Bautzen. Am 3. Juli könnte es nochmal spannend werden im Landkreis Bautzen. Das hängt allerdings davon ab, wie sich die vier Landratskandidaten bis dahin und die Wähler an diesem Tag verhalten.
Die meisten Bürgermeister-Wahlen sind erledigt und die Wahlbeteiligung von 47,6 Prozent aus dem ersten Wahlgang könnte deshalb geringer werden. Sächsische wertet die bisherigen Ergebnisse der Landratswahl aus und erklärt, worauf es im zweiten Wahlgang ankommt.
In welchen Gemeinden hat Udo Witschas besonders gut abgeschnitten?
In seiner Heimatgemeinde Lohsa holte Witschas mit 62,2 Prozent das beste Ergebnis. Mehr als oder fast die Hälfte der Stimmen sammelte er in Ralbitz-Rosenthal, Panschwitz-Kuckau und Crostwitz, Nebelschütz und Wittichenau ein. In den sorbisch-katholischen Kommunen ist die CDU ohnehin traditionell am stärksten, was sich auch diesmal zeigte. Insgesamt lag der derzeitige Vizelandrat in 53 von 57 Städten und Gemeinden vorn.
Natürlich dort, wo andere stärker waren. Am deutlichsten zeigt sich das in Kamenz, wo er mit 25,9 nur sehr knapp vor Frank Peschel, aber 13 Prozentpunkte hinter Alex Theile auf Platz zwei liegt. Dazu kommen Gemeinden, in denen Udo Witschas etwas mehr als 30 Prozent erreicht und jeweils nur knapp vor Frank Peschel und Alex Theile liegt, so in Pulsnitz oder Ohorn.
Welche Schwerpunkte setzt Udo Witschas bis zum zweiten Wahlgang?
Mit seinem Team will Udo Witschas weiter bei den Bürgern dafür werben „mir als Kandidaten mit der größten Verwaltungserfahrung ihre Stimme zu geben.“ Eine besondere Taktik verfolge er dabei nicht. Wichtig sei aber, dass die Menschen wählen. Vielleicht lassen sich noch bisherige Nichtwähler mobilisieren.
Wie stehen die Chancen von Udo Witschas, neuer Landrat im Kreis Bautzen zu werden?
Als Führender hat Udo Witschas gute Chancen, auch den zweiten Wahlgang zu gewinnen. Hier genügt dann die einfache Mehrheit. Er gewann in 53 Kommunen und lag in den vier restlichen auf Platz zwei. Es müsste schon einiges zusammenkommen, damit Udo Witschas nicht neuer Landrat wird.
Frank Peschel (AfD)
AfD-Kandidat Frank Peschel landete im ersten Wahlgang mit 28,1 Prozent den zweiten Platz. Das sind mehr als zehn Prozent Abstand auf Udo Witschas. Er erhielt knapp 32.300 Stimmen.
In welchen Gemeinden hat Frank Peschel besonders gut abgeschnitten?
Von den 57 Kommunen hat der AfD-Kandidat drei gewonnen: Neukirch bei Königsbrück mit 0,7 sowie Oßling und Großpostwitz mit je 2,7 Prozentpunkten vor Udo Witschas. Sein stärkstes Ergebnis erzielte Frank Peschel in Weißenberg, wo er auf 38,9 Prozent kam und sehr knapp hinter Witschas landete. Auch im Oberland holte Peschel in einigen Gemeinden starke Ergebnisse.
Wo konnte Frank Peschel weniger punkten?
Weniger Wähler erreicht Frank Peschel in den größeren Städten. In Hoyerswerda, Kamenz, Bautzen und Radeberg kommt er jeweils auf Platz drei. Zu Theile fehlen ihm dort in Summe rund 3.000 und zu Witschas 4.000 Stimmen. In Crostwitz kam Frank Peschel mit neun Prozent auf sein schlechtestes Ergebnis. Dort und in Räckelwitz landete er gar nur auf Platz vier hinter Tobias Jantsch.
Welche Schwerpunkte setzt Frank Peschel bis zum zweiten Wahlgang?
Frank Peschel will „gezielte Werbeaktionen starten, um mit unseren Zielen und neuen Ideen dem Wähler ein Angebot zu unterbreiten.“ Ihm gehe es vor allem darum, die jahrzehntelange CDU-Verwaltung abzulösen und durch ein „zukunftsorientiertes AfD-Landratsamt“ zu ersetzen.
Wie stehen Frank Peschels Chancen, neuer Landrat im Kreis Bautzen zu werden?
Die AfD konnte bei der Landratswahl bei Weitem nicht so viele Stimmen holen wie bei der Bundestagswahl im Herbst. Auch wenn Frank Peschel als Zweitplatzierter noch den geringsten Abstand zu Udo Witschas hat, gilt für ihn: Er sollte seine bisherigen Wähler wieder mobilisieren und bisherige Nichtwähler für sich gewinnen. Dann hat er vielleicht noch eine Chance.
Alex Theile (Linke/SPD/Grüne)
Alex Theile kam am Sonntag auf 25 Prozent der Stimmen und somit 3,1 weniger als Frank Peschel. Knapp 28.800 Wahlberechtigte gaben dem gemeinsamen Kandidaten von Linken, SPD und Grünen ihre Stimme.
In welchen Gemeinden hat Alex Theile besonders gut abgeschnitten?
In seiner Heimatstadt Kamenz erreichte Alex Theile sein mit Abstand bestes Ergebnis und gewann mit 38,9 Prozent. Hier ist er auch Stadtrat. Dazu kam Theile in den größeren Städten Hoyerswerda, Bautzen und Radeberg auf Platz zwei, hinter Witschas und vor Peschel. Gleiches gelang ihm im Haselbachtal, in Steina und Ottendorf-Okrilla im Westen, in Elsterheide im Norden sowie in sechs sorbisch-katholischen Gemeinden.
Wo konnte Alex Theile weniger punkten?
Gemessen an den 25 Prozent für den gesamten Landkreis konnte Alex Theile im Osten und Teilen des Oberlands, vereinzelt auch in anderen Gebieten, nicht genug überzeugen. Er landet allerdings in keiner Kommune auf dem letzten Platz. Sein schlechtestes Ergebnis erzielt er mit 13,1 Prozent in Weißenberg. In Sohland an der Spree kommt Alex Theile auf 15,3 Prozent.
Welche Schwerpunkte setzt Alex Theile bis zum zweiten Wahlgang?
Alex Theile will noch bekannter werden. Dazu wird Bürgernähe vor Ort suchen. Das erste Wahlergebnis zeige, dass es eine Veränderung im Landkreis Bautzen geben soll. „Ich werde die Unterschiede zu Udo Witschas aufzeigen, die steigenden Lebenshaltungskosten weiter thematisieren und auf die wichtige Zusammenarbeit mit den Kommunen, Verbänden und dem Mittelstand aufmerksam machen.“
Wie stehen Alex Theiles Chancen, neuer Landrat im Kreis Bautzen zu werden?
Auch für Alex Theile wird es sehr darauf ankommen, die Stimmen der eigenen Wähler wieder einzusammeln und möglichst viele bisherige Nicht-Wähler auf seine Seite zu ziehen. Dann kann er es noch schaffen, an Frank Peschel vorbeizuziehen. Ein Sieg gegen Witschas wäre eine große Überraschung und ist eher unwahrscheinlich.
Tobias Jantsch (Einzelbewerber)
Einzelbewerber Tobias Jantsch erhielt von allen Kandidaten die wenigsten Stimmen. Es waren rund 9.800. Das bedeuteten 8,6 Prozent und ein abgeschlagener Rang vier im ersten Wahlgang.
In welchen Gemeinden hat Tobias Jantsch besonders gut abgeschnitten?
Rund um seine Heimatstadt Kamenz, im Westen des Landkreises und in einigen sorbisch-katholischen Gemeinden schneidet Tobias Jantsch besser ab. In Räckelwitz holt er mit 17,7 Prozent sein bestes Ergebnis. Hier und in Crostwitz landet er vor Frank Peschel von der AfD auf Platz drei. In Neukirch bei Königsbrück kommt der Einzelbewerber auf 16,7 und in Nebelschütz auf 14,6 Prozent.
Wo konnte Tobias Jantsch weniger punkten?
Am Ende sicher überall, denn auch die vergleichsweise starken Ergebnisse kommen aus Gemeinden mit überschaubarer Wählerzahl. In Lohsa, im Spreetal, in Großpostwitz oder Schmölln-Putzkau schafft er keine sieben Prozent und in den vier größeren Städten holt er ebenfalls nur einstellige Ergebnisse.
Welche Schwerpunkte setzt Tobias Jantsch bis zum zweiten Wahlgang?
„Betrachten wir das Wahlergebnis analytisch, dann habe ich am besten abgeschnitten“, sagte er in einer Videobotschaft an diesem Montag. Denn alle anderen Parteien hätten eingebüßt und da Alex Theile von drei Parteien unterstützt werde, müsse man sein Ergebnis durch drei teilen. Damit liege er noch hinter ihm, argumentiert Tobias Jantsch. Der Einzelbewerber sieht sich weiterhin als einzigen parteilosen Kandidaten und will die Interessen der Bürger vertreten. Alle Parteien bis auf die CDU sollten ihn unterstützen, um Udo Witschas als Landrat zu verhindern. fordert er.
Wie stehen Tobias Jantschs Chancen, neuer Landrat im Kreis Bautzen zu werden?
Mit seiner sehr eigenen Sichtweise auf die Wahl dürfte es Tobias Jantsch schwer fallen, weitere Wähler zu gewinnen. Selbst wenn er noch bisherige Nichtwähler mobilisieren kann, wäre ein zweistelliges Ergebnis schon ein Erfolg.