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Wie sicher ist Pulsnitz?

Polizei sieht die Stadt als besonders sicheren Ort. Und verweist angesichts der aktuellen Verunsicherung auf die Statistik von 2014 und Zahlen von 2015.

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© Pawel Sosnowski/80studio.net

Von Frank Oehl

Pulsnitz. Die Polizeidirektion in Görlitz hat auf Anfragen der SZ zur aktuellen Sicherheitslage in Pulsnitz und im Rödertal reagiert. Hier war es an zwei Januar-Wochenenden hintereinander zu einer Serie von Einbrüchen gekommen, was vor allem bei Geschäftsinhabern zu Verunsicherung geführt hatte. Polizeisprecher Thomas Knaup: „Dass die aktuelle Häufung von Einbrüchen in Pulsnitz für Gesprächsstoff sorgt, ist nachvollziehbar.“ Die subjektive Sorge der Bürger allerdings sei mit objektiven Fakten nicht zu hinterlegen. Im Gegenteil: Mit Blick auf die Kriminalstatistik sei Pulsnitz „unverändert ein sicherer und lebenswerter Ort, in dem unterdurchschnittlich wenige Straftaten geschehen.“ Bei der Häufigkeitsziffer, die auf 100 000 Einwohner gerechnet wird, liege Pulsnitz im Vergleich mit allen anderen Städten und Gemeinden Ostsachsens auch 2015 unverändert im hinteren Drittel. „Die Häufigkeitsziffer von Pulsnitz ist in etwa halb so hoch, wie der Durchschnitt in der gesamten Oberlausitz“, so Knaup.

Polizeipräsenz unverändert hoch

Der Kriminalstatistik-Trend sage aus, dass in Pulsnitz gegenüber 2014 sogar ein Rückgang der Eigentumsdelikte um mehr als 25 Prozent zu verzeichnen sein wird. Gleichzeitig ist die Polizeipräsenz im Stadtgebiet unverändert hoch. „Der örtliche Bürgerpolizist bestreift die Straßen, die Streifen des Polizeireviers Kamenz und der Bundespolizei sowie auch die verdeckt operierenden Kräfte der Fahndungsgruppe Bautzen passieren das Stadtgebiet mehrmals täglich – auch in den Nachtstunden.“

An Wochenenden nutzen die Täter freilich auch hier die örtliche Abgeschiedenheit der Betriebe, die Firmenruhe und Unbewachtheit der Objekte oder auch das geringe Risiko entdeckt zu werden. Wenn die Polizei häufig erst am Montagmorgen von den Sachverhalten erfahre, seien die Täter zumeist schon über alle Berge. Darum appelliere man, weiter in die Sicherheit der Gebäude und Firmengelände zu investieren.

Im Landkreis sei Polizeihauptkommissar Rolf Kasper Fachmann auf diesem Gebiet. „Er berät alle Interessenten, gleich ob Privatperson, Gewerbetreibender oder Kommune, auch vor Ort zu den Möglichkeiten, wie man das Objekt gegen den Zugriff von Einbrechern sinnvoll schützt.“

Zwei Verdächtige in Haft

Für die Ermittlungsarbeit seien zudem Zeugenhinweise immens wichtig. Sie bieten der Polizei oftmals wertvolle Ermittlungsansätze. „Bleiben sie hingegen aus, wird es auch für die Ermittler sehr schwer, eine Straftat beweissicher aufzuklären.“ In einem funktionierenden sozialen Umfeld mit aufmerksamen Nachbarn, bei dem der eine auch auf das Hab und Gut des anderen mit achtgibt, könnten Wahrnehmungen von ungewöhnlichen Fahrzeug- oder Personenbewegungen für die Polizei von unschätzbarem Wert sein. „Darum appellieren wir, die Augen offen zu halten und Derartiges sofort mitzuteilen.“

Die Polizeidirektion bestätigte nochmals die hohe Fallzahl im Januar. Seit Anfang des Jahres wurden aus Pulsnitz etwa 15 Fälle bekannt, bei denen in Gebäude eingebrochen oder dies versucht wurde. „Die Ermittlungen zu diesen Fällen werden von der Kriminalpolizeidirektion Görlitz und dem Polizeirevier Kamenz geführt und dauern an.“ In der Nacht zum 19. Januar konnten in Ohorn, also in der Nähe, zwei Tatverdächtige im Alter von 28 und 35 Jahren auf frischer Tat gestellt werden. „Gegen die beiden Tatverdächtigen polnischer Nationalität hat ein Haftrichter am Amtsgericht Bautzen Haftbefehl erlassen.“ Die Ermittler des für Bandenkriminalität zuständigen Kommissariates prüften derzeit, ob auch Fälle aus dem Raum Pulsnitz in Zusammenhang mit den beiden Beschuldigten stehen. Dabei müssten die gesicherten Spuren ausgewertet werden, um einen Tatzusammenhang beweissicher feststellen zu können.

Begünstigender Faktor

Bereits Mitte Juni 2015 hatte es mehrere Einbrüche in Pulsnitz gegeben – unter anderem in Geschäfte der Robert-Koch-Passage, in die Apotheke, in den Büroservice Heinrich und einen Frische-/Textilmarkt. Auf SZ-Nachfrage teilt Knaup mit, dass die Ermittlungen bisher noch zu keinem Täter geführt haben, was auch an den spärlichen Zeugenhinweisen läge. Ein Zusammenhang zu den aktuellen Fällen sei bisher nicht ersichtlich.

Ob letztere auf das Konto von Banden gehen, werde derzeit geprüft. „Dabei verfolgen die Ermittler eine Spur, die in die polnische Republik führt“, so Knaup. Die Nähe der Stadt Pulsnitz zur Autobahn könne durchaus ein „begünstigender Faktor“ sein. Die sporadisch auftretenden Straftatenhäufigkeiten betreffen auch weitere Orte entlang der BAB 4, wie Bretnig-Hauswalde oder Großröhrsdorf.