Struppen: Bürgermeisterkandidat macht Druck beim Ausbau der S 168

Wenn Frank Göhler in seinem Garten sitzt, dann liegt ihm Struppen sprichwörtlich zu Füßen. Am Hang gegenüber befindet sich das Rittergut, das Schloss ist nur wenige Hundert Meter von seinem Haus entfernt. Auch bis zur Gemeindeverwaltung ist es nicht weit. Praktisch für den 62-Jährigen, denn genau dort will Frank Göhler einziehen - nicht als CDU-Gemeinderat, wie bisher. Sondern als neuer Bürgermeister von Struppen.
Frank Göhler ist neben Ronny Raschke und Michael Sachse einer von insgesamt drei Kandidaten, die sich am 12. Juni zur Wahl stellen. In dem Trio bringt er die meiste Erfahrung auf kommunalpolitischer Ebene mit. Bereits seit 1991 sitzt Göhler im Gemeinderat. Seit mehreren Jahren vertritt er den amtierenden Bürgermeister Rainer Schuhmann, der nicht erneut antritt, als 1. Stellvertreter. Das sind nicht selten fünf Wochen am Stück, wenn Schuhmann zu seiner Tochter in die USA reist. Frank Göhler weiß also, was auf ihn zukommt, wenn er die Wahl gewinnen sollte.
Der 62-Jährige selbst stammt aus Struppen. In einer kleinen Wohnung am Mittelgasthof ist er aufgewachsen. Zu DDR-Zeiten absolvierte er eine Lehre zum Elektromaschinenbauer mit Abitur. Später studierte er Maschinenbau. Diesem Metier ist er bis heute treu geblieben. Göhler ist als Vertriebsingenieur im Großhandel tätig, vertreibt Photovoltaikanlagen. Eine Branche, die angesichts des Ukrainekriegs und der Energiekrise boomt wie nie.
Drohung an Landrat Geisler
Dennoch reizt ihn der Wechsel in die Verwaltung. "Mein Bauchgefühl sagt mir, wenn ich nicht kandidiere, geht Struppen den Bach runter", sagt der CDU-Mann geradeaus. Seine direkte Art zeigt er auch im Gemeinderat gern. Göhler ist kein Mann für Schnellschüsse. Er agiert überlegt, wägt ab, fragt nach. Dass einige Projekte nur zäh voran gehen, wurmt ihn.
Zum Beispiel der jahrzehntelange Kampf um die Sanierung der S168, der rund zwei Kilometer langen Hauptstraße durch Struppen. Die Staatsstraße gleicht einer Huckelpiste, Schlagloch reiht sich an Schlagloch. "Das ist die Touristenachse nach Rathen. Hier muss dringend etwas passieren", sagt Frank Göhler. Der Ausbau der S168 soll vom Freistaat finanziert werden, geplant und umgesetzt werden soll es aber vom Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Landrat Michael Geisler (CDU) lebt selbst in Struppen. "Ich hab ihm schon angedroht, dass ich wöchentlich bei ihm antanzen werde, um bei dem Thema Druck zu machen", sagt Frank Göhler.
Sich einsetzen will der 62-Jährige auch für die Struppener Grundschule. Viele junge Familien leben in der Kommune. Und neue sollen dazu kommen. Platz für Häuslebauer soll beispielsweise an der B172 in Struppen-Siedlung geschaffen werden. Auch in Weißig ist durch den neuen B-Plan der Weg quasi frei für neue Wohnhäuser. Entscheidungen, die Göhler mitträgt. "Ein Dorf muss leben", sagt er.
Platzproblem in der Grundschule lösen
Mit dem Zuzug wird Struppen noch mehr Kinder bekommen. An denen mangelt es schon jetzt nicht . "Das Platzproblem in der Grundschule wird sich in den nächsten Jahren noch verstärken", prognostiziert Frank Göhler. Neue Räume werden gebraucht, um alle Kinder aufnehmen zu können. Zuletzt musste bereits das Schloss als Ausweichquartier der Grundschule herhalten. Der Weg dahin sei zwar nicht einfach gewesen, weil auch der Schlossverein von der Idee überzeugt werden musste. Im Nachgang sei aber alles richtig gemacht worden. "Durch die Kinder lebt das Schloss", äußert er. Das sei ein Gewinn, aber keine Dauerlösung. Die sieht Göhler im sogenannten Möbellager, das direkt an die Grundschule grenzt. Hier könnten perspektivisch neue Räume für die Schüler entstehen. Dafür will sich der zweifache Familienvater einsetzen.
Auf seiner Wunschliste ganz oben steht auch eine Lösung für den verwaisten Mittelgasthof. Mehrere Interessenten für das Objekt gab es bereits. Sie alle sind jedoch wieder abgesprungen. Göhler hofft, dass das Thema durch die Expansionspläne des Campingplatzes auf der Alberthöhe wieder an Fahrt gewinnt. Betreiber Markus Guhr will statt 40 künftig bis zu 140 Stellplätze anbieten. Ein Vorhaben, das Frank Göhler ausdrücklich begrüßt. "Das könnte die Chance für einen Investor sein", sagt er. In Struppen selbst gibt es nämlich aktuell keine Gastronomie, nur der Landschlachthof betreibt tagsüber einen Imbiss.
Optimistisch ist Frank Göhler, was die weitere Zusammenarbeit mit der Stadt Königstein angeht. Struppen gehört wie Rathen, Gohrisch und Rosenthal-Bielatal zur Verwaltungsgemeinschaft Königstein. Das Rathaus in der Festungsstadt übernimmt einen Großteil der Verwaltungsaufgaben - gegen Honorar. Göhler und auch andere Gemeinderäte haben oft Kritik an der Zusammenarbeit geübt - öffentlich. Zu zäh, zu langsam, hieß es. "Durch den Personalwechsel in der Verwaltung läuft es jetzt deutlich besser", lobt Göhler. Er selbst hätte einen guten Draht zu Königsteins Bürgermeister Tobias Kummer, der ebenfalls der CDU angehört. "Wir sind Freunde, das ist viel Wert", sagt er. Zumindest dann, wenn Kummer ebenfalls die Bürgermeisterwahl gewinnt.