Wer bei der Bundespräsidentenwahl angetreten ist

Am Sonntag wird die Bundesversammlung einen neuen Bundespräsidenten wählen. Doch wer sind die Kandidatinnen und Kandidaten? Wer wird wahrscheinlich gewinnen und warum steht das schon vorab fest? Ein Überblick. Die folgenden Kandidatinnen und Kandidaten stehen am Sonntag zur Wahl:
Frank-Walter Steinmeier
Der 66-jährige Amtsinhaber hat praktisch sein ganzes berufliches Leben lang Politik gemacht. Nach der Jura-Promotion 1991 wurde er in Hannover Staatskanzleichef unter der damaligen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder (SPD). Nach Schröders Sieg bei der Bundestagswahl 1998 wechselt er mit ihm in den Bund, wo er 1999 Kanzleramtschef und später Außenminister wurde.

Gerhard Trabert
Der 65-Jährige kandidiert für die Linke, ist aber parteilos. Bei der Bundestagswahl holte er als Direktkandidat in Mainz für die Linke 12,4 Prozent der Erststimmen. Trabert studierte zunächst Sozialwesen und arbeitete mehrere Jahre als Diplom-Sozialpädagoge, bevor er ein Medizinstudium begann. Er ist heute Arzt und Professor für Sozialmedizin. Für sein Engagement wurde Trabert mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt.

Max Otte
Als sich der 57-Jährige bereit erklärte, für die AfD als Bundespräsidentenkandidat anzutreten, leitete die CDU seinen Parteiausschluss ein. Otte studierte Betriebs- und Volkswirtschaftslehre sowie politische Wissenschaften. Der Fondsmanager ist in der Vermögensberatung und -anlage für Privatanleger tätig. Der Ökonom trat 1991 in die CDU ein. Im Mai 2021 wurde er Vorsitzenden der erzkonservativen Werte-Union.

Stefanie Gebauer
Die einzige Frau unter den Bewerbern kommt aus der Kommunalpolitik. In der brandenburgischen Kleinstadt Kremmen ist die 41-Jährige Vorsitzende der Stadtverordnetenversammlung. Nominiert wurde sie von den Freien Wählern, für die sie bei der Bundestagswahl 2021 antrat. Gebauer hat an der Technischen Universität Berlin Physik studiert und später im Fach Astrophysik promoviert.

Warum Steinmeier vermutlich gewinnen wird
Wenn am Sonntag die Bundesversammlung einen neuen Bundespräsidenten wählt, wird sie mit großer Wahrscheinlichkeit Amtsinhaber Frank-Walter Steinmeier bestätigen. Der Sozialdemokrat, der seine Parteizugehörigkeit als Staatsoberhaupt ruhen lässt, wird von den Ampel-Parteien SPD, Grüne und FDP sowie von der CDU/CSU-Opposition unterstützt. Die Bundesversammlung setzt sich aus den Abgeordneten des Bundestags (736) und einer gleich großen Zahl von Mitgliedern zusammen, die die 16 Landesparlamente entsenden.
Bundesversammlung so groß wie nie
Die Bundesversammlung ist 2022 so groß wie nie zuvor. Sie setzt sich zusammen aus den 736 Abgeordneten des Bundestags und einer gleich großen Zahl von Delegierten, die die 16 Landtage entsenden. Das Zusammentreffen von 1.472 Menschen inmitten der Corona-Pandemie mit hohen Infektionszahlen stellte die Bundestagsverwaltung vor erhebliche Herausforderungen. Statt wie üblich im Plenarsaal des Reichstagsgebäudes tritt die Bundesversammlung im benachbarten Paul-Löbe-Haus zusammen, in dem viele Sitzungssäle und Büros von Abgeordneten liegen. Dort ist mehr Platz. Allerdings werden die Wahlfrauen und -männer auf fünf Etagen verteilt sein. (SZ/dpa)