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Er ist der Kandidat im Merkel-Wahlkreis

Nicht nur im Kanzleramt steht mit der Bundestagswahl ein Wechsel an. Auch für Merkels Wahlkreis gibt es bereits einen neuen CDU-Direktkandidaten.

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Georg Günther tritt für die CDU im bisherigen Wahlkreis von Bundeskanzlerin Angela Merkel an.
Georg Günther tritt für die CDU im bisherigen Wahlkreis von Bundeskanzlerin Angela Merkel an. © dpa/Bernd Wüstneck

Grimmen. Georg Günther steht in der Außenstelle des CDU-Kreisverbands Vorpommern-Rügen in Grimmen unter prominenter Beobachtung. Von Wahlplakaten an der Wand schaut Angela Merkel über seine Schulter. Ihren bisherigen Wahlkreis will Günther als Direktkandidat bei der Bundestagswahl für die CDU gewinnen. Künftig also Günther neben Merkel-Plakaten? "Ja, ich hoffe doch, wenn das erfolgreich ist", sagt der 33-Jährige.

Merkel hatte bei allen acht Wahlen seit 1990 das Direktmandat in dem Wahlkreis gewonnen, zu dem ihr der damalige CDU- Landeschef Günther Krause verhalf. Weder in ihrer Brandenburger Heimat noch in ihrem Wohnort Berlin hatte sich für die Vize- Sprecherin der letzten DDR-Regierung seinerzeit ein Platz gefunden. So wich sie nach Norden aus. Vor längerer Zeit hatte sie angekündigt, 2021 nicht mehr anzutreten. Ende Februar war Günther zu ihrem Nachfolger im Wahlkreis 15 Vorpommern-Rügen/Vorpommern-Greifswald I gewählt worden.

Fluch und Segen

Hier zu kandidieren, sei "Fluch und Segen zugleich", sagt er. Es sei eine Ehre, hier anzutreten. Die Kandidatur sei aber kein Selbstläufer. "Ich fange wirklich von Null an." Er müsse noch bekannter werden. Günther kommt aus der Region. Er wurde in Greifswald geboren und zog als Kind in die nahe gelegene Gemeinde Süderholz, in der er immer noch wohnt. Bei der CDU sei er unter anderem gelandet, weil die Partei in seiner Region tief kommunalpolitisch verwurzelt sei und sich hier immer für Arbeitsplätze stark gemacht habe.

Günther war Kreisvorsitzender der Jungen Union und ist seit 2018 deren Landeschef. Dennoch kommt er nicht als konservativer Lautsprecher daher. Er würde sich nicht als "strikt konservativ" bezeichnen, sondern je nach Thema auch "ein Stück weit liberal".

Philipp Amthor sagt über Günther, er sei sicherlich niemand, der "überspitzend auseinander spaltet". Der bundesweit bekannte Bundestagsabgeordnete mit Platz 1 auf der Landesliste hofft, dass Günther sein Wahlkreisnachbar wird. Er kenne Günther schon lange aus der Jungen Union. Im Vergleich zu Merkel wäre Günther vermutlich etwas häufiger vor Ort, vermutet Amthor.

Ähnlich äußert sich Günther selbst. Aber auch Merkel habe sich jahrelang verlässlich für Projekte vor Ort eingesetzt. Sie wisse, wen sie anzurufen habe und lese regelmäßig die Lokalzeitung. "Da, wo sie die Zeit hat, da nimmt sie sich die auch." Ihn habe sie nach seiner Nominierung beglückwünscht und ihm Unterstützung angeboten.

Als "Kommunalpolitiker durch und durch", bezeichnet sich Günther. Bereits als Schülersprecher habe er sich etwa für die Modernisierung eines Sportplatzes, für besseres Schulessen oder die Sanierung einer Straße engagiert. Seit 2014 ist er Mitglied der Gemeindevertretung, wo er seit einigen Jahren auch den Finanzausschuss leitet.

"Ich kann gut zuhören", sagt Günther und sieht hier zusammen mit seinem Pragmatismus Parallelen zu Merkel. Typisch für ihn sei zudem, dass er nichts verspreche, was er nicht halten könne. CDU-Landeschef Michael Sack nennt Günther einen "fleißigen, klugen und inhaltlich sehr starken Nachwuchspolitiker" und hebt dessen "sachliche, offene Art und seine ausgeprägte Verlässlichkeit" hervor.

Günther will sich unter anderem für den Abbau von Bürokratie und die Digitalisierung in Verwaltung, Wirtschaft und Bildung einsetzen. Auch die Zusammenarbeit etwa zwischen Ländern und dem Bund müsse sich verbessern. Er verwies auf Erfahrungen mit dem Digitalpakt Schule oder der Corona-Pandemie. Für die Region wolle er sich etwa für Infrastrukturprojekte stark machen.

Mit Blick auf die AfD als Konkurrenz sagt Günther: "Ich bin wirklich erschrocken davon, wie die AfD sich mittlerweile auch hier in Vorpommern-Rügen organisiert hat und wohin sie abgedriftet ist." Mit ihrer Unterstützung für ein völkisch-nationales Mitglied als Direktkandidaten habe sich vor allem die AfD in Vorpommern-Rügen in die "rechtsextreme Ecke" begeben. AfD-Landeschef Leif-Erik Holm trete dem nicht deutlich genug entgegen. Da müsse er dagegenhalten: "Ich kämpfe hier wirklich für die Demokratie." (dpa)