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Razzien in Deutschland nach Wien-Attentat

Nach dem Terroranschlag von Wien durchsucht das BKA mehrere Wohnungen in Deutschland. Vier der Betroffenen sollen Kontakt zum Attentäter gehabt haben.

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Der Attentäter von Wien soll Teil eines radikal-islamistischen Netzwerks sein, das über Österreich hinausreicht. Neben zwei Festnahmen in der Schweiz laufen seit Freitagmorgen auch Durchsuchungen in Deutschland.
Der Attentäter von Wien soll Teil eines radikal-islamistischen Netzwerks sein, das über Österreich hinausreicht. Neben zwei Festnahmen in der Schweiz laufen seit Freitagmorgen auch Durchsuchungen in Deutschland. © Georg Hochmuth/APA/dpa

Wiesbaden. Sicherheitskräfte haben am Freitagmorgen in Deutschland mit Durchsuchungen im Zusammenhang mit dem islamistischen Anschlag von Wien begonnen. Es würden Wohnungen und Geschäftsräume von vier Personen in Niedersachsen, Hessen und Schleswig-Holstein durchsucht, teilte das Bundeskriminalamt (BKA) in Wiesbaden bei Twitter mit. Die vier Personen seien nicht tatverdächtig, es solle aber Verbindungen zu dem mutmaßlichen Attentäter gegeben haben. Zwei der Männer sollen ihn im Sommer sogar in Wien getroffen haben, wie Bundesanwaltschaft und Bundeskriminalamt (BKA) mitteilten. Festnahmen habe es nicht gegeben. Einer BKA-Sprecherin zufolge lief die Aktion am Freitagmorgen noch. 

Auch die vier Männer aus Deutschland, die zwischen 19 und 25 Jahre alt sind, rechnen die Ermittler der Islamistenszene zu. Zwei von ihnen kommen aus Osnabrück. Die anderen Durchsuchungen fanden in Kassel sowie im Kreis Pinneberg (Schleswig-Holstein) statt.

Der Mann aus Kassel und einer der Osnabrücker waren vom 16. bis 20 Juli in Wien. Dort hätten sie sich mehrmals mit dem späteren Attentäter getroffen. Einer der beiden sei sogar bei ihm untergebracht gewesen, hieß es aus Sicherheitskreisen. Außerdem habe es Kontakt über einen Messenger-Dienst gegeben.

Auch der dritte Mann soll laut Bundesanwaltschaft und BKA über das Internet Kontakt zu dem Attentäter gehabt haben. Der Vierte hatte demnach keine direkte Verbindung, soll aber mit Kontaktpersonen des Mannes ebenfalls übers Internet kommuniziert haben.

Der Mann aus Schleswig-Holstein ist nach Informationen des „Spiegel“ einschlägig aktenkundig und soll mit seiner Familie früher in Wien gelebt haben. Wegen eines fehlgeschlagenen Ausreiseversuchs nach Syrien mit anderen Islamisten sei er vor zwei Jahren vom Hamburger Landgericht zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden.

Anlass für die Durchsuchungen, die um 6.00 Uhr morgens begannen, waren laut Bundesanwaltschaft und BKA Erkenntnisse, „die von der österreichischen Justiz an die deutschen Strafverfolgungsbehörden übermittelt worden waren“. Daraufhin seien am Donnerstag beim Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs (BGH) Durchsuchungsbeschlüsse erwirkt worden. Dabei sei es lediglich um die Sicherstellung möglicher Beweismittel gegangen.

Nach dpa-Informationen werden die vier Männer bislang als Zeugen geführt. Es seien hauptsächlich Kommunikationsmittel beschlagnahmt worden, die nun ausgewertet werden müssten. Die Bundesanwaltschaft führt nach eigenen Angaben im Zusammenhang mit dem Wiener Anschlag vom 2. November ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt.

Weitere Durchsuchung in Bremen

Die Wohnung eines 18-Jährigen in Bremen wurde ebenfalls durchsucht. Er stand in Kontakt mit den vier vier jungen Männern aus Osnabrück, Kassel und dem Kreis Pinneberg (Schleswig-Holstein), deren Wohnungen am Freitag ebenfalls durchsucht wurden. Dabei seien in der Wohnung eines 18-Jährigen Datenträger sichergestellt worden, teilte die Polizei in Bremen mit. Der 18-Jährige aus Bremen habe aber keine direkte Verbindung zu dem Attentäter gehabt.

Die Polizei sprach von intensiven Kontakten des jungen Mannes in die islamistisch-salafistische Szene. Die Durchsuchung sei vom Bremer Amtsgericht zur Gefahrenabwehr angeordnet worden. „Die Bedrohung durch islamistisch motivierte Terroristen oder Einzeltäter hat sich in den vergangenen Jahren in Deutschland weiter erhöht. Es besteht eine anhaltend hohe Gefahr, dass es zu islamistisch motivierten Gewalttaten kommt“, wurde Bremens Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) zitiert.

Ein Anhänger der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hatte am Montag in der österreichischen Hauptstadt vier Menschen getötet und mehr als 20 Menschen zum Teil schwer verletzt, bevor er selbst durch Polizeischüsse starb. Der 20-jährige Attentäter war nach Überzeugung der Ermittler Teil eines radikal-islamistischen Netzwerks, das über Österreich hinausreicht.

Österreichs Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) hatte am Donnerstag in Wien gesagt - ohne Einzelheiten zu nennen - dass neben zwei Festnahmen in der Schweiz noch weitere Maßnahmen in einem anderen Land laufen würden. (dpa)