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CDU stürzt bei Landratswahlen in Mittelsachsen ab

Der CDU-Kandidat Sven Liebhauser muss nicht nur dem Parteilosen Dirk Neubauer, sondern auch dem AfD-Bewerber den Vortritt lassen. Der schießt gegen den Wahlsieger.

Von Cathrin Reichelt
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Sven Liebhauser (CDU) rutschte im zweiten Wahlgang der Landratswahl in Mittelsachsen auf den dritten Platz ab.
Sven Liebhauser (CDU) rutschte im zweiten Wahlgang der Landratswahl in Mittelsachsen auf den dritten Platz ab. © Dietmar Thomas

Mittelsachsen. Die CDU ist der große Verlierer der Landratswahl in Mittelsachsen. Viermal hatte die Partei seit der Wiedervereinigung den Landrat gestellt. Bei der fünften Wahl wurden die Christdemokraten von einem Parteilosen ausgebremst.

Der Abstand zum Wahlsieger Dirk Neubauer ist mit 35,2 Prozent enorm. Und besonders bitter: Im zweiten Wahlgang landet CDU-Kandidat Sven Liebhauser (20,4 Prozent) auch deutlich hinter dem AfD-Kandidaten Dr. Rolf Weigand (24,1 Prozent).

Statement kommt später

Der Döbelner Oberbürgermeister Sven Liebhauser hat am Wahlabend nur ein kurzes Statement abgegeben und erklärt: "Wir haben es nicht geschafft, unsere Wähler an die Urne zu bekommen. Und die Wähler haben auf den Gewinner des ersten Wahlganges gesetzt."

Er gratulierte Dirk Neubauer zu seinem Erfolg und kündigte an, sich erst am Dienstag erneut zum Wahlausgang zu äußern. "Der Montag gehört meiner Familie", so Liebhauser.

Im ersten Wahlgang konnte er noch in zwölf der 53 mittelsächsischen Kommunen die meisten Stimmen für sich verbuchen, darunter im gesamten Altkreis Döbeln. Aber auch dort hat sich das sprichwörtliche Blatt im zweiten Wahlgang gewendet.

In der Region hat Liebhauser die meisten Stimmen in der Stadt Döbeln verloren. Dort standen am Sonntagabend 17,8 Prozent weniger zu Buche als noch vor drei Wochen.

In keinem Ort über 37 Prozent

Insgesamt erhielt Liebhauser mit 36,4 Prozent in Leisnig die meisten und mit 10,5 Prozent in Sayda die wenigsten Stimmen. Der prozentuale Anteil des CDU-Mannes am Gesamtergebnis der Landratswahl ist im zweiten Wahlgang stark gesunken.

In 30 Kommunen erreichte er weniger als 20 Prozent der Stimmen, in 17 Kommunen weniger als 30 Prozent. Die bisherigen CDU-Landräte in Mittelsachsen hatten die Wahlen mit Ergebnissen zwischen 50,02 Prozent (Volker Uhlig) und 65,75 Prozent (Matthias Damm) für sich entschieden.

Während Sven Liebhauser in keiner Stadt oder Gemeinde des Landkreises Mittelsachsen am besten abschneiden konnte, gelang das Rolf Weigand zumindest in seinem Heimatort Großschirma. Allerdings hat der AfD-Kandidat auch dort Stimmen verloren und fiel von 49,8 Prozent auf 44,1 Prozent zurück.

Gleichzeitig legte Dirk Neubauer in Großschirma von 32,4 auf 43,7 Prozent zu. Der einzige Ort, in dem auch Weigand einige Stimmen dazugewinnen konnte, ist Lichtenberg im Erzgebirge. Dort erreichte er im ersten Wahlgang 24,3 und im zweiten Wahlgang 31,7 Prozent.

Insgesamt blieb Weigand in 33 Kommunen unter der 30-Prozent- und in 13 Kommunen unter der 20-Prozent-Marke. Im Vergleich: Wahlsieger Dirk Neubauer verbucht in elf Kommunen mehr als 60 Prozent der Stimmen und in keinem Ort unter 40 Prozent.

Dr. Rolf Weigand (AfD) konnte in seinem Heimatort Großschirma den einzigen Erfolg verbuchen, verlor aber auch dort Stimmen.
Dr. Rolf Weigand (AfD) konnte in seinem Heimatort Großschirma den einzigen Erfolg verbuchen, verlor aber auch dort Stimmen. © Dietmar Thomas

Gallisches Dorf Großschirma

Trotz der offensichtlichen Niederlage gibt sich AfD-Kandidat Rolf Weigand optimistisch. Er bezeichnet Großschirma als das "gallische Dorf von Mittelsachsen". Den zweiten Platz, den er insgesamt bei der Wahl erreicht hat, sehe er als Bestätigung. "Meiner Heimatregion werde ich weiter eine starke Stimme geben", so Weigand.

Außerdem beginnen jetzt im Landtag, dem er seit 2018 angehört, die Haushaltsverhandlungen. Bei denen wolle er sich für eine gute finanzielle Ausstattung der Kommunen, speziell für den Schulhaus- und Kitabau einsetzen. Auch im Hochwasserschutz müssten einige Projekte angeschoben werden.

"Im Kreistag werde ich mich weiter für meine Ideen aus dem Wahlkampf stark machen", sagt Weigand. Gleichzeitig kündigte er an, dem neuen Landrat bald auf die Finger schauen zu wollen, "wie er die Luftschlösser, die er den Menschen gebaut hat, umsetzen wird." Neubauer habe gesagt, dass er sich an die Gesetze halten werde. "Deshalb wird es spannend, wie er mit der einrichtungsbezogenen Impfpflicht umgehen wird", so Weigand.

Außerdem stellt er aufgrund der Wahlbeteiligung von 36,6 Prozent infrage, ob der parteilose Dirk Neubauer tatsächlich "mit seinen großen Ideen überzeugen konnte." Lege man die Wahlbeteiligung zugrunde, habe Neubauer die Wahl lediglich mit knapp 25 Prozent der Stimmen gewonnen.

Die Wähler hätten sich wahrscheinlich an dem Ergebnis des ersten Wahlganges orientiert. Deshalb habe es wohl einige Wechselwähler von Liebhauser zu Neubauer gegeben – "und auch von mir", schiebt Weigand nach.