Plötzlich im Landtag: Weil ein CDU-Mann geht, ändert sich für Sandra Gockel alles

Und dann ging alles noch schneller als gedacht. Die Landratswahl in Görlitz sollte auch über die Zukunft der Heidenauer Sandra Gockel entscheiden. Gewinnt der dortige CDU-Kandidat, rückt sie für ihn im Landtag nach. Stephan Meyer gewann am Sonntag und doch stand da schon der Wechsel von Sandra Gockel von der Schulleitung des Dresdner Ehrenfried-Walther-von-Tschirnhaus-Gymnasiums in den Landtag fest. Der Dresdner Landtagsabgeordnete Lars Rohwer hat sein Mandat niedergelegt, nachdem über die Anfechtung seiner Wahl im Wahlprüfungsausschuss im Bundestag entschieden worden ist. Was der Wechsel für die Heidenauerin Sandra Gockel bedeutet, wer zuerst gratuliert hat und wie es im Gymnasium weitergeht, sagt sie im Gespräch mit Sächsische.de.
Wo haben Sie die Wahlen am Sonntag in Görlitz verfolgt?
Die Wahl habe ich aus meinem Büro in der Schule mitverfolgt. Ich habe mit Stephan Meyer mitgefiebert, nicht um meiner Person willen, sondern weil die Ergebnisse des Wochenendes für ganz Sachsen von Bedeutung sind. Ich bin froh, dass Kompetenz, Erfahrung und Gestaltungskraft wieder Wertschätzung erfahren. Durch die vorherige Mandatsniederlegung von Lars Rohwer war das Wahlergebnis in Görlitz aber nicht mehr mit der Spannung über meinen Wechsel verbunden.
Wer hat Ihnen als Erstes gratuliert?
Die Gratulationen kamen nicht aus meiner Familie, denn meine Kinder ahnen und mein Ehemann weiß, dass mein Engagement ein Stück Last für sie ist. Gefreut haben sich aber alle. Die Glückwünsche kamen auch von Personen, von denen ich es gar nicht gedacht hatte, dass sie meinen Wechsel in den Landtag mit solchen Erwartungen verbinden.
Von wem zum Beispiel?
Nachbarn, Kollegen und auch Eltern von Schülern.
Wie geht es nun für Sie weiter?
Mit der Annahme der Wahl beim Landeswahlleiter bin ich Abgeordnete. Voraussichtlich werde ich am 13. Juli in der Plenarsitzung vereidigt. Die nächsten Tage werden angefüllt sein, die Dinge in der Schule zu ordnen und die Tätigkeit im Landtag aufzunehmen. Ich will schnell ansprechbar sein, werde in Pirna ein Wahlkreisbüro einrichten und muss Mitarbeiter einstellen. Im Landtag nutze ich die Beratungspause im Sommer, um mich mit den Abläufen vertraut zu machen. Ich habe schon eine ganze Reihe von Besuchen und Gesprächen in der Region geplant. Darauf freue ich mich.
Sie hatten sich ja schon seit ein paar Wochen mit dem Gedanken des Wechsels vertraut gemacht, wie schwer fällt der Abschied vom Gymnasium nun, da er feststeht?
Schwer. Es ist kein Abschied von einem Beruf, sondern von einer Berufung. Schule ist kein Gebäude, sondern muss jeden Tag neu gebaut werden. Über den Erfolg von Schülerinnen und Schülern entscheiden viele gemeinsam: Eltern, Lehrerinnen und Lehrer, Schulleiter und nicht zuletzt sie selbst. Das Gemeinsame zu organisieren, ist die zentrale Aufgabe einer Schulleiterin. Ich muss auch Schule als Schutzraum für Versuche, das Kennenlernen und jede Besonderheit sichern. Ich weiß, dass ich durch meinen Wechsel auch Personen enttäusche. Es sagt sich leichter, als es im Alltag ist: Schule ist mehr als das Abarbeiten von Lehrplänen. Ich weiß aber, dass ich mit meinem Schritt auch die Chance habe, den wirklichen – meist kleinen - Problemen, die uns in den Schulen belasten, eine Stimme zu geben.
Gibt es schon einen Nachfolger für Sie oder muss es erstmal ohne Leiter ins neue Schuljahr gehen?
Ich wünschte mir einen geordneten Übergang, da sich die Möglichkeit des Wechsels ja schon länger abzeichnete. Es gab eine Reihe von Gesprächen. Ich weiß, mein Stellvertreter wird die Aufgabe auf jeden Fall bis zum Schuljahresstart gut meistern. Wir haben in den letzten Jahren engagierte Lehrerinnen und Lehrer gewonnen. Jetzt kommt es darauf an, dass sie Freiräume bekommen, gestalten und so auch die Skeptiker überzeugen können. Zudem bleibe ich der Schule als stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins und als Mutter meiner zwei hier lernenden Kinder verbunden.
Was wird sich in Ihrem Leben am meisten verändern?
Auch wenn es unmodern klingt, als Lehrerin oder Schulleiterin diene ich, zunächst den Schülerinnen und Schülern, oft auch den Eltern. Als Abgeordnete vergrößert sich nur das Tätigkeitsfeld. Aber der Mensch bleibt im Mittelpunkt. Ich bin Lehrerin und Schulleiterin aus Begeisterung. Es ist oft anstrengend, manche Mühe trägt keine Frucht, aber nichts ist vergeblich. Mit der gleichen Offenheit freue ich mich auf das Kommende.