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Linkenchefin Wissler setzt auf Doppelspitze mit Schirdewan

Damit wäre der Leipziger Sören Pellmann mit einer Niedersächsin in einem Boot. Die Genossen wählen im Juni die Parteispitze in Erfurt.

Von Thilo Alexe
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Janine Wissler will wieder Linkenchefin werden.
Janine Wissler will wieder Linkenchefin werden. © dpa

In der Führungsdebatte der Linken hat sich die aktuelle Parteichefin Janine Wissler für Martin Schirdewan als Ko-Chef positioniert. Sie schätze den Europaabgeordneten sehr und sei mit ihm in Gesprächen, sagte Wissler am Montag in Berlin. Ziel sei es, einen Plan für ein "tragfähiges Vorstandsteam" zu entwickeln. Damit spricht sich Wissler für ein Duo aus ihr und Schirdewan aus – und damit zumindest indirekt gegen den Leipziger Bundestagsabgeordneten Sören Pellmann an der Spitze.

Bislang wollen vier aussichtsreiche Interessenten auf dem Erfurter Parteitag Mitte Juni für die Doppelspitze kandidieren: Wissler, Schirdewan, Pellmann und die niedersächsische Landeschefin Heidi Reichinnek. Pellmann wird von der Bundestagsabgeordneten Sahra Wagenknecht unterstützt. Zudem liegen Bewerbungen weniger bekannter Mitglieder vor. Die Wahlen sind nach dem Rückzug von Susanne Hennig-Wellsow von der Parteispitze notwendig geworden. Die Politikerin reagierte damit auf Stimmverluste und Sexismusvorwürfe in Reihen hessischer Linker.

Es könnte also in Erfurt auf eine Abstimmung über die Duos Wissler/Schirdewan und Reichinnek/Pellmann hinauslaufen. Reichinneks Kandidatur für den weiblichen Part in der Doppelspitze ist eine Herausforderung an Wissler. In ihrer Erklärung hatte die Abgeordnete betont, die Erneuerung der Partei müsse sich auch im Vorstand spiegeln.

Ein Duo mit Pellmann wäre jedenfalls nicht undenkbar. Reichinnek gilt, auch wenn die Einordnung schwer ist, als Vertraute der Fraktionschefin Amira Mohamed Ali, die wiederum durchaus mit Wagenknecht kann. Andere rechnen sie eher dem Reformerlager um Fraktionschef Dietmar Bartsch zu.

Pellmann hatte bei einer Pressekonferenz zu seiner Kandidatur unlängst die soziale Frage in den Mittelpunkt gerückt. Zudem müsse die Linke "klare Kante" gegen Rechtsextremismus zeigen. Pellmanns Leipziger Direktmandat verhalf der Linken zum Wiedereinzug in den Bundestag in Fraktionsstärke. Im Wahlkampf 2021 war er mit Wagenknecht aufgetreten. Die prominente Vertreterin der Partei vertritt zuwanderungskritische Positionen und hat zudem im Zuge des Krieges in der Ukraine die USA sowie die Nato-Osterweiterung kritisiert.

Am Montagabend gab zudem der Vizepräsident des Landtages von Sachsen-Anhalt, der Linkenabgeordnete Wulf Gallert, seine Kandidatur für einen der Stellvertreterposten bekannt. "Ich will die Erneuerung der Partei auf dem Feld der Außen-und Friedenspolitik vorantreiben", schrieb er auf Twitter. Es gehe "nicht um Anbiederung an andere Parteien, sondern um überzeugende Alternativen zu Krieg, Aufrüstung und Lösungen, die der zentralen Herausforderung des 21. Jahrhunderts, der Verhinderung einer Klimakatastrophe, gerecht werden".

Zuvor hatte bereits der thüringische Staatskanzleichef Benjamin-Immanuel Hoff seine Kandidatur als Vizechef bekannt gegeben. Der Minister, der unlängst ein Strategiepapier zum Weg der Partei aus der Krise veröffentlicht hatte, unterstützt Schirdewan als Vorsitzenden.