Von Daniel Förster und Gunnar Klehm
Sächsische Schweiz. Der Waldbrand im Basteigebiet war ein Großeinsatz für die Feuerwehr und die Rettungskräfte. Am Donnerstag brannten etwa 4000 Quadratmeter Wald auf der Kraxelbrüderscheibe und im Hirschgrund. Der Einsatz hat hohe Kosten verursacht. Dem Bürgermeister von Lohmen, Jörg Mildner (CDU), wird angst und bange, auch wenn die Kosten noch lange nicht feststehen. „Ich hoffe, dass eine fünfstellige Euro-Zahl ausreichend ist“, sagt er. Im Freistaat Sachsen sind die Gemeinden für die Brandbekämpfung zuständig. Ohne finanzielle Hilfe ist der Einsatz aus seinem Gemeindehaushalt kaum zu stemmen.


Der Bürgermeister erwartet auch nicht, dass sich der Nationalpark als Eigentümer der Flächen beteiligen wird. „Der größte Posten wird sicherlich der Verdienstausfall der Kameraden sein“, sagt Mildner. Der größte Teil der Feuerwehrleute und die Bergwacht-Helfer sind ehrenamtlich tätig. „Soweit ich bislang den Überblick habe, waren insgesamt 424 Kameraden im Einsatz – abwechselnd und nicht die ganze Zeit über“, so Mildner. Bei einem Verdienstausfall von 25 Euro pro Stunde schätzt er allein diese Kosten auf 60 000 Euro.
Hinzu kämen Ausgaben für Fahrzeuge und Betriebsmittel, Kosten für das Wasser aus dem öffentlichen Trinkwassernetz, einige Schläuche waren geplatzt, alle Schläuche müssen jetzt in Pirna gereinigt werden, hinzu kommen Ausgaben für die Versorgung der Einsatzkräfte. „Das geht alles ins Geld. Abgesehen von den Nachbarwehren, mit denen wir Verträge für Hilfeleistungen haben, waren auch Wehren vor Ort, mit denen keine Vereinbarungen existieren. Die können durchaus auch noch Rechnungen an uns stellen“, sagt Mildner.
Der Felsen, auf dem es brannte, gehört zur Gemarkung Lohmen. Unterhalb beginnt die Gemeinde Rathen, die auch einen Teil des Hirschgrunds besitzt. „Über die Kosten mache ich mir noch gar keine Gedanken. Ich bin erst mal froh, wenn dort nichts mehr aufflammt“, sagt Bürgermeister Thomas Richter (parteilos).
Glut flammt immer wieder auf
Diese Gefahr besteht auch nach vier Tagen weiter. An jedem Tag musste erneut die Feuerwehr ausrücken, weil immer wieder Glutnester aufflammten. Auch am Montagvormittag musste wieder gelöscht werden. Vorsorglich hat die Feuerwehr eine Schlauchleitung liegen gelassen, die von der Elbe durch ein Schluchtsystem auf den Felsen führt.
Ausgerechnet im Basteigebiet kommt auch kein Regen an. „Sonnabendnachmittag gab es mal acht Liter pro Quadratmeter. Das ist wie ein Glas Wasser auf einen heißen Kohlenkasten“, sagt Richter. Mindestens 40 Liter pro Quadratmeter über einen längeren Zeitraum müssten her, damit die Gefahr endlich gebannt ist.
Am Sonnabendvormittag waren wieder 30 Leute von den Freiwilligen Feuerwehren Lohmen, Kurort Rathen, Waltersdorf und Bad Schandau im Einsatz. Am Sonntag waren es zehn Leute, weil wieder ein kleiner Brand gemeldet worden war. Der Hubschrauber der Polizei ist über das Gebiet geflogen und meldete eine Rauchentwicklung ganz in der Nähe derselben Stelle. Jedoch war kein Brand feststellbar.
Inzwischen gibt es einen ersten Hinweis zur möglichen Brandursache. Im Rahmen der Ermittlungen fanden Polizisten in unmittelbarer Nähe der Ausbruchsstelle eine illegale Boofe. Die wurde offenbar gerade genutzt. Personen wurden zwar nicht angetroffen, zwei Isomatten und zwei Campingstühle lagen aber noch dort. Die Beamten stellten zudem diverse persönliche Gegenstände sicher. Darunter befanden sich auch zwei Ukulelen, Rucksäcke und ein Campingkocher. An der Boofe wurden auch Reste einer Feuerstelle entdeckt. Die Polizei ermittelt nun wegen fahrlässiger Brandstiftung und bittet um Zeugenhinweise.
Wege dürfen nicht verlassen werden
Das betroffene Waldgebiet gehört zur Kernzone des Nationalparks Sächsische Schweiz. Hier ist es verboten, den Wald außerhalb gekennzeichneter Wege zu betreten. Wegen der außerordentlich hohen Waldbrandgefahr gilt zudem seit 20. Juli ein Betretungsverbot sämtlicher Wälder im Landschaftsschutzgebiet Sächsische Schweiz zwischen 21 und 6 Uhr. Tagsüber dürfen Waldwege nicht verlassen werden. Das hat das Landratsamt verfügt. Trotzdem müssen die Mitarbeiter der Nationalparkverwaltung immer wieder Leute aus dem Wald verweisen, die trotz dieser Allgemeinverfügung im Wald übernachten wollen.
In großen Teilen des Landkreises Sächsische Schweiz-Osterzgebirge hat sich nach teilweise heftigen Regenfällen die Waldbrandgefahr erheblich reduziert. Das gilt jedoch nicht für das Elbsandsteingebirge und das Basteigebiet im speziellen. Hier kam so gut wie nichts von den Regenfronten an.
Bürgermeister Jörg Mildner kann nur daran appellieren, das Betretungsverbot des Waldes zu befolgen. Die Auswirkungen könnten verheerend sein. „An einen Waldbrand in dieser Dimension bei uns kann ich mich zumindest in den zurückliegenden 30 Jahren nicht erinnern“, sagt er. Wichtig ist ihm dabei, sich bei allen Kameradinnen und Kameraden für ihre hervorragende Einsatzbereitschaft und bei der Einsatzleitung für die reibungslose Koordinierung unter schwierigsten Bedingungen zu bedanken. „Das ist mir ein persönliches Bedürfnis“, sagt Mildner.
Die Polizei sucht Zeugen, die Angaben zu den Besitzern der Gegenstände machen können. Hinweise nehmen die Polizeidirektion Dresden unter 0351 4832233 sowie das Polizeirevier Sebnitz, 035971 850, entgegen.