Eskalation in Afghanistan - das Wichtigste in Kürze:
- Taliban bilden Übergangsregierung
- US-Streitkräfte haben Afghanistan-Einsatz nach 20 Jahren beendet
- Bundeswehr hat deutschen Soldaten, Diplomaten und Polizisten ausgeflogen
- Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer erwägt persönliche Konsequenzen
- Meinung: Afghanistan braucht Hilfe, kein Militär
- Afghanische Ortskraft in Sachsen: "Ich habe Angst um meine Schwestern"
- Erste Proteste gegen Taliban-Herrschaft
12.06 Uhr: AfD wegen Abschiebungen für Anerkennung der Taliban-Regierung
Der AfD-Vorsitzende Tino Chrupalla hat sich dafür ausgesprochen, die neue Taliban-Regierung in Afghanistan anzuerkennen und die deutsche Botschaft in Kabul wieder zu öffnen. "Die neue Bundesregierung muss so schnell wie möglich die afghanische Regierung anerkennen, damit wir ausreisepflichtige Zuwanderer nach Afghanistan abschieben können", sagte Chrupalla am Donnerstag. Diplomatische Beziehungen dürften "nicht davon abhängig gemacht werden, ob man die Weltanschauung eines Landes teilt".
Der Nachfolger von Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) dürfe dessen "Fehler nicht wiederholen und muss eine souveräne Außenpolitik betreiben", sagte Chrupalla, der gemeinsam mit der Vorsitzenden der AfD-Bundestagsfraktion das Spitzenteam seiner Partei für die Bundestagswahl bildet. Die deutsche Botschaft in Kabul dürfe keinesfalls sieben Jahre lang unbesetzt bleiben wie die Botschaft in Libyen.
Die militant-islamistischen Taliban hatten am Dienstag 33 Regierungsmitglieder vorgestellt, darunter keine einzige Frau und niemand aus einer anderen politischen Gruppierung. Maas sagte am Mittwoch zu einer möglichen Anerkennung der Taliban-Übergangsregierung: "Um die wird es nicht gehen, die sehe ich auch nicht im Moment." Maas war am Donnerstag nach Tripolis gereist, um die deutsche Vertretung in der libyschen Hauptstadt zu eröffnen. Die deutschen Diplomaten hatten das nordafrikanische Land vor sieben Jahren wegen des Bürgerkriegs verlassen.
Donnerstag, 9.9., 10 Uhr: Verbände fordern Aufnahme von Flüchtlingen aus Afghanistan
Zwölf sächsische Verbände und Initiativen haben die Regierung des Freistaates aufgefordert, sich beim Bund für ein Aufnahmeprogramm für afghanische Flüchtlinge einzusetzen. Zudem sollte Sachsen seine Kapazitäten nutzen, um möglichst vielen Menschen Schutz zu bieten, hieß es in einem am Donnerstag veröffentlichten Offenen Brief. Die Sicherheitslage in Afghanistan sei angespannt.
"Die bisherigen Hilfsaktivitäten des Bundes richten sich hauptsächlich an Personen, die beispielsweise für die Bundeswehr oder Regierungsorganisationen tätig waren", begründeten die Unterzeichner des Briefes ihr Ansinnen. Darüber würden jedoch jene vergessen, die nicht in das Weltbild der Taliban passen und demnach großer Gefahr ausgesetzt sind."
Diesen Menschen müsse der Bund unbürokratisch Ausreiseangebote machen. Zudem sollte Sachsen klar sagen, wie viele Menschen über den üblichen Verteilungsschlüssel hinaus hierzulande aufgenommen werden, hieß es weiter. Kapazitäten seien vorhanden - auch weil die Zuwanderung in den vergangenen Jahren stark zurückging. Die Unterzeichner gehen von mindestens 8000 Menschen zusätzlich aus.
Der Brief ist unter anderem von der Arbeiterwohlfahrt, dem Deutschen Kinderschutzbund, der Diakonie, der Initiative Herz statt Hetze und dem Paritätischen Wohlfahrtsverband unterzeichnet.
12.00 Uhr: USA besorgt über Übergangsregierung in Afghanistan
Die USA haben Besorgnis über die Übergangsregierung der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan ausgedrückt. Auf der Liste der Kabinettsmitglieder stünden "ausschließlich Personen, die Mitglieder der Taliban oder ihrer enger Verbündeter sind und keine Frauen", erklärte ein Sprecher des Außenministeriums laut Medienberichten vom Dienstag (Ortszeit). "Wir haben unsere Erwartung klar geäußert, dass das afghanische Volk eine inklusive Regierung verdient", zitierten die "Washington Post" und andere Medien den Sprecher weiter.
Zudem gäben die Verbindungen und die Vergangenheit einiger Personen der Übergangsregierung Anlass zur Sorge, hieß es ferner. So wurde etwa Siradschuddin Hakkani, der dritte Vizechef der Taliban und Chef des berüchtigten Hakkani-Netzwerkes, zum Innenminister ernannt. Das Hakkani-Netzwerk wird für einige der grausamsten Anschläge in Afghanistan verantwortlich gemacht. Die USA suchen den etwa Mitte-40-jährigen Hakkani mit einem siebenstelligen Kopfgeld.
Die militant-islamistischen Taliban hatten nach ihrer gewaltsamen Machtübernahme vor rund drei Wochen am Dienstag ihre Übergangsregierung vorgestellt und 33 Kabinettsmitglieder bekanntgegeben.
Mittwoch, 8.9., 9.45 Uhr: Wiederholt sich mit diesem Übergangskabinett die Geschichte?
In Afghanistan haben die militant-islamistischen Taliban rund drei Wochen nach ihrer gewaltsamen Machtübernahme eine Übergangsregierung vorgestellt. Sie überraschten dabei mit dem wenig bekannten Mullah Mohammed Hassan Achund als Regierungschef. Der von vielen Beobachtern für dieses Amt vermutete Mullah Abdul Ghani Baradar, der zuletzt das Gesicht der Taliban nach außen war und der etwa das Abkommen mit den USA unter anderem über einen Truppenabzug für die Islamisten unterzeichnet hatte, wird Achunds Stellvertreter. Ein Blick auf das, was das Land nun erwartet:
- Übergangsregierung der Taliban: Was Afghanistan nun erwartet
Dienstag, 17.57 Uhr: Taliban geben Übergangskabinett in Afghanistan bekannt
Die militant-islamistischen Taliban haben einen Teil ihrer Übergangsregierung in Afghanistan bekanntgegeben. Demnach wird der wenig bekannte Mullah Mohammed Hassan Achund amtierender Vorsitzender der Minister, was einem Premierminister gleichkommt. Das erklärte der Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Kabul.
Achund ist eins der Gründungsmitglieder der Taliban, war zuletzt in ihrem Führungsrat, der Rahbari Schura, und gilt als enger Vertrauter des Taliban-Führers Haibatullah Achundsada. Der aus Kandahar stammende Achund hielt bereits während der ersten Taliban-Herrschaft wichtige Posten und gilt als gemäßigt.
Mudschahid sagte, man habe sich darauf geeinigt, ein Übergangskabinett zu ernennen und bekanntzugeben, "um die notwendigen Regierungsarbeiten durchführen zu können".
Zu einem von zwei Stellvertretern Achunds wurde Mullah Abdul Ghani Baradar ernannt, der bisherige Vizechef der Taliban, der 2020 für die Taliban das Abkommen mit den USA unter anderem über ein Ende des US-geführten Militäreinsatzes in Afghanistan unterzeichnet hatte. Zweiter Stellvertreter ist Maulawi Abdul Salam Hanafi, der zuletzt im politischen Büro der Taliban in Doha tätig war.
Die beiden bisherigen Taliban-Vizechefs Mullah Jakub und Siradschuddin Hakkani werden Verteidigungsminister beziehungsweise Innenminister.
Insgesamt besetzten die Taliban 33 Posten. Die Ernennung der verbleibenden Führungspositionen von Ministerien und Institutionen werde man nach "langer Überlegung" sukzessive bekanntgeben, sagte Mudschahid.
Dienstag, 7.9., 12.30 Uhr: Hunderte Menschen protestieren in afghanischer Hauptstadt Kabul
In der afghanischen Hauptstadt Kabul sind Proteste ausgebrochen. Hunderte Männer und Frauen zogen durch die Innenstadt und riefen gegen das Nachbarland Pakistan gerichtete Sprechchöre, wie auf Fernsehbildern zu sehen war. Sicherheitskräfte der militant-islamistischen Taliban versuchten, die Demonstranten zu kontrollieren. Die Demonstranten hielten Schilder, auf denen «Pakistan - Pakistan - raus aus Afghanistan» oder "Freiheit" stand.
Einem BBC-Reporter zufolge behaupteten die Demonstranten, Pakistan habe den Taliban bei ihrer Eroberung der Provinz Pandschir geholfen, die am Montag nach tagelangen Gefechten an die Islamisten gefallen war. Viele erwähnten zudem den Besuch des Chefs des pakistanischen Geheimdienstes ISI, Faeez Hamid, der sich Sonntag und Montag mit der Taliban-Führung in Kabul traf.
Viele Afghanen, auch bisherige Regierungsvertreter, äußern die Überzeugung, dass Pakistan die Taliban unterstützt und ihnen bei ihrer jüngsten Militärkampagne geholfen hat, mit der sie das Land gewaltsam übernommen haben. Islamabad bestreitet dies.
In einem auf Twitter geteilten Video des Protests sagt ein Mann: "Das ist Kabul, Männer und Frauen sind auf den Straßen und skandieren gegen Pakistan und gegen die Taliban". Erneut sind "Freiheit"-Rufe zu hören.
Diese sind wohl ein Hinweis auf die Unterstützung für Achmad Massud, der die bewaffnete Nationale Widerstandsfront in Pandschir anführte und sich seit der gewaltsamen Übernahme der Provinz durch die Taliban versteckt hält. Er hatte am Montag in einer Audiobotschaft alle Afghanen zu einem nationalen Aufstand aufgerufen und kurz darauf nur das Wort "Freiheit" getwittert.
Der lokale TV-Sender ToloNews teilte auf Twitter mit, die Taliban hätten einen TOLOnews-Kameramann festgenommen und seine Kamera beschlagnahmt. Ein ausländischer Journalist twitterte ein Video, auf dem Taliban in die Luft schießen, um Demonstranten zu vertreiben.
7.05 Uhr: Außen- und Verteidigungsminister tagen zu Afghanistan
Die Außen- und Verteidigungsminister der EU-Staaten beraten an diesem Donnerstag bei Treffen in Slowenien über den Umgang mit den Entwicklungen in Afghanistan. Thema der Beratungen der Außenminister wird unter anderem sein, wie mit den neuen Taliban-Machthabern umgegangen werden soll und wie nach dem internationalen Truppenabzug weiter Unterstützung für hilfsbedürftige Menschen geleistet werden kann. Für die Verteidigungsminister stellt sich unterdessen die Frage, welche militärischen Lehren aus den Entwicklungen zu ziehen sind.
Aus Sicht des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell zeigen die Ereignisse unter anderem, dass die Europäische Union eine eigene schnelle militärische Eingreiftruppe braucht. Eine solche Einheit hätte demnach zum Beispiel genutzt werden können, um nach dem Abzug der USA einen Weiterbetrieb des Flughafens in Kabul für Evakuierungsflüge abzusichern.
Weitere Themen der getrennt organisierten Gespräche dürfte unter anderem die Versuche von Belarus sein, Migration als Waffe gegen die EU einzusetzen. Bei den Verteidigungsministern soll es zudem um den geplanten strategischen Kompass und die laufenden EU-Einsätze in Ländern wie Mali gehen.
Für Deutschland werden Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) und Außenminister Heiko Maas (SPD) zu den Gesprächen erwartet. Sie finden in Slowenien statt, weil das Land derzeit den rotierenden EU-Ratsvorsitz innehat.
Donnerstag, 5.25 Uhr: Afghanischer Ex-Minister arbeitet in Leipzig als Essenslieferant
Pizza vom Minister? Der frühere afghanische Kommunikationsminister Syed Ahmad Shah Sadaat lebt seit Ende 2020 in Leipzig und arbeitet dort als Kurier für einen Essenslieferanten. Seine Geschichte, die wie ein umgekehrtes Märchen anmutet, geht zurzeit um die Welt.
Laut eigenen Angaben hat Sadaat zwar neben der afghanischen auch die britische Staatsbürgerschaft. Er studierte demnach in Oxford und wurde nach vielen Jahren als Experte in der Telekommunikationsbranche Teil der afghanischen Regierung unter dem inzwischen geflohenen Präsidenten Aschraf Ghani. 2018 sei er nach zwei Jahren auf Druck des engen Zirkels um Ghani zurückgetreten, sagte Sadaat. Er kam 2020 laut eigenen Angaben nach Deutschland, um hier in der Telekommunikationsbranche zu arbeiten.
"Ich hatte mehrere Vorstellungsgespräche mit Unternehmen meiner alten Branche. Man hat mir aber immer gesagt, dass ich für eine Anstellung Deutsch sprechen muss", sagte Sadaat. Er lernt zurzeit Deutsch und träumt von einer Anstellung bei der Telekom oder bei der deutschen Regierung - als Berater für die weitere Afghanistan-Strategie.
21.09 Uhr: UN: Nahrung für Afghanistan wird Ende September knapp
Die Vereinten Nationen warnen vor dem Versiegen von Nahrungsmittelhilfen für Millionen notleidende Afghanen. "Bis Ende September werden die Vorräte, die das Welternährungsprogramm im Land hat, aufgebraucht sein", sagte der stellvertretende UN-Sonderbeauftragte für Afghanistan, Ramiz Alakbarov, am Mittwoch. Er betonte, dass die humanitäre Hilfe nicht mit den nötigen finanziellen Mitteln der Mitgliedsstaaten ausgestattet ist - es würden akut mindestens 200 Millionen US-Dollar benötigt.
Die Vereinten Nationen versuchen, im gesamten Land etwa 18 Millionen Notleidende mit Hilfsgütern zu versorgen - momentan könnten aber nur etwa neun Millionen Menschen erreicht werden. Alakbarov berichtete, dass auch nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban Hilfslieferungen nach Afghanistan möglich seien. «Wir waren in der Lage, über Grenzübergange von Pakistan aus 600 Tonnen Nahrung mit Trucks zu liefern», sagte er. Auch Lieferungen auf dem Luftweg nach Masar-i-Scharif seien möglich.
13.44 Uhr: Biden droht: "Wir sind mit euch noch nicht fertig"
Nach dem Ende des internationalen Militäreinsatzes in Afghanistan hat US-Präsident Joe Biden seine umstrittene Abzugsentscheidung vehement verteidigt. "Es war an der Zeit, diesen Krieg zu beenden", sagte Biden am Dienstag im Weißen Haus. Die Alternative wäre gewesen, Zehntausende weitere Soldaten in das Land zu schicken und den Konflikt zu eskalieren, argumentierte er. Mit dem Abzug der letzten US-Soldaten vom Flughafen Kabul war in der Nacht zu Dienstag der internationale Afghanistan-Einsatz nach fast 20 Jahren zu Ende gegangen.
Biden kündigte Konsequenzen für künftige militärische Einsätze an. "Wir müssen aus unseren Fehlern lernen", sagte er. "Es geht darum, eine Ära großer Militäroperationen zur Umgestaltung anderer Länder zu beenden." Künftige Einsätze müssten klare, erreichbare Ziele haben. Sie müssten sich außerdem "auf das grundlegende nationale Sicherheitsinteresse" der USA konzentrieren.
Der Präsident versprach außerdem, die USA würden auch nach dem Abzug aus Afghanistan weiter gegen den örtlichen Ableger der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) vorgehen. Er drohte der Gruppe, die sich zum jüngsten verheerenden Anschlag am Flughafen in Kabul bekannt hatte: "Wir sind mit euch noch nicht fertig." Bei der Attacke waren kurz vor dem Einsatzende Dutzende Afghanen und 13 US-Soldaten umgekommen.
10.20 Uhr: Warten auf Taliban-Regierung in Afghanistan - Gefechte mit Widerstand
Nach dem US-Truppenabzug aus Afghanistan lassen die militant-islamistischen Taliban mit einer Regierungsbildung weiter auf sich warten. Es gebe noch keine exakten Informationen über den Zeitpunkt, sagte Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch. Auch ob Talibanführer Haibatullah Achundsada erstmals nach der Machtübernahme der Islamisten öffentlich auftreten werde, ließ er offen. "Wir warten", so Mudschahid.
Unterdessen lieferten sich in der Nacht Widerstandskämpfer nahe dem Pandschirtal nach Angaben der Taliban erneut Gefechte mit den Islamisten. Die Provinz Pandschir ist die einzige von 34 Provinzen des Landes, die nach den Eroberungen der Taliban noch nicht unter Kontrolle der Islamisten steht. Verhandlungen hätten bisher keine "positiven Ergebnisse" gezeigt, sagte Mudschahid.
6.36 Uhr: Viele Afghanen wollen laut Experten fliehen – aber anders als 2015
Angesichts der humanitären Notlage in Afghanistan rechnet der Migrationsexperte Gerald Knaus schon bald mit sehr vielen Menschen, die ins Ausland fliehen wollen - aber mit keiner massenhaften Einreise von Migranten nach Europa so wie 2015. Die dafür wichtigste Grenze zwischen dem Iran und der Türkei sei heute „mit Mauern, Drohnen und Zehntausenden Soldaten hart abgeriegelt“, sagte er der Düsseldorfer „Rheinischen Post“. „Was es ganz sicher nicht geben wird, ist eine größere irreguläre Migration wie 2015 bis in die Europäische Union.“
Knaus ist der Leiter der Denkfabrik Europäische Stabilitätsinitiative (ESI), die den Plan für die Rücknahmevereinbarung mit der Türkei zu syrischen Flüchtlingen entwickelt hatte. Er sagte aber: „Man muss sicher damit rechnen, dass es in naher Zukunft sehr viele Menschen in Afghanistan geben wird, die fliehen müssen.“ Das sei aus Angst vor den militant-islamistischen Taliban der Fall, wegen der humanitären Situation und der Unsicherheit über die Dauer des Konflikts. Die entscheidende Frage sei, ob eien Flucht möglich sei. Dies hänge von den Nachbarstaaten ab. „Wenn Pakistan und der Iran ihre Grenzen mit Gewalt schließen, so wie das heute alle Nachbarländer Syriens tun, dann wird es nicht vielen Menschen gelingen, herauszukommen.“
Er erklärte: „Die Gefahr ist nicht, dass zu viele Menschen irregulär nach Europa kommen. Die Gefahr ist nach wie vor, dass auch viele Menschen, denen wir Schutz bieten wollen, denen wir die Einreise nach Deutschland versprochen haben, nicht rauskommen.“
5.52 Uhr: UN-Generalsekretär warnt vor humanitärer Katastrophe in Afghanistan
UN-Generalsekretär António Guterres hat nach dem Abzug der letzten US-Soldaten aus Afghanistan und dem Ende der Evakuierungsaktion vor dem völligen Zusammenbruch der Grundversorgung in dem Land gewarnt. "Eine humanitäre Katastrophe bahnt sich an", sagte Guterres am Dienstagabend in New York. Die Menschen verlören jeden Tag den Zugang zu elementaren Gütern und Dienstleistungen. "Fast die Hälfte der Bevölkerung Afghanistans - 18 Millionen Menschen - sind auf humanitäre Hilfe angewiesen, um zu überleben. Jeder dritte Afghane weiß nicht, woher seine nächste Mahlzeit kommen wird. Mehr als die Hälfte aller Kinder unter fünf Jahren wird im nächsten Jahr voraussichtlich akut unterernährt sein."
Guterres sagte, alle Mitgliedstaaten seien aufgefordert, "sich für die Menschen in Afghanistan in ihrer dunkelsten Stunde der Not einzusetzen". Sie sollten rechtzeitig, flexibel und umfassend Mittel bereitstellen. In der nächsten Woche würden Einzelheiten über den dringendsten humanitären Bedarf und den Finanzierungsbedarf für die nächsten vier Monate bekannt gegeben.
Die afghanischen Kinder, Frauen und Männer bräuchten jetzt mehr denn je die Unterstützung und Solidarität der internationalen Gemeinschaft, sagte Guterres. In diesem Jahr hätten bereits acht Millionen Menschen Hilfe bekommen. Angesichts der schweren Dürre und des bevorstehenden harten Winters müssten dringend zusätzliche Nahrungsmittel, Unterkünfte und medizinische Hilfsgüter in das Land gebracht werden. "Ich fordere alle Beteiligten auf, den sicheren und ungehinderten Zugang für lebensrettende und lebenserhaltende Hilfsgüter sowie für alle humanitären Helfer - Männer und Frauen - zu ermöglichen."
5.29 Uhr: Mehrheit in USA sieht Ziele bei Afghanistan-Einsatz verfehlt
Eine große Mehrheit der Amerikaner hält den inzwischen beendeten Militäreinsatz der USA in Afghanistan einer Umfrage zufolge nicht für erfolgreich. 69 Prozent gaben an, dass die USA ihre Ziele in Afghanistan größtenteils verfehlt hätten, wie das Institut Pew am Dienstag (Ortszeit) mitteilte. Kaum einen Unterschied gab es dabei zwischen Anhängern der Demokraten von US-Präsident Joe Biden (69 Prozent) und denen der Republikaner (70 Prozent). Klare Differenzen zeigten sich bei der Einschätzung des vollständigen US-Truppenabzugs aus Afghanistan: 70 Prozent der Demokraten befürworteten ihn, aber nur 34 Prozent der Republikaner.
Bidens Vorgänger, der Republikaner Donald Trump, wollte die US-Truppen schon zum 1. Mai aus Afghanistan abziehen. Biden verlängerte die Frist bis zum 31. August. Mitte August übernahmen die Taliban, deren Regime der US-geführte Einsatz Ende 2001 gestürzt hatte, wieder die Macht. Mit dem Abzug der letzten US-Soldaten vom Flughafen Kabul ging der internationale Afghanistan-Einsatz in der Nacht zu Dienstag schließlich nach fast 20 Jahren zu Ende.
Pew befragte zwischen dem 23. und dem 29. August 10.348 Erwachsene in den USA. Die Befragungen fanden also statt, während die Evakuierungsmission der US-Streitkräfte und ihrer Verbündeten in Kabul lief. Sie war mit dem Abzug der Truppen beendet worden.
Mittwoch, 5.15 Uhr: Maas optimistisch für Ausreisen aus Afghanistan - Noch 300 Deutsche
Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) hat sich optimistisch gezeigt, eine Lösung für die in Afghanistan verbliebenen Deutschen sowie für afghanische Ortskräfte zu erreichen. Die militant-islamistischen Taliban hätten sich bereiterklärt, sie ausreisen zu lassen, und sie seien auf internationale Hilfe angewiesen, etwa beim Betrieb des Flughafens in Kabul, erklärte Maas am Dienstagabend im ZDF-"Heute Journal". Die westlichen Staaten sind nach seinen Worten aber nicht erpressbar: "Wir haben auch klare Voraussetzungen definiert, das sind: die Einhaltung der Menschenrechte, die Tatsache, dass überhaupt Menschen weiter ausreisen können, dass keinen terroristischen Gruppen Unterschlupf gegeben wird in Afghanistan."
Die Zahl der noch in Afghanistan befindlichen Deutschen bezifferte er auf etwa 300. Maas äußerte sich nach Gesprächen im Golfemirat Katar. In der dortigen Hauptstadt Doha verhandelt ein Unterhändler Deutschlands mit den Taliban über die Ausreise Schutzsuchender aus Afghanistan. Die Taliban haben in Doha ihr politisches Büro, das quasi als Außenministerium fungiert.
21.15 Uhr: Deutschland strebt diplomatische Vertretung in Afghanistan an
Deutschland strebt auch nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan unter bestimmten Bedingungen eine diplomatische Vertretung in der Hauptstadt Kabul an. "Wenn es politisch möglich wäre und wenn die Sicherheitslage es erlaubt, dann sollte auch Deutschland in Kabul wieder eine eigene Botschaft haben", sagte Außenminister Heiko Maas am Dienstag bei einem Besuch in Katar. Zurzeit sei man in enger Abstimmung vor allem mit den europäischen Partnern zu diesem Thema.
Maas betonte aber auch, dass eine diplomatische Vertretung keine Anerkennung einer Taliban-Regierung bedeuten würde. "Es geht im Moment nicht um die Frage der völkerrechtlichen Anerkennung", sagte er. "Es geht um die Lösung ganz praktischer Probleme."
Die Bundesregierung hatte nach der Machtübernahme der Taliban die Botschaft in Kabul geschlossen. Alle Diplomaten haben inzwischen das Land verlassen. Botschafter Markus Potzel verhandelt derzeit in der katarischen Hauptstadt Doha mit den Taliban über die Ausreise Schutzsuchender aus Afghanistan. Dort haben die Taliban ihr politisches Büro, das quasi als Außenministerium fungiert.
17.50 Uhr: Taliban-Führungsrat tagte drei Tage lang im Süden Afghanistans
Der Führungsrat der militant-islamistischen Taliban hat drei Tage lang in der Provinz Kandahar im Süden Afghanistans getagt. Das teilte der Sprecher der Islamisten, Sabiullah Mudschahid, am Dienstag auf Twitter mit. Demnach wurden bei dem Treffen unter Leitung des Taliban-Führers Haibatullah Achundsada von Samstag bis Montag unter anderen die aktuelle politische Situation, die Sicherheit im Land sowie gesellschaftliche Themen im Detail besprochen.
Zudem hätten wichtige Konsultationen zur Bildung einer neuen islamischen Regierung und eines neuen islamischen Kabinetts im Land stattgefunden, hieß es weiter. Am Ende des Treffens habe Achundsada den Mitgliedern des Führungsrates umfassende Anleitungen gegeben. Wo genau das Treffen stattgefunden hat, dazu gab es keine Angaben.
Die Taliban hatten Mitte August nach einem militärischen Eroberungszug in Afghanistan die Macht übernommen. Bisher traten die Islamisten gemäßigter auf als während ihrer Herrschaft von 1996 bis 2001 und gaben sich versöhnlich. Viele Afghanen bezweifeln, dass sie bei dieser Linie bleiben. Es gibt Berichte über Menschenrechtsverletzungen oder auch Angriffe auf Journalisten.
Die Taliban haben erklärt, in die neue Regierung auch andere politische Kräfte einbinden zu wollen. Beobachter rechnen in Kürze mit der Vorstellung der neuen Führung des Landes. Bislang ist weitgehend unklar, wie die Taliban das Land regieren wollen.
14.30 Uhr: Seehofer lehnt konkrete Zusagen für Afghanistan-Flüchtlinge ab
Bundesinnenminister Horst Seehofer hat sich bei einem EU-Sondertreffen zu den Entwicklungen in Afghanistan gegen konkrete Kontingente für schutzbedürftige Menschen ausgesprochen. "Ich halte es nicht für sehr klug, wenn wir jetzt hier über Zahlen reden, weil Zahlen natürlich etwas auslösen", sagte der CSU-Politiker am Dienstag in Brüssel. Man wolle keinen "Pull-Effekt" (Anzieh-Effekt) auslösen.
Zugleich betonte Seehofer, dass die Bundesregierung immer Ansiedlungsprogramme für besonders "geschundene Personen" mit vereinbart habe. "Dazu sind wir auch berei", sagte er.
Kritik übte der CSU-Politiker an Drohungen seines luxemburgischen Amtskollegen Jean Asselborn, wegen aus seiner Sicht unzureichender Unterstützungszusagen eine geplante EU-Erklärung zu Afghanistan zu blockieren. "Herr Asselborn sollte ein bisschen stärker die Probleme betrachten, die die großen Länder in der Europäischen Union haben", sagte er. Man rede hier nicht über ein paar hundert Personen, sondern über viele tausend, die jetzt schon in Deutschland seien.
"Luxemburg ist ja mit sehr kleinen Zahlen immer bei diesen Dingen vertreten und sie sollten ein Stück mehr Rücksicht nehmen auf die Interessen der Hauptaufnahmeländer", fügte er hinzu. Man müsse auch darauf achten, dass ankommende Menschen kein Sicherheitsrisiko für die Bevölkerung in Deutschland bedeuteten.
13.25 Uhr: Air Base Ramstein erwartet weitere Schutzsuchende aus Afghanistan
Als US-Drehkreuz für Schutzsuchende aus Afghanistan erwartet die Air Base Ramstein in Rheinland-Pfalz bis zum späten Dienstagabend rund 2.300 weitere Evakuierte. Der weltweit größte US-Luftwaffenstützpunkt außerhalb Amerikas unterstütze weiterhin die größte Luftbrücke in der Geschichte der USA, teilte ein Militärsprecher am Dienstag mit. In den vergangenen Tagen kamen die US-Flugzeuge meist aus Katar, wohin die Schutzsuchenden aus Afghanistan zunächst gebracht worden waren.
Seit Beginn am 20. August seien in Ramstein etwa 106 Maschinen eingetroffen, teilte der Sprecher mit. "Etwa 13.900 Evakuierte befinden sich derzeit auf der Air Base und warten auf ihre Weiterreise." Rund 2.700 von ihnen würden innerhalb der nächsten zwölf Stunden Ramstein verlassen. Bisher seien insgesamt 10.000 Evakuierte mit etwa 42 Maschinen von der Air Base in die USA ausgeflogen worden.
Schutzsuchende wie etwa ehemalige Ortskräfte der USA in Afghanistan und ihre Familien, die aus Angst vor den Taliban ihre Heimat verlassen, kommen in Ramstein zunächst in Zelten und Flugzeughangars unter. Sie werden registriert und bei Bedarf medizinisch behandelt.
12.44 Uhr: Afghanische Frauenrechtlerin Ghafari in Hilden angekommen
Die unter dramatischen Umständen aus Afghanistan geflohene Frauenrechtlerin Zarifa Ghafari ist in ihrer neuen Heimat Hilden angekommen. In der Stadt unweit von Düsseldorf lebe schon länger die Tante der jungen Politikerin, sagte eine Sprecherin der Stadt am Dienstag auf Anfrage. Sie sei am Montag zusammen mit ihrem Ehemann in Hilden eingetroffen und wolle von dort aus viel reisen, um sich für die Menschenrechte in Afghanistan einzusetzen.
Laut NRW-Staatskanzlei war Ghafari bei ihrer Ernennung 2018 mit 26 Jahren die jüngste Bürgermeisterin Afghanistans und eine der wenigen weiblichen Stadtoberhäupter des Landes gewesen. Über ihre Ankunft in Hilden hatte zuvor die "Rheinische Post" berichtet.
Ghafari war vor gut einer Woche mit Familienmitgliedern am Flughafen Köln/Bonn angekommen. NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hatte sich mit ihr zu einem Gespräch getroffen und sie "eine der engagiertesten Frauen Afghanistans" genannt. Die Politikerin war vor den militant-islamistischen Taliban geflohen, die die Macht in Afghanistan übernommen haben.
12.11 Uhr: UN wollen humanitäre Luftbrücke nach Afghanistan aufrechterhalten
Die Vereinten Nationen setzen ihren humanitären Einsatz in Afghanistan nach dem Abzug der letzten amerikanischen Soldaten nach Angaben des UN-Nothilfebüros (OCHA) unvermindert fort. Ein Versorgungsflug der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erreichte am Montag Masar-i-Scharif, zwei weitere Flüge seien in den nächsten Tagen geplant, sagte eine WHO-Sprecherin am Dienstag in Genf. Das Welternährungsprogramm wolle eine humanitäre Luftbrücke aufrechterhalten, sagte eine UN-Sprecherin. Die Flugzeuge sollen demnach auch Kabul anfliegen. Sie würden sowohl Material ins Land bringen als auch Menschen ausfliegen.
Für die Vereinten Nationen sei es schwierig, dass es bislang keine zentrale Regierung gebe, sagte Laerke. Die UN-Organisationen sprächen aber ohnehin stets mit allen Akteuren, die in einer Region Einfluss haben, auch mit den Taliban. Das sei nötig, um die Sicherheit der humanitären Helfer zu gewährleisten.
10.38 Uhr: Maas rechnet mit Regierung der Taliban "in Kürze"
Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) rechnet damit, dass die militant-islamistischen Taliban "in Kürze" eine neue afghanische Regierung vorstellen werden. Dann werde sich auch zeigen, ob die neuen Machthaber in Afghanistan dazu bereit sind, mit der personellen Besetzung auch andere Bevölkerungsgruppen zu repräsentieren, sagte der SPD-Politiker am Dienstag in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad.
Nach dem Abzug der US-Truppen aus Afghanistan sind westliche Staaten auf Kooperation mit den Taliban angewiesen, um eigene Staatsbürger und schutzsuchende Afghanen außer Landes zu bringen. Die Taliban haben zugesagt, die Ausreise zu gewähren. "Ob man sich darauf verlassen kann, wird man glaube ich erst in den kommenden Tagen und auch Wochen sehen", sagte Maas.
Deutschland will noch mehr als 40.000 Menschen bei der Ausreise aus Afghanistan unterstützen - auf dem Landweg über die Nachbarländer oder auf dem direkten Luftweg vom Flughafen Kabul. Maas hofft darauf, dass der Flughafen "in einem überschaubaren Zeitraum" wieder betriebsfähig ist und von dort Charterflüge starten können.
9.41 Uhr: Noch Hunderte Briten in Afghanistan
Auch nach den letzten Evakuierungsflügen aus Afghanistan halten sich noch zahlreiche Briten in dem Land auf. Der britische Außenminister Dominic Raab sagte am Dienstag dem Sender Sky News, es handle sich um eine "niedrige dreistellige" Zahl. "Die meisten davon sind schwierige Fälle, in denen die Anspruchsberechtigung nicht klar ist, weil sie keine Papiere haben", sagte Raab.
Es sei eine große Herausforderung, die Menschen aus dem Land zu bringen, nachdem die letzten alliierte Truppen aus Afghanistan abgezogen wurden. Raab betonte, die radikal-islamischen Taliban hätten zugesagt, die Ausreise von Briten und afghanischen Schutzsuchenden nicht zu behindern. Seit April seien mehr als 17.000 Briten, afghanische Ortskräfte sowie Gefährdete ausgeflogen worden.
9.13 Uhr: Taliban bejubeln Abzug der US-Truppen aus Afghanistan
Die militant-islamistischen Taliban haben den Abzug derUS-Truppen aus Afghanistan als historisch gefeiert. Das hochrangige Taliban-Mitglied Anas Hakkani schrieb am Montagabend deutscher Zeit auf Twitter: „Wir schreiben wieder Geschichte. Die 20-jährige Besetzung Afghanistans durch die USA und die Nato endete heute Abend. Gott ist groß.“ Er sei sehr glücklich, nach 20 Jahren des Dschihad, auf dessen Opfer und Härten er stolz sei, diese historischen Momente zu sehen.
Mit dem Abzug ihrer letzten Soldaten vom Flughafen Kabul haben die USA den Militäreinsatz in Afghanistan nach fast 20 Jahren beendet. „Am Himmel ist Ruhe“, schrieb einReporter der „New York Times“ auf Twitter. Er könne hören und sehen, was wohl Freudenschüsse der Taliban seien.
Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid schrieb auf Twitter, der letzte US-Soldat habe um etwa Mitternacht afghanischer Zeit den Flughafen Kabul verlassen, das Land habe jetzt die völlige Unabhängigkeit erreicht.
Mudschahid schrieb in einem weiteren Tweet, die aktuellen Schüsse seien Freudenschüsse, die Menschen sollten sich keine Sorgen machen. Man versuche, dies unter Kontrolle zu bringen. In sozialen Medien beglückwünschten sich Taliban-Anhänger gegenseitig. „Gratulationen an alle“, hieß es, „Afghanistan ist frei“. Andere schrieben, der Mythos der amerikanischen Unbesiegbarkeit sei in Afghanistan zerschlagen worden. Und: „Ihr hattet die Uhren, aber wir hatten die Zeit.“
7.22 Uhr: Der letzte US-Soldat, der Afghanistan verließ
Generalmajor Chris Donahue ist der letzte US-Soldat, der Afghanistan verließ. Das US-Zentralkommando twitterte in der Nacht zu Dienstag ein Bild, das durch ein Nachtsichtgerät aufgenommen worden war. Auf ihm ist zu sehen, wie der Kommandeur der 82. Luftlandedivision der US-Armee auf dem Internationalen Flughafen in Kabul am späten Montagabend ein Transportflugzeug besteigt. "Der letzte amerikanische Soldat verlässt Afghanistan", twitterte das US-Zentralkommando.
Mit dem Abzug der letzten US-Soldaten vom Flughafen Kabul war in der Nacht zu Dienstag der internationale Afghanistan-Einsatz nach fast 20 Jahren zu Ende gegangen. Der Westen überlässt das Land wieder jenen Islamisten, die er Ende 2001 entmachtet hatte. Die USA und ihre Verbündeten hatten zeitweise mehr als 100.000 internationale Soldaten im Einsatz. Unter den internationalen Truppen hatten die Vereinigten Staaten die mit Abstand schwersten Verluste, mehr als 2.460 US-Soldaten starben in Amerikas längstem Krieg. Der letzte US-Militärflieger hob eine Minute vor Mitternacht Kabuler Zeit vom Flughafen der afghanischen Hauptstadt ab.
Dienstag, 5.25 Uhr: Noch mehr als 100 ausreisewillige Amerikaner in Afghanistan
Nach dem Ende der Evakuierungsmission der US-Streitkräfte sind nach Angaben von US-Außenminister noch mehr als 100 Amerikaner in Afghanistan, die das Land verlassen wollen. Man gehe davon aus, dass ihre Zahl "unter 200, wahrscheinlich näher an 100" liege, sagte Blinken am Montagabend (Ortszeit) in Washington. Blinken betonte, die US-Regierung werde sich weiterhin um sie bemühen. Das gelte auch für US-Staatsbürger, die familiäre Wurzeln in Afghanistan hätten und sich womöglich erst später für eine Ausreise entscheiden würden. "Wir werden ihnen helfen, auszureisen."
Blinken sagte, man habe sich auch intensiv um die Evakuierung von Afghanen bemüht, die mit den USA zusammengearbeitet hatten. "Wir haben viele herausgeholt, aber viele sind noch dort." Man werde weiter daran arbeiten, ihnen zu helfen. "Unsere Verpflichtung ihnen gegenüber hat keine Frist." Blinken betonte, die Taliban hätten zugesagt, Afghanen ausreisen zu lassen, "einschließlich jener, die für die Amerikaner gearbeitet haben".
22.40 Uhr: US-Streitkräfte: Einsatz in Afghanistan ist beendet
Mit dem Abzug ihrer letzten Soldaten vom Flughafen Kabul haben die USA den Militäreinsatz in Afghanistan nach fast 20 Jahren beendet. "Ich bin hier, um die Vollendung unseres Abzugs aus Afghanistan zu verkünden", sagte US-General Kenneth McKenzie, der das US-Zentralkommando Centcom führt, am Montag in einer Videoschalte mit Journalisten im Pentagon. Damit ende auch die militärische Mission zur Evakuierung von Amerikanern, Verbündeten und schutzsuchenden Afghanen. Das letzte US-Militärflugzeug habe eine Minute vor Mitternacht (Ortszeit) vom Kabuler Flughafen abgehoben.
Die militant-islamistischen Taliban haben den Abzug der US-Truppen aus Afghanistan als historisch gefeiert. Das hochrangige Taliban-Mitglied Anas Hakkani schrieb am Montagabend deutscher Zeit auf Twitter: "Wir schreiben wieder Geschichte. Die 20-jährige Besetzung Afghanistans durch die USA und die Nato endete heute Abend. Gott ist groß." Er sei sehr glücklich, nach 20 Jahren des Dschihad, auf dessen Opfer und Härten er stolz sei, diese historischen Momente zu sehen.
21.25 Uhr: UN-Sicherheitsrat erhöht mit Afghanistan-Resolution Druck auf Taliban
Der UN-Sicherheitsrat erhöht den Druck auf die militant-islamistischen Taliban, Afghanen ungehindert aus ihrem Heimatland ausreisen zu lassen. Eine entsprechende Resolution wurde am Montag vom mächtigsten UN-Gremium mit 13 Ja-Stimmen angenommen, Russland und China enthielte sich.
In der Resolution verweist der Sicherheitsrat auf die Zusagen der Taliban vom Freitag, dass Afghanen das Land jederzeit und auf allen möglichen Wegen ungehindert verlassen dürften. Der Sicherheitsrat "erwartet, dass die Taliban diese und alle anderen Verpflichtungen einhalten", heißt es darin.
Die Resolution, die von Großbritannien und Frankreich zusammen mit den USA und Irland vorgelegt wurde, fordert zugleich, dass Afghanistan nicht zu einem Hafen für Terroristen und ihre Anschlagspläne werden dürfe. Ebenfalls hervorgehoben wird die Notwendigkeit für ungehinderten humanitären Zugang sowie die Wahrung der Menschenrechte, insbesondere "der Rechte von Frauen, Kindern und Minderheiten". Eine vom französischen Präsidenten Emmanuel Macron zuletzt ins Spiel gebrachte UN-Sicherheitszone in Kabul wird in der Resolution nicht erwähnt.
19.25 Uhr: Ringen um Ausreise aus Afghanistan - Merkel telefoniert mit Macron
Kurz vor der Abstimmung des UN-Sicherheitsrates über eine Resolution zur sicheren Ausreise von Menschen aus Afghanistan hat Kanzlerin Angela Merkel mit dem französischen Präsidenten Emanuel Macron telefoniert. Im Mittelpunkt habe die Frage der Ausreise von Staatsangehörigen, Ortskräften und schutzbedürftigen Menschen auch nach dem Ende der jüngsten Evakuierungen über den Flughafen Kabul gestanden, teilte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag mit.
"Beide waren sich einig, dass hierzu ein eng abgestimmtes Vorgehen der internationalen Gemeinschaft vordringlich ist. In diesem Sinne erörterten beide sowohl die Umsetzung der jüngsten G7-Beschlüsse als auch entsprechende Überlegungen im Rahmen der Vereinten Nationen", erklärte Seibert.
15.05 Uhr: IS-Terrormiliz reklamiert Raketenangriff in Kabul für sich
Der in Afghanistan aktive Ableger der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat den Raketenangriff am Flughafen von Kabul für sich reklamiert. "Soldaten des Kalifats" hätten den Flughafen mit sechs Raketen des Typs Katjuscha angegriffen, teilte IS-Khorasan, wie der IS sich in Afghanistan und Pakistan nennt, am Montag auf der Plattform Naschir News mit. Es sei auch bestätigt, dass bei dem Angriff Menschen verletzt worden seien. Eine Bestätigung über mögliche Opfer oder Schäden gab es unabhängig von der Erklärung des IS zunächst nicht.
Auf den Kabuler Flughafen waren Berichten zufolge am Montagmorgen mindestens fünf Raketen abgefeuert worden. Ein Raketenabwehrsystem sei aktiviert worden, berichtete der Fernsehsender CNN unter Berufung auf US-Regierungsmitarbeiter. Dieses kann heranfliegende Objekte mit einem Maschinengewehr zerstören, bevor sie ihr Ziel treffen.
14.07 Uhr: Türkei will Taliban bei Aufbau von Infrastruktur helfen
Der bislang als verschollen geltende Taliban-Führer Haibatullah Achundsada befindet sich nach Angaben des Sprechers der Islamisten in Afghanistan. "Haibatullah Achundsada führt derzeit Gespräche in Kandahar", sagte Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid in einem Interview mit der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu der Türkei.
Nach der Machtübernahme der Taliban Mitte August war der Vize-Chef der Bewegung, Mullah Abdul Ghani Baradar, in Afghanistan eingetroffen. Der Aufenthaltsort von Achundsada war bislang nicht bekannt.
Die Taliban würden den Zugriff auf blockiertes Geld im Ausland fordern, kündigte Mudschahid zudem an. Nach Gründung der neuen Regierung werde man die finanzielen Probleme allmählich lösen, Afghanistan verfüge über eigene Einnahmequellen, sagte er. Die Taliban haben auf Geldreserven im Ausland derzeit keinen Zugriff. Internationale milliardenschwere Hilfszusagen liegen auf Eis.
Mit der Türkei strebten die Taliban eine enge Zusammenarbeit an, sowohl beim Thema Wirtschaft als auch in der Bildung, sagte Mudschahid. "Das türkische Volk und der Staat sind unsere Freunde. Es gibt sehr viele Gründe dafür, dass unsere Freundschaft bestehen bleibt." Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte bereits zuvor erklärt, sein Land wolle den Taliban beim Aufbau von Infrastruktur in Afghanistan behilflich sein.
13.13 Uhr: Luftbrücke brachte 138 Ortskräfte aus Kabul nach Deutschland
Die von der Bundesregierung organisierte Luftbrücke aus Kabul hat nach vorläufigen Angaben 138 Ortskräfte nach Deutschland gebracht sowie deren Familienangehörige. Insgesamt seien 634 Menschen aus dieser Gruppe ausgeflogen worden, sagte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums (BMI) am Montag in Berlin. Er verwies darauf, dass die Zahl der Hilfeersuchen erst nach dem Beginn der Luftbrücke deutlich gestiegen sei - auf nunmehr mindestens 40.000 Menschen.
Vor Beginn der Evakuierung am 14. August habe das Bundesinnenministerium Kenntnis davon gehabt, dass 174 Ortskräfte sowie Familienangehörige für die gesamte Bundesregierung zur Ausreise anstehen, insgesamt 886 Menschen, so der Sprecher. Es ging dabei um die Afghanen, die aktiv eine Gefährdungsanzeige gemacht hatten und auf Listen standen.
"Während der Evakuierungen gab es aus den Ressorts Nachreichungen, gab es auch von den Ortskräften sehr viele Nachmeldungen, auch von Familienangehörigen, so dass wir derzeit davon ausgehen, dass der Anteil derer, die einen Bezug zu Ortskräften haben für die gesamte Bundesregierung inzwischen bei mehr als 40.000 Personen liegt", sagte der Sprecher.
Über die Luftbrücke der Bundeswehr, die auch Menschen aus anderen Staaten ausflog, kamen inzwischen nach Angaben des BMI 4.587 Menschen nach Deutschland, davon 3.849 Afghanen und 403 deutsche Staatsangehörige. "Da hat sich niemand an ein deutsches Flugzeug gestellt und hat abgezählt und hat gesagt, wir nehmen jetzt nur diejenigen mit, die nach Deutschland kommen und diejenigen, die nach Italien müssen oder nach Belgien, die lassen wir hier stehen", sagte der Sprecher.
12.51 Uhr: Bisher mehr als 23.000 Evakuierte aus Afghanistan in Ramstein
Mehr als 23.000 Evakuierte aus Afghanistan sind bis Montag auf der Air Base Ramstein in Rheinland-Pfalz gelandet. Rund 15.000 von ihnen warteten derzeit auf dem US-Militärflugplatz auf eine Weiterreise, teilte der US-Luftwaffenstützpunkt mit. Mehr als 8.000 Evakuierte seien bereits mit 38 Flügen von der Air Base zu ihren neuen Wohnorten in die USA abgeflogen. Ramstein nahe Kaiserslautern ist seit dem 20. August ein US-Drehkreuz für Geflüchtete aus Afghanistan.
US-Luftwaffenangehörige, Soldaten der US-Armee sowie Hunderte von Freiwilligen unterstützten die Versorgung der Evakuierten, damit diese über Ramstein zu ihrem endgültigen Ziel gelangten, teilte der Standort Ramstein weiter mit. Im Laufe des Tages würden rund 1.700 weitere Evakuierte auf der Air Base erwartet. Bislang seien bereits rund 100 Maschinen mit Evakuierten im Ramstein gelandet. Ramstein ist der größte US-Luftwaffenstützpunkt außerhalb Amerikas.
Schutzsuchende wie etwa ehemalige Ortskräfte der USA in Afghanistan und ihre Familien, die aus Angst vor den Taliban ihre Heimat verlassen, kommen zunächst in Zelten und Flugzeughangars der Air Base unter. Sie werden registriert und bei Bedarf medizinisch behandelt. In einer US-Militäranlage in Kaiserslautern werden Menschen aus Afghanistan ebenfalls vorübergehend beherbergt.
10.44 Uhr: Maas will nicht selbst mit den Taliban reden
Bundesaußenminister Heiko Maas will nicht selbst mit den militant-islamistischen Taliban über die Ausreise schutzsuchender Afghanen reden. Der Gesprächspartner der Bundesregierung für die Taliban sei der Diplomat Markus Potzel, der derzeit mit Vertretern der neuen afghanischen Machthaber im Golfemirat Katar verhandelt. "Das ist der Kanal, den wir nutzen." Das werde man auch weiter tun.
Maas befindet sich gerade auf einer viertägigen Reise durch fünf Länder, die eine Rolle für die Ausreise schutzbedürftiger Menschen spielen. Darunter ist auch das arabische Golfemirat Katar, das einen besonders guten Draht zu den Taliban hat. Dort haben die Islamisten auch ihr politisches Büro, eine Art Außenministerium.
Maas wird am Dienstag und Mittwoch in Katar sein und dort auch Potzel treffen, der eigentlich im August als Botschafter nach Kabul entsandt werden sollte. Nach der Machtübernahme der Taliban ist die deutsche Botschaft dort geschlossen worden, alle deutschen Diplomaten haben das Land verlassen.
9.13 Uhr: Mindestens fünf Raketen auf Flughafen Kabul abgefeuert
In der afghanischen Hauptstadt Kabul sind mehrere Raketen auf den Flughafen abgefeuert worden. Das berichtete der Sender CNN unter Berufung auf US-Regierungsmitarbeiter. Demnach wurden mindestens fünf Raketen in Richtung Flughafen geschossen. Ein am Flughafen installiertes Raketenabwehrsystem sei aktiviert worden, hieß es weiter. Das so genannte C-Ram-System erkennt demnach einen Angriff und aktiviert ein Maschinengewehr, das heranfliegende Objekte zerstört, bevor sie ihr Ziel treffen.
Über mögliche Opfer oder Schäden durch die Raketen gab es zunächst keine Informationen. Das Raketenabwehrsystem des Flughafens war erst vor wenigen Wochen getestet worden.
Der lokale TV-Sender ToloNews berichtete, die Raketen seien aus einem Auto aus dem nördlichen Stadtteil Chairchana abgefeuert worden. In sozialen Medien geteilte Bilder zeigten ein ausgebranntes Fahrzeug. Die Überreste des Autos sind mit Trümmern bedeckt, der Gummi der Reifen ist geschmolzen. Es lässt sich nicht unabhängig überprüfen, ob die Raketen aus diesem Fahrzeug abgefeuert worden waren. CNN berichtete, dass eine bevorstehende Gefahr für den Flughafen Kabul beseitigt worden sei.
US-Präsident Joe Biden sei über den Raketenangriff informiert worden, hieß es in einer Erklärung der Pressesprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki. Der Präsident sei zudem informiert worden, dass die Operationen am Flughafen ununterbrochen fortgesetzt würden. Biden zufolge sollen die Kommandeure auf dem Flughafen in Kabul ihre Anstrengungen verdoppeln, um die Truppen zu schützen.
6.30 Uhr: Mehrere Raketen auf Flughafen Kabul abgefeuert
In der afghanischen Hauptstadt Kabul hat es einem Medienbericht zufolge einen Raketenangriff gegeben. Am Montagmorgen (Ortszeit) seien aus der Gegend Chairchanah im Norden der Stadt mehrere Raketen in Richtung Flughafen abgefeuert worden, schrieb der lokale Fernsehsender ToloNews mit Berufung auf Augenzeugen auf Twitter. Der Fernsehsender CNN berichtete und Berufung auf US-Regierungmitarbeiter, dass mindestens fünf Raketen in Richtung Flughafen abgefeuert worden seien.
Über mögliche Opfer oder Schäden gab es zunächst keine Informationen. Der Flughafen verfügt über ein Raketenabwehrsystem. Dieses wurde erst vor wenigen Wochen getestet. In sozialen Medien wurden Videos geteilt, die ein brennendes Auto zeigen sollen, aus dem die Raketen abgefeuert worden sein sollen.
US-Präsident Joe Biden hatte am Sonntag vor möglichen weiteren Anschlagen rund um den Flughafen Kabul gewarnt. Erst am Donnerstag waren bei einem Anschlag der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) am Flughafen Kabul mindestens 13 US-Soldaten - und -soldatinnen sowie zwei Briten ums Leben gekommen. Die Angaben über die afghanischen Todesopfer schwanken, Sender wie CNN sprachen von bis zu 200 Toten.
Montag, 5.44 Uhr: US-Militär prüft nach Luftangriff in Kabul Berichte zu zivilen Opfern
Das US-Militär untersucht nach dem Luftangriff auf ein Auto der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Kabul Berichte über mögliche zivile Opfer. Der Einsatz habe erfolgreich eine „unmittelbare Bedrohung“ für den Flughafen Kabul durch die Terroristen abgewendet, darüber hinaus würden die Ergebnisse des Luftschlags noch geprüft, hieß es am Sonntagabend (Ortszeit) in einer Stellungnahme der US-Kommandozentrale für die Region (Centcom). In dem zerstörten Fahrzeug habe sich „eine große Menge Sprengstoff“ befunden, „die womöglich zu weiteren Opfern führte“, hieß es.
„Es ist nicht klar, was passiert sein könnte und wir untersuchen das weiterhin. Wir wären sehr traurig über den möglichen Tod Unschuldiger“, hieß es in der Stellungnahme des Militärs weiter. Zuvor hatte in Afghanistan unter anderem der Fernsehsender ArianaNews unter Berufung auf Augenzeugen berichtet, dass sechs Menschen, darunter vier Kinder, beim Einschlag einer Mörsergranate in einem Kabuler Privathaus getötet worden seien. Dabei seien zwei Fahrzeuge und Teile des Hauses zerstört worden. Es war nicht unmittelbar klar, ob diese Opfer möglicherweise einer Mörsergranate oder dem US-Luftschlag zuzurechnen waren.
Der US-Sender CNN berichtete unter Berufung auf Angehörige in Kabul, dass bei dem Luftangriff neun Mitglieder einer Familie getötet worden seien, darunter sechs Kinder. Am Donnerstag waren bei einem Anschlag des örtlichen Ablegers der Terrormiliz Islamischer Staat am Flughafen Kabul Dutzende Zivilisten sowie mindestens 13 US-Soldaten ums Leben gekommen.
18.08 Uhr: US-Militär fliegt Luftangriff gegen IS-Terroristen in Kabul
Das US-Militär hat nach eigenen Angaben in der afghanischen Hauptstadt einen Luftangriff durchgeführt, um eine "unmittelbare Bedrohung" für den Flughafen Kabul durch Terroristen abzuwenden. Eine Drohne habe erfolgreich auf ein Auto des örtlichen Ablegers der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gefeuert, erklärte das US-Militär am Sonntag. Weil es nach dem Raketeneinschlag zu "bedeutenden sekundären Explosionen" kam, sei davon auszugehen, dass in dem Fahrzeug eine große Menge Sprengstoff gewesen sein müsse, hieß es weiter. Es werde geprüft, ob es bei dem Angriff zivile Opfer gab. Bislang gebe es aber keine dahingehenden Hinweise, hieß es.
16.50 Uhr: Taliban sichern geordnete Ausreise von Ortskräften zu
Die militant-islamistischen Taliban haben mehreren Ländern versichert, dass ihre Staatsbürger und Ortskräfte aus dem Land ausreisen dürfen. Man habe von den Taliban Zusicherungen erhalten, dass "alle ausländischen Staatsangehörigen und alle afghanischen Staatsbürger mit einer Reisegenehmigung aus unseren Ländern sicher und geordnet zu Abflugorten sowie aus dem Land reisen dürfen", hieß es in einer am Sonntag veröffentlichten gemeinsamen Erklärung von mehr als 20 Ländern, darunter die USA und auch Deutschland.
Man werde bestimmten Afghanen weiterhin Reisedokumente ausstellen, und man habe die klare Erwartung und Zusage der Taliban, dass diese in die jeweiligen Länder reisen könnten, heißt es in der Erklärung weiter. Man nehme zudem die öffentlichen Erklärungen der Taliban zur Kenntnis, die dieses Verständnis bestätigten.
In den vergangenen Tagen hatten mehrere hochrangige Taliban-Mitglieder öffentlich versichert, dass Afghanen weiterhin über legale Wege aus dem Land ausreisen könnten.
15.15 Uhr: Bericht: Explosion in der afghanischen Hauptstadt Kabul
In der afghanischen Hauptstadt Kabul sind die Geräusche von mindestens einer Explosion gehört worden. Mehrere Nutzer schrieben auf Twitter, sie hätten eine "starke" Explosion gehört. Gleichzeitig wurden Bilder und Videos geteilt, auf denen eine große, schwarze, aufsteigenden Rauchsäule zu sehen war. Zwei lokale Journalisten sprachen von einer Rakete, die in einem Privathaus in der Nähe des Flughafens eingeschlagen sein soll. Diese Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.
Erst am Donnerstag waren bei einem Anschlag der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) am Flughafen Kabul mindestens 13 US-Soldaten - und -soldatinnen sowie zwei Briten ums Leben gekommen. Die Angaben über die afghanischen Todesopfer schwanken, Sender wie CNN sprachen von bis zu 200 Toten.
9.30 Uhr: US-Soldatin schützte Baby am Flughafen Kabul - Bei Anschlag getötet
Die Marineinfanteristin Nicole Gee hält auf dem Flughafen Kabul schützend ein afghanisches Baby im Arm, wie ein vom US-Verteidigungsministerium verbreitetes Foto zeigt. Auf der Plattform Instagram postete die 23-jährige Unteroffizierin US-Medien zufolge das gleiche Foto und schrieb: "Ich liebe meinen Beruf".
Wenige Tage später ist die aus dem Bundesstaat Kalifornien stammende Frau tot: Sie war am Flughafen Kabul im Dienst, als sich vor dem Tor des Geländes am Donnerstag ein Selbstmordattentäter in die Luft sprengte. Dabei wurden Dutzende Zivilisten und 13 US-Soldaten getötet, die an dem Evakuierungseinsatz in Kabul teilnahmen. Gee war eine von ihnen.
Sonntag, 8.04 Uhr: Biden warnt vor neuem Anschlag in Kabul
Kurz vor dem Ende des Evakuierungseinsatzes in Afghanistan hat US-Präsident Joe Biden eindringlich vor weiteren Anschlägen gegen amerikanische Soldaten gewarnt. Die Lage sei weiterhin "extrem gefährlich" und das Risiko von Terroranschlägen auf den Flughafen von Kabul hoch, erklärte Biden am Samstagnachmittag in Washington(Ortszeit). Das Militär halte einen Anschlag in den nächsten 24 bis 36 Stunden für "sehr wahrscheinlich". Kurz darauf rief die US-Botschaft in Afghanistan alle Amerikaner in der Nähe des Flughafens dazu auf, das Gebiet wegen "einer spezifischen, glaubwürdigen Bedrohung" sofort zu verlassen. Die US-Truppen begannen unterdessen ihren Abzug aus Kabul. Sie sollen Afghanistan bis Dienstag verlassen.
Afghanistan-Konflikt: Das passierte am Samstag
17.59 Uhr: Abzug des US-Militärs vom Flughafen Kabul hat begonnen
Kurz vor dem Ende des Evakuierungseinsatzes hat das US-Militär nach eigenen Angaben mit dem Abzug seiner Truppen vom Flughafen Kabul begonnen. Der Prozess habe begonnen, sagte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, John Kirby, am Samstag. Die US-Truppen sollen Afghanistan nach Willen von US-Präsident Joe Biden bis Dienstag verlassen. Am Freitag waren noch mehr als 5000 US-Soldatinnen und Soldaten am Flughafen Kabul stationiert gewesen. Kirby erklärte, das Militär werde aus Sicherheitsgründen zunächst keine neuen Zahlen zur Truppenstärke nennen. Das US-Militär werde noch bis zum Abschluss des Einsatzes westliche Staatsbürger und frühere afghanische Mitarbeiter ausfliegen können, betonte er.
15.05 Uhr: Ramstein: Bisher etwa 20.500 Evakuierte aus Afghanistan gelandet
Etwa 20.500 Evakuierte aus Afghanistan sind bis Samstag auf der Air Base Ramstein in Rheinland-Pfalz gelandet. Das teilte der weltweit größte US-Luftwaffenstützpunkt außerhalb Amerikas mit. Ramstein nahe Kaiserslautern ist seit dem 20. August ein US-Drehkreuz für Geflüchtete aus Afghanistan. Etwa 100 Flugzeuge der United States Air Force seien auf der Air Base eingetroffen, berichtete eine Sprecherin des Stützpunkts. Mehr als 5.000 Evakuierte seien von dort mit etwa 22 Flügen weitergereist. Die Flüge werden voraussichtlich über das ganze Wochenende andauern.
Schutzsuchende wie etwa ehemalige Ortskräfte der USA in Afghanistan und ihre Familien, die aus Angst vor den Taliban ihre Heimat verlassen, kommen zunächst in Zelten und Flugzeughangars der Air Base unter. Sie werden registriert und bei Bedarf medizinisch behandelt. In der US-Militäranlage Rhine Ordnance Barracks in Kaiserslautern werden Menschen aus Afghanistan ebenfalls vorübergehend beherbergt.
13.15 Uhr: Bundesanwaltschaft ermittelt nach Schuss auf Deutschen in Kabul
Die Bundesanwaltschaft hat ein Ermittlungsverfahren zu den Schussverletzungen eines Deutschen am Flughafen in Kabul eingeleitet. Es bestehe ein Anfangsverdacht für die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung, sagte ein Sprecher der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe am Samstag. Da bislang unklar sei, wer den Schuss abgegeben habe, werde das Verfahren gegen Unbekannt geführt. Zunächst hatte die «Welt» darüber berichtet.
Am Freitag der vergangenen Woche wurde bekannt, dass ein Deutscher auf dem Weg zum Flughafen in der afghanischen Hauptstadt Kabul angeschossen worden war. Um den Flughafen herrschen seit der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban chaotische Zustände. Die Lage ist extrem gefährlich. Ein weiterer Deutscher wurde in der Nähe des Flughafen leicht verletzt.
Samstag, 10.00 Uhr: US-Militär greift Islamischen Staat in Afghanistan an
Das US-Militär hat mit einem Vergeltungsangriff auf den tödlichen Terroranschlag in Kabul reagiert und einen örtlichen Ableger der Terrormiliz IS attackiert. Der unbemannte Luftschlag in der afghanischen Provinz Nangahar habe "einem Planer" von Isis-K gegolten, teilte das US-Zentralkommando Centcom am Freitagabend (Ortszeit) mit. "Ersten Anzeichen zufolge haben wir das Ziel getötet", sagte Sprecher Bill Urban. Gleichzeitig befürchten die USA einen weiteren Terroranschlag in Kabul. Die US-Botschaft veröffentlichte in der Nacht erneut eine Sicherheitswarnung und rief alle Landsleute dazu auf, die Gegend rund um die Eingangstore zum Flughafen sofort zu verlassen.
Centcom-Sprecher Urban sagte mit Blick auf den Luftangriff: «Wir wissen von keinen zivilen Opfern.» Weitere Einzelheiten gab das Zentralkommando nicht bekannt. Es war auch nicht klar, ob die angegriffene Person direkt in den blutigen Anschlag am Flughafen der afghanischen Hauptstadt verwickelt war. Als unbemannte Luftschläge bezeichnen die US-Streitkräfte in der Regel Angriffe mit ferngesteuerten Drohnen, die ihre Ziele unbemerkt aus großer Höhe ins Visier nehmen können. Die USA hatten im Zuge des Abzugs ihrer Truppen aus Afghanistan immer wieder betont, dass sie auch ohne Soldaten am Boden die Fähigkeit hätten, Luftschläge aus der Ferne auszuüben.
17.45 Uhr: Pentagon: Nur ein IS-Selbstmordattentäter bei Angriff in Kabul
Bei dem verheerenden Terrorangriff am Flughafen in Kabul hat sich nach Erkenntnissen des US-Verteidigungsministeriums ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt - nicht zwei. US-Generalmajor William Taylor sagte am Freitag im Pentagon, man sei nicht sicher, wie es am Vortag zu der falschen Angabe von zwei Selbstmordattentätern habe kommen können. "Wir hielten es für wichtig, die Angaben hier zu korrigieren." Das Verteidigungsministerium hatte am Donnerstag nach dem Terrorangriff von zwei Selbstmordattentätern der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gesprochen.
16.10 Uhr: 50 Verletzte im Militärkrankenhaus auf Kabuler Flughafen
Das von Norwegen geführte Krankenhaus auf dem militärischen Teil des Kabuler Flughafens hat 50 Menschen aufgenommen, die bei dem Anschlag am Donnerstag verletzt wurden. Das sagte der Sprecher des operativen Hauptquartiers der Streitkräfte, Oberstleutnant Ivar Moen, der norwegischen Zeitung "Verdens Gang" am Freitag.
Das Feldlazarett sei noch in vollem Betrieb, auch wenn die Evakuierungen von Zivilisten aus Kabul nach dem Terroranschlag gestoppt wurden. "Dass man nach dem Angriff 50 Verwundete aufnehmen konnte, zeigt, dass das Krankenhaus von großem Nutzen ist", sagte Moen. Es werde laufend geprüft, wie der Krankenhausbetrieb noch vor dem Monatswechsel eingestellt werden kann. Einige medizinische Geräte und Materialien werde man vermutlich zurücklassen.
14.50 Uhr: Iran verurteilt Anschläge am Flughafen Kabul
Der Iran hat die Anschläge am Kabuler Flughafen verurteilt. "Wir verurteilen diesen Terrorakt und bedauern den Tod von wehrlosen Kindern, Frauen und Männern", sagte Außenamtssprecher Said Chatibsadeh am Freitag. In dem Land am Hindukusch, mit dem sich der Iran eine etwa 950 Kilometer lange Grenze teilt, müsse umgehend eine Regierung gebildet werden, um die Sicherheit der Menschen vor Ort zu gewährleisten, erklärte der Sprecher weiter. Der Iran fordert Verhandlungen zwischen allen afghanischen Gruppen - auch den militant-islamistischen Taliban - für die Bildung einer neuen Regierung. Dabei solle das Ausland zwar mithelfen, sich aber nicht in die inneren Angelegenheiten Afghanistans einmischen.
13.46 Uhr: Vier Abgeschobene aus Afghanistan zurück
Über die Evakuierungsflüge aus Afghanistan ist es nach Kenntnis der Behörden vier vormals Abgeschobenen gelungen, nach Deutschland zurückzukehren. Aufgrund der Notlage habe sich die Bundesregierung bei der Evakuierung für ein "sehr pragmatisches Verfahren» entschieden, das auch mit Risiken verbunden sei, sagte der Sprecher des Bundesinnenministeriums, Steve Alter, am Freitag in Berlin. Dazu gehöre, dass die Sicherheitsüberprüfung, die normalerweise vor Erteilung des Visums erfolgt, erst bei der Einreise vorgenommen werde.
Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hatte am Donnerstag gesagt, von Abgeschobenen seien gefälschte Dokumente vorgelegt worden, um an Bord der Evakuierungsflugzeuge zu gelangen. Mindestens einer der vormals abgeschobenen Afghanen sei direkt wieder in Haft genommen worden, berichtete der Sprecher. Andere erhielten eine Duldung, weil keine Bedenken gegen ihren Aufenthalt in Deutschland bestünden. Deutschland hatte zuletzt nur Männer nach Afghanistan abgeschoben, vor allem Straftäter und Islamisten, die von der Polizei als potenziell gefährlich eingestuft worden waren.
13.01 Uhr: Sachsen hat 91 afghanische Ortskräfte samt Angehörige aufgenommen
Sachsen hat bislang 91 afghanische Ortskräfte und deren Angehörige aufgenommen. Weitere 28 Menschen sollen noch im Freistaat ankommen, sind jedoch noch nicht vor Ort, wie das Innenministerium am Freitag auf Anfrage mitteilte. Das Verfahren laufe über die Landesdirektion Sachsen. Diese stimme sich mit den Ausländerbehörden der Landkreise und kreisfreien Städte über die Aufnahme ab. Afghanische Ortskräfte und ihre Familienangehörigen werden grundsätzlich in eigenen Wohnungen untergebracht, hieß es weiter.
Für die Aufnahme von afghanischen Ortskräften sind demnach für das Sächsische Innenministerium die Absprachen der Sonder-Innenministerkonferenz maßgeblich. Nach Ankunft in Deutschland soll eine Aufnahme, zunächst in Einrichtungen der Bundeswehr, in einem individuellen, vereinfachten und unbürokratischen Verfahren erfolgen. Im Anschluss werden die Menschen gemäß des Königsteiner Schlüssels den Bundesländern zugewiesen – für Sachsen sind das rund fünf Prozent.
11.25 Uhr: Über 18.700 Evakuierte bisher in Ramstein angekommen
Auf der Air Base Ramstein in Rheinland-Pfalz sind bis Freitag mehr als 18.700 Evakuierte aus Afghanistan gelandet. Das teilte der weltweit größte US-Luftwaffenstützpunkt außerhalb Amerikas mit. Ramstein nahe Kaiserslautern ist seit vergangenem Freitag (20.8.) ein US-Drehkreuz für Geflüchtete aus Afghanistan.
Auf der Air Base seien etwa 76 Flugzeuge der United States Air Force eingetroffen, berichtete eine Sprecherin des Stützpunkts. In die USA weitergereist seien mehr als 4.100 Evakuierte mit etwa 18 Flügen. Die Flüge werden voraussichtlich das ganze Wochenende über fortgesetzt.
Schutzsuchende wie etwa ehemalige Ortskräfte der USA in Afghanistan und ihre Familien, die aus Angst vor den Taliban ihre Heimat verlassen, kommen zunächst in Zelten und Flugzeughangars der Air Base unter. Sie werden registriert und bei Bedarf medizinisch behandelt.
In der US-Militäranlage Rhine Ordnance Barracks in Kaiserslautern werden Menschen aus Afghanistan ebenfalls vorübergehend beherbergt.
10.41 Uhr: Bundespolizisten aus Afghanistan-Einsatz zurückgekehrt
Die letzten Bundespolizisten sind am Freitag aus dem schwierigen Einsatz in Afghanistan nach Berlin zurückgekehrt. Wie das Bundesinnenministerium mitteilte, waren neun von ihnen bis zum Ende der Evakuierungsmission am Flughafen Kabul eingesetzt. Dort hätten sie neben der Sicherung der Botschaftsmitarbeiter auch die Ausreise deutscher Ortskräfte und gefährdeter Menschen unterstützt. An Bord der Chartermaschine mit mehr als 50 Passagieren waren nach Angaben eines Sprechers auch Diplomaten sowie neun weitere Bundespolizisten. Diese hatten sich in der usbekischen Hauptstadt Taschkent bereitgehalten, um die Beamten in Kabul gegebenenfalls abzulösen.
Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) dankte den Beamten, die am Flughafen von leitenden Beamten seines Hauses empfangen wurden. Er sagte: "Sie haben unter Einsatz ihres Lebens einen gefährlichen und für unser Land sehr wichtigen Dienst getan, um andere zu schützen und zu retten. Das ist in höchstem Maße ehrenhaft und verdient großen Respekt."
10.28 Uhr: Islam-Expertin: Taliban und IS ringen um Macht und Deutungshoheit
Nach dem verheerenden Terroranschlag in Afghanistan mit Dutzenden Todesopfern und dem Abzug westlicher Truppen befürchtet die Islamwissenschaftlerin Susanne Schröter nun "bürgerkriegsähnliche Zustände" in dem Krisenstaat. Die neuen islamistischen Machthaber, die Taliban, und die mit ihnen verfeindete Terrormiliz Islamischer Staat, die sich zu dem Anschlag bekannte, konkurrierten um Macht, Einfluss und die religiöse Deutungshoheit, sagte die Direktorin des Frankfurter Forschungszentrums Globaler Islam am Freitag im ZDF-"Morgenmagazin". Man müsse nun Schlimmeres befürchten als nur eine islamistische Herrschaft, also ein "Emirat" der Taliban nach den Regeln der Scharia.
Schröter sagte, es sei offenkundig, dass die Taliban teilweise Unterstützung in der Bevölkerung hatten bei ihrem Kampf gegen die Nato und auch auf ihrem jüngsten Eroberungszug. Schon unter der sowjetischen Besatzung seien sie manchen als eine Art Befreiungsbewegung erschienen. Doch zeige der Anschlag in Kabul auch, dass der IS selbst in der Hauptstadt zuschlagen könne und die Taliban nicht das ganze Land vollständig kontrollieren.
Im Vergleich zu den Taliban sei der IS "durch eine viel größere Gewalttätigkeit" gekennzeichnet und sei auch eine transnationale Organisation, sagte Schröter. Ziel sei die islamische Weltherrschaft. Das klinge absurd, sei aber der Grund, warum überall auf der Welt Anschläge stattfinden.
8.40 Uhr: Kramp-Karrenbauer und General Zorn in Taschkent
Nach dem Ende des Evakuierungseinsatzes der Bundeswehr in Afghanistan ist Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) noch am Donnerstagabend nach Taschkent in Usbekistan geflogen, wo die Truppe ihr logistisches Drehkreuz für die Mission hat. Begleitet wurde sie vom Generalinspekteur der Bundeswehr, General Eberhard Zorn, wie das Verteidigungsministerium am Freitag auf Twitter mitteilte. "Die Evakuierungsoperation in Kabul war hochgefährlich. Die Bundeswehr hat unter schwersten Bedingungen vor Ort so viele Menschen wie möglich in Sicherheit gebracht", hieß es dazu.
Nach Angaben der Ministerin wurden 5.347 Menschen aus mindestens 45 Ländern evakuiert, darunter rund 500 Deutsche und mehr als 4.000 Afghanen. Nun haben alle deutschen Soldaten, Diplomaten und Polizisten das Land verlassen. Von Usbekistan aus kehren die A400M der Bundeswehr nach Deutschland zurück.
Die Bundeswehr plant die Rückkehr der eingesetzten Soldatinnen und Soldaten für Freitagnachmittag. Ihre Ankunft ist gegen 16.00 Uhr auf dem niedersächsischen Fliegerhorst Wunstorf geplant. Begleitet werden dürften sie demnach von Kramp-Karrenbauer.
Die Bundeswehr hatte am Donnerstag ihre Luftbrücke aus der afghanischen Hauptstadt Kabul unter dramatischen Umständen nach elf Tagen beendet. Der Start der letzten Maschinen ins Nachbarland Usbekistan wurde von seit Tagen befürchteten Terroranschlägen vor den Toren des Flughafens überschattet.
7.46 Uhr: DRK-Suchdienst rechnet mit mehr Anfragen aus Afghanistan
Nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan rechnet der Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes verstärkt mit Anfragen nach verschollenen Familienmitgliedern aus dieser Region. Bereits vor der aktuellen Krise seien die meisten Suchanfragen aus Afghanistan gekommen, neben Somalia, Irak und Syrien, sagte DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt am Freitag der Deutschen Presse-Agentur.
Im vergangenen Jahr gab es nach DRK-Angaben allein in Berlin Beratung in 261 Suchdienst-Fällen. Die meisten davon betrafen Afghanistan. Von Januar 2021 bis Ende August wurden bereits 192 neue Suchanfragen in der Hauptstadt gestellt.
2020 sind beim Suchdienst insgesamt 1.657 internationale Anfragen von Menschen eingegangen, die ihre Angehörigen aufgrund von Flucht, Krieg oder Vertreibung vermissen. In rund 30 Prozent aller Fälle habe das DRK weiterhelfen können, sagte Hasselfeldt. Sie will am Freitagvormittag in Berlin eine Bilanz und einen Ausblick des DRK-Suchdienstes zum Internationalen Tag der Vermissten (30. August) vorstellen.
Weltweit werden derzeit mehr als 200.000 Menschen aufgrund von Flucht, Krieg oder Vertreibung vermisst. Der DRK-Suchdienst hilft Menschen, die wegen aktueller bewaffneter Konflikte und Katastrophen weltweit von ihren Angehörigen getrennt worden sind. Er klärt aber weiterhin auch noch Schicksale von Vermissten aus dem Zweiten Weltkrieg.
5.05 Uhr: USA drohen Terroristen nach Anschlag in Kabul mit Vergeltung
Nach dem verheerenden Anschlag in der Nähe des Flughafens von Kabul hat US-Präsident Joe Biden den dafür verantwortlichen Terroristen mit Vergeltung gedroht. "Wir werden Euch jagen und Euch dafür bezahlen lassen", sagte Biden am Donnerstag im Weißen Haus. Er kündigte Einsätze des US-Militärs gegen die für den Anschlag verantwortliche Terrormiliz Islamischer Staat (IS) an - und die Fortsetzung der Evakuierungen aus Afghanistan. Die Terroristen könnten die USA nicht dazu bringen, ihre "Mission" zu stoppen, betonte Biden mit Blick auf die verbliebenen Amerikaner im Land. "Wir werden sie finden, und wir werden sie da rausholen."
- Biden und das Blutbad von Kabul : "Wir werden nicht vergeben"
Bei dem Anschlag waren neben 13 US-Soldaten auch viele Afghanen getötet worden. Unbestätigte Medienberichte und Videos vom Tatort deuten auf Dutzende einheimische Todesopfer hin, hinzu kommen zahllose Verletzte. Das US-Verteidigungsministerium erklärte, es seien auch 18 Soldaten verwundet worden. Die Verletzten würden in speziell ausgerüsteten Flugzeugen ausgeflogen, hieß es.
Für die US-Streitkräfte waren es die ersten Soldaten seit Februar vergangenen Jahres, die in Afghanistan gewaltsam ums Leben kamen - und die schwersten Verluste dort seit einem Jahrzehnt. Biden ordnete an, die US-Flaggen über dem Weißen Haus und an allen öffentlichen Gebäuden bis Montagabend auf halbmast zu setzen, um der Opfer zu gedenken.
Lage in Afghanistan: Das geschah am Donnerstag
21.53 Uhr: Ableger der IS-Terrormiliz reklamiert Anschlag in Kabul für sich
Der in Afghanistan aktive Ableger der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat den Anschlag am Flughafen von Kabul für sich reklamiert. Dies verlautbarte IS-Khorasan, wie der IS sich in Afghanistan und Pakistan nennt, am Donnerstagabend mit einer über das Internet verbreiteten Nachricht des IS-Sprachrohrs Amak.
Bei dem Anschlag wurden allein zwölf US-Soldaten getötet. Die BBC berichtete unter Berufung auf einen Offiziellen aus dem Gesundheitswesen von insgesamt 60 Toten.
Der IS war in Afghanistan Anfang 2015 aufgetaucht. Er will dort und auf pakistanischem Gebiet eine "Provinz" namens IS-Khorasan etablieren und hat Anschläge vor allem auf schiitische Ziele verübt. Die USA und afghanische Sicherheitskräfte griffen dessen Stellungen in vergangenen Jahren mitunter mehrmals wöchentlich an. Trotzdem verübte der IS weiter schwere Anschläge, intensivierte die Rekrutierung und versuchte, auch in Nordafghanistan Fuß zu fassen.
Mit den Taliban, die in Afghanistan vor gut einer Woche die Macht an sich gerissen hatten, ist der IS trotz großer ideologischer Nähe verfeindet.
21.18 Uhr: Zwei IS-Selbstmordattentäter und Schützen bei Angriff
Bei dem Terrorangriff am Flughafen in Kabul haben sich nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums mindestens zwei Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt. Nach den Detonationen hätten eine Reihe von Kämpfern der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) das Feuer auf Zivilisten und Soldaten eröffnet, sagte US-General Kenneth McKenzie, der das US-Zentralkommando Centcom führt, am Donnerstag in einer Videoschalte mit Journalisten im Pentagon.
Nach dem Anschlag außerhalb des Flughafens von Kabul rechnet das US-Militär mit weiteren Angriffen der Terroristen. "Wir glauben, es ist ihr Wunsch, diese Angriffe fortzusetzen, und wir rechnen damit, dass sich diese Angriffe fortsetzen werden", sagte Kenneth McKenzie. "Wir tun alles, was wir können, um auf diese Angriffe vorbereitet zu sein", sagte er. Dazu gebe es auch Gespräche mit den Taliban, die für die Sicherheit außerhalb des Flughafens verantwortlich seien.
Es handle sich um eine "extrem aktive Bedrohungssituation" in der mit weiteren Angriffen zu rechnen sei, sagte der General weiter.
21.10 Uhr: 13 US-Soldaten bei Anschlag in Kabul getötet
Nach dem Anschlag in Kabul ist ein weiterer US-Soldat seinen Verletzungen erlegen. Die Zahl der getöteten Soldaten stieg damit auf 13, wie ein Sprecher des US-Militärs am Donnerstag (Ortszeit) sagte. Die Zahl der verletzten Truppenmitglieder sei auf 18 angestiegen. Sie alle würden mit medizinisch ausgerüsteten Transportflugzeugen vom Typ Boeing C-17 aus Kabul ausgeflogen. Nach dem Anschlag an einem Tor des Flughafens der afghanischen Hauptstadt hatte das US-Verteidigungsministerium zunächst von zwölf getöteten und 15 verletzten Soldaten gesprochen.
20.23 Uhr: : Britische Rettungsmission wird trotz Anschlag fortgesetzt
Die britischen Streitkräfte wollen ihre Evakuierungsmission trotz des tödlichen Anschlags am Flughafen in Kabul fortsetzen. Das sagte Premierminister Boris Johnson nach einer Sitzung des Sicherheitskabinetts am Donnerstagabend. Der Premier verurteilte die Tat als "barbarisch" und sprach den USA sowie "dem afghanischen Volk" sein Beileid aus. Es habe sich wohl um eine Serie von Attacken gehandelt, so Johnson weiter. Zu geheimdienstlichen Erkenntnissen über die Hintergründe wollte er sich nicht äußern. Es sei aber "beinahe sicher", dass auch Mitglieder der Taliban unter den Opfern seien, so Johnson.
Mit dem Fortschritt der Evakuierungen zeigte sich Johnson zufrieden. Der größte Teil derjenigen, die evakuiert werden sollten, sei bereits außer Landes gebracht.
19.59 Uhr: Maas: Bisher keine Informationen über deutsche Opfer bei Anschlägen
Bei den Anschlägen vor dem Flughafen der afghanischen Hauptstadt Kabul hat es nach den bisherigen Erkenntnissen des Auswärtigen Amts keine deutschen Opfer gegeben. "Wir haben zurzeit keine Informationen über deutsche Opfer", sagte Außenminister Heiko Maas am Donnerstag in Berlin. Er sprach von zwei aufeinanderfolgenden Anschlägen. Ein erster "ekelhafter Anschlag" mit zahlreichen Toten und Verletzten habe sich Minuten vor dem Start der letzten Evakuierungsmaschine der Bundeswehr in Kabul ereignet. "Kurz danach gab es noch einen weiteren Anschlag." Die Bilder aus Kabul seien "grauenhaft, und sie gehen jedem bis ins Mark".
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte zuvor gesagt, sie gehe von einem oder mehreren Selbstmordanschlägen aus.
19.36 Uhr: Bundeswehr beendet Evakuierungseinsatz in Kabul
Die Luftwaffe hat am Donnerstag alle deutschen Soldaten, Diplomaten und verbliebenen Polizisten aus der afghanischen Hauptstadt Kabul ausgeflogen. Das sagte Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) in Berlin nach dem Start der letzten Maschine. Damit ist der Evakuierungseinsatz der Bundeswehr in Afghanistan nach elf Tagen beendet.
Kramp-Karrenbauer und auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) betonten aber, dass die Bundesregierung weiter versuchen werde, schutzbedürftigen Menschen die Ausreise aus Afghanistan zu ermöglichen. "Wir beenden die Luftbrücke mit dem heutigen Tag", sagte Merkel auf einer eigenen Pressekonferenz. "Wir sind mit Hochdruck und Nachdruck dabei, eben Bedingungen auszuhandeln mit den Taliban darüber, wie weitere Ausreisen auch möglich sein werden."
Der Einsatz hatte am Montag vergangener Woche begonnen. Bundeswehr-Generalinspekteur Eberhard Zorn sagte am Donnerstag, dass die Bundeswehr seit Beginn 5.200 Menschen aus 45 Nationen ausgeflogen habe. Darunter seien 4.200 Afghanen und 505 deutsche Staatsbürger.
19.30 Uhr: Mehrere US-Soldaten bei Anschlägen in Kabul getötet
Bei den Anschlägen am Flughafen in Kabul kamen auch mehrere US-Soldaten ums Leben. Das teilte Pentagon-Sprecher John Kirby au Twitter mit.
18.59 Uhr: Mindestens 13 Tote nach Anschlag am Flughafen Kabul
Bei dem Anschlag am Flughafen der afghanischen Hauptstadt Kabul sind nach Angaben der militant-islamistischen Taliban mindestens 13 Menschen getötet worden. Mindestens 52 weitere seien verletzt worden, teilte der Sprecher des politischen Büros der Taliban in Doha, Suhail Schahin, am Donnerstag mit. Man verurteile diesen grausamen Vorfall aufs Schärfste und werde alles unternehmen, um die Schuldigen zur Rechenschaft zu ziehen, hieß es weiter.
Schahin bestätigte, dass sich zwei Explosionen ereigneten. Eine der Explosionen fand ersten Informationen zufolge an einem der Flughafentore statt, eine weitere bei einem nahe gelegen Hotel. Es gab Befürchtungen, dass die Zahl der Todesopfer noch signifikant ansteigt. Auf Videos waren Dutzende Tote zu sehen.
18.53 Uhr: Merkel verurteilt „niederträchtigen Anschlag“
Bundeskanzlerin Angela Merkel verurteilt die jüngsten Geschehnisse am Kabuler Flughafen. „Die Terroristen haben auf Menschen gezielt, die vor Flughafen gewartet haben“, sagt Merkel in Berlin.
Zudem bezeichnet sie den Anschlag als „absolut niederträchtig“. Zum Ende der deutschen Evakuierungsmission erklärt Merkel, dass die Bundesregierung Schutzbedürftige, die in Afghanistan zurückbleiben, „nicht vergessen“ werde.
18.05 Uhr: Nato-Generalsekretär verurteilt Terroranschlag am Flughafen von Kabul
Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat sich entsetzt über die jüngsten Ereignisse in der afghanischen Hauptstadt geäußert. "Ich verurteile den grausamen Terroranschlag vor dem Flughafen Kabul auf das Schärfste", teilte er am Donnerstag mit. Priorität der Nato bleibe es, möglichst schnell möglichst viele Menschen in Sicherheit zu bringen. Seine Gedanken seien bei allen Betroffenen des Anschlags und ihren Angehörigen.
Bei einem Anschlag am Flughafen Kabul sind der Nichtregierungsorganisation Emergency zufolge mindestens sechs Menschen getötet worden. Mehr als 60 weitere seien verletzt worden, teilte Emergency am Donnerstag auf Twitter mit. Die Nichtregierungsorganisation betreibt ein Krankenhaus vor Ort und berichtete, dass sechs Menschen tot in ihre Klinik eingeliefert worden seien.
16.56 Uhr: Pentagon bestätigt Opfer nach Explosion in Kabul - Details unklar
Bei einer Explosion außerhalb des Flughafens der afghanischen Hauptstadt Kabul hat es nach Angaben der USA eine bislang unbekannte Zahl von Toten oder Verletzten gegeben. Der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, John Kirby, schrieb am Donnerstag auf Twitter, das Pentagon könne bestätigen, dass die Explosion an einem der Flughafen-Tore "eine unbekannte Zahl von Opfern" verursacht habe. CNN berichtete unter Berufung auf mehrere Beamte, dass auch US-Personal verletzt worden sei. Eine offizielle Bestätigung gab es dafür zunächst nicht. Das türkische Verteidigungsministerium berichtete außerdem von einer zweiten Explosion außerhalb des Flughafens. Mehrere internationale Medien berichteten unter Berufung auf die Taliban von einer zweistelligen Zahl an Todesopfern.
Deutsche Soldaten waren von der Explosion einem Tweet des Einsatzführungskommandos zufolge nicht betroffen. "Nach bisherigen Erkenntnissen kam es heute Nachmittag gegen 15.20 Uhr MESZ zu einer Explosion im Außenbereich des Flughafens Kabul", teilte das Einsatzführungskommando am Donnerstag mit. Nähere Informationen lägen aber noch nicht vor.
16.45 Uhr: Letzte geplante Rettungsflüge der Bundeswehr in Kabul gestartet
Die letzten Maschinen der Bundeswehr zur Rettung von Deutschen und einheimischen Mitarbeitern aus Afghanistan sind am Donnerstag abgehoben. Die letzten drei Flugzeuge starteten nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur am frühen Abend (Ortszeit) vom Flughafen Kabul aus mit dem Ziel Taschkent in Usbekistan.
15.59 Uhr: Pentagon: Explosion außerhalb des Flughafens in Kabul
Außerhalb des Flughafens der afghanischen Hauptstadt Kabul ist es zu einer Explosion gekommen. Das schrieb der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, John Kirby, am Donnerstag auf Twitter. Über mögliche Opfer sei bislang noch nichts bekannt. Das Ministerium werde weitere Details bekanntgeben, sobald diese verfügbar seien. In den vergangenen Tagen hatte es zunehmend Warnungen vor Terroranschlägen rund um den Flughafen in Kabul gegeben.
In deutschen Sicherheitskreisen wurde von einem Anschlag gesprochen. Ob deutsche Staatsbürger oder Bundeswehrsoldaten betroffen sind, war demnach zunächst unklar. Es gebe Verletzte. Unklar sei noch, ob und wenn ja wie viele Tote es gegeben habe. Es herrsche Chaos. Das Attentat sei von außerhalb des Flughafens verübt worden, nicht von einer oder mehreren Personen, die sich auf das Gelände des Flughafens geschmuggelt hätten, hieß es weiter.
15.45 Uhr: Kanzlerin Merkel sagt Israel-Reise wegen Lage in Afghanistan ab
Kanzlerin Angela Merkel hat die für den 28. bis 30. August geplante Reise nach Israel wegen der dramatischen Entwicklung in Afghanistan abgesagt. Beide Seiten seien sich einig, dass der Besuch zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden solle, teilte Regierungssprecher Steffen Seibert am Donnerstag mit.
14.34 Uhr: USA und Verbündete fliegen erneut Tausende Menschen aus Kabul aus
In den Endzügen der militärischen Evakuierungsmission in Afghanistan sind binnen 24 Stunden erneut mehr als 13.000 Menschen aus Kabul ausgeflogen worden. Das Weiße Haus teilte am Donnerstag mit, zwischen dem frühen Mittwochmorgen und dem frühen Donnerstagmorgen habe das US-Militär rund 5.100 Menschen außer Landes gebracht, Flugzeuge von Verbündeten wiederum hätten im gleichen Zeitraum rund 8.300 Menschen evakuiert. Seit dem Start des Evakuierungseinsatzes Mitte August hätten die Vereinigten Staaten und ihre Partner insgesamt mehr als 95.000 Menschen ausgeflogen.
13.45 Uhr: Terrordrohungen in Kabul "massiv verschärft"
Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer hat vor einer immer weiter wachsenden Terrorgefahr um den Flughafen im afghanischen Kabul gewarnt. "Wir wissen, dass die Terrordrohungen sich massiv verschärft haben, dass sie deutlich konkreter geworden sind", sagte sie am Donnerstag in Berlin. "Wir befinden uns jetzt in der sicherlich hektischsten, in der gefährlichsten, in der sensibelsten Phase."
Man bemühe sich "ohne Bruch" in die "Phase zwei" der Evakuierung nach dem Ende des Bundeswehreinsatzes zu kommen, betonte die Ministerin. In dieser Phase werde es darum gehen, auf diplomatischem Weg zu versuchen, Menschen die Ausreise zu ermöglichen.
Bundeswehr-Generalinspekteur Eberhard Zorn sagte, dass inzwischen 5.200 Menschen aus 45 Nationen von der Bundeswehr ausgeflogen worden seien. Darunter seien 4.200 Afghanen und 505 deutsche Staatsbürger. Zwei Hubschrauber, die für die Evakuierungsaktionen nach Kabul transportiert worden waren, sind bereits wieder ins usbekische Taschkent gebracht worden. Dort befindet sich das Drehkreuz der Bundeswehr für die Evakuierung.
13.05 Uhr: Rettungsflüge aus Kabul steuern auf Ende zu - Andrang noch größer
Unter Warnungen vor Terroranschlägen in der afghanischen Hauptstadt Kabul steuern die militärischen Rettungsflüge von dort auf ein Ende zu. Die Bundeswehr flog am Donnerstag mit einem ihrer letzten Evakuierungsflüge 150 weitere Menschen aus. Belgien, Dänemark und Polen stellten die Evakuierungen bereits ein, die Niederlande planten das noch für Donnerstag, Frankreich für Freitag. Der Andrang am Flughafen stieg noch einmal, wie ein Augenzeuge der Deutschen-Presse Agentur berichtete. Die Menschen stünden an einem Tor "so eng aneinander wie Ziegel einer Mauer", es gehe keinen Meter voran.
Die Bundeswehr wollte am Donnerstag mit vier Flugzeugen Menschen aus Kabul ausfliegen. Bis Freitag sollten auch deren militärische Kräfte nach dpa-Informationen weitgehend abgezogen sein. Die Bundeswehr hat in anderthalb Wochen mehr als 5.300 Menschen evakuiert, darunter mehr als 500 Deutsche. Der Einsatz wird nach dpa-Informationen ohne Unterbrechung auch von einem Team des Bundesnachrichtendienstes (BND) in Kabul unterstützt.
11.34 Uhr: BND unterstützt Evakuierungsaktion in Kabul
Die Evakuierungsaktion der Bundeswehr in Kabul wird seit ihrem Beginn von einem Team des Bundesnachrichtendienstes (BND) unterstützt. Der deutsche Auslandsgeheimdienst ist nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur vom Donnerstag ohne Unterbrechung auch nach der Einnahme der afghanischen Hauptstadt durch die militant-islamistischen Taliban in Kabul aktiv. In der Zwischenzeit habe der Dienst sein Team ausgetauscht, um die Evakuierungsaktion mit frischen Kräften zu unterstützen.
Die BND-Agenten würden unter anderem die Sicherheitslage aufklären und Verbindung zu anderen Geheimdiensten halten, hieß es. Offiziell wollte sich der BND zu dem Einsatz in Afghanistan nicht äußern.
10.18 Uhr: Britische Regierung hält Anschlag in Kabul binnen Stunden für möglich
Ein Vertreter der britischen Regierung hält einen Terroranschlag am Flughafen in Kabul binnen Stunden für möglich. Auf die Frage des Senders Sky News, ob sich ein Anschlag innerhalb der nächsten Stunden ereignen könne, sagte Verteidigungsstaatssekretär James Heappey am Donnerstagmorgen ausdrücklich "Ja". Im Laufe der Woche seien sich die Geheimdienste immer sicherer darüber geworden, dass ein "ernsthafter, unmittelbarer, tödlicher Angriff" auf den Flughafen oder die von westlichen Truppen genutzten Zentren drohe.
"Während die Uhr bis zum Ende des Monats weiter tickt, müssen wir diese sehr, sehr reelle Bedrohung mit den Menschen in Kabul teilen und ihnen raten, sich vom Flughafen zu entfernen anstatt dorthin zu kommen", sagte der Staatssekretär.
Der Sender zitiert zudem eine nicht genannte, hochrangige britische Quelle, die von einem "sehr hohen Risiko eines Terroranschlags" auf die Evakuierungsmission in Kabul sprach. Auch deutsche und US-Behörden hatten davor bereits gewarnt. Wann die britischen Evakuierungsflüge enden sollen, wollte Staatssekretär Heappey nicht genauer bekanntgeben. In den nächsten 24 Stunden sollten aber - wenn möglich - elf Flüge stattfinden.
9.08 Uhr: Grünen-Experte erwartet schnelles Ende des Bundeswehreinsatzes
Der sicherheitspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Tobias Lindner, rechnet mit einem schnellen Ende der Evakuierungsmission der Bundeswehr in Afghanistan. "Wir reden hier eher über Stunden als über Tage", sagte er am Donnerstag im RBB-Inforadio. Den genauen Zeitpunkt kenne aber auch er als Obmann im Verteidigungsausschuss des Bundestags nicht.
"Die Vereinigten Staaten haben klargemacht, dass sie Ende August abgezogen sein werden, und dann folgt da einfach ein gewisses militärisches Prozedere. Das heißt, die USA gehen zuletzt raus, und alle anderen Nationen davor." Die Obleute werden nach seinen Worten informiert, sobald die letzte Maschine Afghanistan verlassen hat. Dann werde das auch die Öffentlichkeit erfahren.
Er hoffe, dass noch möglichst viele Menschen gerettet werden könnten, denn danach werde eine Ausreise schwer, sagte Lindner. "Es gibt ja keinen zivilen Flughafen mehr in Kabul - der ist schwer demoliert. Es müsste erst mal darum gehen, einen zivilen Flugbetrieb wieder aufzubauen." Zudem sei unklar, was die militant-islamistischen Taliban darunter verstünden, wenn sie zusagten, "Personen mit legalen Dokumenten" könnten auch weiter ausreisen.
8.15 Uhr: Weitere Evakuierungsmaschine der Bundeswehr Richtung Kabul gestartet
Die Bundeswehr hat ihre Evakuierungsmission für Deutsche und einheimische Ortskräfte in Afghanistan am Donnerstagmorgen fortgesetzt. Gegen 7.15 Uhr MESZ startete in der usbekischen Hauptstadt Taschkent ein Transportflugzeug A400M in Richtung Kabul, wie das Einsatzführungskommando auf Twitter mitteilte. Es soll dort weitere Schutzsuchende aufnehmen.
Am Vorabend hatte die Bundeswehr mit dem letzten von mehreren Flügen am Mittwoch 167 Menschen aus der afghanischen Hauptstadt ausgeflogen. "Insgesamt 5.193 Personen konnten seit Beginn der Evakuierungsmission durch die Bundeswehr in Sicherheit gebracht werden - allein gestern waren es 539 zu Schützende", schrieb das Verteidigungsministerium am Donnerstag auf Twitter. "Wir evakuieren bis zur letzten Sekunde."
7.20 Uhr: Oberster Heeressoldat kritisiert Versagen der afghanischen Armee
Der Inspekteur des Deutschen Heeres, Generalleutnant Alfons Mais, hat Korruption, Vetternwirtschaft und Führungsversagen in der afghanischen Armee für den Vormarsch der militant-islamistischen Taliban in dem Land mitverantwortlich gemacht. "Das ist ja eine Berufsarmee gewesen. Das waren keine Wehrpflichtigen, die sofort die Waffen fallen lassen, weil sie zum Dienst gezwungen worden wären", sagte Mais der "Rhein-Zeitung" (Donnerstag).
Man habe wohl überschätzt, inwieweit die Soldaten bereit seien, für einen Staat zu kämpfen, der mit internationaler Unterstützung entstanden sei. "Ich denke, das Scheitern hat auch viel mit Korruption zu tun, mit Vetternwirtschaft und schlechter Behandlung der Soldaten", führte Mais aus. "Und das Führungskorps ist auch nicht immer nach Leistung ausgewählt worden, sondern über einen Schlüssel nach Ethnien." Die Taliban hatten Afghanistan Mitte August in wenigen Tagen und ohne größere Gegenwehr der Streitkräfte erobert.
6.13 Uhr: Deutsche Botschaft warnt vor Schießereien und Anschlägen in Kabul
Die deutsche Botschaft in Kabul hat am Mittwoch vor Schießereien und Terroranschlägen am Flughafen der afghanischen Hauptstadt gewarnt. "Es kommt sehr häufig zu gefährlichen Situationen und bewaffneten Auseinandersetzungen an den Gates. Dazu kommen aktuelle Terrorwarnungen", heißt es in einem Schreiben an deutsche Staatsbürger, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Der Zugang zum Flughafen sei kaum noch möglich.
"Aufgrund der Sicherheitsbedrohungen vor den Toren des Flughafens Kabul raten wir US-Bürgern, derzeit nicht zum Flughafen zu reisen und die Tore des Flughafens zu meiden", teilte auch die US-Botschaft in der Nacht zu Donnerstag mit - ohne die Bedrohungslage genauer zu benennen.
US-Bürger, die sich derzeit am Abbey Gate, East Gate oder North Gate aufhielten, sollten das Gebiet "sofort" verlassen, warnte die US-Vertretung in Kabul. Die britische Regierung forderte Bürgerinnen und Bürger in der Nähe des Flughafens auf, sich an einen sicheren Ort zu begeben und auf weitere Anweisungen zu warten. Sie sprach in ihren Reisehinweisen am Mittwoch von einer "weiterhin hohen Bedrohung durch Terroranschläge".
Die Bundeswehr hatte bereits am Dienstag berichtet, das zunehmend potenzielle Selbstmordattentäter der Terrororganisation Islamischer Staat in Kabul unterwegs seien. Die internationale Evakuierungsaktion, die nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban eingeleitet wurde, soll am 31. August mit dem Abzug der US-Streitkräfte enden. Der letzte Bundeswehrflug könnte schon deutlich früher gehen.
6.05 Uhr: US-Regierung: Keine "Frist" für Hilfe bei Ausreise aus Afghanistan
Die US-Regierung will auch nach dem 31. August US-Amerikaner und Afghanen bei der Ausreise aus Afghanistan unterstützen. "Wir und die internationale Gemeinschaft erwarten, dass die Menschen, die Afghanistan nach dem Abzug des US-Militärs verlassen wollen, dies auch tun können. Daran arbeiten wir", sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki, am Mittwochnachmittag (Ortszeit). Man prüfe eine Reihe von Möglichkeiten, wie man etwa weiter konsularische Unterstützung leisten können.
US-Außenminister Antony Blinken sprach davon, dass es keine «Frist» für die Bemühungen gebe, ausreisewilligen US-Amerikanern oder Afghanen zu helfen. Die militant-islamistischen Taliban hätten sich verpflicht, Menschen über den 31. August hinaus sicheres Geleit zu ermöglichen. "Und wir haben sicherlich Anreize und Druckmittel gegenüber einer zukünftigen afghanischen Regierung, um sicherzustellen, dass dies geschieht", sagte Blinken weiter ohne ins Detail zu gehen.
US-Präsident Joe Biden hatte am Dienstag nach einer Videoschalte mit den Staats- und Regierungschefs der G7-Länder erklärt, dass er an dem Plan festhalte, die amerikanischen Truppen bis zum 31. August aus Kabul abzuziehen. Das US-Militär kontrolliert derzeit den Airport in Kabul und sichert die internationale Evakuierungsmission dort ab. Die verbliebenen internationalen Kräfte am Flughafen sind bei ihren Evakuierungsaktionen auf den Schutz durch US-Truppen angewiesen.
"Wir sind auf dem richtigen Weg, um unsere Mission bis zum 31. August abzuschließen", betonte Sprecherin Psaki. Der Präsident sei aber über Notfallpläne informiert worden, falls man doch länger bleiben müsse. Biden hatte zuvor das Außen- und Verteidigungsministerium angewiesen, diese Alternativpläne zu erarbeiten. Unabhängig davon, suche man aber nach Möglichkeiten, Amerikanern und anderen die Evakuierung auch nach dem Truppenabzug zu ermöglichen.
Lage in Afghanistan: Das geschah am Mittwoch
18.55 Uhr: Bei Helikoptereinsatz in Kabul 21 Deutsche in Sicherheit gebracht
Soldaten der Bundeswehr und der US-Streitkräfte haben bei ihrem gemeinsamen Helikoptereinsatz in der afghanischen Hauptstadt Kabul 21 Deutsche in Sicherheit gebracht. Dabei hätten die US-Soldaten ihre eigenen Hubschrauber geflogen und die Bundeswehrsoldaten die Aufstellung an einem Sammelpunkt organisiert, sagte Generalinspekteur Eberhard Zorn am Mittwoch in Berlin. "Die Operation ist in der Nacht durchgeführt worden", sagte er. Nach früheren Informationen waren Spezialkräfte an dem Einsatz beteiligt.
Größte Sorge mache inzwischen die Anschlagsgefahr bei Evakuierungen aus der Stadt. "Und zwar nicht die Anschlagsgefahr, die von den Taliban ausgeht", sagte Zorn dazu. "Die Taliban gewährleisten im Grunde die Sicherheit, und zwar die Sicherheit rings um den Flugplatz durch ihre Checkpoints, aber auch bei den jeweiligen Konvois, die durchgeführt werden."
Die Bundeswehr hat bis Mittwochabend mit 34 Flügen bisher 5.193 Menschen aus Kabul ausgeflogen, darunter mehr als 3.600 Afghanen. Insgesamt wurden Menschen aus 45 Nationen von der Bundeswehr ausgeflogen. "Wir werden versuchen, bis wirklich zur letzten Sekunde und mit dem letzten Flieger auch zu evakuierende Personen mitzunehmen", sagte Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU). Einen genauen Zeitpunkt für das Ende der Luftbrücke nannte sie nicht.
17.03 Uhr: Taliban sagen Ausreisemöglichkeit nach US-Truppenabzug zu
Die militant-islamistischen Taliban haben in den Verhandlungen mit der Bundesregierung zugesagt, dass Afghanen auch nach dem für den 31. August geplanten US-Truppenabzug das Land verlassen dürfen. Das twitterte der deutsche Verhandlungsführer Markus Potzel am Mittwoch nach Gesprächen mit dem Vizechef des politischen Büros der Taliban in Katar, Schir Mohammed Abbas Staneksai. Dieser habe ihm versichert, dass Afghanen mit gültigen Ausweisdokumenten nach dem 31. August weiterhin die Möglichkeit haben werden, mit kommerziellen Flügen auszureisen.
16.18 Uhr: Bundeswehr vor schwierigster Phase in Afghanistan
Für die Bundeswehr beginnt in Afghanistan nach Einschätzung des Verteidigungsministeriums nun die schwierigste Phase. "Die internationale Präsenz in Afghanistan endet absehbar am 31.08. - das bedeutet auch für die Bundeswehr, sich darauf einzustellen", teilte das Ministerium am Mittwoch auf Twitter mit. Die Sicherheitslage in Kabul habe sich enorm verschärft. "Für uns beginnt jetzt die schwerste Phase. Vielen konnten wir helfen - allein gestern 983."
Die USA hatten am Dienstag erklärt, dass sie an dem Plan festhielten, die amerikanischen Truppen bis zum 31. August aus Kabul abzuziehen. Ohne die Unterstützung der USA gilt auch eine Fortsetzung der Evakuierungsflüge anderer westlicher Staaten als undenkbar.
15.49 Uhr: Bundestag stimmt Evakuierungseinsatz der Bundeswehr in Kabul zu
Der Bundestag hat dem Einsatz von bis zu 600 Bundeswehrsoldaten bei der Evakuierungsaktion in der afghanischen Hauptstadt Kabul nachträglich zugestimmt. Die Abgeordneten billigten das bis zum 30. September befristete Mandat am Mittwoch mit großer Mehrheit.
15.22 Uhr: Noch mehr als 200 Deutsche in Kabul
In der afghanischen Hauptstadt Kabul halten sich nach Angaben des Auswärtigen Amts noch mehr als 200 deutsche Staatsbürger auf. Die Zahl liege höher als noch am Vortag, "weil sich weiterhin Menschen bei uns melden", sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts am Mittwoch in Berlin. 540 Deutsche seien bereits ausgeflogen worden. Am Dienstag hatte Außenminister Heiko Maas (SPD) von rund 100 Deutschen vor Ort und ihren Familien gesprochen.
Es gebe eine "gewisse Unschärfe" bei den Zahlen, weil teils auch Angehörige deutsche Staatsbürger seien, sagte der Sprecher. Wie viele der Betroffenen neben der deutschen auch die afghanische Staatsbürgerschaft haben, werde nicht erfasst, weil es für die Frage, ob jemand berechtigt sei zur Teilnahme an der Evakuierungsmission, keinen Unterschied mache. Er räumte aber ein, dass es für die Bewegungsfreiheit der Betroffenen im von den Taliban kontrollierten Kabul relevant sein könne. "Das ist ein Faktor, den man berücksichtigen muss."
Das Auswärtige Amt geht davon aus, dass sich in Kabul insgesamt noch eine "hohe vierstellige oder niedrige fünfstellige Zahl" schutzbedürftiger Menschen befindet, die grundsätzlich für eine Evakuierung in Frage kämen.
14.43 Uhr: Bundeswehr fliegt 218 weitere Menschen aus Kabul aus
Die Bundeswehr hat bei ihrer Evakuierungsmission in Afghanistan weitere 218 Menschen aus Kabul ausgeflogen. Der Militärtransporter des Typs A400M landete am Mittwoch in Taschkent im Nachbarland Usbekistan, wie die Bundeswehr auf Twitter mitteilte. Zuvor hatten Fallschirmjäger und Feldjäger der Bundesehr die Schutzbedürftigen am Flughafen von Kabul noch einmal kontrolliert.
Insgesamt hat die Bundeswehr inzwischen auf gut 30 Flügen mehr als 4.650 Bundesbürger, Afghanen und Bürger anderer Staaten aus Kabul evakuiert. Darunter seien Menschen aus mehr als 40 Ländern, teilte das Verteidigungsministerium mit. Am Sonntag vergangener Woche hatten die militant-islamistischen Taliban die afghanische Hauptstadt erobert und wieder die Macht übernommen.
13.57 Uhr: Die Taliban - noch gefährlicher als 2001
Afghanistan ist wieder unter Kontrolle der radikalislamischen Taliban. Für die Afghanen heißt das: Gottesstaat und Scharia statt Demokratie und Menschenrechte. Es sieht so aus, als wäre am Hindukusch alles wie zuvor – kaum besser als 2001. Die Sorge ist groß, dass die Gotteskrieger heute noch stärker, noch mächtiger, noch gefährlicher sein könnten – denn große Mengen an Kriegsgerät der alliierten Interventionsarmeen sind in die Hände der Sieger gefallen. Mehr dazu: Die Taliban - noch gefährlicher als 2001
13.48 Uhr: Linksfraktionschef Bartsch zu Afghanistan: "Es ist ein Desaster!"
Linksfraktionschef Dietmar Bartsch hat in der Bundestagsdebatte zum Afghanistaneinsatz der Regierung Handlungsunfähigkeit vorgeworfen und personelle Konsequenzen gefordert. An Außenminister Heiko Maas (SPD), Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) und Innenminister Horst Seehofer (CSU) gerichtet sagte er: "Die letzten Wochen sind unentschuldbar. Die Folgen Ihrer Fehler gefährden Menschenleben. Sie sind in Ihren Ämtern gescheitert."
Bartsch kritisierte, dass Deutsche und Helfer nicht schon früher aus dem Land geholt wurden, stattdessen habe es Handlungsunfähigkeit gegeben. Die logische Reihenfolge sei: Evakuieren und dann Abziehen. "Es ist ein Desaster!" Später sagte Bartsch: "Die die daran beteiligt waren, sollten nie wieder Mitglieder einer Bundesregierung sein." Er wiederholte seine Aussage, der gescheiterte Afghanistan-Einsatz sei "der schwärzeste Punkt" in der Kanzlerschaft von Angela Merkel (CDU).
13.10 Uhr: Merkel für Verhandlungen mit den Taliban
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) befürwortet mit Blick auf weitere internationale Bemühungen für Afghanistan auch Verhandlungen mit den militant-islamistischen Taliban. "Unser Ziel muss es sein, dass so viel wie möglich von dem, was wir in den letzten 20 Jahren in Afghanistan an Veränderungen erreicht haben, bewahrt wird", sagte sie am Mittwoch im Bundestag. Darüber sei auch mit den Taliban zu sprechen. "Unkonditionierte Verabredungen allerdings kann und darf es nicht geben." Als Ziel nannte Merkel auch, nach der derzeitigen Evakuierung weiter Menschen zu schützen.
- Mehr zur Regierungserklärung der Bundeskanzlerin lesen Sie hier.
12.41 Uhr: Merkel: Furchtbare Dramen in Kabul - Gedenken an tote Soldaten
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat an das Elend der Menschen in Afghanistan erinnert und der bei dem gescheiterten Einsatz in dem Krisenstaat getöteten und verletzten Bundeswehrsoldaten gedacht. "Die Entwicklungen der letzten Tage sind furchtbar, sie sind bitter", sagte Merkel am Mittwoch in einer Regierungserklärung zum Debakel beim Abzug der Bundeswehr und der westlichen Verbündeten aus Afghanistan im Bundestag. Sie ergänzte: "Für viele Menschen in Afghanistan sind sie eine einzige Tragödie." Die Kanzlerin kündigte an, die Evakuierungsmission so lange wie möglich fortzusetzen.
Merkel sagte, ihre Gedanken seien bei den Soldatinnen und Soldaten, die ihren Einsatz mit ihrem Leben bezahlt hätten, unter ihnen auch 59 Deutsche, sowie bei denen, die durch ihren Einsatz in Afghanistan bleibende Verletzungen an Leib und Seele davongetragen hätten, sagte Merkel. In persönlichen Worten erwähnte sie dabei auch einen ihrer früheren Personenschützer, der bei einem Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr getötet worden war.
Merkel sagte, man werde Zeuge, mit welcher Verzweiflung Menschen auf Flughafen Kabul zu gelangen versuchten, um einen Platz in einem rettenden Flugzeug zu kommen. Es spielten sich furchbare menschliche Dramen ab, etwa wenn Eltern ihre Babys und Kleinkinder irgendwie über die Mauern des Flughafens in die rettenden Hände verbündeter Soldaten zu legen versuchten, oder wenn Menschen in Panik vor dem Flughafen zu Tode getreten würden.
12.39 Uhr: Schäuble zu Afghanistan: "Dürfen die Menschen nicht im Stich lassen"
Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble hat mit Blick auf die Lage in Afghanistan zur Unterstützung der Menschen vor Ort aufgerufen. "Die Verzweiflung der Menschen am Flughafen in Kabul zerreißt einem das Herz", sagte der CDU-Politiker am Mittwoch zu Beginn einer Sondersitzung des Parlaments. Dabei soll der Evakuierungseinsatz der Bundeswehr in Kabul nachträglich bestätigt werden. Zudem stehen Debatten und Entscheidungen zur Fluthilfe und zu Corona auf der Tagesordnung.
Schäuble sprach nach 20 Jahren Afghanistan-Einsatz und mit Blick auf diejenigen Deutschen, die dabei ihr Leben verloren hatten, von einer moralischen Verpflichtung: "Wir dürfen die Menschen nicht im Stich lassen."
11.35 Uhr: Taliban-Vizechef: Afghanen können auch später noch ausreisen
Einem hochrangingen Taliban-Führer zufolge können Afghanen auch in der Zukunft problemlos und in Ruhe das Land verlassen. "Wenn sie für Jobs ins Ausland gehen oder ihr Leben verbessern wollten, können sie später Pässe beantragen, Visa bekommen und über legale Wege das Land verlassen", sagte der Taliban-Vizechef Mullah Jakub in einem am Dienstagabend (Ortszeit) auf offiziellen Taliban-Kanälen verbreiteten Audio-Interview. Niemand werde sie daran hindern. So chaotisch auszureisen wie derzeit sei ein Problem für alle Seiten.
Seit der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban spielen sich auf dem Flughafen der afghanischen Hauptstadt Kabul chaotische Szenen ab. Tausende Menschen versuchen, mit einem Evakuierungsflug das Land zu verlassen. Vor allem frühere Regierungsbeamte, Mitglieder der Sicherheitskräfte, Menschenrechtler oder Ortskräfte und Mitarbeiter ausländischer Streitkräfte und Organisationen haben Angst vor Racheaktionen der Taliban. In dem Gedränge vor den Zugängen zum Flughafen sind mehrere Menschen getötet worden.
In Wirklichkeit wolle der absolute Großteil der Menschen am Flughafen "für ihre Fantasien" das Land verlassen, sagte Mullah Jakub weiter. Sie seien nicht dort, um vor der Taliban-Herrschaft zu fliehen. Immerhin lebten weiter hochrangige Vertreter der bisherigen Regierung im Land. Es gelte eine Amnestie für alle. Allerdings gab es in den vergangenen Tagen glaubwürdige Berichte über Racheaktionen etwa an ehemaligen Sicherheitskräften.
Zur Regierungsbildung sagte Mullah Jakub weiter, es seien ernsthafte Beratungen im Gange. Die Verzögerung bei der Regierungsbildung liege daran, dass man sehr präzise sein wolle. Das Regierungssystem solle alle Bürger des Landes repräsentieren, um so Probleme in der Zukunft zu vermeiden.
10.36 Uhr: Russland schickt Flugzeuge für mehr als 500 Menschen nach Afghanistan
Russland schickt vier Militärtransportflugzeuge nach Afghanistan zur Rettung von mehr als 500 Menschen aus verschiedenen Ländern. Das teilte das Verteidigungsministerium am Mittwoch der Staatsagentur Tass zufolge mit. Bei der großen Evakuierungsmission sollen neben Russen auch Bürger aus der Ukraine, aus Belarus und den zentralasiatischen Republiken Tadschikistan, Usbekistan und Kirgistan aus Afghanistan herausgeholt werden, hieß es.
Demnach ließ Verteidigungsminister Sergej Schoigu die Mission mit medizinischem Personal, Wasservorräten, Lebensmitteln und Decken auf Anweisung des russischen Präsidenten Wladimir Putin auf dem Stützpunkt in Uljanowsk an der Wolga zusammenstellen. Moskau steht seit langem in Verhandlungen mit den militant-islamistischen Taliban, die in Russland als Terrororganisation verboten sind. Die russische Botschaft in Kabul wird nach früheren Angaben des Außenministeriums in Moskau nicht evakuiert.
Bei ihrem Treffen mit Putin hatte auch Bundeskanzlerin Angela Merkel am vergangenen Freitag Russland zur Unterstützung dabei aufgerufen, Menschen aus Afghanistan in Sicherheit zu bringen. Der Kremlchef warnte zuletzt mehrfach davor, dass unter afghanischen Flüchtlingen auch Terroristen sein könnten, die womöglich unter dem Deckmantel politischen Asyls ins Ausland gelangen wollten. Putin sprach von einer "realen Gefahr".
9.35 Uhr: Weiter Menschenmassen am Flughafen Kabul
Rund um den Flughafen Kabul harren weiter Tausende Menschen aus, in der Hoffnung auf einen Evakuierungsflug ins Ausland. So zeigen am Mittwoch in sozialen Medien geteilte Videos Hunderte Afghanen, die teils bis zu den Hüften in einem Wassergraben vor einer Wand zum Flughafengelände stehen und warten. Ein Mann, der den Wassergraben hochgeklettert ist, wird von zwei Soldaten zurückgedrängt.
Aufgrund der weiter desaströsen Lage rund um die Eingänge zum Flughafen haben Länder begonnen, ihre zu Evakuierenden anderweitig in den Flughafen zu bringen. Zwei Personen, die auf einer US-Liste zur Evakuierung standen, sagten, sie seien zu einem Ort in der Stadt gerufen worden und von dort mit in einem gepanzerten Konvoi in den Flughafen gebracht worden.
Ein Taliban-Sprecher sagte auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur, dass aufgrund des Andrangs am Flughafen sich dort keine Afghanen ohne geeignete Dokumente für eine Ausreise ansammeln dürfen.
In einem in der Nacht zu Mittwoch versandten Landsleutebrief der deutschen Botschaft in Kabul hieß es, Deutschland plane weiterhin Evakuierungsflüge mit der Bundeswehr und zudem mit anderen befreundeten Staaten Flüge von Kabul ins Ausland. Gleichzeitig prüfe man weitere konkrete Maßnahmen zur Ermöglichung der Ausreise.
Aus Diplomatenkreisen hieß es in den vergangenen Tagen, nach Einstellung der Evakuierungsflüge könnten die zu Evakuierenden möglicherweise auf dem Landweg in Drittstaaten ausreisen und von dort nach Europa geflogen werden. Beide Grenzübergänge nach Pakistan etwa sind aktuell geöffnet, allerdings brauchen Afghanen Visa für das Nachbarland.
8.38 Uhr: Luftbrücke aus Kabul soll in wenigen Tagen enden
Die Bundesregierung plant ein Ende der militärischen Rettungsflüge aus Afghanistan noch vor dem Wochenende. Der letzte Flug der Luftbrücke für deutsche Staatsbürger und gefährdete Ortskräfte könnte nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur demnach bereits am Freitag organisiert werden. Die Regierung reagiert damit auf das Festhalten der USA am Abzugsdatum 31. August. Zunächst hatte das Wirtschaftsmagazin "Business Insider" berichtet.
Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums sagte dazu am Mittwoch, er könne Medienberichte dazu weder dementieren noch bestätigen. Am Vortag seien mit fünf Flügen insgesamt 983 Menschen aus Kabul ausgeflogen worden, seit Beginn der Luftbrücke 4.654 Menschen. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) hatte erklärt, die Bundeswehr werde Menschen ausfliegen "solange es geht, so viele wie möglich".
US-Präsident Joe Biden will am Abzug der US-Truppen bis kommenden Dienstag festhalten, obwohl noch viele Tausend Afghanen auf eine Ausreise hoffen. Die Verbündeten sind auf die Sicherung des Flughafens durch US-Kräfte angewiesen. Auch der Abzug der Soldaten selbst bis zum Stichtag ist im Zeitplan zu berücksichtigen. Offenkundig ist, dass danach weitere Evakuierungen stark vom Mitwirken der Taliban und dem Betrieb ziviler Fluggesellschaften abhängig sind.
7.20 Uhr: Biden lässt Europäer wieder abblitzen
US-Präsident Joe Biden lässt an der Frist zum Abzug aus Afghanistan nicht rütteln. Damit dürften die Evakuierungen bald enden. Bei der Krisenschalte der G7-Staaten am Dienstag ließ er sich nicht dazu bewegen, den Einsatz der US-Soldaten am Flughafen Kabul über die von ihm selbst gesetzte Frist in einer Woche hinaus zu verlängern. Tausenden Afghanen dürfte er damit die Hoffnung nehmen, in Sicherheit zu gelangen. Die Uhr tickt - denn die Evakuierungsflüge dürften schon vor der Frist enden. In Berlin ist der Unmut über die Biden-Regierung in Sachen Afghanistan deutlich zu spüren. Mehr dazu lesen Sie hier.
7.10 Uhr: Afghanische Sicherheitskräfte bekamen 10.000 Bundeswehr-Pistolen
Die Bundeswehr hat die afghanischen Sicherheitskräfte während ihres 20-jährigen Einsatzes mit 10.000 Pistolen ausgerüstet. Daneben sei seit 2002 nur Sanitätsmaterial und Bekleidung an die Armee und die Polizei abgegeben worden, teilte das Verteidigungsministerium der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage mit. Die Pistolen vom Typ Walther P1 seien bereits 2006 kostenlos zur Verfügung gestellt worden.
Was daraus nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban geworden ist, ist dem Ministerium nicht bekannt. "Es liegen dem BmVg (Verteidigungsministerium) keine Erkenntnisse darüber vor, ob diese Güter in die Hände der Taliban gelangt sind", erklärte eine Sprecherin.
Die afghanischen Streitkräfte hatten sich vielerorts kampflos den Taliban ergaben. Ausgerüstet worden sind sie in den 20 Jahren des internationalen Militäreinsatzes vor allem von den USA. Alleine zwischen 2013 und 2016 statteten die Vereinigten Staaten Armee und Polizei mit fast 600.000 Schusswaffen, 76.000 Fahrzeugen und mehr als 200 Flugzeugen aus, wie das "Wall Street Journal" vergangene Woche unter Berufung auf einen US-Regierungsbericht berichtete.
In Washington wird freimütig eingeräumt, dass viel von dem militärischen Gerät nun wohl von den Islamisten genutzt wird. "Wir haben natürlich kein vollständiges Bild davon, wohin die einzelnen Rüstungsgüter gegangen sind, aber sicherlich ist eine ganze Menge davon in die Hände der Taliban gefallen", sagte der Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan.
6.20 Uhr: Zwei afghanische Para-Athleten an sicheren Ort gebracht
Zwei afghanische Para-Athleten sind nach Angaben des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC) aus ihrer Heimat an einen sicheren Ort gebracht worden. Die beiden Athleten würden psychologisch betreut. Ob sie möglicherweise doch noch zu den Paralympics nach Tokio nachreisen werden, ist nicht bekannt.
Am Tag vor Beginn der Spiele hatte das IPC bekannt gegeben, dass wegen der Machtübernahme der Taliban keine afghanischen Athleten in Japan am Start sein werden. Die Flagge Afghanistans wurde bei der Eröffnungsfeier am Dienstag «als Zeichen der Solidarität» von einem Volunteer ins Stadion getragen.
5.20 Uhr: US-Militär zieht "mehrere Hundert" Soldaten vom Flughafen Kabul ab
Das US-Militär hat seine Truppenpräsenz am Flughafen Kabul nach eigenen Angaben um "mehrere Hundert" Soldatinnen und Soldaten reduziert. Dies sei bei einem laufenden Einsatz Teil der normalen Entscheidungsgewalt des örtlichen Kommandeurs, erklärte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, John Kirby. Es handle sich dabei unter anderem um Beschäftigte der Zentrale, Spezialisten für Wartungsarbeiten und andere Soldaten, deren Mission am Flughafen abgeschlossen sei, erklärte er am Dienstag (Ortszeit). Das US-Militär hatte dort zuletzt rund 5.800 Soldaten im Einsatz.
Kirby betonte, der routinemäßige Abzug einiger Truppen stelle nicht den Beginn des Abzugs aller Soldaten aus Afghanistan dar. Dies sei zum jetzigen Zeitpunkt nicht befohlen worden, erklärte er.
US-Präsident Joe Biden hält vorerst an dem Plan fest, die Truppen bis 31. August, also kommenden Dienstag, abzuziehen. Er hat das Pentagon und das Außenministerium aber auch darum gebeten, Alternativpläne vorzuschlagen, falls diese nötig werden sollten.
5.00 Uhr: Steinmeier appelliert an europäische Solidarität bei Flüchtlingen
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Europäer zu einem solidarischen Vorgehen in der Flüchtlingsfrage aufgerufen. "Wir können nicht alle Menschen aufnehmen, die aus guten Gründen ein besseres Leben suchen. Aber wir müssen denen Zuflucht gewähren, die nach unseren selbstgesetzten Maßstäben Anspruch auf Schutz und Asyl haben. Das macht uns als Europäer aus", sagte Steinmeier der tschechischen Zeitung "Pravo".
Es werde weiterhin Krisen geben, die Menschen zur Flucht nach Europa bewegten, "da reicht aktuell ein Blick nach Afghanistan", sagte Steinmeier der Zeitung vor seinem Besuch in Tschechien, zu dem er an diesem Mittwoch aufbricht. "Damit müssen wir in Europa solidarisch umgehen und dürfen die Staaten mit einer EU-Außengrenze, gerade im Süden Europas, nicht allein lassen."
Tschechien lehnt feste Verteilungsquoten für Flüchtlinge innerhalb der EU entschieden ab, für die sich Deutschland aber stark macht. Das Land beruft sich darauf, vor Ort Hilfe zu leisten, also in den Ländern, aus denen Menschen nach Europa fliehen.
Steinmeier sagte dazu: "Wir tun als Europäische Union eine Menge, um die Fluchtursachen in vielen Ländern dieser Welt zu bekämpfen. Dennoch wird dies allein nicht ausreichen." Der Bundespräsident erinnerte zudem daran, dass in weniger guten Zeiten auch aus Deutschland und der früheren Tschechoslowakei viele Menschen geflohen seien, "die anderswo aufgenommen wurden".
Afghanistan-Konflikt: Das passierte am Dienstag
18.44 Uhr: Merkel: Biden hat kein neues Datum für Abzug aus Afghanistan genannt
US-Präsident Joe Biden hat nach Angaben von Bundeskanzlerin Angela Merkel beim G7-Gipfel keinen neuen Zeitpunkt für den Abzug der US-Truppen aus Afghanistan genannt. "Es sind heute keine neuen Daten über das bekannte Datum des 31.8. (hinaus) genannt worden vom Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika", sagte Merkel am Dienstag in Berlin.
18.31 Uhr: Evakuierungen nach Ramstein - zwei Babys in Klinik geboren
Das Pentagon hat weitere Details zu den während der Evakuierungsaktion aus Afghanistan geborenen Babys bekanntgegeben: Zwei Babys seien nach der Ankunft auf dem US-Stützpunkt im pfälzischen Ramstein auf die Welt gekommen - und zwar im US-Militärkrankenhaus im benachbarten Landstuhl, sagte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums am Dienstag. Den Eltern und Kindern gehe es gut. Ein drittes Baby hatte eine Frau in Ramstein an Bord eines US-Evakuierungsflugzeugs im Laderaum der Maschine mit Hilfe von Soldaten zur Welt gebracht.
Kirby konnte nicht sagen, ob die Babys die US-amerikanische Staatsbürgerschaft bekommen würden. Am Montag hatte bereits der Chef des Transportkommandos der USA zur Überraschung der Medien im Saal gesagt, es seien insgesamt mindestens drei Babys im Zuge der Evakuierungsaktion zur Welt gekommen. Er konnte aber auf Nachfrage keine Details nennen. Sprecher Kirby widmete sich deshalb am Dienstag beim Pressebriefing relativ schnell dem Thema. "Bevor wir zu den Fragen kommen, habe ich nur ein kleines Update zur Babyzahl", sagte er.
17.38 Uhr: Kramp-Karrenbauer will Evakuierungs-Vereinbarung mit den Taliban
Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer hat sich für eine Evakuierungs-Vereinbarung mit den Taliban für die Zeit nach der laufenden Bundeswehr-Mission ausgesprochen - unabhängig davon, wie lange diese noch läuft. Damit solle gewährleistet werden, dass auch dann noch ehemalige Helfer von Bundeswehr und Bundesministerien ausgeflogen werden könnten, die zurzeit gar nicht zum Flughafen Kabul kommen könnten, sagte die CDU-Politikerin am Dienstag in Berlin. "Wir brauchen auf jeden Fall auch in der Sache sicheres Geleit eine Lösung und eine Vereinbarung mit den Taliban, die über die eigentliche Evakuierungsmission hinausgeht."
Die Bundeswehr hat bisher rund 3.800 Menschen aus Afghanistan ausgeflogen. Wie lange der Einsatz noch dauert, hängt davon ab, wann die US-Streitkräfte sich aus Afghanistan zurückziehen. Bisher ist der 31. August geplant. Mehrere europäische Länder drängen die USA aber zu einer Verlängerung.
16.51 Uhr: Taliban bestehen auf Abschluss der Evakuierungen bis Monatsende
Die militant-islamistischen Taliban bestehen darauf, dass die Evakuierungen aus Afghanistan bis Ende des Monats abgeschlossen sind. "Wir wollen, dass alle Ausländer bis zum 31. August evakuiert werden", sagte der Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid in einer Pressekonferenz am Dienstag. Der Sprecher wandte sich zugleich dagegen, dass nun viele gebildete Afghanen das Land verließen. Man brauche diese, um Afghanistan wieder aufzubauen.
Drohungen für den Fall, dass die USA oder andere Länder ihre Evakuierungen nicht bis Ende August abschließen sollten, sprach Mudschahid allerdings nicht aus. Verbündete der USA wie Deutschland oder Großbritannien dringen darauf, den Einsatz der US-Truppen über den 31. August hinaus noch eine Weile zu verlängern, damit weitere Evakuierungsflüge durchgeführt werden können. Für das Chaos am Flughafen machte Mudschahid die USA verantwortlich.
15.20 Uhr: Bundeswehr warnt vor IS-Selbstmordattentätern in Kabul
Die Bundeswehr sieht eine zunehmende Anschlagsgefahr durch IS-Terroristen in der afghanischen Hauptstadt Kabul. Man habe Signale aus amerikanischen Quellen, aber auch eigene Erkenntnisse, dass zunehmend potenzielle Selbstmordattentäter der Terrororganisation Islamischer Staat "in die Stadt einsickern", sagte Generalinspekteur Eberhard Zorn am Montag in Berlin. Man habe von den Amerikanern bereits in der vergangenen Woche Hinweise darauf bekommen. "Das nimmt jetzt zu."
Die US-Regierung hatte am Sonntag erstmals öffentlich Sorgen vor einem IS-Anschlag am Flughafen oder in der Umgebung geäußert. "Die Bedrohung ist real, sie ist akut, sie ist anhaltend", sagte der Nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan, im Sender CNN. Man nehme die Warnungen "absolut todernst". Die militant-islamistischen Taliban und der regional aktive Zweig des IS sind verfeindet und haben in der Vergangenheit gegeneinander gekämpft.
14.54 Uhr: CIA-Direktor traf Taliban-Vizechef in Kabul
Der Direktor des US-Auslandsgeheimdienstes CIA, William Burns, hat einem Medienbericht zufolge den Vizechef der Taliban, Mullah Abdul Ghani Baradar, zu einem persönlichen Gespräch getroffen. Die beiden seien am Montag in der afghanischen Hauptstadt Kabul zusammengekommen, schrieb die "Washington Post" am Dienstag unter Berufung auf Regierungskreise. Es sei das bislang hochrangigste Treffen zwischen der Regierung von US-Präsident Joe Biden und den Taliban gewesen, seitdem die Islamisten vor gut einer Woche die Macht in Afghanistan übernommen haben. Die CIA habe sich auf Anfrage nicht dazu äußern wollen. Baradar wird als möglicher künftiger Regierungschef gehandelt.
Die US-Regierung steht angesichts der Evakuierungsmission am Flughafen der Hauptstadt Kabul in regelmäßigem Austausch mit den Taliban. Der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, John Kirby, hatte erst am Montag gesagt, man kommuniziere "mehrmals am Tag" mit den Taliban. Genauer wollte er sich zu der Kommunikation mit den Islamisten nicht äußern.
Derzeit steht die Frage im Raum, ob der internationale Evakuierungseinsatz in Kabul womöglich über den 31. August hin verlängert werden könnte. Biden hatte ursprünglich versprochen, bis zu diesem Datum alle US-Truppen aus Afghanistan abzuziehen. Die Taliban pochen darauf, dass sich die Amerikaner an diese Zusage halten und nannten die für den 31. August festgesetzte Frist sei eine "rote Linie", die nicht überschritten werden dürfe. Allerdings ist fraglich, ob es gelingt, bis zu diesem Zeitpunkt alle ausländischen Staatsbürger und afghanischen Helfer außer Landes zu bringen.
14.03 Uhr: WHO: Taliban wollen UN-Mitarbeiter in Afghanistan behalten
Nach ihrer Machtübernahme in Afghanistan wollen die militant-islamistischen Taliban die Mitarbeiter der Vereinten Nationen sowie von UN-Hilfsorganisationen offenbar im Land behalten. "Sie haben klar gemacht, dass die UN bleiben sollen", sagte Richard Brennan, Regionaldirektor für Nothilfe bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO), am Dienstag in Kairo. "Es gab einige ermutigende Zeichen und Gespräche." Über den Verbleib der UN-Mitarbeiter liefen derzeit "auf hoher politischer Ebene" Verhandlungen zwischen Taliban-Vertretern und ranghohen Vertretern der Vereinten Nationen.
Die Machtübernahme der Taliban vor gut einer Woche hat die Arbeit in Afghanistan für humanitäre Helfer teils stark beeinträchtigt. So können 500 Tonnen dringend benötigter Arzneiwaren nicht geliefert werden, weil derzeit keine kommerziellen Flüge in Afghanistan landen dürfen. Die WHO verhandelt aber mit mehreren Ländern in der Hoffnung, dass diese die Güter nach Kabul bringen können.
Schon vor der aktuellen Krise war Afghanistan nach UN-Angaben die drittgrößte humanitäre Katastrophe weltweit. 18 Millionen Menschen - etwa die Hälfte der Bevölkerung - benötigen humanitäre Hilfe. Die Corona-Pandemie hat die Lage noch verschärft. Die Impfungen kommen nur langsam voran: Nur fünf Prozent der Bevölkerung sind der WHO zufolge gegen das Coronavirus geimpft.
Das für Afghanistan zuständige WHO-Regionalbüro in Kairo hatte schon zuvor gemahnt, dass die humanitäre Hilfe nicht unterbrochen werden würde. Millionen Afghanen seien darauf angewiesen. Das ohnehin schwache Gesundheitssystem sei durch die jüngsten Kämpfe schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. Laut WHO sind 95 Prozent der medizinischen Gesundheitseinrichtungen geöffnet und arbeiten weiter. Einige weibliche Angstellte hätten ihre Jobs aber aufgegeben.
12.20 Uhr: Maas: "Zeit wird nicht reichen, um alle auszufliegen"
Die Bundeswehr hat in den vergangenen Tagen über ihre Luftbrücke rund 3800 Menschen aus Afghanistan ausgeflogen, darunter 351 deutsche Staatsbürger. Das hat Außenminister Heiko Maas am Dienstag im TV-Sender Bild gesagt. Mit weiteren rund 100 Deutschen und ihren Familien, die noch vor Ort ausharrten, stehe man in Kontakt, deren Standorte seien bekannt, sagte Maas. Auch heute versuche die Bundeswehr wieder, diese Menschen einigermaßen sicher an den Flughafen zu bringen.
Nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban drängen sich am Airport Tausende verzweifelte Menschen in der Hoffnung, einen Flug ins Ausland zu erwischen.
Maas sagte, Deutschland spreche auch mit den Taliban, um etwa zu gewährleisten, dass deutsche Staatsbürger Kontrollpunkte der Islamisten passieren können. Dies sei "schrecklich", aber dazu gebe es derzeit keine Alternative. Über Twitter ergänzte er, es gebe keine Alternative zu Gesprächen mit den Taliban. "Die Alternative wäre, die Menschen sich selbst zu überlassen. Und dazu sind wir nicht bereit."
Maas geht nicht davon aus, dass Deutschland bis zum Ende der Evakuierungsaktion Ende Augst noch alle Deutschen und afghanisten Ortskräfte ausfliegen kann. "Die Zeit wird nicht reichen, dass wir alle ausfliegen können, die wir ausfliegen wollen", sagte der Außenminister bei Bild TV.
Die Entscheidung der US-Regierung über eine Verlängerung des Evakuierungseinsatzes am Flughafen Kabul in Afghanistan steht nach den Worten Heiko Maas unmittelbar bevor. "Ich gehe davon aus, dass es heute im Laufe des Tages eine Entscheidung in Washington darüber geben wird, ob die Evakuierungsaktion verlängert wird oder nicht."
10.55 Uhr: Von der Leyen kündigt mehr als 200 Millionen Euro für Afghanen an
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat zum G7-Sondergipfel eine deutliche Erhöhung der humanitären Hilfe für notleidende Afghanen angekündigt. Nach Angaben vom Dienstag sollen in diesem Jahr aus dem EU-Haushalt mehr als 200 Millionen Euro für Unterstützungsleistungen zur Verfügung gestellt werden. Das ist rund vier Mal so viel Geld wie ursprünglich geplant. Die Hilfen werden laut von der Leyen sowohl Menschen innerhalb Afghanistans als auch Flüchtlingen zugutekommen.
10.12 Uhr: Müller warnt: "Es wird bereits jetzt verfolgt und gemordet"
Bundesentwicklungsminister Gerd Müller sieht die afghanischen Mitarbeiter von Entwicklungsorganisationen nach der Machtübernahme der Taliban in großer Gefahr. "Ich traue den Zusicherungen der Taliban nicht, es wird bereits jetzt verfolgt und gemordet", sagte der CSU-Politiker der "Augsburger Allgemeinen" (Dienstag).
Er habe große Sorge um die afghanischen Mitarbeiter der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit und anderer Nichtregierungsorganisationen. "Unsere afghanischen Mitarbeiter brauchen deshalb unsere Unterstützung, und wir arbeiten auf vielen Ebenen und auch an weiteren Möglichkeiten, das Land verlassen zu können jenseits der Luftevakuierung", sagte Müller.
Der CSU-Minister reagierte mit Verständnis auf den Vorwurf an die Bundesregierung, die Ausreise afghanischer Ortskräfte verzögert oder blockiert zu haben. "Ich nehme die Kritik sehr ernst. Die Lage vor Ort ist aber kompliziert und ändert sich stündlich." Sein Ministerium treffe die Entscheidungen in enger Abstimmung mit den deutschen Organisationen und den derzeit noch vor Ort tätigen kirchlichen und zivilgesellschaftlichen Entwicklungsorganisationen.
"Einige Organisationen haben trotz der dramatischen Lage erklärt, weiter vor Ort zu bleiben und ihre Arbeit soweit wie möglich fortzuführen", sagte Müller. Dabei habe die Sicherheit für afghanische Mitarbeiter absolute Priorität. "Parallel haben alle gefährdeten afghanischen Ortskräfte das Angebot auf Evakuierung erhalten." Bisher hätten aber leider nur sehr wenige ausgeflogen werden können.
8.40 Uhr: US-Vizepräsidentin Harris verteidigt Afghanistan-Abzug
US-Vizepräsidentin Kamala Harris hat den Abzug der amerikanischen Truppen aus Afghanistan verteidigt. Präsident Joe Biden habe "die mutige und richtige Entscheidung" getroffen, einen seit 20 Jahren dauernden Krieg zu beenden, sagte Harris am Dienstag bei einem Besuch in Singapur. "Wir hatten das erreicht, wofür wir dorthin gegangen waren." Nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban liege der Focus nun auf der Evakuierung von US-Amerikanern, von Bürgern aus Partnerländern und von Afghanen, die mit den USA zusammengearbeitet haben.
Zugleich kritisierte Harris Chinas Auftreten im Streit um mehrere Gebiete im rohstoffreichen Südchinesischen Meer. Peking setze Mittel wie "Nötigung" und "Einschüchterung" ein, um rechtswidrige Ansprüche durchzusetzen. Die Biden-Stellvertreterin fügte hinzu: "Pekings Aktionen untergraben weiterhin die regelbasierte Ordnung und bedrohen die Souveränität von Nationen." Bei dem Besuch in Singapur wurden eine Verstärkung der US-Präsenz in dem südostasiatischen Stadtstaat sowie eine engere Zusammenarbeit bei Cybersicherheit und im Finanzsektor vereinbart. Nächste Station der Reise ist Vietnam.
7.15 Uhr: G7-Staats- und Regierungschefs beraten über Krise in Afghanistan
Die Staats- und Regierungschefs der sieben führenden westlichen Industrienationen sowie Vertreter der EU beraten an diesem Dienstag bei einem Sondergipfel über die Situation in Afghanistan. Teilnehmen sollen auch die Generalsekretäre der Nato und der Vereinten Nationen. Bei dem virtuellen Treffen am Nachmittag solle neben der Evakuierungsmission auch die langfristige Entwicklung des Landes auf dem Programm stehen, erklärte die britische Regierung. Zudem soll es darum gehen, wie die Errungenschaften der vergangenen 20 Jahre geschützt werden könnten, vor allem im Hinblick auf die Bildung von Mädchen und die Rechte von Frauen und Minderheiten.
Eine große Rolle dürfte die Frage spielen, ob die Evakuierungen über den 31. August hinaus fortgesetzt werden können. Großbritanniens Premierminister Boris Johnson, der die Sitzung leiten wird, will sich nach Regierungsangaben aus London für eine Verlängerung bei US-Präsident Joe Biden stark machen. Biden hatte eine Fortsetzung der Evakuierungsmission nicht kategorisch ausgeschlossen, zugleich aber sehr deutlich gemacht, er hoffe, sie werde nicht notwendig sein.
Die militant-islamistischen Taliban hingegen haben sich bereits deutlich gegen eine Fristverlängerung ausgesprochen. Es handle sich um eine "rote Linie", sagte ein Sprecher dem britischen Nachrichtensenders Sky News am Montag. Sie zu verschieben, käme einer Verlängerung der militärischen Besetzung seines Landes gleich.
6.53 Uhr: Röttgen: Biden hat Afghanistan-Politik Trumps verwirklicht
Der CDU-Politiker Norbert Röttgen befürchtet, dass das Scheitern des internationalen Militäreinsatzes in Afghanistan weitreichende Folgen für das Verhältnis zu den USA haben wird. "Es ist ein moralisches und ein politisches Scheitern", sagte er der Deutschen Presse-Agentur vor dem virtuellen G7-Gipfel zu Afghanistan am Dienstag.
Beim letzten Treffen der führenden westlichen Industriestaaten im Juni habe man sich eigentlich vorgenommen, dass die Demokratien stärker zusammenstehen und sich gegen die autoritären Staaten verbünden. Stattdessen profitierten nun neben den Taliban vor allem China und Russland vom Rückzug aus Afghanistan. "Joe Biden hat in diesem Punkt mit wenigen Monaten Verzögerung die Politik Donald Trumps verwirklicht. Er hat sogar dessen Sprache angenommen, wenn er sagt: Wir haben keine Interessen in Afghanistan", sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag.
Röttgen hofft darauf, dass die USA nun zumindest bei der Evakuierungsaktion mit den Bündnispartnern kooperieren. Die von den USA gesetzte Frist 31. August für die Operation sei durch nichts gerechtfertigt. "Man muss hier zu einer Abstimmung der Bündnispartner kommen", sagte Röttgen. "Ein Teil des Desasters ist ja, dass die USA den Abzug einseitig entschieden haben. Eine erste Lektion daraus sollte sein, dass man sich jetzt bei der Evakuierung abstimmt und koordiniert."
6.20 Uhr: USA richten in Deutschland Notunterkünfte für Afghanen ein
Rund 4.000 aus Afghanistan ausgeflogene Menschen könnten vorübergehend auf US-Stützpunkten in Bayern und Rheinland-Pfalz untergebracht werden. Wie ein Sprecher der US Army Europe der Deutschen Presse-Agentur am Montag bestätigte, werden an den Standorten Grafenwöhr und Kaiserslautern entsprechende Vorbereitungen getroffen. Demnach sollen in Sicherheit gebrachte Menschen dort so lange bleiben, bis sie zu ihren endgültigen Zielorten gebracht werden können. Neben Unterbringung und Verpflegung werde es auch medizinische Versorgung geben, hieß es.
In Kaiserslautern sollen die Menschen den Angaben zufolge in der Anlage "Rhein Ordnance Barracks" untergebracht werden, in Grafenwöhr auf dem dortigen Truppenübungsplatz der US-Streitkräfte. Grund für die Vorbereitungen ist, dass die USA derzeit ihren riesigen Militärstützpunkt im pfälzischen Ramstein als ein Drehkreuz für die Evakuierung von Schutzsuchenden aus Afghanistan nutzen. Die dortigen Unterbringungsmöglichkeiten sind allerdings begrenzt und könnten bald ausgeschöpft sein.
Afghanistan-Konflikt: Das geschah am Montag
21.12 Uhr: EU-Ratsvorsitz beruft Sondertreffen zu Afghanistan ein
Der Vorsitz im Rat der EU hat für Donnerstag ein Sondertreffen zur Lage in Afghanistan einberufen. "Die slowenische Präsidentschaft strebt zu diesem Thema einen Meinungsaustausch zwischen den Mitgliedstaaten und eine gemeinsame Reaktion der EU an", teilte ein Sprecher am Montagabend mit. Das Treffen werde auf Botschafterebene organisiert, wahrscheinlich werde es in Kürze zudem eine Sondertagung der EU-Innenminister zu möglichen Auswirkungen der Ereignisse in Afghanistan auf die Migration geben.
Slowenien hat den alle sechs Monate wechselnden EU-Ratsvorsitz seit Juli inne. Als kleines Land mit nur rund 2,1 Millionen Einwohnern besitzt es bei europäischen Entscheidungsprozessen normalerweise keinen besonders großen Einfluss. Als EU-Vorsitzland kommt ihm nun aber für eine halbes Jahr eine wichtige Rolle bei der Themensetzung und bei der Lösung von Meinungsverschiedenheiten zwischen den EU-Staaten zu.
18.41 Uhr: Französische Kräfte sichern Evakuierung von EU-Delegation
Französische Spezialkräfte haben mit US-Unterstützung 260 Mitarbeiter der EU-Delegation in Kabul auf das dortige Flughafengelände gebracht. Das teilte der französische Botschafter David Martinon am Montag auf Twitter mit. Seinen Angaben zufolge wartete die Gruppe am Nachmittag im Bereich der auf den Flughafen verlegten französischen Botschaft auf ihren Abflug.
Nach dem Fall Afghanistans an die radikal-islamischen Taliban waren bereits vor einer Woche Elitekräfte der französischen Polizei in Kabul eingetroffen. Sie sind auch in der Stadt selber im Einsatz und eskortierten vor einigen Tagen eine größere Gruppe Afghanen und Franzosen von dort zum Flughafen.
Frankreich hat nach Angaben des Außenministeriums inzwischen über 1.000 Afghanen, rund 100 Franzosen und über 40 Angehörige anderer Staaten aus Kabul ausgeflogen. Der französische Außenminister Jean-Yves Le Drian sowie Verteidigungsministerin Florence Parly besuchten am Montag den Militärflughafen bei Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten, über den die Luftbrücke für die Evakuierungen aus Kabul abgewickelt wird.
17.46 Uhr: Maas strebt zivilen Weiterbetrieb des Kabuler Flughafens an
Der Flughafen in der afghanischen Hauptstadt Kabul sollte nach dem Willen von Außenminister Heiko Maas (SPD) auch nach dem Abzug deutscher und anderer ausländischer Truppen weiter für Evakuierungsflüge genutzt werden können. Deutschland sei mit den USA, der Türkei und anderen Partnern im Gespräch mit dem Ziel, einen zivilen Weiterbetrieb für Evakuierungsflüge zu gewährleisten, sagte Maas am Montag in Berlin. "Darüber werden wir auch weiter mit den Taliban sprechen müssen und tun dies auch."
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14.39 Uhr: USA fliegen binnen 24 Stunden mehr als 10.000 Menschen aus Kabul aus
Bei der Evakuierungsmission in Afghanistan haben die USA erstmals innerhalb von 24 Stunden mehr als 10.000 Menschen aus Kabul ausgeflogen. Zwischen dem frühen Sonntagmorgen und dem frühen Montagmorgen hätten 28 Flugzeuge des US-Militärs rund 10.400 Menschen außer Landes gebracht, teilte das Weiße Haus am Montag in Washington mit. Im selben Zeitraum hätten außerdem 61 Maschinen internationaler Partner rund 5.900 Menschen evakuiert. Seit dem Start der Evakuierungsmission Mitte August hätten die Vereinigten Staaten insgesamt rund 37.000 Menschen entweder selbst aus Afghanistan ausgeflogen oder deren Ausreise ermöglicht.
13.50 Uhr: Bundeswehr hat fast 3.000 Menschen aus Kabul ausgeflogen
Bei der Evakuierungsaktion der Bundeswehr ist ein weiterer Flieger mit 198 Schutzbedürftigen an Bord aus Kabul im usbekischen Taschkent gelandet. Das teilte die Bundeswehr am Montag auf Twitter mit. Fast zeitgleich startete aus Taschkent zudem ein weiterer Militärtransporter des Typs A400M in Richtung Kabul, der neben Lebensmitteln auch Kleidung für die Menschen am Flughafen geladen hatte.
Seit dem Start ihrer Evakuierungsaktion habe die Bundeswehr fast 3000 Menschen aus Kabul ausgeflogen, teilte das Verteidigungsministerium mit. Darunter waren laut Auswärtigen Amt mehr als 1.800 Afghanen. "Wir evakuieren so lange es geht so viele wie möglich aus Afghanistan", hieß es in einem Tweet. Wie viele der evakuierten Afghanen Ortskräfte etwa der Bundeswehr waren, ist unklar. Einige von ihnen könnten auch mit Flugzeugen anderer Länder ausgeflogen worden sein.
13.15 Uhr: Bundeswehr nun auch außerhalb des Flughafens Kabul im Einsatz - Geheim-Operation "Blue Light"
Wegen der dramatischen Situation am Flughafen Kabul und der teils blockierten Zugänge ist die Bundeswehr nun auch außerhalb des geschützten Airports im Einsatz, um Menschen sicher zu den Evakuierungsflügen zu bringen. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) sagte am Montag bei "Bild TV", es sei im Moment fast nicht mehr möglich, zum Flughafen zu gelangen. "Deswegen müssen wir sehr viel stärker dazu übergehen, die Leute sozusagen abzuholen. Das tun wir."
Nach einem Bericht von "Bild TV" haben Elitesoldaten des Kommando Spezialkräfte (KSK) eine Münchner Familie aus Kabul gerettet und während der Mission das Gelände des Flughafens verlassen. Bei der Geheim-Operation "Blue Light" hätten sich die deutschen Soldaten zu Fuß vorgearbeitet und eine 19-jährige Münchnerin, ihren kleinen Bruder und ihre Mutter gerettet, hieß es unter Berufung auf Sicherheitskreise. Die Operation habe rund eine Stunde gedauert. Bisher hatte sich die Evakuierungsmission der Bundeswehr auf das Flughafengelände beschränkt. Zwei Hubschrauber, die zur Evakuierung von gefährdeten Menschen aus dem Stadtgebiet nach Afghanistan gebracht worden waren, kamen bisher nicht zum Einsatz.
Kramp-Karrenbauer bestätigte die Geheimoperation des KSK zwar nicht direkt, dementierte sie auf mehrfache Nachfrage aber auch nicht. Und sie lobte ausdrücklich, dass das KSK in Kabul wie auch die Sanitäter, Fallschirmjäger oder die Besatzungen der Transportflugzeuge einen tollen Job machten.
12.15 Uhr: Taliban-Sprecher: Werden Verlängerung der Evakuierung nicht zustimmen
Die Taliban wollen einer Verlängerung der Evakuierungsmission westlicher Staaten aus Afghanistan nicht zustimmen. Das sagte ein Sprecher der militant-islamistischen Organisation dem britischen Nachrichtensender Sky News am Montag. "Würden die USA oder Großbritannien zusätzliche Zeit erbeten, um die Evakuierungen fortzusetzen, wäre die Antwort ein Nein", sagte Suhail Schahin, ein Mitglied der Taliban-Delegation in Doha, der Hauptstadt Katars.
Die für den 31. August festgesetzte Frist sei eine "rote Linie", so der Schahin weiter. Sie zu verschieben, käme einer Verlängerung der militärischen Besatzung seines Landes gleich. Dazu gebe es keinen Grund. Er fügte hinzu: "Es wird Misstrauen schaffen zwischen uns. Wenn sie vorhaben, die Besatzung zu verlängern, wird das eine Reaktion hervorrufen".
Den großen Andrang am Flughafen in Kabul erklärte Schahin mit dem Wunsch vieler Menschen, der Armut in Afghanistan zu entfliehen. Ängste vor Unterdrückung durch die Taliban würden als Vorwand genutzt und seien unbegründet. Berichte über Vergeltungsaktionen von Taliban-Kämpfern an Journalisten, ehemaligen Regierungsmitarbeitern und anderen vermeintlichen Kollaborateuren bezeichnete er als "Fake". Jeder Vorfall weder untersucht. Wer sich schuldig mache, werde zur Verantwortung gezogen.
11.58 Uhr: Kramp-Karrenbauer will über persönliche Schlüsse nachdenken
Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) will nach dem Ende des Evakuierungseinsatzes der Bundeswehr in Afghanistan über persönliche Konsequenzen aus Fehlern vor der Machtübernahme der Taliban nachdenken. "Wenn diese Mission zu Ende ist, dann werde ich für mich selbst sehr genau überlegen, welche Verantwortung ich getragen habe, welcher Verantwortung ich gerecht geworden bin, wo vielleicht auch nicht - und welche Schlüsse ich persönlich daraus ziehen muss", sagte sie am Montag bei "Bild TV".
Sie machte aber deutlich, dass sie sich nun zunächst auf die Evakuierungs-Mission konzentrieren wolle. "Ich bin die Inhaberin der Befehls- und Kommandogewalt, und die muss vorne an Bord stehen in dem Moment, wo eine so gefährliche militärische Mission läuft, in die ich die Leute ja auch geschickt habe." Bei einem Krisengespräch im Kanzleramt unter Leitung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Sonntagabend sei es nicht um Personalfragen gegangen. "Es ging genau um die Frage: Wo stehen wir mit der Evakuierung, was machen die politischen Bemühungen." Außerdem sei es um die Verlängerung des Evakuierungseinsatzes gegangen.
Kramp-Karrenbauer hat wie auch Merkel (CDU) und Außenminister Heiko Maas (SPD) Fehleinschätzungen der Lage in Afghanistan eingeräumt. "Noch zu Beginn der letzten Woche hat niemand in der internationalen Gemeinschaft damit gerechnet, dass Kabul bereits am Ende der Woche kampflos fallen würde", schrieb sie in einem Brief an Abgeordnete des Bundestags, der am Wochenende bekannt wurde. "Unsere Lageeinschätzung war falsch, unsere Annahmen über die Fähigkeiten und die Bereitschaft zum afghanischen Widerstand gegen die Taliban zu optimistisch."
11.03 Uhr: Rund drei Dutzend afghanische Ortskräfte in Berlin eingetroffen
In Berlin sind am Montagmorgen im Rahmen der Rettungsaktion der Bundeswehr 35 Ortskräfte aus Afghanistan mit ihren Angehörigen angekommen. Darunter sind 17 Kinder, wie eine Sprecherin der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales auf Anfrage am Montag mitteilte. Sie alle seien zunächst nach Frankfurt am Main geflogen und dann mit einem Bus nach Berlin gebracht worden. "Sie sind in einer Unterkunft untergebracht, die wir kurzfristig wieder hochgefahren haben", sagte die Sprecherin.
"Es war eine ehemalige Geflüchtetenunterkunft, die aber bereits geschlossen war. Wir sagen nicht die Adresse." Die Menschen aus Afghanistan brauchten Schutz und sollten in Ruhe ankommen können. "Die Ortskräfte und ihre Angehörigen sind bereits in Frankfurt registriert worden", so die Sprecherin weiter. "Es erfolgt dann hier noch einmal ein Abgleich." Die Ankunft weiterer Ortskräfte in Berlin sei bereits angekündigt worden. "Wir wissen aber nicht, wann und wie viele."
Berlin ist nach Angaben der Senatsverwaltung ein Verteilzentrum. Das heißt, nur ein Teil der Ortskräfte aus Afghanistan, die zunächst in die deutsche Hauptstadt gebracht werden, bleibt auch hier, die übrigen werden auf weitere Bundesländer verteilt. Nach Angaben der Senatsvewaltung von Freitag hatte das Bundesinnenministerium das Land Berlin angefragt, ob es 300 evakuierte Ortskräfte aufnehmen könne.
10.16 Uhr: Bekannter afghanischer Journalist Sarwari außer Landes
Einer von Afghanistans bekanntesten Journalisten, Bilal Sarwari, hat nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban das Land verlassen. In einem auf Twitter veröffentlichten Video sagte Sarwari unmittelbar vor seinem Abflug, er und seine Familie hätten nur wenige Sachen mitnehmen können. "Ich habe alles zurückgelassen, wofür ich seit mehr als 20 Jahren gearbeitet habe. Das ist niederschmetternd - vorsichtig formuliert." Offen war zunächst, wo der zuhause ausgezeichnet vernetzte Journalist künftig leben will.
Sarwari sagte weiter, er habe sich nie vorstellen können, seine Heimat zu verlassen. Nun sei die Situation jedoch "außer Kontrolle". Viele Menschen müssten ihre Hoffnungen, Träume und Lebenspläne begraben. Es breche ihm das Herz zu sehen, wie viele gut ausgebildete Menschen ins Ausland müssten. Zugleich äußerte er die Hoffnung, dass die Taliban aus Fehlern der Vergangenheit gelernt haben. Sie müssten verstehen, dass sie nun nicht länger eine Schattenregierung seien, sondern große Verantwortung trügen und den Übergang vom Kämpfen zum Regieren schaffen.
Auf Twitter folgen Sarwari mehr als 187.000 Menschen. Auch viele westliche Journalisten vertrauen auf seine Expertise. Zwischen Berichten über Terroranschläge, gezielte Tötungen oder Angriffe auf Militärstützpunkte berichtete er immer auch über Seiten des Landes, die man selten zu sehen bekam. Mit dem Hashtag #Afghanistanyouneversee versah er Tweets über die Wassermelonen-Ernte, Fotos von Kindern beim Cricket-Spiel oder Bilder über die Naturschönheiten des Landes.
9.20 Uhr: Russischer Botschafter: Taliban zu Dialog bereit
Die Taliban sind nach Angaben des russischen Botschafters in Kabul zur Verhandlung mit ihren Gegnern in der letzten noch nicht eroberten afghanischen Provinz Pandschir bereit. Botschafter Dmitri Schirnow sagte im russischen Staatsfernsehen, die Taliban hätten ihn gebeten, den Anführern und den Menschen im Pandschir-Tal eine Botschaft zu überbringen. Die Taliban hofften, "eine friedliche Lösung für die Situation zu finden, zum Beispiel durch eine politische Vereinbarung. Die Taliban wollen kein Blutvergießen und sind zum Dialog bereit."
Amrullah Saleh, der vor der Machtübernahme der Taliban Vizepräsident Afghanistans war und sich nach der Flucht des Präsidenten Aschraf Ghani nun als rechtmäßiger Präsident ansieht, twitterte am Sonntagabend deutscher Zeit, Taliban hätten Kräfte nahe dem Zugang zu Pandschir zusammengezogen.
8.08 Uhr: Städtebund dringt auf Vereinbarungen zu Afghanistan-Flüchtlingen
Der Deutsche Städte- und Gemeindebund dringt auf internationale Vereinbarungen zu Flüchtlingen aus Afghanistan. Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg sagte der "Rheinischen Post" (Montag), der Städte- und Gemeindebund plädiere für eine großzügige Aufnahme der für Deutschland tätigen afghanischen Ortskräfte und ihrer Familien in Deutschland. Dies sei eine moralische und humanitäre Verpflichtung. "Wir müssen allerdings davon ausgehen, dass über diesen Personenkreis hinaus viele Afghanen ihr Heil in der Flucht suchen werden." Hier müsse es internationale Vereinbarungen mit den unmittelbaren Nachbarstaaten, gegebenenfalls aber auch Kontingente unter Einbeziehung der USA, Kanadas, Großbritanniens und der EU geben.
"Dabei muss sichergestellt werden, dass nicht gerade Deutschland, das schon sehr viele Flüchtlinge etwa aus Syrien aufgenommen hat, am Ende die Hauptlast trägt. Letztlich wird eine solche Kontingentlösung allerdings nur funktionieren, wenn die internationale Gemeinschaft die zukünftige Staatsführung in Afghanistan einbinden kann."
7.44 Uhr: Biden: Diskussion über Verlängerung von Evakuierungen in Kabul
Die US-Regierung ist nach Angaben von Präsident Joe Biden im Gespräch mit dem Militär über eine mögliche Verlängerung der Evakuierungsmission aus Afghanistan über das Monatsende hinaus. "Es gibt Diskussionen zwischen uns und dem Militär über eine Verlängerung", sagte Biden am Sonntag (Ortszeit) im Weißen Haus. "Wir hoffen, dass wir nicht verlängern müssen." Eine Woche nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan versprach Biden erneut, jeden ausreisewilligen Amerikaner nach Hause zu bringen. Die US-Regierung bemühe sich außerdem darum, afghanische Unterstützer des Einsatzes, andere gefährdete Afghanen sowie Staatsbürger von Partnerländern außer Landes zu schaffen.
Biden sagte auf eine entsprechende Frage, sollten andere G7-Staaten um eine längere Präsenz der US-Truppen am Kabuler Flughafen bitten, werde er antworten, "dass wir sehen werden, was wir tun können". Die Staats- und Regierungschefs sieben wichtiger Industriestaaten kommen am Dienstag zu einem Online-Sondergipfel zu Afghanistan zusammen.
7.00 Uhr: Bundswehr meldet Feuergefecht am Flughafen Kabul
Bei einem Feuergefecht afghanischer Sicherheitskräfte sowie deutscher und US-amerikanischer Soldaten mit unbekannten Angreifern am Flughafen Kabul ist eine afghanische Sicherheitskraft getötet worden. Drei weitere wurden am Montagmorgen verletzt, wie die Bundeswehr auf Twitter mitteilte. Alle deutschen Soldaten seien unverletzt geblieben.
Nach Angaben der Bundeswehr kam es zu dem Schusswechsel gegen 04.15 Uhr (MESZ) am Nordtor des Airports. Von dem Flughafen starten die Evakuierungsflüge, mit denen westliche Staaten nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban eigene Bürger und afghanische Ortskräfte außer Landes bringen.
Die deutsche Botschaft hatte erst kurz zuvor gewarnt, dass es an den Zugängen immer noch sehr häufig zu gefährlichen Situationen und bewaffneten Auseinandersetzungen komme. Das Tor im Norden sei weiter geschlossen. Aufgrund der Sicherheitslage riet die Botschaft Bundesbürgern und afghanischen Ortskräften «dringend» von Fahrten zum Flughafen ab. Es sei vorläufig grundsätzlich sicherer, zu Hause oder an einem geschützten Ort zu bleiben.
6.22 Uhr: Biden-Sicherheitsberater: Die Gefahr eines IS-Anschlags "ist real"
Trotz einiger Zeichen der Entspannung am Flughafen der afghanischen Hauptstadt Kabul harren dort weiterhin Tausende verzweifelte Menschen bei großer Hitze und teils chaotischem Gedränge aus. Sieben Zivilisten kamen in dem Tumult ums Leben, wie das britische Verteidigungsministerium mitteilte. Berichten zufolge gingen auch mehrere Kinder verloren. Zugleich warnte die US-Regierung vor der Gefahr von Terroranschlägen am Airport.
Die Gefahr eines Anschlags der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) am Flughafen Kabul oder in der Umgebung sei "real, akut und anhaltend", sagte der Nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan, am Sonntag im Sender CNN. Entsprechende Warnungen nehme man "absolut todernst". Die militant-islamistischen Taliban und der regional aktive Zweig des IS sind verfeindet.
Die USA und ihre Verbündeten versuchen derzeit, so viele ihrer Staatsbürger sowie afghanische Ortskräfte wie möglich aus dem Land auszufliegen. Viele schaffen es jedoch derzeit gar nicht, den Flughafen zu erreichen. Manche werden an Checkpoints der Taliban zurückgewiesen. Ein großes Hindernis stellte dann das Gedränge vor den Toren des Flughafens dar. Nach Angaben aus US-Regierungskreisen haben US-Streitkräfte und ihre Koalitionspartner seit Beginn der US-Evakuierungsmission vor gut einer Woche mehr als 25.000 Menschen aus Kabul ausgeflogen.
Afghanistan-Konflikt: Das geschah am Sonntag
20.58 Uhr Krisenstab-Beratungen mit Merkel zu Afghanistan
Bundeskanzlerin Angela Merkel ließ sich am Sonntagabend nach dpa-Informationen direkt nach ihrer Rückkehr von einer Ukraine-Reise per Hubschrauber ins Kanzleramt bringen, um an Krisenstab-Beratungen zur Lage in Afghanistan teilzunehmen.
17.51 Uhr: US-Regierungsquellen: Mehr als 25.000 Menschen aus Kabul evakuiert
US-Streitkräfte und ihre Koalitionspartner in Afghanistan haben seit Beginn der US-Evakuierungsmission vor gut einer Woche nach Angaben aus US-Regierungskreisen mehr als 25.000 Menschen aus Kabul ausgeflogen. Aus dem Weißen Haus hieß es am Sonntag, in den vorangegangenen 24 Stunden seien 3.900 Menschen an Bord von US-Militärflugzeugen und ebensoviele an Bord von Flugzeugen der Koalitionspartner in Sicherheit gebracht worden. Seit dem 14. August seien damit insgesamt 25.100 Menschen ausgeflogen worden. Seit Ende Juli - vor dem offiziellen Beginn der amerikanischen Evakuierungsmission - liege diese Zahl bei rund 30.000.
16.45 Uhr: Demonstrationen für Aufnahme von Afghanen
In mehreren deutschen Städten ist am Wochenende für die Aufnahme bedrohter Menschen aus Afghanistan demonstriert worden. Im strömenden Regen kamen in Berlin Hunderte Demonstranten vor das Bundeskanzleramt. Redner verlangten unter anderem ein schnelles Ausfliegen von Ortskräften der Bundeswehr, Menschenrechtsaktivisten, Frauenrechtlerinnen, Wissenschaftlerinnen und Sportlerinnen. Die Berliner Polizei sprach von rund 1700 Teilnehmenden. Darunter waren viele junge Leute und Frauen. Sie zogen am Nachmittag mit Regenschirmen durch das Regierungsviertel zum Auswärtigen Amt.
Aufgerufen zu dem Protest hatte unter dem Motto "Afghanistan: Verantwortung übernehmen - Aufnahme jetzt!" ein Bündnis von Hilfsorganisationen, darunter Seebrücke, Pro Asyl und der Flüchtlingsrat Berlin.
Ein afghanischer Redner ist nach eigenen Angaben vor fünf Tagen vor dem Auswärtigen Amt in den Hungerstreik getreten. Es sagte, dass sein Bruder in Afghanistan neun Jahre lang für die Bundeswehr gearbeitet habe. Deutschland habe seinen Bruder sowie dessen Frau und Kinder im Stich gelassen. "Die werden geschlachtet." Auf einem anderen Transparent ist in großen Lettern zu lesen: "Ihr habt versagt".
In Kiel demonstrierten mehrere hundert Menschen am Sonntag für eine Luftbrücke zugunsten bedrohter Menschen in Afghanistan demonstriert. Die Flüchtlingsorganisation Seebrücke zählte rund 600 Teilnehmer, die Polizei sprach von etwa der Hälfte. Bereits am hatten mehrere Hundert Demonstranten in niedersächsischen Städten sichere Fluchtwege für gefährdete Menschen aus Afghanistan gefordert. Auch in Frankfurt am Main wurde protestiert.
14.50 Uhr: Bundeswehr: Lage am Flughafen Kabul hat sich entspannt
Die chaotische Lage um den Flughafen Kabul in Afghanistan hat sich nach Angaben der Bundeswehr am Sonntag etwas entspannt. Nachdem es am Samstag "dramatische" Zustände in der Menschenmenge vor geschlossenen Toren des Flughafens gegeben habe, sei die Situation nun "relativ entspannt", sagte der Kommandeur des deutschen Evakuierungseinsatzes, Brigadegeneral Jens Arlt. "Das sind immer nur Momentaufnahmen", fügte er aber hinzu.
Am Samstag war es vor dem Flughafen wegen der zwischenzeitlichen Schließung der Zugänge zu dramatischen Szenen in der Menge Tausender verzweifelter Menschen gekommen, die hofften, auf Evakuierungsflüge zugekommen. "Leute werden gedrängt, gequetscht, zum Teil runtergetrampelt", sagte Arlt. Die Entspannung der Lage ergebe sich daraus, dass zum Beispiel nun klar ist, dass das Nordtor länger geschlossen bleiben soll. Das habe sich herumgesprochen. "Der Druck im Norden ist dadurch nicht mehr gegeben." An den Ost- und Südeingängen gebe es dagegen nur noch temporäre Schließungen.
Eigene Erkenntnisse über Todesfälle hat die Bundeswehr nicht. Nach Angaben des britischen Verteidigungsministeriums sollen mindestens sieben Menschen im Gedränge vor dem Flughafen ums Leben gekommen sein.
Die beiden Hubschrauber, die die Bundeswehr zur Evakuierung nach Kabul gebracht hat, sind offensichtlich noch nicht eingesetzt worden. "Die Hubschrauber sind eine weitere Option", sagte der stellvertretende Generalinspekteur Markus Laubenthal. "Wer genau damit abgeholt werden soll, kann man wirklich nicht sagen." Das müsse vor Ort entschieden und mit den US-Streitkräfte koordiniert werden.
14.15 Uhr: Taliban: Haben Arbeitsbeziehung mit Amerikanern am Flughafen
Die militant-islamistischen Taliban haben eigenen Angaben zufolge eine "Arbeitsbeziehung" mit den USA bezüglich der Sicherheitsvorkehrungen am Flughafen in Kabul. Das sagte ein Mitglied der Kulturkommission der Taliban, Abdul Kahar Balchi, dem TV-Sender Al-Dschasira am Sonntag. Demnach seien die Posten außerhalb des Flughafengeländes, wo sich seit Tagen Tausende verzweifelte Menschen drängen, unter Kontrolle der Islamisten, jene innerhalb kontrollierten die US-Streitkräfte. "Sie stehen in ständigem Kontakt miteinander", sagte der Sprecher weiter.
Es sei sehr "bedauerlich", dass die Menschen nun derart zum Flughafen eilen, sagte er. Die Angst vor den Taliban und möglichen Repressionen sei unbegründet, weil die Islamisten eine Generalamnestie erlassen hätten, auch für die Sicherheitskräfte. Allerdings hieß es jüngst in einem für die UN erstellten Bericht, dass die Taliban gezielt auf der Suche nach bestimmten Personen seien, vor allem jenen, die wichtige Positionen im Militär, der Polizei oder anderen Ermittlungsbehörden hatten. Sie drohten offen auch mit Repressalien gegen deren Familien.
Balchi sagte weiter, die Taliban hätten nicht vorgehabt, Kabul zu betreten. Sie hatten vielmehr geplant, davor eine politische Lösung zu finden und eine Regierung auch mit anderen Kräften aufzustellen. Er sagte zudem, alle Menschen seien von dem Tempo der Entwicklungen überrascht gewesen.
Die Taliban haben vergangenen Sonntag nach rasanten Gebietsgewinnen und der Flucht des Präsidenten Aschraf Ghani auch die Hauptstadt Kabul eingenommen. Seit ihrer Machtübernahme in dem Land besetzen sie nur langsam Behörden und versuchen, grundsätzliche Aufgaben des Staates zu erfüllen. Teils haben sie ehemalige Regierungsangestellte dazu aufgerufen, zu ihren Positionen zurückzukehren. Gleichzeitig laufen Gespräche mit anderen politischen Kräften über eine Regierungsbildung. Wie das Land künftig geführt werden soll, welche Art von Regierung es haben soll, ist weitgehend unklar.
13.30 Uhr: GIZ zahlt bleibewilligen afghanischen Ortskräften Jahresgehalt
Die deutsche Entwicklungshilfeagentur GIZ zahlt afghanischen Ortskräften, die das Land nicht verlassen wollen, ein Jahresgehalt im Voraus. Einen entsprechenden "Spiegel"-Bericht bestätigte das Entwicklungsministerium am Sonntag. Es machte aber auch deutlich, dass die afghanischen Mitarbeiter damit nicht zum bleiben gedrängt werden sollen. Aus rechtlichen Gründen müssten sie zwar im Gegenzug versichern, sich nicht in das Programm für die Rückführung von Ortskräften aufnehmen zu lassen. "Sollten die Ortskräfte aber ihre Meinung ändern, insbesondere wenn sich die Gefährdungslage ändert, dann können sie sich immer noch auf die Ausreiseliste setzen lassen", sagte ein Ministeriumssprecher.
Für die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) waren bis zur Machtübernahme der Taliban noch rund 1.100 afghanische Mitarbeiter tätig. Kurz nach dem Umsturz vor einer Woche setzte die Bundesregierung die Entwicklungshilfe komplett aus. Die afghanischen Mitarbeiter können sich nun entscheiden, ob sie auf einen der Evakuierungsflüge vom Flughafen Kabul wollen oder nicht. Diejenigen, die bleiben, bekommen das Jahresgehalt, obwohl sie faktisch keine Beschäftigung mehr haben.
Alle afghanischen Ortskräfte würden "unbürokratisch unterstützt - finanziell und nicht-finanziell", erklärte das Ministerium. Dazu zählten "Hilfe bei Unterbringung, Ausreise sowie - wenn sie im Land bleiben wollen - eine finanzielle Unterstützung in Höhe eines Jahresgehalts zur Überbrückung der schwierigen Lage". Letzteres sei von den afghanischen Beschäftigten begrüßt worden.
Es gab allerdings scharfe Kritik an diesem Verfahren. Die FDP-Verteidigungspolitikern Marie-Agnes Strack-Zimmermann nannte es auf Twitter "abstoßend" und fragte die GIZ: "Was läuft bei euch falsch?" Die Grünen-Fraktionsgeschäftsführung Britta Haßelmann nannte das Vorgehen "bitter". "Ein weiterer Tiefpunkt im Handeln der Bundesregierung", schrieb sie auf Twitter.
12.50 Uhr: Umfrage: Mehrheit für Aufnahme von Afghanen in Deutschland
Fast zwei Drittel der Bundesbürger sind nach einer Online-Umfrage dafür, bedrohten Menschen aus Afghanistan Schutz in Deutschland zu gewähren. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov sprachen sich 63 Prozent der rund 1000 Befragten dafür aus, dass die Bundesregierung Verfolgten helfen sollte. Gefragt wurde hier zum Beispiel nach Frauen und politisch Verfolgten. 37 Prozent der Interviewten votierten dabei mit "Ja", 26 Prozent mit "Eher ja".
27 Prozent waren gegen die Aufnahme von Menschen aus Afghanistan. 14 Prozent antworteten auf diese Frage mit "Nein", 13 Prozent mit "Eher Nein". In Auftrag gegeben hat die Umfrage die Hilfsorganisation Seebrücke. Die Ergebnisse sind nach Angaben von YouGov repräsentativ für Bundesbürger ab 18 Jahren. Die Befragung lief am vergangenen Donnerstag und Freitag.
Danach lehnten 64 Prozent der Befragten Abschiebungen Verfolgter oder Gefährdeter nach Afghanistan ab. Diese wären rechtlich aber ohnehin nicht zulässig. Zuletzt wurden nach Regierungsangaben noch männliche Straftäter oder Terrorgefährder abgeschoben, inzwischen sind Abschiebungen dorthin ganz ausgesetzt.
12.30 Uhr: Afghanin bekommt Baby an Bord von US-Flugzeug
Eine afghanische Frau hat an Bord eines US-Evakuierungsflugzeugs ein Baby zur Welt gebracht. Ihre Wehen und zusätzliche gesundheitliche Beschwerden setzten auf dem Weg zum US-Stützpunkt Ramstein in Deutschland ein, wie das Transportkommando der US-Luftwaffe am Sonntag mitteilte. Ihr Zustand habe sich verbessert, nachdem die C-17-Transportmaschine niedriger flog und der Luftdruck im Flugzeug sich dadurch erhöhte. Das Manöver habe geholfen, ihr Leben zu retten. Nach der Landung im pfälzischen Ramstein habe die Frau im Laderaum der Maschine mit Hilfe von Soldaten ein Mädchen zur Welt gebracht. Mutter und Kind gehe es gut.
11.40 Uhr: In Afghanistan geht das Bargeld aus
Nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan geht den Menschen zunehmend das Bargeld aus. Einwohner Kabuls berichteten der Deutschen Presse-Agentur, die Geldautomaten in der Stadt seien praktisch leer. Banken und auch der Geldwechslermarkt seien seit einer Woche geschlossen. "Alle in der Stadt beschweren sich mittlerweile, dass sie kein Geld abheben können", sagte ein Bewohner.
Ein Mann sagte dem lokalen TV-Sender ToloNews, seine Bank habe zudem eine Obergrenze für Abhebungen eingeführt. Wenn denn ein Geldautomat doch noch befüllt sei, könne man nur 10.000 Afghani (rund 100 Euro) abheben. Viele drücke die Sorge, dass sie angesichts der aktuellen Krise überhaupt nicht mehr an ihr Geld kommen.
Auf der Facebook-Seite des Finanzministeriums hieß es in der Nacht zu Sonntag, die Zentralbank, private Banken und andere Finanzinstutionen nähmen bald wieder ihren Betrieb auf. Gleichzeitig wurde das "technische Personal" des Ministeriums aufgerufen, zur Arbeit zurückzukehren.
Andere Ministeriumsmitarbeiter sollten eine Entscheidung der Finanzkommission der Taliban abwarten. Es hieß zudem, alle zivilen Staatsangestellten würden ab dem Beginn der "neuen islamischen Regierung" wieder wie früher bezahlt werden.
11.00 Uhr: Sachsens Linke fordern unbürokratische Hilfe
Die Linken im Sächsischen Landtag haben von der Regierung des Freistaates eine schnelle und unbürokratische Hilfe für Menschen aus Afghanistan verlangt. Sachsen trage Verantwortung für Schutzsuchende aus diesem Land, erklärte die Abgeordnete Juliane Nagel am Sonntag in Dresden. Die Forderungen der Linken sind in einem Antrag an das Parlament gebündelt. Im Mittelpunkt stehe die Evakuierung, dabei soll die Hilfe für die bedrohten afghanischen Staatsangehörigen weit über die Gruppe der Ortskräfte hinausgehen.
Weitere Punkte betreffen ein Hilfsprogramm für Binnenflüchtlinge, die Unterstützung von Nichtregierungsorganisationen in dem Land, den Familiennachzug und die Unterstützung für Studenten aus Afghanistan.
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Zudem fordern die Linken ein Aufnahmeprogramm Sachsens für besonders schutzbedürftige Menschen. "Die Not in Afghanistan ist weiterhin groß. Während des 20 Jahre dauernden Einsatzes der Nato-Truppen haben sich Menschen in Afghanistan bemüht, demokratische, den Menschenrechten verpflichtete Strukturen aufzubauen. Nach dem Scheitern des Einsatzes und dem Abzug der Bundeswehr hat Deutschland eine besondere Verantwortung für diese Menschen", argumentierte Nagel. Dazu gehörten vor allem jene, die in den vergangenen zwei Jahrzehnten am Aufbau eines demokratischen Afghanistans beteiligt waren.