anfrage, es gebe bei den Einfuhren einiger Produkte nach Nordirland Verzögerungen. "Aber wir arbeiten mit unseren Zuliefern zusammen, um diese (Produkte) so schnell wie möglich wieder in die Regale zu bekommen und Kunden, wo wir können, Alternativen anzubieten", sagte eine Sprecherin.

Nordirland-Minister Brandon Lewis zeigte sich im BBC-Interview zuversichtlich, die Waren würden "bald wieder fließen wie in 2020". Katy Hayward meint hingegen: "Ich denke nicht, dass sich die Dinge schnell bessern werden." Die Spannungen im Land nähmen merklich zu. (dpa)