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Politische Mode für das dünne B

Das Label Lauter Bautz‘ner steht für Kleidung mit Botschaft. Am Sonnabend eröffnen die Betreiber ein Geschäft – für einen Tag.

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© PR/LaBa

Von Theresa Hellwig

Bautzen. Nicht umsonst haben Nadja und Gerhard einen ihrer Kapuzenpullover „Kap der lauten Hoffnung“ genannt. Denn die zwei haben die Hoffnung auf ein buntes, friedliches und tolerantes Bautzen noch nicht aufgegeben. Gemeinsam betreibt das Paar den Online-Laden „LaBa“ – „Lauter Bautz‘ner“. Darin verkaufen sie Mode und Accessoires mit Bezug zur Bautzener Region.

Bekannt wurde die Marke aber vor allem über den gleichnamigen Blog, den Gerhard betrieb. Gerhard bloggte über Geschehnisse in der Region, wollte ein „ausgewogenes Bild“ erzeugen, beschreibt er. Er berichtete über die Geschehnisse in seiner Heimat, äußerte sich gegen Rechtsextremismus.

Doppelbödiges Wortspiel

2016 dann aber beendete er, der unter dem Pseudonym Veselin Popovic bekannt wurde, das Projekt. „Blog bleibt jetzt erstmal kalt. Das ist alles zu krass, um halbwegs sachlich berichten zu können“, und: „Die Stadt, der Landkreis, die Polizei, die Zivilgesellschaft – sie alle haben sich entschieden. Bautzens Zukunft wird zukünftig durch die Expertise gewalttätiger Neofaschisten mitbestimmt“, schreibt Gerhard. Der gebürtige Bautzener meint die Ausschreitungen zwischen etwa 80 Rechtsextremen und 20 Geflüchteten, für die die Stadt Thema in den überregionalen Medien wurde. Der nun 33-Jährige resignierte.

Doch Aufgeben ist seine Sache nicht. Der Pulli soll es zeigen, es geht weiter. Es ist das Wortspiel, das Gerhard und Nadja, die in Franken aufgewachsen ist und durch ihren Partner Interesse an der Region fand, gefällt: „Lauter Bautzner“. Das kann für „viele“ stehen und für „laut“. Die beiden wollen zeigen: Sie sind nicht alleine, sie sind laut. Und deswegen besteht ihr Modelabel auch weiterhin. Regional und nachhaltig produzierte Produkte bieten die beiden an; Mode aus der Oberlausitz, die zur Heimat steht und das Kulturgut aufgreift.

Fair und ökologisch produziert

„Wenn wir die Geschichte zu den jeweiligen Motiven recherchieren, lernen wir einiges Neues über die Region zwischen Bischofswerda und Zittau. Wir mögen es, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen“, erklären die 32-jährige Nadja und Gerhard ihre Motivation. Ihre Nachnamen wollen die beiden lieber nicht in der Zeitung lesen.

Mode, so findet das Paar, „ist immer politisch“. Die Produktionsbedingungen, zum Beispiel, könne man einfach nicht außer acht lassen. „Deswegen bieten wir unter unserem Label nur Kleidungsstücke an, die unter fairen und ökologisch vertretbaren Bedingungen hergestellt wurden“, erklären sie. Konkret bedeutet das: In ihrem Laden gibt es einen Turnbeutel, der aus einem Mangeltuch mit den typischen roten Streifen produziert wurde. „Der ist ein Oberlausitzer Urgestein: Die Stoffverarbeitung sowie die Fertigung passiert in Neukirch, das Etikett kommt aus Bretnig-Hauswalde und die Kordel aus Budyšin.“

Es gibt in dem Shop aber auch T-Shirts mit dem Motiv des Hexenhäuschens von dem Bautzener Grafiker Rudolf Warnecke. Und Beutel mit dem Aufdruck „nor“, dem Oberlausitzer „Ja“. Auch T-Shirts mit dem Aufdruck einer getrockneten Senf-Pflanze bietet LaBa an. Das auf dem Shirt abgebildete Pflänzchen stammt aus dem Herbarium von Rosa Luxemburg.

Produkte erzählen Geschichten

Zu den Produkten gehört stets „eine Geschichte, die eng mit Bautzen und der Oberlausitz verknüpft ist“, erklären Nadja und Gerhard. Beim Kauf geht ein Euro pro Ware an soziale Projekte, solche für Toleranz oder Vereine in der Region. Zum Beispiel unterstützen Käufer der LaBa-Kaffeetüte den Verein Circle, der sich für Kaffeebauern in Äthiopien einsetzt. Oder die Ganzmacher, die im Bautzener Steinhaus ehrenamtlich defekte Elektrogeräte reparieren. „Wir wollen damit Öffentlichkeit herstellen und aufzeigen: Es gibt Leute, die sich ehrenamtlich engagieren in der Gegend“, erklärt Gerhard.

So sehr die beiden zu Bautzen stehen – sie wohnen mittlerweile nicht mehr im „dünnen B unten an der Spree“, wie sie es auf einem ihrer Beutel nennen. Mittlerweile hat es sie in das „dicke B“ gezogen, nach Berlin. Und ein bisschen des Lebens dort bringen die beiden am Wochenende nach Bautzen: „In Berlin gibt’s hin und wieder kleine Label, die für einen Tag leerstehende Läden besetzen, ihre Teile verkaufen und, bevor man sich versieht, wieder weg sind. Das wollen wir nun auch einmal ausprobieren“, erzählen die beiden.

Ein dauerhaftes Ladengeschäft in Bautzen zu eröffnen, das ist gerade nicht drin. Am Sonnabend, 10. Februar, ab 12 Uhr eröffnet das Paar deshalb für einen Tag einen sogenannten Pop-up-Store im Kiosk in der Post am Bautzener Postplatz. Sie wollen ein bisschen Szene in die Heimat bringen, den Kiosk wieder aufleben lassen. Die Erlöse aus den verkauften Speisen gehen dann an den Verein Bautzen rollt, der einen neuen Skatepark bauen möchte.

www.lauterbautzner.eu