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Diese Direktkandidaten gehen im Wahlkreis Osterzgebirge auf Stimmenfang

Nach den Sommerferien ist die heiße Wahlkampfphase gestartet. Sächsische.de stellt die Frauen und Männer vor, die am 1. September in den Landtag einziehen wollen.

Von Roland Kaiser
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Der Sächsische Landtag in Dresden: Am 1. September wird zum achten Mal dessen Zusammensetzung bestimmt.
Der Sächsische Landtag in Dresden: Am 1. September wird zum achten Mal dessen Zusammensetzung bestimmt. © Christian Juppe

August 2024. Bei schweißtreibenden Temperaturen jenseits der 25-Grad-Marke geht in Sachsen der Wahlkampf in seine heiße Phase. Insgesamt 19 Parteien werben um Zuspruch. Zehn von ihnen schicken Direktkandidaten ins Rennen. Viel Zeit bleibt dabei nicht mehr, um von sich zu überzeugen. Schon in wenigen Wochen - am 1. September - bestimmen die Menschen im Freistaat, darunter rund 199.000 Wahlberechtigte im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, wer in den Landtag einziehen wird.

Rund 46.000 Frauen und Männer, die dann ebenso ihre beiden Kreuzchen auf dem Stimmzettel machen können, leben im Wahlkreis 49. Dieser umfasst die Städte Altenberg, Dippoldiswalde, Glashütte, Rabenau sowie die Gemeinden Bannewitz, Hartmannsdorf-Reichenau, Hermsdorf/Erzg., Klingenberg und Kreischa.

Hartes Stück Arbeit für Freie Wähler und FDP

Auf dem weißen Formular ist unter anderem der Name des 64-jährigen Dirk Massi zu finden. Der Veranstaltungsprofi, der seit Jahren unter anderem das Dippser Stadtfest auf die Beine stellt, tritt für die Freien Wähler an. "Ich bin nicht blauäugig", sagt er mit Blick auf seine Wahlchancen. "Aber", so fügt er hinzu, "ich weiß, was ich will."

Damit spielt er auf den Listenplatz an, den der Ehrenamtler neben seiner Kandidatur für ein Direktmandat innehat. Aufgrund seines Bekanntheitsgrades in der Region rechnet er sich schon Chancen aus, seiner politischen Heimat einen gewissen Stimmenanteil verschaffen zu können, damit anders als noch vor fünf Jahren der Sprung ins Landesparlament glückt. 2019 lag das Zweitstimmenergebnis bei 3,4 Prozent. Ob der Plan am Ende aufgeht, wird sich zeigen müssen.

Jana Betscher (FDP).
Jana Betscher (FDP). © privat
Dirk Massi (Freie Wähler).
Dirk Massi (Freie Wähler). © Egbert Kamprath

Jana Betscher sieht sich vor eine ähnlich große Herausforderung gestellt. Die Verlegerin aus Dresden mit eigenem Häuschen im Osterzgebirge hat sich bereiterklärt, für die Freidemokraten auf Stimmenfang zu gehen. "Wir wissen alle, wo die FDP in Sachsen aktuell liegt", meint die studierte Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlerin. "Für einen Einzug in den Landtag muss noch viel passieren." Früheren Umfragen zufolge war die Partei bei Werten um die drei Prozent zu finden. Um aber ins Landesparlament einziehen zu können, muss sie die Fünf-Prozent-Hürde knacken beziehungsweise sachsenweit zwei Direktmandate einfahren.

Die 62-Jährige ist Realistin genug, um zu wissen, dass dies keine leichte Aufgabe wird. Dennoch will sie sich nicht von vornherein geschlagen geben. "Ich möchte mich im Besonderen für das Handwerk vor Ort und die Weiterentwicklung des Tourismus stark machen", erklärt die Herausgeberin eines Dresdner Kulturmagazins.

SPD, Grüne und Linke starten Mission Wiedereinzug

Um den Wiedereinzug bangen müssen indes SPD und Bündnisgrüne. Die Umfragewerte der beiden Parteien bewegten sich zuletzt knapp über der Sperrklausel.

Im Wahlkreis 49 richten sich daher in den Reihen der Sozialdemokraten alle Hoffnungen auf den 39 Jahre alten Stefan Sgorzaly. Seit nunmehr einem halben Jahrzehnt ist der Softwareentwickler Parteimitglied. "Als zweifacher Vater sind mir Herausforderungen, vor denen Familien stehen, täglich präsent", sagt er. Es sei ihm eine Herzensangelegenheit, Menschen in Entscheidungsprozesse einzubeziehen und getroffene Entscheidungen nachvollziehbar zu erläutern. Zu seinen Schwerpunkten hat er die Verbesserung der medizinischen Versorgung in der Region SOE, den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur und günstigere Bedingungen in Schulen und Kitas erklärt.

Stefan Sgorzaly (SPD).
Stefan Sgorzaly (SPD). © Daniel Förster
Sabine Pelz (Bündnis 90/Die Grünen).
Sabine Pelz (Bündnis 90/Die Grünen). © Daniel Förster
Tom Wittig (Die Linke).
Tom Wittig (Die Linke). © Daniel Förster

Für die Bündnisgrünen soll es hingegen Sabine Pelz aus Bannewitz richten. Die kaufmännische Leiterin, die in verschiedenen Ehrenämtern weitere Betätigungsfelder fand, hat sich eine bessere finanzielle Ausstattung der Kommunen auf die Fahnen geschrieben. Nach ihrer Ansicht kann ein solcher Schritt die Lebensqualität gerade im ländlichen Raum erhöhen. Zudem pocht sie darauf, dass ein künftiger Lithiumabbau im Osterzgebirge unter "höchsten ökologischen Standards" erfolgt. Gesundes Essen aus regionalem Anbau in den Kinderbetreuungseinrichtungen erachtet die Gemeinde- und Kreisrätin genauso wichtig wie zeitgemäße Lernbedingungen an den Schulen.

Zu den Wackelkandidaten zählt darüber hinaus die Linkspartei. Momentan hat sie 14 Landtagsmandate inne. Inwieweit ihr am 1. September ein ähnlicher Erfolg gelingt, ist zum jetzigen Zeitpunkt offen. Umfragen sahen die Partei zuletzt unter der Fünf-Prozent-Hürde. Davon lässt sich der 27-jährige Tom Wittig nicht beirren. Der selbstständige Tanzlehrer hat sich als Direktkandidat aufstellen lassen. Er setzt sich dafür ein, dass die Kliniken in kommunale Hände zurückkehren. Steuerfinanziertes Schulessen, mehr Mitspracherecht für junge Leute, ein bezahlbarer, flächendeckender Nahverkehr sowie eine Krankenkasse für alle - dafür plädiert der ausgebildete Logopäde außerdem.

BSW und Freie Sachsen mit Kandidaten erstmals dabei

Neu im Rennen sind das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) und die Freien Sachsen. Für das BSW kandidiert im Wahlkreis 49 der 53-jährige Jirka Hübel. Der Bus- und Straßenbahnfahrer träumt von einem attraktiven Sachsen, in dem Zusammenhalt, Optimismus und Willenskraft die tragenden Säulen sind.

Neben einem zukunftsfähigen Bildungs- und Schulsystem, das von Schulsozialarbeitern unterstützt wird, richtet er den Fokus darauf, dass die kriegerischen Auseinandersetzungen in Osteuropa ein zügiges Ende finden. Damit dürfte vor allem Russlands Krieg gegen die Ukraine gemeint sein. "Ich möchte, dass sich eine Landesregierung im Bundesrat dafür einsetzt, eine aktive Friedenspolitik zu verfolgen."

Jirka Hübel (Bündnis Sahra Wagenknecht).
Jirka Hübel (Bündnis Sahra Wagenknecht). © Maik Brückner
Ulrike Karla Böhlke (Freie Sachsen).
Ulrike Karla Böhlke (Freie Sachsen). © Daniel Förster

Die Freien Sachsen hingegen haben die ehemalige Dohnaer Bürgermeisterkandidatin Ulrike Karla Böhlke nominiert. 1985 erblickte sie in Rostock das Licht der Welt. Später studierte die Hanseatin in Kiel und Lyon. Zwischenzeitlich lebte und arbeitete sie in Berlin. Als technische Redakteurin schreibt Ulrike Karla Böhlke Datenblätter, Produktdokumentationen und Gebrauchsanweisungen.

Thematische Schwerpunkte der Partei sind eigenen Angaben zufolge "die Asyl- und Einwanderungspolitik, die Aufarbeitung des Corona-Unrechts und der Widerstand gegen den immer übergriffiger werdenden Staat". Steuersenkungen und die Abschaffung unnötiger Bürokratie sind ebenso im Wahlprogramm zu finden. Die Freien Sachsen werden vom Landesamt für Verfassugsschutz als rechtsextremistische Bewegung eingestuft.

CDU und AfD liefern sich womöglich Kopf-an-Kopf-Rennen

Unterm Strich dürfte es auf einen Wettstreit zwischen den Bewerbern von CDU und AfD hinauslaufen. Das haben frühere Urnengänge bereits gezeigt. Bei der Landtagswahl vor fünf Jahren hatten die Christdemokraten die Nase vorn. Damals siegte im Wahlkreis 49 die Unions-Direktkandidatin Andrea Dombois. Allerdings beschränkte sich der Vorsprung auf hauchdünne 97 Stimmen vor der AfD-Konkurrenz.

Lars Werthmann (CDU).
Lars Werthmann (CDU). © Daniel Förster
André Barth (AfD).
André Barth (AfD). © Daniel Förster

Für die will nun André Barth das Direktmandat holen. Der Landtagsabgeordnete, bisher mit Listenmandat, probiert es erneut - auch auf direktem Wege. DRK- und THW-Mann Lars Werthmann als Direktkandidat-Nachfolger von Andrea Dombois, die sich nicht erneut für die CDU zur Wahl stellt, will das Landtagsticket gern für seine Partei verteidigen.

Beide werden genauso wie die Kandidaten von Linkspartei, Bündnisgrünen, SPD, FDP und BSW bei einem Wahlforum am kommenden Freitag in Dippoldiswalde ihre Positionen zu verschiedenen Themenfeldern darlegen. Die Spannbreite reicht von Fachkräftemangel über innere Sicherheit und Finanzen bis hin zum gesellschaftlichen Klima im Freistaat. Beginn am 9. August im Kulturzentrum Parksäle ist 19 Uhr. Der Eintritt ist kostenlos, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Gastgeber ist die Landeszentrale für politische Bildung. Moderiert wird die zweistündige Veranstaltung von SZ-Redaktionsleiter Domokos Szabó und der freiberuflichen Moderatorin Friederike Kühn.