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Taliban hängen Getöteten öffentlich an einem Kran auf

Die Taliban haben Mitte August die Macht in Afghanistan übernommen. Wie grausam das Regime ist, zeigt die öffentliche Zurschaustellung von Strafen.

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Eine Leiche hängt an einem Kran auf dem Hauptplatz der Stadt Herat im Westen Afghanistans und wird von Zuschauern gefilmt. Die Taliban haben die Leichen von vier Männern öffentlich aufgehängt, die einen Händler und seinen Sohn entführt haben sollen.
Eine Leiche hängt an einem Kran auf dem Hauptplatz der Stadt Herat im Westen Afghanistans und wird von Zuschauern gefilmt. Die Taliban haben die Leichen von vier Männern öffentlich aufgehängt, die einen Händler und seinen Sohn entführt haben sollen. © AP

Herat. Die militant-islamistischen Taliban haben in der westafghanischen Stadt Herat die Leichen von vier Männern öffentlich zur Schau gestellt, die einen Händler und seinen Sohn entführt haben sollen. Der von den Taliban gestellte Vizegouverneur Maulaui Schir Achmed Amar sagte am Samstag, Taliban-Kämpfer hätten die Männer bei Gefechten getötet und ihre Gefangenen befreit. Die Männer "wurden aufgehängt, damit niemand es mehr wagt, solche Verbrechen zu begehen", sagte Amar. Auf Aufnahmen aus Herat war zu sehen, wie Schaulustige eine Leiche mit ihren Handys filmen, die in Ketten umwickelt auf dem Hauptplatz der Stadt an einem Kran aufgehängt ist.

Während ihrer Herrschaft in den späten 1990er Jahren waren die Taliban dafür bekannt, Verbrechen mit öffentlichen Auspeitschungen zu bestrafen, Menschen öffentlich zu steinigen und Gliedmaßen zu amputieren. 2001 wurde ihr Regime durch den US-Einmarsch gestürzt.

Mit dem Abzug der internationalen Truppen übernahmen die militanten Islamisten Mitte August wieder die Macht in Afghanistan. Das Land ist nach Jahrzehnten von Krieg und Konflikt auf internationale Unterstützung angewiesen. Viele Staaten wollen Hilfslieferungen an Bedingungen knüpfen. Beobachter befürchten, dass die Taliban trotz aller Hoffnungen auf einen gemäßigteren Kurs wieder mit harter Hand regiert.

Zunahme von Mord- und Bombenanschlägen

In der östlichen Provinz Nangarhar starb bei der Explosion eines Sprengsatzes bei einem Taliban-Konvoi mindestens ein Mensch. Sieben weitere Menschen wurden bei dem Vorfall am Samstagmorgen verletzt, wie örtliche Medien und Quellen berichteten. Ein Taliban-Sprecher bestätigte der Deutschen Presse-Agentur eine Explosion in der Provinzhauptstadt Dschalalabad. Örtliche Medien berichteten unter Berufung auf Augenzeugen, eine am Straßenrand versteckte Bombe sei detoniert, als der Konvoi die Gegend durchquerte.

In Nangarhar, einst Hochburg der Terrormiliz Islamischer Staat (IS), hat die Zahl der Mord- und Bombenanschläge zugenommen, seit die Taliban Mitte August die Kontrolle über Afghanistan übernommen haben. Der IS hat einige der Anschläge für sich reklamiert. Die Taliban und der IS haben in der Vergangenheit gegeneinander gekämpft.

Afghanistan durchlebt nach dem Abzug der internationalen Truppen mit Hunderttausenden Binnenflüchtlingen eine humanitäre Krise. Der Geschäftsführer der UNO-Flüchtlingshilfe, Peter Ruhenstroth-Bauer, rief die deutsche Bevölkerung daher um Spenden auf. Für ihre Einsätze brauche die UNO-Flüchtlingshilfe - der deutsche Partner des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR - 410 Millionen US-Dollar, doch nur 42 Prozent des Bedarfs seien gedeckt, sagte Ruhenstroth-Bauer dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Samstag). Es gehe nicht nur um Nothilfe, sondern auch um Projekte für Mädchen und um Bildung. (dpa)