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FDP-Vizechef Vogel: „Wir müssen schneller werden bei unseren Einigungen“

Johannes Vogel spricht im Interview über die Schwierigkeiten der Ampel-Koalition, den Machtbrief des Bundeskanzlers – und fordert einen „China-Stresstest“ für Deutschland.

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Johannes Vogel ist seit 2021 stellvertretender Bundesvorsitzender der FDP.
Johannes Vogel ist seit 2021 stellvertretender Bundesvorsitzender der FDP. © Michael Kappeler/dpa

Von Maria Fiedler und Valerie Höhne

Herr Vogel, will die FDP eigentlich noch regieren?

Ja! Ich habe Lust, zu regieren und ich kenne in meiner Partei niemanden in Führungsverantwortung, der das anders sieht. Wir müssen unser Land modernisieren. Da hat die FDP noch eine Menge vor.

Nach der Wahl in Niedersachsen sprachen Liberale davon, die Ampel hänge wie ein Mühlstein um den Hals der FDP. Das klingt nicht nach Regierungshunger.

Wir können nicht zufrieden sein, wenn wir Landtagswahlen verlieren. Ich kenne in der FDP auch niemanden, der sagt, dass alles so bleiben kann, wie es ist. In der FDP will aber niemand die Koalition verlassen, erst recht nicht in einer Situation, in der Krieg in Europa herrscht.

Eine Lehre Ihrer Partei aus dem Niedersachsen-Debakel ist, jetzt das eigene Profil zu schärfen. Sind Sie sicher, dass das der richtige Weg ist?

Wir haben bei der Bundestagswahl ein zweistelliges Ergebnis geholt. Offensichtlich gibt es eine große Zahl von Menschen, die eine moderne liberale Partei in Regierungsverantwortung wollen. Die Frage ist: Was wünschen die sich jetzt eigentlich von uns? Da hilft es, sich an unseren Wahl-Slogan zu erinnern: Nie gab es mehr zu tun. Denn während der Merkel-Jahre wurden die großen Reformen verschludert, weil man sich immer nur von Krisenreaktion zu Krisenreaktion gehangelt hat.

Deswegen ging unser Land so schlecht vorbereitet in diese Krise. Die Menschen wünschen sich, dass wir es jetzt anders machen. Sie wünschen sich eine FDP, die den Fortschritt in der Bundesregierung antreibt, um zum Beispiel jetzt die sozialen Sicherungssysteme zu stabilisieren. Wir können nicht erst wenn das Rentensystem unfinanzierbar ist, sagen: Hätten wir das mal rechtzeitig gelöst.

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