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"Ich bin enttäuscht"

Albrecht Pallas, André Schollbach und Maximilian Krah haben die Dresdner OB-Wahl am Sonntag verloren. Wer zieht in den zweiten Wahlgang und wer nicht?

Von Julia Vollmer & Dirk Hein
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Der Dresdner OB-Kandidat Maximilian Krah (AfD) hat es am Sonntag nur auf Platz vier geschafft. Er hatte sich mehr erhofft - wie auch viele andere Kandidaten.
Der Dresdner OB-Kandidat Maximilian Krah (AfD) hat es am Sonntag nur auf Platz vier geschafft. Er hatte sich mehr erhofft - wie auch viele andere Kandidaten. © Jürgen Lösel

Dresden. Bei der Linken-Party im Haus der Begegnung hält sich der Andrang um 18 Uhr noch sehr in Grenzen. Rund 30 Mann sitzen entspannt im Garten. "Wir haben bis gestern Wahlkampf gemacht", sagt Dresdens Linke-Chef Jens Matthis. "Die Themen, die wir von den Dresdnern am meisten gehört haben, waren bezahlbare Mieten, Kita-Gebühren, und dass sie sich einen Wechsel im Rathaus wünschen."

Wenig später kommt OB Kandidat Andre Schollbach mit seiner Freundin. Er hat an diesem Sonntag den ersten freien Tag seit Wochen bei einem Spaziergang im Wald verbracht, sagt er. Geholfen hat das nicht. Am Ende waren es nur 10,3 Prozent der Stimmen, die er auf sich vereinen konnte.

"Die Linke kann mehr"

Schollbach ist ein deutlicher Verlierer dieser Wahl. Er ist sichtlich bewegt und nicht so souverän wie sonst. Bis zum Schluss hatte er auf einen Wahlsieg im linken Lager gehofft. "Das jetzige Ergebnis fügt sich in die Reihe der Ergebnisse vergangener Wahlen ein", sagt er. Die Linke könne mehr. Schollbach hat auf seinen Endspurt gebaut. In den vergangenen Tagen hat er Postwurfsendungen verteilen lassen und wollte mit dem Thema "teure Energie und steigende Lebenshaltungskosten" punkten. Umsonst.

Für Linke-Kandidat André Schollbach ist die OB-Wahl zu Ende.
Für Linke-Kandidat André Schollbach ist die OB-Wahl zu Ende. © Sven Ellger

Lange Gesichter gibt es auch bei AfD-Kandidat Maximilian Krah und seinem Wahlkampfteam. "Ich bin enttäuscht", sagt er. "Ich habe mit mehr gerechnet." 20 Prozent sollten es sein. 14,2 Prozent sind es am Ende geworden. Damit landet er nur auf Platz vier. Krah will jetzt weiter Wahlkampf machen und im zweiten Wahlgang am 10. Juli erneut antreten. Er wolle weiter in seinen Hochburgen kämpfen und erneut mobilisieren, sagt er. Nun baut er auf die Stimmen der "Querdenker". Noch Sonntagabend sollte es ein Treffen mit deren Chef Marcus Fuchs auf dem Postplatz geben.

Schwaches Ergebnis für Piraten-Stadrat

Ebenfalls nicht zufrieden mit dem Verlauf des Tages ist Martin Schulte-Wissermann von den Piraten. Experten hatten sein Potenzial auf etwa fünf Prozent geschätzt. Erreicht hat er 2,9 Prozent. Damit landete er sogar hinter "Querdenker" Marcus Fuchs. "Das ärgert mich wirklich", sagt Schulte-Wissermann.

Der Pirat Martin Schulte-Wissermann hat weniger Stimmen als der AfD-Kandidat erhalten.
Der Pirat Martin Schulte-Wissermann hat weniger Stimmen als der AfD-Kandidat erhalten. © Sven Ellger

Etwas unklarer ist die Lage bei SPD-Mann Albrecht Pallas. Mit starken 15,2 Prozent landete er dennoch hinter der Grünen Eva Jähnigen. Im zweiten Wahlgang wird er nun zu ihren Gunsten zurückstecken müssen, so war es vorher vereinbart. "Wir haben eine reale Chance, gemeinsam Dirk Hilbert abzulösen", glaubt Pallas. Zumindest sagt er das. Dass der Amtsinhaber nur so ein schmales Ergebnis geholt habe, empfindet er als eine "Blamage".

SPD-Kandidat Albrecht Pallas zieht sich aus dem OB-Wahlkampf zurück.
SPD-Kandidat Albrecht Pallas zieht sich aus dem OB-Wahlkampf zurück. © Sven Ellger

Von seinen Genossen wird der sichtlich bewegte Wahlkämpfer an diesem Abend im Herbert-Wehner-Haus gefeiert. "Ich bin trotz allem stolz auf die 15 Prozent, damit haben wir das SPD-Ergebnis im Vergleich zur letzten Stadtratswahl fast verdoppelt", so Pallas. Man habe gesehen, dass Dresden den Wechsel will.

Pallas hat sich vor Krah gekämpft

Julia Hartl ist stellvertretende SPD- Vorsitzende – und sehr zufrieden mit dem Wahlkampf. "Ich war überrascht, wie viele engagiert Wahlkampf gemacht haben – trotz Ukraine-Krieg", sagt sie.

Kämpferisch gibt sich auch Dresdens SPD-Vorsitzender Jan-Ulrich Spies: "Aktuell ist Pallas zweiter von links hinter Eva Jähnigen. Es ist toll, dass Krah nicht so viele Stimmen geholt hat wie befürchtet."

Für Albrecht Pallas geht nun ein aufreibender Wahlkampf zu Ende. Von zwei bis fünf Uhr habe er in der Nacht auf Sonntag wach gelegen. Um sich abzulenken, und weil es ihm wichtig ist, war er mit seinen Kindern am Wahltag baden. Nun will Pallas, der für die SPD im Landtag als Abgeordneter sitzt, weiter für ein progressives Dresden kämpfen.