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Kretschmer trifft Papst Franziskus in Rom

Für eine Audienz bei Papst Franziskus ist Kretschmer nach Rom gereist. Vor dem Besuch mahnt er bei der Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in der Kirche ein konsequentes Vorgehen an.

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Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer trifft am 17. Juni Papst Franziskus in Rom.
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer trifft am 17. Juni Papst Franziskus in Rom. © twitter.com/MPKretschmer

Papst Franziskus hat am Freitag Sachsens Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU) im Vatikan zu einer Privataudienz empfangen. Es sei "ein sehr konzentriertes und tiefgründiges Gespräch gewesen", sagte Kretschmer im Anschluss in Rom. In dem etwa 45-minütigen Vier-Augen-Gespräch habe er mit dem Papst unter anderem über den Krieg in der Ukraine und den katholischen Reformprozess Synodaler Weg gesprochen.

Der CDU-Politiker Kretschmer ist bekennender Protestant. An Franziskus schätze er, dass er Mut mache und gerade auch der jungen Generation Hoffnung gebe und sie dafür begeistere, sich in der Gesellschaft zu engagieren, etwa beim Thema Umweltschutz, sagte er. Auch Sachsens Kulturministerin Barbara Klepsch (CDU) und Kretschmers Ehefrau Annett Hofmann nahmen an dem Treffen teil.

Auf die Reise nach Rom nahm Kretschmers Delegation auch 83 Schlafsäcke mit, die in Görlitz produziert wurden und die dem Apostolischen Almosenamt für Bedürftige und Obdachlose in Rom übergeben wurden.

Während seines mehrtägiges Aufenthaltes in Rom mahnte Kretschmer beim Thema Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche ein konsequentes Vorgehen an. "Das A und O bei Verfehlungen ist, dass man sich dem stellt und richtige Konsequenzen folgen", sagte er am Donnerstagabend. Ein Lehrer, dem sexueller Missbrauch vorgeworfen wird, könne nicht mehr in seinem Bereich arbeiten, ein Kindergärtner oder Trainer auch nicht. "Das muss für alle anderen Bereiche auch gelten", sagte Kretschmer.

Zuvor hatte er ein gut einstündiges Gespräch mit dem Jesuitenpater Hans Zollner geführt, der Mitglied der Päpstlichen Kommission für den Schutz von Minderjährigen ist und ebenfalls Transparenz anmahnte.

Natürlich gebe es Vergebung und die Chance für einen Neuanfang, sagte Kretschmer. Aber eine klare Linie, eine Null-Toleranz-Strategie sei geboten. Die katholische Kirche in Deutschland und in Sachsen sei unverzichtbar für den Zusammenhalt der Gesellschaft. Sie müsse stark sein und es schaffen, über die Bistümer hinweg gemeinsam Strategien
zu entwickeln. Er sage das als Protestant, weil er eine große Wertschätzung für die katholische Kirche habe.

Der Bischof des Bistums Dresden-Meißen, Heinrich Timmerevers, kündigte an, dass nach der Sommerpause eine unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in den Bistümern Berlin, Dresden-Meißen und Görlitz ihre Arbeit aufnehmen werde. Darin seien Vertreter aus den Bundesländern, aus den Bistümern und zwei Betroffene. "Sie sollen sagen, was zu tun ist in der Aufarbeitung und wo noch Namen benannt werden müssen", sagte der Bischof.

Privataudienz mit Papst Franziskus am Freitag

Kretschmer ist derzeit gemeinsam mit Bischof Timmerevers und Sachsens Tourismusministerin Barbara Klepsch in Rom. Kretschmer hatte die Reise am Mittwoch angetreten und wird noch bis Samstag in der Stadt bleiben. Anlass für die Reise ist die Privataudienz bei Papst Franziskus. Im Mittelpunkt stehe das Engagement der Christen in Sachsen, hieß es.

Zuletzt war Stanislaw Tillich 2015 als damaliger Regierungschef Sachsens zu einer Privataudienz bei Papst Franziskus.

Heinrich Timmerevers, Bischof des Bistums Dresden-Meißen.
Heinrich Timmerevers, Bischof des Bistums Dresden-Meißen. © dpa/Sebastian Kahnert

In den darauffolgenden Tagen trifft auch Timmerevers auf den Papst, um über Herausforderungen der Kirche in Deutschland zu sprechen und eine ostdeutsche Perspektive einzubringen.

Sachsen und Latium intensivieren Kooperation

Sachsen und die italienische Region Lazio (Latium) wollen unterdessen mit gemeinsamen Projekten enger zusammenrücken. Kretschmer erneuerte am Donnerstag zusammen mit Nicola Zingaretti, Präsident des Latium, eine schon seit 2016 bestehende Kooperation. Beide waren bei der konstituierenden Sitzung einer gemeinsamen Arbeitsgruppe dabei. Die zwei Regionen möchten die Beziehungen in Wirtschaft, Bildung, Wissenschaft, Kunst und Kultur vertiefen.

Kretschmer unterstrich, dass durch derartige Initiativen auch Europa gestärkt werde. "Wir wollen diese Zusammenarbeit. Sie ist wichtig nicht nur für das Latium und Sachsen, sondern für das gemeinsame, europäische Projekt", sagte er. "Wenn nicht auf der regionalen Ebene die Zusammenarbeit gelebt und mit Herz und Begeisterung gemeinsam gearbeitet wird, dann hat das, was in Brüssel ist, keinen Unterbau."

Die beiden Politiker sprachen sie sich darüber hinaus für weitere Partnerschaften zwischen Städten und Gemeinden in Sachsen und Lazio aus. Derzeit gibt es so etwas zwischen den Städten Markkleeberg und Boville Ernica sowie Sohland an der Spree und Rocca Priora.

Bildungs- und Wirtschaftsprogramme sollen ausgebaut werden

Auf dem Gebiet der Wirtschaft geht es unter anderem um einen regelmäßigen Austausch von Informationen über geplante Messen und die Beteiligung an Messen. Die Wirtschaftsförderung Sachsen und die entsprechende italienische Institution Lazio Innova sollen ihre Beziehungen unter Beteiligung der Italienischen Handelskammer für Deutschland ausbauen. Im Bereich Bildung sind Austauschprogramme zwischen Schulen geplant. In der Wissenschaft soll es einen Austausch von Studenten, Lehrkräften und Wissenschaftlern geben.

Ferner ist eine Zusammenarbeit zwischen Einrichtungen des regionalen Gesundheitswesens und Instituten auf dem Gebiet der medizinischen und virologischen Forschung vorgesehen. In Kunst und Kultur wollen sich beide Regionen bei Ausstellungen und der Denkmalpflege unterstützen.

Die gemeinsame Arbeitsgruppe soll dafür sorgen, dass die Vorhaben nicht nur Absicht bleiben, sondern tatsächlich Wirkung entfalten. "Wir wollen gerne, dass aus diesem Treffen heute ein Folgetreffen entsteht, in dem sich Menschen aus den beiden Regionen zusammensetzen und austauschen", sagte Kretschmer.(SZ/soa/mit dpa & epd)