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Mit mobilem Rathaus zu den Leuten aufs Dorf

Die quirlige Chefin des Ordnungsamtes möchte mehr Verantwortung übernehmen. Sie hat originelle Ideen und will als Bürgermeisterin die Roßweiner zum Anpacken motivieren.

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Es gibt viele schöne Ecken in Roßwein und den Ortsteilen, wie hier den Spielplatz in Otzdorf, meint Bürgermeister-Kandidatin Kristina Gebhardt. Als Begleitung hat sie nicht ohne Grund den erfahrenen Kommunalpolitiker Heinz Martin gewählt.
Es gibt viele schöne Ecken in Roßwein und den Ortsteilen, wie hier den Spielplatz in Otzdorf, meint Bürgermeister-Kandidatin Kristina Gebhardt. Als Begleitung hat sie nicht ohne Grund den erfahrenen Kommunalpolitiker Heinz Martin gewählt. © Dietmar Thomas

Roßwein. Bürgermeister-Kandidatin Kristina Gebhardt musste am vergangenen Samstag ziemlich früh auf den Beinen sein. Bei Anruf Brötchen! – Das hat sie potenziellen Wählern versprochen.

Deshalb fuhr sie zwischen 8 und 10 Uhr zu denjenigen, die frische Backwaren bei ihr geordert hatten, um die möglicherweise neue Bürgermeisterin Roßweins kennenzulernen.

Die entlegensten Winkel in den Ortsteilen zu finden, das dürfte Kristina Gebhardt auf ihrer Brötchentour leicht gefallen sein. Als Leiterin des Roßweiner Ordnungsamtes hat sie schon viele Ecken gesehen, die bestimmt nicht jeder kennt.

Nicht ohne die Ortsteile

Umweltsünder sind erfinderisch. Und wegen Nachbarschafts- und anderer Streitigkeiten, wegen Gefahren, die von ungepflegten Grundstücken ausgehen oder um neue Standorte für die Geschwindigkeitsmesstafeln zu finden, ist das Team des Ordnungsamtes ebenfalls häufig in den Ortsteilen unterwegs.

Der ländliche Raum ist überhaupt ein Gebiet, das Kristina Gebhardt am Herzen liegt. Der Bitte, zum Fototermin etwas mitzubringen, kommt sie gleich zweifach nach: Ein Laptop soll für ihr Vorhaben stehen, die Verwaltung zu modernisieren und zu digitalisieren.

Und Heinz Martin hat sie außerdem dabei. „Weil er für mich für eine erfolgreiche Entwicklung der Ortsteile steht“, erklärt die 41-Jährige. Martin war bis zur Eingemeindung Bürgermeister der Gemeinde Niederstriegis, danach Ortsvorsteher und auch Stadtrat in Roßwein.

"Das Miteinander ist mir wichtig"

Überhaupt sind Heinz Martin und die Bürgermeister-Kandidatin in einigen Dingen „gleich gestrickt“. Wer Martin kennt, weiß, dass er Probleme offen anspricht. Ähnlich möchte es Kristina Gebhardt handhaben: „Ich bin nicht dafür, Sachen unter den Tisch zu kehren.“

Die beiden sind sich ebenso dessen bewusst, dass die Wunschliste der Roßweiner an den neuen Stadtchef lang, die Erwartungen hoch sein werden. „Doch es wird nicht alles gleich zu ändern sein“, ist der 41-Jährigen bewusst. Deshalb wolle sie auch nichts dergleichen versprechen.

Vielmehr wünscht sie sich, dass sie die Einwohner in der Stadt und auf dem Land begeistern und mitnehmen kann. „Das Miteinander ist mir sehr wichtig“, sagt sie. Damit meint sie das Miteinander in der Verwaltung, der Einwohner im gesamten Gemeindegebiet, von Jung und Alt.

Versuchen, Verkrustetes aufzubrechen

Dafür, so denkt die 41-Jährige, ist sie auf die Mitarbeit aller angewiesen und auf die Bereitschaft, Verkrustetes aufzubrechen. Immer wieder habe sie in den letzten Jahren den Satz gehört: Das machen wir schon immer so. „Das heißt aber nicht, dass das immer richtig war und so weitergehen muss. Ich denke, es wäre besser, Bewährtes beizubehalten aber auch einmal Dinge infrage zu stellen und zu überdenken.“

Dass auf neuen Wegen Fehler passieren, ist für Kristina Gebhardt ganz klar. Deshalb gehört für sie auch dazu, zu reflektieren und Missverständnisse aus dem Weg zu räumen und sich gegebenenfalls zu entschuldigen.

Alles Sachen, die selbstverständlich sein sollten – es aber nicht mehr sind. Das zumindest sind die Erfahrungen der 41-Jährigen. Sie gibt gern zu, dass sie lange überlegt hat, ob sie sich um das Amt bewerben soll.

Zwei Dinge seien für ihre Entscheidung letztlich ausschlaggebend gewesen: „Ich denke, es ist Zeit für Veränderungen.“ Und: „Ich habe viele Jahre als Geschäftsführerin gearbeitet und war es in dieser Zeit gewöhnt, den Verein oder das Unternehmen ganzheitlich zu betrachten und nicht nur kleine Teile davon. Das würde ich jetzt gern wieder tun und über das Ordnungsamt hinaus Verantwortung übernehmen.“

Regelmäßig zu den Bürgern gehen

Ideen habe sie dabei für das Rathaus, das ihrer Meinung nach transparenter und freundlicher, kurzum ein Ort werden sollte, „zu dem die Menschen gern hingehen“. Zudem könnte sie sich vorstellen, dass die Rathausmitarbeiter mehr dort präsent sind, wo es Probleme gibt.

Ein mobiles Amt – also ein Kleinbus oder ein anderes Fahrzeug – das in schöner Regelmäßigkeit die Ortsteile anfährt und in dem die Leute ein oder zwei Verwaltungsmitarbeiter antreffen, ihnen Sorgen und Hinweise schildern, manches auch gleich zeigen können.

„Geht es den Mitarbeitern gut, geht es dem Unternehmen gut“ – diese Erkenntnis ist für Kristina Gebhardt nicht nur für das Arbeitsumfeld wichtig. Gleiches sei auch auf die Kommune anzuwenden, wobei ihr durchaus bewusst ist, dass es unmöglich ist, es allen Bürgern recht zu machen.

Eine Stadt zum Wohlfühlen entwickeln

Ihre Stärke sieht die 41-Jährige unter anderem darin, zum Mittun zu motivieren. „Es müssen alle mit anpacken, sonst klappt es nicht“, sagt sie. Das betrifft kommunale Dinge wie ein Stadtentwicklungskonzept, das von vielen Roßweinern mitgetragen und in dem die Ortsteile nicht vergessen werden sollten.

Sie ist sich sicher, dass sich eine Nachfrage nach Wohnen entwickeln wird. Dafür gelte es, in Roßwein familienfreundliche und ökologische Angebote in der Innenstadt und in den Ortsteilen zu entwickeln.

Zur Person

  • Kristina Gebhardt ist 41 Jahre alt, Mutter zweier Kinder und wohnt im Döbelner Ortsteil Ziegra.
  • Beruflich hat sie Abschlüsse als Verwaltungsfachwirtin und Diplom-Betriebswirtin vorzuweisen. Im Moment leitet sie das Ordnungsamt der Stadt Roßwein. Als Selbstständige betreibt sie noch eine Werbefirma.
  • Politisch gehört Kristian Gebhardt keiner Partei an. Sie wird bei ihrer Kandidatur von der SPD-Ortsgruppe unterstützt, die sie auch als Bürgermeisterkandidatin nominiert hat.
  • Essen gehen würde sie gern mit dem amtierenden Roßweiner Bürgermeister Veit Lindner, um ihm ihre Motivation zu erklären, seine Nachfolgerin werden zu wollen: „Dazu gab es bisher leider keine Gelegenheit.“
  • Aktuelle Lektüre ist „Big Five for Life – Was wirklich zählt im Leben“ von John Strelecky.