Sachsens CDU-Chef redet nicht groß drumrum. Er habe die Gabe, sagt Ministerpräsident Michael Kretschmer über den neuen CDU-Bundesvorsitzenden Armin Laschet, eine Gruppe für sich einzunehmen. Gemeint ist der Vorstand der Sachsen-CDU, in der sich eine Mehrheit Friedrich Merz als Parteichef gewünscht hat. Kretschmer lobt den „klaren Kurs“ und das Verbindende von Laschet: „Wir haben gemerkt, wie sehr er sich hier in den neuen Ländern auskennt.“
Die sächsische Parteispitze ist der erste CDU-Landesvorstand, den Laschet zumindest per Videokonferenz besucht. Am Montagabend, nach dem Impfgipfel, stellt sich der NRW-Regierungschef eine dreiviertel Stunde den Christdemokraten aus dem Freistaat. Gerade wenn man wie er aus dem westlichsten Westen komme, müsse man sich um den Osten kümmern. Zu DDR-Zeiten sei er einmal in Leipzig gewesen. Aber: „Wenn man in der Jungen Union sozialisiert wurde, hatte man eine Beziehung auch zur Wiedervereinigung“, sagt der 59-Jährige, der in Aachen geboren wurde.
Kohleausstieg als Kernaufgabe
Wie er den Gang in die Höhle des Löwen empfunden habe, fragt ihn eine Journalistin. „Da war gar kein Löwe“, versichert Laschet, nachdem er Merz offensiv gelobt hat. Sein Kontrahent bei der Vorstandswahl „soll auch sichtbar bleiben“.
Kretschmer deutet an, dass die Sachsen-CDU Laschet ihre Standpunkte deutlich mitgeteilt hat. Dazu zählt das Engagement für den Weiterbau der Ostseepipeline Nord Stream 2. „Für uns ist es eine Frage der wirtschaftlichen Zukunft“, sagt Kretschmer, der erneut die Grünen kritisiert. Um den Ausstieg aus Braun-, Steinkohle und Atomenergie zu meistern, brauche es Gas aus Russland. Laschet bezeichnet es als Kernaufgabe der 20er-Jahre, den Kohleausstieg zu schaffen und bezahlbaren Strom zu erzeugen.
AfD: in vielem "rechtsradikal"
Der CDU-Vorsitzende, der womöglich Kanzlerkandidat der Union wird, lässt durchblicken, wie er den Bundestagswahlkampf führen will: „Ich glaube, dass man auch ohne zu polarisieren mit Klartext Wahlen gewinnen kann.“ Den Verweis auf die AfD, die in NRW in der jüngsten Umfrage nur bei rund sechs Prozent liegt, kann sich Laschet nicht verkneifen.
Er lobt aber Kretschmers Umgang mit der Partei. Er grenze sich ab, spreche aber mit denen, die „anfällig seien“. Und Laschet gibt der CDU einen Tipp. Ihre Vertreter sollten nicht glauben, ein bisschen so zu reden wie die AfD bringe Wähler zurück: „Das geht schief.“ Die Partei sei in vielem „rechtsradikal“: „Deshalb lehnen wir mit der AfD alles ab“, schließt Laschet jede Zusammenarbeit aus. Auf Nachfrage bezeichnet er die Linke als Partei, mit der die CDU „aus inhaltlichen Gründen vieles“ ablehne.