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Rosenthal-Bielatal: "Wir hängen immer am Finanztropf"

Gebhard Moritz stellt sich für eine dritte Amtszeit als Bürgermeister zur Wahl. Er will noch viel bewegen - obwohl das immer schwieriger wird, wie er sagt.

Von Katarina Gust
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"Wir wollen eine gesunde Entwicklung. Eine, die überhaupt möglich ist." Gebhard Moritz, Bürgermeister von Rosenthal-Bielatal, will Flächen aus dem Landschaftsschutzgebiet ausgliedern.
"Wir wollen eine gesunde Entwicklung. Eine, die überhaupt möglich ist." Gebhard Moritz, Bürgermeister von Rosenthal-Bielatal, will Flächen aus dem Landschaftsschutzgebiet ausgliedern. © Steffen Unger

Er hat zwei Legislaturperioden hinter sich. "Und die Arbeit macht mir immer noch Spaß." Gebhard Moritz (CDU), Bürgermeister von Rosenthal-Bielatal, will es auch ein drittes Mal noch wissen und kandidiert für die Wahl am 12. Juni. Dann haben die Einwohner die Wahl zwischen ihm und Tino Bernhardt (Freie Wähler Rosenthal-Bielatal), dem Stadtrat und stellvertretenden Bürgermeister der Kommune.

Dass nicht nur sein Name auf der Liste steht, sondern die Menschen tatsächlich eine Wahl haben, begrüßt er ausdrücklich. "Früher war das anders", sagt er und meint damit die DDR-Zeit, als es keine freien Wahlen gab. Ein Kapitel, das abgeschlossen ist.

Moritz will ein neues Kapitel aufmachen - das seiner dritten Amtszeit. "Ich will noch etwas bewegen, obwohl genau das immer schwieriger wird", sagt der 62-Jährige. Das liege vor allem an der Finanzsituation in den Kommunen. Rosenthal-Bielatal sei zwar schuldenfrei - dank einer strikten Haushaltsführung in den vergangenen Jahren. Dennoch fehle meist das nötige Geld, um große Sprünge zu machen. Wenn Rosenthal-Bielatal investiert, dann nur das, was tatsächlich in der Kasse ist. "Wir hängen immer am Finanztropf", äußert er.

Ewiger Kampf um Fördermittel

Moritz lobt in diesem Zusammenhang die Kommunalpauschale, die der sächsische Landtag beschlossen hatte. Mehrere Jahre lang flossen dadurch 70.000 Euro an Gemeinden im ländlichen Raum. Das sei eine große Hilfe gewesen. Eine unbürokratische noch dazu. Denn jeder Ort konnte selbst entscheiden, wie die Finanzspritze verwendet wird. "Wir haben dadurch viel umsetzen können", sagt der Ratschef.

Aber eben nicht alles. In der Grundschule in Rosenthal müssten dringend die Sanitäranlagen saniert werden. Ein erstes Kostenangebot gibt es. Darin ist von rund 230.000 Euro die Rede. Ob es angesichts der Kostensteigerungen im Baugewerbe dabei bleibt, bezweifelt Gebhard Moritz. Fördermittel für die Sanitäranlagen hatte die Kommune beantragt. Diese wurden für 2022 allerdings abgelehnt.

Fördermittel zu bekommen, auch das sei immer schwieriger. Als Beispiel nennt er den Digitalpakt, mit dessen Hilfe sächsische Schulen mit moderner IT-Technik ausgerüstet werden sollen. Dazu zählen zum Beispiel Laptops und Tablets für Lehrer und Schüler. Die Lehrer der Rosenthaler Grundschule hätten schon Geräte bekommen. Auf die der Schüler warte man noch immer. "Mit Beginn des neuen Schuljahres soll die Technik nun kommen", hofft Moritz. Ob es so kommt? Er zuckt mit den Schultern. Versprechen will er keine machen.

Naturschutz bremst Entwicklung aus

Ihm selbst seien als ehrenamtlicher Bürgermeister oft die Hände gebunden. Zum Beispiel, wenn es um neue Wohnbaugebiete gehe. Moritz will als Ratschef Zuzug ermöglichen, braucht dafür aber Flächen. Und die zählen - nicht nur in Rosenthal-Bielatal, sondern in vielen anderen Orten in der Sächsischen Schweiz auch - meist zum Landschaftsschutzgebiet. Hier zu bauen, ist nicht erlaubt. Der Schutzstatus verhindert die Umsetzung. "Wir wollen diese Flächen deshalb gern ausgliedern. Der Prozess geht allerdings viel zu zäh", klagt Gebhard Moritz. Manche Entscheider würden so agieren, als sei es ihr persönliches Eigentum. Dabei sei das, was Rosenthal-Bielatal auf den Flächen vorhat, kein Zupflastern der Natur. "Wir wollen eine gesunde Entwicklung. Eine, die überhaupt möglich ist", sagt der Bürgermeister.

Nachsteuern will Moritz auch im Bereich Tourismus. Zu Pfingsten sei Rosenthal-Bielatal von Ausflüglern überrannt worden. Der Parkplatz an der Ottomühle war schon vormittags voll. Autos wurden deshalb auf der schmalen Zufahrt abgestellt. "Für die Bergrettung, die an der Ottomühle sitzt, ist das ein echtes und vor allem ernstes Problem. Sie kommen mit den Fahrzeugen kaum mehr durch", schildert Moritz. Er will deshalb, einen weiteren Parkplatz planen und bauen.

Um den Tourismus weiter anzukurbeln, sei auch weitere Gastronomie wünschenswert. "Aber man muss realistisch sein, denn es ist am Ende doch nur ein Saisongeschäft", ergänzt Moritz, der selbst den Imbiss gegenüber der Ottomühle und das Einkaufszentrum in Rosenthal mit betreibt. Letzteres halte er noch am Leben. Große Gewinne erwirtschafte er aber nicht.

Dennoch will Moritz an dem Einkaufszentrum festhalten. "Für den Ort, für die Einwohner", wie er sagt. Es gäbe ein gutes Miteinander in Rosenthal-Bielatal. Jung und Alt halten zusammen. Moritz selbst ist dafür ein gutes Beispiel. Seine Kinder leben mit ihm unter einem Dach. Wenn er von seinen zwei Enkeln spricht, kommt er ins Schwärmen. Auf das Miteinander will er auch als Bürgermeister setzen. Es sollen wieder Einwohnerversammlungen stattfinden und auch Ortsfeste. In der Corona-Zeit seien viele Veranstaltungen ausgefallen. Nun sei wieder mehr möglich.