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Sachsen und die bedrohte Pressefreiheit

In Sachsen gibt es die meisten Angriffe auf Journalisten. Doch auch andere Entwicklungen sind fatal. Ein Kommentar zum Tag der Pressefreiheit.

Von Marcus Thielking
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Die Pressefreiheit wird nicht nur durch aggressive Demonstranten bedroht, meint Sächsische.de-Redakteur Marcus Thielking.
Die Pressefreiheit wird nicht nur durch aggressive Demonstranten bedroht, meint Sächsische.de-Redakteur Marcus Thielking. © imago

Auf den ersten Blick scheint die Weltkarte der Pressefreiheit eindeutig: Russland, China, Nordkorea und viele arabische Länder rot und dunkelrot, Europa und Nordamerika gelb – und die skandinavischen Musterländer wie so oft grün leuchtend. So sieht der jährliche Bericht der Organisation „Reporter ohne Grenzen“ aus. Spannend wird es, wenn man sich die Statistiken genauer anschaut.

Pressefreiheit wird nämlich nicht nur durch staatliche Zensur und Unterdrückung bedroht, wie es in Diktaturen der Fall ist. Auch in Demokratien verschärfen sich Entwicklungen, die unabhängigen Journalismus gefährden. In Deutschland – zumal in Sachsen – sind das vor allem die sich häufenden Angriffe auf Reporterinnen und Reporter.

Gerade bei rechtsextrem unterwanderten Demonstrationen kommt es vor, dass sie geschubst, getreten, geschlagen, bespuckt, gewürgt oder mit Glasflaschen beworfen werden. Zwei Drittel dieser Vorfälle wurden in Ostdeutschland registriert, die meisten in Sachsen. So schneidet Deutschland auf der Weltkarte peinlich schlecht ab.

Propaganda und Fakenews auf dem Vormarsch

Doch nicht nur aggressive Anfeindungen beeinträchtigen die Pressefreiheit. Eine weniger sichtbare, aber ebenso fatale Entwicklung ist die Gratismentalität gegenüber journalistischen Angeboten. Diese ist auch in Kreisen, die sich selbst für gebildet und demokratisch halten, weit verbreitet: Warum Geld zahlen, wenn es doch alle Informationen kostenlos im Internet gibt? Dass sich auf diese Weise unabhängiger Qualitätsjournalismus auf Dauer nicht trägt, wissen die meisten, verdrängen es aber schulterzuckend.

Auch dieses Verhalten höhlt die Pressefreiheit bedenklich aus. Dadurch sind Anbieter von Propaganda und Fakenews auf dem Vormarsch, während unabhängige Redaktionen massiv zum Sparen und Stellenabbau gezwungen sind. Umso skandalöser ist die Geldverschwendung bei öffentlich-rechtlichen Anstalten.

Die Geschichte der Pressefreiheit lehrt aber auch: Gegen alle wirtschaftlichen und politischen Widrigkeiten hat sie sich immer wieder behauptet, auch weil mutige Menschen in aller Welt sogar ihr Leben dafür riskieren. So schnell ist die Freiheit der Presse nicht totzukriegen.