Von Ingolf Rosendahl und Heike Heisig
Striegistal. Während das Umland die Kommunalwahlen bereits hinter sich hat, läuft in Striegistal der Wahlkampf noch. Am Sonntag nächster Woche sind die Wahlberechtigten aufgerufen, zu entscheiden, wer die nächsten sieben Jahre an der Spitze ihrer Gemeinde stehen soll.
Dabei haben sie die Wahl zwischen einem Routinier – dem aktuellen Bürgermeister Bernd Wagner (parteilos) – und einem kommunalpolitisch nicht unerfahrenen, etwas jüngeren Mann: Philipp Resch.
Wagner ist schon seit fast 20 Jahren Gemeindechef
Bernd Wagner (parteilos) wurde vom Allgemeinen und Freien Wählerverein Striegistal (AFWS) nominiert. Der Amtsinhaber ist seit 1993 hauptamtlicher Bürgermeister. Anfangs war er in Berbersdorf/Schmalbach einer der jüngsten Rathauschefs im Freistaat.
Auch bei der Wahl vor sieben Jahren hatte er es schon mit einem Mitbewerber zu tun: Damals hatte Lars Harthun (FDP) Ambitionen, den Amtsinhaber abzulösen. Bernd Wagner (56) setzte sich klar mit 87,4 Prozent der Stimmen durch. Er ist verheiratet und Vater von drei Kindern.
In den vergangenen Jahren haben er und die Gemeinderäte vor allem mit dem Etablieren des Gewerbegebietes in Berbersdorf und dem Ansiedeln verschiedener Firmen dort auf die Gemeinde aufmerksam gemacht.
Erst in diesem Sommer hörten so manche Striegistaler auf, als der Onlineversandhändler Amazon bestätigte, dass der Versandriese nicht in einem der Nachbarorte, sondern in Berbersdorf direkt an der Autobahn bauen will. In großem Umfang produzierende Gewerbe an dieser Stelle zu etablieren, das ist unter Wagners Leitung bislang jedoch noch nicht gelungen.
Herausforderer Resch sagt: Da ist noch Luft nach oben
Trotzdem entwickeln sich die Ortsteile gut. Es gibt sanierte Kitas, familiäre Schulen und, was in Nachbarorten mitunter Mangelware ist, Bauplätze für junge Familien. Die Selbstständigen in den Ortsteilen machen mit Initiativen und originellen Ideen auf sich aufmerksam, stimmen selten in den Negativ-Tenor, den es vielerorts gibt, mit ein.
„Ja, es läuft nicht schlecht in der Gemeinde“, erkennt Mitbewerber Philipp Resch an. Ihn hatte der CDU-Verband Hainichen-Rossau-Striegistal im Juni einstimmig als Bürgermeisterkandidat für die Wahl im September nominiert.
Der 35-jährige Böhrigener ist seit 2014 kommunalpolitisch aktiv und Ortsvorsteher in seinem Wohnort. Darüber hinaus ist er Gemeinderat in Striegistal und aktives Mitglied der Feuerwehr. Engagement für seine Heimat ist dem Vater einer dreijährigen Tochter auch durch seine langjährige Unterstützung der Jugendfeuerwehr und des Vereins Aussichtsturm Striegistal vertraut.
Eigentlich hat Philipp Resch gut zu tun. Und trotzdem schreckt er vor noch mehr Arbeit, die als Bürgermeister zweifelsohne auf ihn zukommt, nicht zurück. Was ihn zu dieser Kandidatur bewogen hat? „Die Chance, in dieser Position noch mehr zu bewegen als bisher“, sagt er. Resch habe viele Ideen, wie die Gemeinde noch weiter vorangebracht werden könne. Dabei wolle er die Bürger mitnehmen. In Sachen Transparenz sehe er noch Luft nach oben.
Potenzial liege aus seiner Sicht unter anderem in den erneuerbaren Energien. „Wir haben kein kommunales Gebäude mit Fotovoltaik“, erklärte er. Da sei noch mehr möglich. Auch Einsparmöglichkeiten sieht er. Wo? „Zum Beispiel bei der Straßenbeleuchtung, die ist fast überall alt.“
Erfahrung zeigt: Die Leute haben Redebedarf
Weitere Aufgaben bekommt der 35-Jährige gerade von den Bürgern aufgetragen. Seit Ende August zieht er mit dem Grill und offenen Ohren durch die Ortsteile. Am 21. September will er ab 18 Uhr am Bürgerhaus im Marbach mit den Anwohnern ins Gespräch kommen. „Und die Menschen wollen reden“, sagte Philipp Resch nach seinen bisherigen Vor-Ort-Terminen.
Bereits im Januar hatte der Gemeinderat von Striegistal den Termin für die Wahl des Bürgermeisters festgelegt. Einstimmig votierte die Runde für den 25. September 2022. Sollte ein zweiter Wahlgang nötig sein, ist dafür der 16. Oktober vorgesehen.
Um Aufwand zu sparen, war ursprünglich angedacht, die Bürgermeisterwahl in Striegistal parallel zur Wahl des neuen Landrates am 12. Juni durchzuführen. Das sei aber nicht möglich gewesen. „Wir bedauern den zusätzlichen Aufwand“, sagte Bürgermeister Wagner seinerzeit.