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Peter Mühle: Neustadt braucht keine Experimente

Als Bürgermeister kandidiert er für eine weitere Wahlperiode. Er setzt auf das Wähler Ur-Vertrauen in ihn, will aber auch an sich einiges ändern.

Von Anja Weber
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Bürgermeister Peter Mühle will in Neustadt noch einiges bewegen oder auch zu Ende bringen.
Bürgermeister Peter Mühle will in Neustadt noch einiges bewegen oder auch zu Ende bringen. © Steffen Unger

Neustadts Bürgermeister Peter Mühle (Neustädter für Neustadt) steht gerne in der Öffentlichkeit, ist des Öfteren Gast bei den Vereinen oder Seniorenfeiern, auch abseits von Spatenstichen und Eröffnungen. Als Bürgermeister muss er das, könnten nun einige meinen. Aber Peter Mühle nimmt man es ab, dass er nicht aus Zwang an solchen Veranstaltungen teilnimmt.

Mit vielen Neustädtern scheint der 63-Jährige per Du zu sein, zumindest aber scheint er fast jeden Einwohner oder jede Einwohnerin persönlich zu kennen. Was vielleicht auch daran liegt, dass er ein Ur-Neustädter ist. Doch er ist nicht unumstritten. In den letzten Monaten musste Peter Mühle einige Kritik einstecken, vor allem aus den Reihen des Stadtrates.

22 Jahre lang hat Peter Mühle im Landratsamt in Pirna gearbeitet, ist seit 26 Jahren Stadtrat in Neustadt, seit 47 Jahren Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr, davon war er 15 Jahre Wehrleiter. Für die Freien Wähler sitzt er im Kreistag. Er ist verheiratet, hat vier erwachsene Kinder.

Sein Wahlmotto lautet "Geschaffenes bewahren und neues bewegen". Damit will er sicherlich auch denen entgegentreten, die in Neustadt Stillstand bemerken wollen. Den sieht er nicht. "Man muss Prioritäten setzen. Als ich vor sieben Jahren angefangen habe, waren noch fehlende Arbeitsplätze und unerschlossene Baugrundstücke die Kritikpunkte. Diese Aufgaben haben wir gelöst." Und es gebe noch einiges anzuführen, wie die neuen Gewerbegebiete oder auch das große Wohngebiet an der Heinrich-Hertz-Straße.

Er weiß, dass die Einwohner mitunter nur das Sichtbare werten. Aber es gebe eben auch noch einen zweiten Part, die Erhaltung und Modernisierung der in den Neunzigerjahren entstandenen Objekte wie das Freizeitzentrum Mariba oder die Neustadthalle oder auch die Turnhalle in Oberottendorf. Er als Bürgermeister müsse dafür sorgen, dass das alles den Neustädtern erhalten bleibt. "Da kriecht jede Menge Geld rein, und man sieht äußerlich nichts oder nicht viel", sagt er.

Peter Mühle, der Netzwerker

Bei den letzten Wahlen im Jahr 2015 musste er sich gegen drei Mitbewerber durchsetzen, und er schaffte das mit Abstand beste Ergebnis. 69,2 Prozent der Stimmen entfielen letztlich auf Peter Mühle. Jetzt muss er sich gegen zwei Bewerber durchsetzen, wenn er seinen Stuhl im Rathaus behalten will. Und das will er. Daran hat er von Anfang an nicht gerüttelt. Die erste Wahlperiode brauche man immer, um sich das Netzwerk aufzubauen, welches notwendig sei, erfolgreich als Bürgermeister zu agieren.

Beim Wahlforum am 16. Mai in der Neustadthalle machte er aus seinem Standpunkt auch keinen Hehl. Neustadt in Sachsen brauche keine Experimente, sondern einen erfahrenen Krisenmanager. Und er denkt, dass er das auch in den nächsten sieben Jahren schaffen werde. So räumt der 63-Jährige auch gleich mit einem Gerücht auf, welches besagt, er wolle nur noch zwei Jahre im Amt bleiben. Eine Amtszeit in Sachsen dauere schließlich sieben Jahre.

Vorwurf: Mangelnde Transparenz

Manche Stadträte schütteln allerdings mitunter den Kopf über das, was so im Rathaus vor sich geht oder eben auch nicht. Neuestes prominentes Beispiel: der Standort eines neuen Stadtmuseums. Die Stadt hatte dafür bereits einen Gebäudekomplex am Markt gekauft. Doch dann stellte sich heraus, für ein neues modernes Museum reicht der Platz nicht. Außerdem wäre die Umsetzung viel zu teuer. Die Stadträte stoppten das Projekt. Aus ihrer Sicht hätte das der Bürgermeister schon viel eher tun müssen. Sie bemängelten, dass man sie über manche Hintergründe im Unklaren gelassen habe. Bürgermeister Peter Mühle hat sich die Kritik offenbar angenommen. Sollte wieder gewählt werden, sieht er an zwei Stellen bei sich Verbesserungsbedarf.

Zum einen sei das ein zeitnahes "Mitnehmen" der Bürger und Bürgerinnen bei größeren Projekten, die in Neustadt geplant werden. Er wolle mehr Transparenz an den Tag legen und die Möglichkeit bieten, sich mit guten Ideen auch einbringen zu können. Zum anderen müssten umzusetzende Projekte noch konsequenter ausgewählt und bereits vor der Planung ein maximales Budget festgelegt werden. Auch das war eine Kritik, die er sich gefallen lassen musste: mitunter hohe Planungskosten für nichts und wieder nichts. Er zeigt sich also lernfähig.

Wenn er wieder gewählt wird, werden ihn seine Wähler beim Wort nehmen. Und er weiß auch, dass die nächsten sieben Jahre keine leichten werden. Die Finanzlage in allen Kommunen ist dramatisch und angespannt. Deshalb will er sich auch hüten, im Wahlkampf versprechen zu geben, die er so nicht halten kann.

Da er auf seinen Plakaten aber auch versichert, Neues zu schaffen, will er die Beispiele nicht schuldig bleiben. Aus seiner Sicht wären das einmal das neue Gewerbegebiet Am Karrenberg und zum anderen die Umgestaltung des Wohngebiets Neustadt-West mit individuellem Wohnungsbau. Parallel dazu sieht er auch in den Ortsteilen größere und kleinere Vorhaben. Er nennt als Beispiele das Schlossgelände in Langburkersdorf wie auch das Waldbadareal in Polenz oder einen behindertengerechten Raum in der Krumhermsdorfer Feuerwehr als Ersatz für das Gemeindezentrum.