Neustadts Kernstadt hat Mühle das Amt gerettet

Der erste Wahlgang hat gezeigt, viele Neustädter und Neustädterinnen setzen auf Veränderung in der Rathauspolitik und nicht auf ein "Weiter so". Amtsinhaber Peter Mühle und Mitbewerber Frank Hentschel lagen da noch mit 778 Stimmen auseinander, zugunsten von Mühle. Im zweiten Wahlgang am 3. Juli waren es nur 190 Stimmen, sodass man schon von einem Kopf-an-Kopf-Rennen sprechen kann. Und für Bürgermeister Peter Mühle mit 45,4 Prozent ein knappes Ergebnis. Vor sieben Jahren konnte er noch 69,2 Prozent der Stimmen für sich verbuchen. Ein Zeichen, dass die Unzufriedenheit in der Bevölkerung gewachsen ist?
Mitbewerber Frank Hentschel hat sich deshalb auch sein Wahlmotto entsprechend ausgesucht. "Veränderung ist wählbar - gemeinsam gestalten, statt verwalten". Und das überzeugte dann wohl auch diejenigen, die eben unzufrieden sind oder einen Stillstand in der Entwicklung der Stadt bemerkt haben wollen. Immerhin konnte er im zweiten Wahlgang noch einmal kräftig zulegen und 41,6 Prozent der Stimmen für sich verbuchen. Kathrin Uberig konnte letztlich noch 644 Stimmen den beiden Herren entziehen, schaffte 13 Prozent. Im ersten Wahlgang waren es noch 21 Prozent.
Die Wahlbeteiligung war erwartungsgemäß ziemlich niedrig. Nur knapp die Hälfte aller Wahlberechtigten hat ihre Stimme abgeben. Auch das könnte wiederum für den Frust einiger Neustädter und Neustädterinnen sprechen, aber auch dafür, dass sie keinem der drei Kandidaten zugetraut haben, Neustadt in den nächsten sieben Jahren zu regieren. Eine andere mögliche Erklärung wäre Desinteresse daran, was das Rathaus in der Stadt gestalten kann.
Ein Blick in die Statistik zeigt, wie unterschiedlich das Wahlverhalten am 3. Juli in den verschiedenen Gegenden in der Kernstadt war. So haben im Wahllokal in der Mißbach-Turnhalle Peter Mühle und Frank Hentschel fast gleichauf gelegen. In der Neustadthalle und der Friedrich-Schiller-Oberschule konnte sich der Amtsinhaber behaupten. Im Sportforum war der Vorsprung gegenüber seinem Kontrahenten noch größer. Die meisten Stimmen holte er im Ortsteil Langburkersdorf, insgesamt 259, bei 1.506 Wahlberechtigten dann aber auch wiederum mager. In der ganzen Stadt lag die Wahlbeteiligung bei 49,3 Prozent. Beim ersten Wahlgang am 12. Juni machten noch 58,5 Prozent der Wähler mit.
In den Ortsteilen wiederum konnte Frank Hentschel punkten. Sicherlich auch, weil er die stärkere Berücksichtigung der Ortsteile explizit in sein Wahlprogramm aufgenommen hatte und auch selbst in den Dörfern war. Die Einwohner von Rugiswalde, Oberottendorf und Rückersdorf hätten sich von ihm wohl besser vertreten gefühlt. In seinem Heimatort Polenz konnte er die meisten Stimmen einfahren, nämlich 236. Bei 1.070 Wahlberechtigten relativiert sich das Ergebnis ebenfalls. Kathrin Uberig die mit ihren Frühlingsspaziergängen auch in den Dörfern unterwegs war, holte ihre besten Ergebnisse im Ortsteil Polenz und im Wahllokal in der Mißbach-Turnhalle.
Mehr Transparenz in der Rathauspolitik
An dem im Amt bestätigten Bürgermeister Peter Mühle wird es nun liegen, Neustadt in durch unsicheres Fahrwasser zu steuern. Denn die nächsten sieben Jahre werden keine einfachen. Das weiß er. Nicht umsonst konterte er seinen Mitbewerbern mit dem Satz, Neustadt brauche keine Experimente, sondern einen erfahrenen Krisenmanager. Und das muss er nun sein. Vorgenommen hat er sich einiges. So sei es ihm unter anderem wichtig, eine steuerliche Mehrbelastung der Einwohner zu vermeiden. Ob er das angesichts der Finanznot sieben Jahre durchhalten kann, bleibt abzuwarten. Neustadt soll ein lebenswerter Wohnort für alle Generationen sein. Die Innenstadt soll lebendiger werden. Die Einwohner und Einwohnerinnen mehr mit einbeziehen, ist ein Ziel, den er sich bereits angenommen hat. Bei größeren Projekten will er alle zeitnah mitnehmen. Und er will mehr Transparenz an den Tag legen und der Einwohnerschaft die Möglichkeit geben, sich mit guten Ideen auch einbringen zu können.