Wahl in Struppen: Dieser Kandidat zog an der Konkurrenz vorbei

Bei der Bürgermeisterwahl am 12. Juni hat eine Kommune in der Sächsischen Schweiz für eine Überraschung gesorgt: Struppen. Der langjährige Amtsinhaber Rainer Schuhmann (CDU) trat hier nicht mehr an. Dafür drei Kandidaten, die sehr unterschiedlich sind, sei es vom Alter oder der kommunalpolitischen Erfahrung. Dennoch haben alle Bewerber nahezu die gleiche Stimmanzahl abbekommen.
Der CDU-Gemeinderat und stellvertretende Bürgermeister Frank Göhler erhielt 33,1 Prozent der Wählerstimmen. Sein CDU-Gemeinderatskollege Ronny Raschke kam auf 32,6 Prozent. Einen Deut besser schnitt der parteilose Einzelbewerber Michael Sachse ab. Er landete mit 34,4 Prozent einen Hauch weiter vorn. Absolut gesehen sind das 17 Stimmen mehr als bei Frank Göhler und 27 mehr als bei Ronny Raschke.
Wahlkampf von Haustür zu Haustür
Warum in Struppen der Bewerber mit der geringsten kommunalpolitischen Erfahrung vorn liegt? Für Michael Sachse ist das keine große Überraschung. Der 61-Jährige, der mit seiner Lebensgefährtin und den zwei gemeinsamen Kindern im Beigut Struppen lebt, rechnete sich im Vorfeld gute Chancen aus. "Ich sah mich ehrlich gesagt auf Platz zwei", sagt er auf Nachfrage von Sächsische.de. Dass er im ersten Wahlgang an der Konkurrenz knapp vorbei zieht, freut ihn. Und bestätigt ihm seine Art von Wahlkampf.
Seit einem dreiviertel Jahr führe er mit den Einwohnern von Struppen Gespräche, um ihre Sorgen und Nöte, aber auch ihre Wünsche kennenzulernen. Wahlkampf von Haustür zu Haustür sozusagen. "In der aktuellen Politik geht dieser Kontakt immer mehr verloren. Da möchte ich gegensteuern", sagt Michael Sachse.
Ursprünglich stammt er aus Pirna. Seine Eltern zogen mit ihm nach Dresden-Klotzsche. Nach der Schule machte er eine Ausbildung zum Klempner und arbeitet viele Jahre als Handwerker in Dresden. Mitte der achtziger Jahre stellte Sachse einen Ausreiseantrag, der schließlich auch bewilligt wurde. Weg aus der DDR, wollte er in Braunschweig neu Fuß fassen und baute sich ein Fuhrunternehmen auf, wie er sagt. Lange blieb Michael Sachse nicht. Die Wiedervereinigung öffnete ihm die Tür zurück in die Heimat. Eine Chance, die er nutzte.
Rund um Dresden suchte er gezielt nach einem Hof - für sich, seine Lebenspartnerin und die Pferde. Mit dem historischen, aber verfallenen Beigut in Struppen wurde er fündig. Bei dem Hof handelt es sich um einen der letzten Vierseithöfe in der Sächsischen Schweiz. Früher gehörte das Grundstück zum königlich-sächsischen Kriegsministerium und wurde als Kadettenanstalt genutzt. Michael Sachse entschloss sich, das Beigut zu kaufen, um es Schritt für Schritt zu sanieren. Das Haupthaus sei bereits in Ordnung gebracht. In den anderen Gebäudetrakten plant er Ferienwohnungen. Viel ist noch zu tun für den 61-Jährigen, der selbstständig ist und einen Gebäudeservice betreibt.
Mittelgasthof soll in kommunaler Hand bleiben
Viel Arbeit, die Sachse auch als möglicher neuer Bürgermeister nicht scheuen würde. "Mit der Entwicklung im Ort bin ich nicht zufrieden, da muss mehr passieren", sagt er. Als Beispiel nennt er den Mittelgasthof in Struppen. Die Kommune versuch seit Jahren einen Käufer für den leer stehenden Gasthof zu finden. Mehrere Interessenten gab es, doch keiner kaufte. "Ich würde das Objekt komplett in Gemeindehand lassen", äußert Michael Sachse. Vereine aus dem Ort, die die Räume nutzen wollen, würde er diese zur Verfügung stellen. Damit das funktioniert, müsste Struppen jedoch viel Geld in die Hand nehmen. Der Zustand des Mittelgasthofs ist marode. Eine Sanierung ist unausweichlich. "Von Jahr zu Jahr müsste man dort investieren. Struppen muss dafür Fördermittel abgreifen", erklärt er.
Sachse hofft, mit dem belebten Mittelgasthof den Tourismus in Struppen ankurbeln zu können. Denn im Moment gäbe es so gut wie keinen - mit Ausnahme des Campingplatzes. Etwa 40 Camper können sich auf der Alberthöhe niederlassen. Zu wenig für Betreiber Markus Guhr, der das Areal deutlich vergrößern will. Ein Projekt, das in Struppen heiß diskutiert wurde. Michael Sachse hat die Diskussion im Gemeinderat mit verfolgt und unterstützt den Plan von Guhr. "Eine tolle Sache, von der der ganze Ort profitieren wird", ist er überzeugt.
Die Diskussion um den Campingplatz sei auch der Auslöser für Michael Sachse gewesen, als Bürgermeister zu kandidieren. Als er hörte, dass Amtsinhaber Rainer Schuhmann nicht mehr antritt und es noch keinen offiziellen Bewerber gab, fasste er den Entschluss selbst zu kandidieren. "Ich will es probieren", sagt er. Die Gespräche mit den Einwohnern und die Ergebnisse des ersten Wahlgangs haben ihn nun bestätigt.
Unterstützung bekommt Michael Sachse zudem von den Bürgern für Struppen, die im Gemeinderat vertreten sind. Deren Programm komme seinem sehr nah, meint Sachse. Dennoch tritt er als parteiloser Einzelkandidat an. Denn: "Neutral sein hat große Zukunft", sagt er.
Wer der Nachfolger von Bürgermeister Rainer Schuhmann wird, entscheiden die Struppener am Sonntag, dem 3. Juli. In der zweiten Wahlrunde reicht dann die einfache Mehrheit der Stimmen.