Wirtschaft
Merken

Robert Habeck tritt gegen Wandelbots-Roboter an

Erstmals seit drei Jahren gibt es die größte Industrieausstellung wieder mit persönlichen Kontakten. Auch Sachsen nutzen ihre Chancen auf der Hannover-Messe.

Von Nora Miethke
 4 Min.
Teilen
Folgen
Maria Piechnick vom Dresdner Startup Wandelbots erklärt Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck die Spielregeln gegen den Roboter.
Maria Piechnick vom Dresdner Startup Wandelbots erklärt Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck die Spielregeln gegen den Roboter. © Digital Hub Initiative / PR

Wenn nicht jetzt, wann dann? Die großen Themen der Hannover Messe 2022 – Klimaschutz, Energieeffizienz, Digitalisierung – waren auch dem Bundeskanzler lange bekannt. Dass in diesem Jahr aber gleich mehrere aktuelle Krisen einschließlich eines Krieges in Europa auf dem wichtigsten Industrietreffen mit verarbeitet werden müssen, hätten sich vor einigen Monaten selbst die Veranstalter nicht vorstellen können. Olaf Scholz betonte: Der Wandel muss rasch kommen. "Die Pandemie und der Krieg nehmen der industriellen Transformation nichts von ihrer Dringlichkeit", sagte er zur Eröffnung.

Die Vision umriss der SPD-Politiker so: Die Industrie soll weniger Ressourcen verbrauchen, weniger Kohlendioxid produzieren, digitaler werden sowie künstliche Intelligenz und Wasserstoff nutzen. Und es sei gut zu sehen, "dass wir mit dieser großen Geschwindigkeit es auch schaffen werden, in ganz kurzer Zeit CO2-neutral zu wirtschaften", sagte Scholz. Deutschlands Wirtschaft auf dem Weg zur Klimaneutralität – darüber hinaus hielt sich der Kanzler auf seinem Messerundgang mit wirtschaftlichen Einschätzungen merklich zurück.

An etlichen Ständen ist ein gewisses Unbehagen zu spüren, fast schon etwas schizophren mutet die Stimmung teils an. Einerseits dürften die weltwirtschaftlichen Folgen des Kriegs in der Ukraine – darunter vor allem drastisch verteuerte Energie – den Umstieg von Gas und Öl auf erneuerbare Quellen beschleunigen und so das Geschäft zahlreicher Anbieter begünstigen. Demgegenüber steht allerdings die Befürchtung, zumindest mittelfristig noch eine Weile auf die fossile Rohstoffgroßmacht Russland angewiesen zu sein. Auch die Wiederverwendung von Materialien wird in vielen Bereichen wichtiger. Bei der gemeinsamen Tour mit António Costa, dem Premier des diesjährigen Messe-Partnerlands Portugal, posierte Scholz kurz vor einem Fahrrad, das ganz aus recyceltem Kunststoff besteht.

Sachsen stellen Referenzfabrik für Wasserstoff vor

Hinsichtlich der neuen Anforderungen an die Industrie und der Themenschwerpunkte der Messe haben sächsische Aussteller einiges vorzuweisen. So stellt etwa das Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik (IWU) aus Chemnitz erstmals seine Referenzfabrik.H2 am Fraunhofer-Gemeinschaftsstand vor. H2 steht für Wasserstoff, ein Schlüsselelement der Energiewende, weil es zur Speicherung erneuerbarer Energien beitragen soll. Damit sich Wasserstoff als Energieträger durchsetzen kann, gilt es ihn zu marktwirtschaftlichen Preisen, in ausreichender Menge und klimaneutral herzustellen. Dafür sind kostengünstige, robuste Wasserstoffsysteme – Elektrolyseur und Brennstoffzelle – erforderlich. Die Referenzfabrik H2 stellt nun sowohl ein Fabrikdesign als Orientierung bereit sowie einen Baukasten mit Technologielösungen.

Die Innovationsplattform des Freistaats, Futuresax, präsentiert in der Start-up-Corner im Ausstellungsbereich "Young Tech Enterprises" 13 erfolgreiche Start-ups aus Sachsen. Mit vertreten sind an dem Gemeinschaftsmessestand unter anderem der Drohnen-Spezialist Flynex GmbH, Team Greenhub mit ihren vertikalen Farming-Systemen, Packwise aus Dresden oder PowerOn, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Roboter wirklich zum Alltagsbegleiter für Menschen zu Hause und am Arbeitsplatz weiterzuentwickeln. Auch die Wirtschaftsförderung Sachsen wird am Stand ihre Dienste als Lotse nach und in Sachsen vorstellen.

Wandelbots lässt Tic-Tac-Toe gegen Roboter spielen

Sachsens Vorzeige-Start-up Wandelbots hat dagegen seinen eigenen Auftritt. Das Robotiksoftware-Unternehmen aus Dresden geht im Rahmen der Sonderpräsentation "Start-Move-Follow" des Bundeswirtschaftsministeriums an den Start. Messebesucher können am Stand gegen einen Wandelbots-Roboter "Tic-Tac-Toe" spielen, auch bekannt als "Drei gewinnt". Das Spiel beginnt, sobald die Kontrahenten das Spielfeld auf eine leere Postkarte zeichnen und den ersten Zug machen. Der Roboter reagiert darauf und macht den nächsten Zug.

Das Start-up wolle auf der Hannover Messe so auf spielerische Art zeigen, wie vielfältig die Wandelbots-Technologie einzusetzen sei, angefangen von einfachen Roboter-Mensch-Spielen bis hin zu Industrie-Anwendungen wie Schweißen, Kleben oder in der Inspektion und Qualitätssicherung, betont Piechnick.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) machte bei seinem Messe-Rundgang am Dienstag Station und wagte gegen den Wandelbots-Rotober anzutreten - obwohl der Ausgang des Spiels von vornherein klar war: Der Roboter war dank der eigens entwickelten Software unbesiegbar. (mit dpa)