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Landtagswahl Sachsen: Die Gewinner und Verlierer in Dresden

Die SPD hat kräftige Zugewinne bei der Landtagswahl in Dresden verbucht und kann sich als kleiner Sieger fühlen. Ein größerer ist die CDU. Die Ergebnisse der Parteien im Detail.

Von Sandro Pohl-Rahrisch & Georg-Dietrich Nixdorf
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Im Bund schrumpfend, in Sachsens Landeshauptstadt als Partei zugelegt: Dresdens SPD-Co-Vorsitzender Albrecht Pallas (Mitte) mit dem Europa-Abgeordneten Matthias Ecke (rechts). Links im Bild Wirtschaftsstaatssekretär Thomas Kralinski.
Im Bund schrumpfend, in Sachsens Landeshauptstadt als Partei zugelegt: Dresdens SPD-Co-Vorsitzender Albrecht Pallas (Mitte) mit dem Europa-Abgeordneten Matthias Ecke (rechts). Links im Bild Wirtschaftsstaatssekretär Thomas Kralinski. © Christian Juppe

Dresden. Dresden hat gewählt. Und das mit einer Intensität wie noch nie seit 1990. Ein Trend hat sich damit bestätigt, der sich schon bei der letzten Landtagswahl 2019 abzeichnete, als 72,7 Prozent der Dresdner ihr Recht auf politische Abstimmung wahrnahmen. Bei der aktuellen Wahl liegt die Wahlbeteiligung bei knapp 78 Prozent. Während mit der Erststimme die Direktkandidaten gewählt wurden, galt die Zweitstimme den Parteien und ihren Landeslisten. Dabei kristallisierte sich heraus, dass die CDU in Dresden auf die größten Anteile kommt, gefolgt von der AfD und den Grünen. Das sind die Zweitstimmenergebnisse im Detail.

CDU: Die Partei gewinnt deutlich Stimmen hinzu

Stärkste Kraft in Dresden ist die CDU mit 30,9 Prozent der Zweitstimmen geworden. Damit konnten die Christdemokraten ihr Ergebnis im Vergleich zur Landtagswahl 2019 um 4,1 Prozentpunkte verbessern.

"Wir stehen neun Prozentpunkte vor der nächsten Partei, das ist ein wahnsinnig gutes Ergebnis", sagte CDU-Kreischef Markus Reichel am Wahlabend. Vor allem vor dem Hintergrund, dass es für die CDU in Dresden in den letzten Jahren immer schwieriger geworden sei, sich durchzusetzen, so Reichel.

AfD: Zweitstärkste Kraft mit leichten Zugewinnen

Den zweitstärksten Wert fuhr mit einigem Abstand die AfD ein, die 21,9 Prozent der Zweitstimmen holen konnte. Zum Vergleich: Bei der vorherigen Landtagswahl waren es 20,7 Prozent, bei der Stadtratswahl im Juni 19,4 Prozent. Den größten Zuspruch hat die in Sachsen als gesichert rechtsextrem eingestufte Partei im Wahlkreis Dresden 7 erfahren, zu dem unter anderem die Stadtteile Gorbitz und Cotta sowie die Ortschaften Cossebaude/Mobschatz/Oberwartha sowie Altfranken/Gompitz gehören. Dort holte die AfD 29,9 Prozent der Zweitstimmen. Das schwächste Ergebnis erzielte sie im WahlkreisDresden 2 (unter anderem Neustadt und Johannstadt) mit 12,7 Prozent.

Grüne: Drittstärkste Partei, aber deutliche Verluste

Auf 11,6 Prozent der Zweitstimmen sind die Grünen in Dresden gekommen. Das sind 5,1 Prozentpunkte weniger als zur Wahl vor fünf Jahren. "Wir haben in Dresden den dritten Platz geholt, das ist ein gutes Ergebnis", sagten die beiden Grünen-Vorstandssprecher, Susanne Krause und Klemens Schneider. Den Verlust erklären sie sich unter anderem durch taktisches Wahlverhalten. Sprich: Grünen-Wähler haben möglicherweise der CDU ihre Stimme gegeben, um eine starke AfD im Landtag zu verhindern. "Die Wähler haben uns dadurch aus der Regierung geholt."

Ein zweiter Grund für den Stimmenverlust aus Sicht der beiden Sprecher: Viele Parteien hätten mit Themen Wahlkampf gemacht, die man auf Landesebene gar nicht oder kaum beeinflussen könne, zum Beispiel Krieg und Frieden in der Ukraine.

SPD: Gewinne für die Dresdner Sozialdemokraten

Die SPD kommt bei den Zweitstimmen in Dresden auf genau elf Prozent. Damit haben die Sozialdemokraten in der Wählergunst gewonnen. 2019 machten 8,5 Prozent der Wähler ihr Kreuz bei der SPD. Dresdens SPD-Chef Albrecht Pallas: "Es zeichnet sich ab, dass einige Dresdnerinnen und Dresdner, die sonst Grüne oder Linke wählen, mit der Zweitstimme SPD gewählt haben. Damit kommt eine große Verantwortung auf uns zu, weil Menschen, die Progress wählen, für uns gestimmt haben." Das nehme man sehr erst und werde es in eine mögliche Landesregierung einbringen. Am sinnvollsten wäre eine Kenia-Koalition aus CDU, SPD und Grünen. "Auch wenn es geruckelt hat. Das sollten wir erneut sondieren."

BSW: Auf Anhieb von mehr als zehn Prozent der Dresdner gewählt

Als großer Gewinner darf sich in Dresden das Bündnis Sarah Wagenknecht (BSW) sehen, das aus dem Stand ein zweistelliges Ergebnis bei den Zweitstimmen erreichte – 10,3 Prozent. Entsprechend fielen die ersten Reaktionen bei der Partei aus. Man habe zu 100 Prozent einen Grund zum Feiern, sagte der Dresdner BSW-Chef Ralf Böhme. „Wir haben ein sehr gutes Ergebnis erreicht. Personal und Finanzen sind bei uns nicht so wie bei anderen Parteien, deshalb ist es umso höher zu bewerten.“

Linke und FDP: Die großen Verlierer der Landtagswahl

Die Linke hat am Sonntag 5,7 Prozent der Zweitstimmen geholt und damit ihr Ergebnis genau halbiert. Deutlich höhere Verluste musste die FDP hinnehmen, die es auf nur 1,3 Prozent schaffte. 2019 erreichten die Liberalen noch 6,5 Prozent.

Der Wahltag: Unzulässige Wahlwerbung in Leubnitz-Neuostra

Mit Kreide auf einem Fußweg riefen Unbekannte am Sonntag vor einem Leubnitzer Wahllokal dazu auf, nicht die AfD zu wählen. Kreiswahlleiter Markus Blocher sagte, dass es sich dabei um unzulässige Wahlwerbung im unmittelbaren Bereich eines Wahllokals handle. So etwas gebe es bei Wahlen immer wieder. Weitere Vorkommnisse seien ihm am Abend nicht bekannt gewesen. Insgesamt zeigte sich Blocher zufrieden mit dem Wahltag. Mithilfe der rund 6.000 Wahlhelfer hätten fast alle Wahlvorstände vollständig besetzt werden können. Das endgültige Wahlergebnis stellt am kommenden Donnerstag der Kreiswahlausschuss fest.