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Porsche setzt in Leipzig auf E-Autos

E-Mobilität ist das Zukunftsthema der Automobilbranche. Auch aus dem Leipziger Porsche-Werk könnten in Zukunft reine E-Autos kommen.

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© Marco Prosch/Porsche Leipzig/dpa

Birgit Zimmermann

Leipzig. Der neue Chef des Leipziger Porsche-Werkes, Gerd Rupp, hält den Standort für zukunftsfest. Welche Themen ihn umtreiben und warum er einen speziellen Blick auf die Tarifverhandlungen in der Metallbranche hat, sagt er im dpa-Interview.

Sie haben werksintern einen Platz nach ihrem Vorgänger Siegfried Bülow benannt. Welches Erbe haben Sie denn vorgefunden?

Es ist ein schönes Erbe, das ich hier antreten durfte. Herr Bülow hat 17 Jahre lang das Werk aufgebaut, geführt und in wirklich gutem Zustand übergeben. Laut US-Studie J.D. Power ist Leipzig das beste Automobilwerk Europas.

Porsche Leipzig ist mit dem Cayenne groß geworden. Jetzt wird die Produktion Ende des Jahres nach Bratislava verlegt. Ist das nicht ein schwerer Schlag für das Werk?

Das ist natürlich schon ein Einschnitt. Der Cayenne war die Geburtsstunde für Leipzig, man hat mit der Montage begonnen und dann ist das Werk sukzessive erweitert worden. Aber sich rein auf den Cayenne zu fokussieren, wäre auch verkehrt. Wir produzieren zum Beispiel den Macan äußerst erfolgreich, in diesem Jahr fast 99 000 Stück.

Aber was kommt dann in die beiden Hallen, in denen jetzt der Cayenne gebaut wird?

Der Cayenne wurde in Leipzig endmontiert - auf einer Linie mit Panamera und Macan. Neue Modelle wie der Panamera Sport Turismo sind hinzugekommen und zudem produzieren wir Macan-Fahrzeuge.

An der Auslastung ändert sich also nichts?

Nein, an der Auslastung ändert sich nichts. Wir haben jetzt zusätzlich seit diesem Jahr auch noch ein Bentley-Produkt. Für Bentley bauen wir hier am Standort die teillackierte Karosserie des Continental, die wir dann nach England verschicken.

Wenn Bentley in Leipzig geht - ist aus der großen VW-Familie noch anderes denkbar?

Wir befinden uns in einem Produktionsverbund mit dem Volkswagen Konzern. Der heutige Macan ist zum Beispiel ein Schwestermodell des Audi Q5. Aufgrund der Baukastenstrategie bestehen weitere Möglichkeiten, als Lieferant im Konzern agieren zu können. Das erste Produkt, das wir als Lieferant Leipzig für den Konzern produzieren, ist der Bentley.

Möglich heißt erstmal nur theoretisch - oder gibt es schon konkrete Planungen?

Erstmal konzentrieren wir uns jetzt auf das Bentley-Projekt. Da befinden wir uns gerade im Produktionsanlauf und haben noch viel Arbeit vor uns. Eines nach dem anderen.

Vom Macan werden fast 99 000 Stück dieses Jahr gebaut. Gibt’s da noch Steigerungsmöglichkeiten?

Man ist durch die Fertigungsanlagen begrenzt. Ursprünglich wurde das Produkt mal sehr konservativ mit 30 000 bis 40 000 Einheiten geplant. Da kommt man schon an die Grenze der heute installierten Kapazität.

Aber Platz für Werkserweiterungen haben Sie noch reichlich ...

Dem Standort stehen in Summe 400 Hektar Fläche auf grüner Wiese zur Verfügung. Das sind beste Voraussetzungen, ein Produktionswerk strukturell und vernünftig auszubauen. Konkrete Planungen, um Werkserweiterungen durchzuführen, gibt es noch nicht. Aber ich will es ganz bestimmt nicht ausschließen. Leipzig ist ein sehr attraktiver Standort für die Zukunft.

Sie haben ja auch Wettbewerbsvorteile durch die andere Bezahlung im Osten ...

Wir haben die 38-Stunden-Woche. Das ist schon ein gewisser Vorteil. Ich würde es begrüßen, wenn es so bliebe. Aktuell ist die IG Metall in Tarifverhandlungen eingetreten und ich denke, dass Besonnenheit gefragt ist, um die Wirtschaftlichkeit des Standortes sicherzustellen. Die Sicherung der Arbeitsplätze für die Region ist unsere wichtigste Aufgabe.

Inwiefern sind die im Konzern reichlich vorhandenen Werke im Ausland eine Bedrohung für Leipzig?

Aus meiner Sicht gibt es keine Bedrohung. Wir haben hier am Standort sehr gut ausgebildete Facharbeiter und eine hohe Technologie- und Qualitätskompetenz, die man nicht einfach 1:1 transferieren kann.

Wie sieht es denn mit dem Fachkräftemangel aus, der allerorten beklagt wird?

Diesen Trend spüren wir auch. Es hat sich viel Industrie in Leipzig angesiedelt in den vergangenen Jahren - und sie hat aus dem erschöpfbaren Fundus geschöpft. Wir haben deswegen in ein eigenes Ausbildungszentrum investiert. Wir versuchen, die zukünftigen Kompetenzen zum Teil selber auszubilden.

Fachkräftemangel im Osten ist auch eine Frage der Bezahlung. Da wären wir wieder bei den Tarifverhandlungen.

Porsche ist ein sehr attraktiver Arbeitgeber, der eine Entlohnung gemäß Flächentarif, Qualifizierungsmöglichkeiten und attraktive Sozialleistungen bietet. Dafür bekommen wir eine Spitzen-Gegenleistung durch unsere Mitarbeiter. Ich denke, für Porsche kann man hier am Standort von einer klaren Win-Win-Situation sprechen.

Großes Thema in der Automobilbranche ist die E-Mobilität. Welches Stück vom Kuchen wird Leipzig von der Elektromobilität bei Porsche abbekommen?

Für Leipzig ist die Elektromobilität gar nichts Neues. 2010 war der Standort mit der Einführung des Cayenne Hybrids der erste in der Marke Porsche, der überhaupt Fahrzeuge mit Batterieantrieb gefertigt hat. Wenn man aber an ein reines Elektrofahrzeug denkt, dann gibt es natürlich schon noch viele Kompetenzen, die wir ergänzen müssten. Aktuell bereitet sich das Werk Zuffenhausen auf die Fertigung des Mission E, des ersten rein batteriebetriebenen Sportwagens von Porsche, vor. Ich bin sicher, dass wir in der Zukunft die Elektromobilität auch am Standort Leipzig intensivieren werden.

Also - wann kommt der E-Macan?

Ich kann Ihnen verraten, dass wir intensiv die Möglichkeiten der Elektromobilität für die Modellreihen analysieren und durchdenken. Was den Macan angeht, ist noch keine Entscheidung getroffen. Ich hoffe, dass ich im Laufe des nächsten Jahres Neuigkeiten berichten kann. (dpa)