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Großeinsatz nach Schüssen auf Polizei in Saarbrücken: Verdächtiger tot

Ein Mann, der seine Waffen trotz eines Beschlusses nicht abgeben will, schießt am Freitag in Saarbrücken aus dem Fenster und verletzt zwei Polizisten. Am Ende wird er tot gefunden.

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Bei einem Einsatz am Freitag in Saarbrücken wurden zwei Polizisten angeschossen und verletzt. Die Beamten waren mit einem Großaufgebot vor Ort.
Bei einem Einsatz am Freitag in Saarbrücken wurden zwei Polizisten angeschossen und verletzt. Die Beamten waren mit einem Großaufgebot vor Ort. © Katja Sponholz/dpa

Saarbrücken. Immer wieder sind am Freitag im Saarbrücker Stadtteil Klarenthal Schüsse zu hören. Mehrere Straßen sind von der Polizei abgeriegelt, Polizeiwagen und rot-weißes Flatterband versperren Zugänge. Die Anspannung ist groß: Über Stunden hat sich ein Waffenbesitzer laut Polizei in einer Wohnung verbarrikadiert und schießt aus dem Fenster. Die Einsatzkräfte rufen Anwohner auf, in ihren Häusern zu bleiben: "Halten Sie sich von der Örtlichkeit fern!"

Einige Stunden später meldet die Polizei "Zugriff", die Wohnung wird gestürmt. Mehrere Versuche, mit dem Täter in Kontakt zu treten, seien gescheitert. In der Wohnung finden die Beamten den mutmaßlichen Täter tot vor. "Es besteht keine Gefahr mehr", schreibt die Polizei auf Twitter.

Was war passiert? Der 67-Jährige hatte am Morgen einen Polizisten angeschossen und schwer verletzt. Weitere Einsatzkräfte erlitten durch die Schüsse ein Knalltrauma. Die Spezialeinheiten waren zur Unterstützung von Mitarbeitern der Waffenbehörde der Stadt Saarbrücken vor Ort, die mit einem Durchsuchungsbeschluss des Verwaltungsgerichts des Saarlandes angerückt waren.

Als die Polizisten und die Mitarbeiter der Stadt bei dem 67-Jährigen eintrafen, um dessen Wohnung zu durchsuchen, habe der Mann das Feuer auf den Polizisten eröffnet, sagte ein Polizeisprecher vor Ort. Danach verschanzte er sich - ein Großeinsatz lief an. Nach und nach kamen immer mehr Kräfte hinzu - plus Rettungswagen.

Am Vormittag fielen dann immer wieder Schüsse. Die Polizei meldete erst einen Schusswechsel zwischen Täter und Polizei, dann Schüsse, die gezielt auf die Absperrung und Fahrzeuge der Polizei abgegeben wurden. Dann - nach außen hin zumindest - folgte stundenlange Ruhe, bis der Zugriff begann.

Verdächtiger bereits "polizeirechtlich" bekannt

Die Hintergründe kamen nach und nach zum Vorschein: Die Waffenbehörde sei bei dem 67-Jährigen erschienen, um Waffen und Munition sicherzustellen, sagte der Sprecher des Verwaltungsgerichts in Saarlouis.

Denn die Waffenbehörde hatte dem Mann zuvor die Waffenbesitzkarte "sofort vollziehbar" entzogen und ihn mehrfach aufgefordert, die Waffen abzugeben. Da er das aber nicht freiwillig tun wollte, seien die Mitarbeiter erschienen.

Die Schüsse lösen bei vielen Anwohnern Ängste aus. Auch bei zwei Mitarbeitern eines Bauunternehmens, die wenige Meter entfernt mit Baggerarbeiten beschäftigt sind. Die beiden fliehen in einen Keller und rufen ihren Chef an.

"Ich dachte erst, die machen einen Witz", sagt Stefan Holl. Doch als er hört, wie aufgewühlt sie sind, macht er sich sofort auf den Weg. An der Polizeiabsperrung angekommen, hört er selbst mehrere Schüsse. "Das ist schon ein beklemmendes Gefühl, diese Situation so live mitzuerleben", sagt Holl.

Derweil sammeln sich überall vor dem abgesperrten Bereich Nachbarn auf der Straße, tauschen Nachrichten über den Täter aus und rätseln über die Motive. "Ich habe ihn schon als Kind gekannt", meint die 77-jährige Lilli Geibel. "Da war er schon sehr eigen."

Nach Angaben des Sprechers des Verwaltungsgerichts Saarlouis war der 67-Jährige bereits "polizeirechtlich und waffenrechtlich" in Erscheinung getreten. Er sei wegen Verstößen gegen das Waffen- und Kriegswaffenkontrollgesetz auffällig geworden - und wegen vereinzelter Gewalt- und Bedrohungsdelikte.

Am Nachmittag meldet sich Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und dankt den Polizisten für "diesen hochgefährlichen Einsatz". Es zeige sich mal wieder, dass Polizeibeamte "jeden Tag ihr Leben für unsere Sicherheit" riskierten. Polizei und Justiz würden "alle Hintergründe zu dieser Tat und dem Täter ermitteln und aufklären". (dpa)

Anmerkung der Redaktion: Aufgrund der hohen Nachahmerquote berichten wir in der Regel nicht über das Thema Suizid, außer es erfährt durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit. Wenn Sie selbst unter Stimmungsschwankungen, Depressionen oder Selbstmordgedanken leiden oder Sie jemanden kennen, der daran leidet, können Sie sich bei der Telefonseelsorge helfen lassen. Sie erreichen sie telefonisch unter 0800/1110111 und 0800/1110222 oder im Internet auf www.telefonseelsorge.de. Die Beratung ist anonym und kostenfrei, Anrufe werden nicht auf der Telefonrechnung vermerkt.