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Riesige Kinderpornoplattform im Darknet gesprengt

Ermittler des Bundeskriminalamtes haben die Darknetplattform „Boystown“ abgeschaltet. Sie hatte zuletzt mehr als 400.000 Mitglieder.

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Die Darknet-Plattformen „Boystown“ gilt als eine der größten weltweit. Ermittler des BKA gaben die Kinderpornaplattform jetzt abgeschaltet.
Die Darknet-Plattformen „Boystown“ gilt als eine der größten weltweit. Ermittler des BKA gaben die Kinderpornaplattform jetzt abgeschaltet. © Silas Stein/dpa (Symbolbild)

Von Thomas Sabin

Ermittler haben eine der weltweit größten Kinderpornoplattformen im sogenannten Darknet gesprengt. Wie das Bundeskriminalamt (BKA) am Montag in Wiesbaden mitteilte, hatte die Darknetplattform „Boystown“ zuletzt mehr als 400.000 Mitglieder. Drei mutmaßliche Verantwortliche und Mitglieder der Plattform aus Deutschland wurden festgenommen.

Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main – Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) – und das BKA durchsuchten Mitte April im Rahmen der Ermittlungen insgesamt sieben Objekte in Nordrhein-Westfalen, Bayern und Hamburg. Dabei sei dem Verdacht der bandenmäßigen Verbreitung kinderpornografischer Inhalte nachgegangen worden, teilte die Behörde mit.

Parallel erfolgte die Durchsuchung und Festnahme eines weiteren mutmaßlichen Bandenmitglieds in der Region Concepción in Paraguay.

Die Darknet-Plattformen mit der Bezeichnung „Boystown“ gilt als eine der größten weltweit. Sie existiert seit mindestens Juni 2019 und konnte vor der Abschaltung nur über das Darknet erreicht werden, teilte das BKA mit. Die Plattform sei demnach international ausgerichtet gewesen und diente dem weltweiten Austausch von kinderpornografischem Material. Dabei wurden hauptsächlich Missbrauchsaufnahmen von Jungen ausgetauscht.

Das Forum der Plattform sei dabei in Bereiche unterteilt gewesen, um ein einfaches Auffinden der kinderpornografischen Inhalte zu ermöglichen. Darunter befanden sich Aufnahmen des schwersten sexuellen Missbrauchs von Kleinkindern. Neben dem Foren verfügte die Seite über Chatbereiche, die der Kommunikation der Mitglieder untereinander und dem Austausch kinderpornografischer Missbrauchsaufnahmen dienten.

An den mehrmonatigen Ermittlungen, die sich gegen vier deutsche Staatsangehörige im Alter von 40 bis 64 Jahren richteten, waren laut BKA eine deutsche Task Force und Europol beteiligt. Unterstützt wurden die Ermittlungen von Strafverfolgungsbehörden in den Niederlanden, Schweden, Australien, den USA und Kanada.

Vier Deutsche in Untersuchungshaft

Bei den drei Hauptbeschuldigten handelt es sich um einen 40 Jahre alten Mann aus dem Kreis Paderborn, einen 49 Jahre alten Mann aus dem Landkreis München und einen 58 Jahre alten, aus Norddeutschland stammenden Mann, der seit mehreren Jahren in Südamerika lebt, heißt es.

Den drei Männern wird vorgeworfen, die kinderpornografische Plattform als Administratoren betrieben zu haben. In dieser Funktion sollen sie maßgeblich mit der technischen Umsetzung der Darknet-Seite, der Einrichtung und Wartung der Serverstruktur und der Mitgliederbetreuung auf der Plattform beschäftigt gewesen sein. Zudem hätten die Mitglieder der Plattform von den Administratoren Sicherheitshinweise für das sichere Surfen auf „Boystown“ erhalten, um das Risiko entdeckt zu werden, möglichst gering zu halten.

Gegen den vierten beschuldigten Mann, ein 64-Jähriger aus Hamburg, bestehe laut Ermittler der Verdacht sich im Juli 2019 als Mitglied auf „Boystown“ registriert zu haben und über 3500 Beiträge gepostet zu haben. Er gilt als eines der aktivsten Mitglieder der Plattform. Die Beschuldigten sitzen seit dem 14. und 15. April in Untersuchungshaft in Frankfurt am Main. Für den Beschuldigten in Paraguay liegt ein internationaler Haftbefehl des Amtsgerichts Frankfurt am Main vor, auf dessen Grundlage die Auslieferung des Tatverdächtigen nach Frankfurt am Main erfolgen soll.