Sachsen
Merken

Kretschmer setzt weiter auf Gespräche

Trotz massiver Anfeindungen und Mordplänen gegen ihn will Sachsens Ministerpräsident weiter mit Kritikern der Corona-Maßnahmen reden.

 2 Min.
Teilen
Folgen
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer: "Man sollte Brücken bauen".
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer: "Man sollte Brücken bauen". © Ronald Bonß

Dresden. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) will in der Corona-Krise auch für Kritiker von Schutzmaßnahmen ansprechbar bleiben. "Wir müssen gegen die Polarisierung der Gesellschaft arbeiten. Mir liegt in dieser aufgeheizten Stimmung viel daran, vernünftig miteinander umzugehen. Man darf den Gesprächsfaden nicht abreißen lassen", sagte er der Deutschen Presse-Agentur in Dresden.

Er wolle nicht den Stab über alle Demonstranten bei den Corona-Protesten brechen. Bei weitem nicht alle seien Rechtsextreme oder Leugner der Pandemie. "Man sollte Brücken bauen und Leuten damit die Möglichkeit geben, ihre Positionen verändern zu können."

Kretschmer von Justizminister Buschmann enttäuscht

Kretschmer zufolge haben Demonstrationen Zulauf, weil es gerade in sozialen Netzwerken viele Falschinformationen gibt. "Wer über Monate Lügen hört, für den ist es schwer, die Wahrheit zu finden und seine Haltung zu korrigieren." Krisen würden immer auch instrumentalisiert. Er habe Verständnis für Kritik. "Es gibt allerdings auch eine bewusste Verdrehung von Tatsachen, ein Leugnen von Corona und ein Diskreditieren der Entscheidungen und Institutionen, die sie treffen." Dagegen müsse man vorgehen.

"Dass sich über 100.000 Menschen in einer Telegram-Gruppe radikalisieren - das kann nicht richtig sein", sagte Kretschmer. Er sei vom neuen Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) enttäuscht, dass er "dieses Problem für nicht so dringlich" halte. "Ich möchte nicht erleben, dass es eines Tages Opfer gibt und später Sonntagsreden folgen, in denen gesagt wird, wie furchtbar das alles ist. Jetzt ist die Zeit zu handeln."

Der Ministerpräsident war zuletzt selbst zur Zielscheibe einer Telegram-Chatgruppe geworden, in denen Mordfantasien gegenüber dem 46-Jährigen laut wurden. Bei einer Razzia waren die Wohnungen von sechs Beschuldigten durchsucht und dabei auch Armbrüste und Waffen gefunden worden. Haftbefehle ergingen bislang nicht. Die Ermittlungen dauern an. (dpa)