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Post baut Standort Bischofswerda aus

Ein neuer Zustellstützpunkt entsteht im Fabrikgelände an der Belmsdorfer Straße. Das bringt auch für Neukirch Veränderung.

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© Steffen Unger

Von Gabriele Naß

Bischofswerda. Die Post bricht ihre Zelte im traditionellen Postgebäude an der Bahnhofstraße jetzt endgültig ab. Viele Postdienstleistungen hatte schon vor Jahren eine Agentur übernommen, die Schalter im roten Backsteinbau sind seitdem verwaist. Nun zieht auch der Zustellstützpunkt um, von dem aus die Brief- und Postzusteller ihre Arbeit machen. Die Deutsche Post hat sich für eine leer stehende Halle der ehemaligen Herrenmode an der Belmsdorfer Straße als neuen Standort entschieden. Hier haben die Umbauarbeiten begonnen.

Für die Post drängt die Zeit. Wie es in der Unternehmenszentrale in Berlin auf Anfrage heißt, erreicht der Zustellpunkt Bischofswerda seine Grenzen „im Bereich der Päckchen, Pakete und Warensendungen“, sagt Unternehmenssprecherin Tina Birke. Aufgrund des wachsenden Online-Handels rechne man mit weiter wachsenden Sendungsmengen. Erweiterungsmöglichkeiten am traditionellen Postgebäude in Bischofswerda gibt es aber nicht. Das Gelände in Zentrumsnähe istbegrenzt. Schon jetzt müssen die gelben Postautos auch außerhalb des Betriebsgeländes parken. Im Hof haben die Lkw, die die Postfracht aus den Zustellzentren in Ottendorf-Okrilla liefern, kaum Spielraum. Im Haus läuft die Arbeit auf zwei Etagen, auch das entspreche nicht mehr den Erfordernissen. Rund 19 000 Briefe und 1 300 Pakete werden hier derzeit morgens angeliefert und tagsüber an Privat- und Firmenkunden in der Stadt und im Umland zugestellt.

Zweite Chance für Discounter-Hallen

Gesucht hat die Post in Bischofswerda nach einem neuen Standort, wie sie ihn für ihre Zukunftsinvestitionen immer sucht. Ebenerdig, großräumig und gut zugänglich sollen die Objekte sein. Dafür bieten sich ehemalige Supermärkte oder Discounter vor allem an, sagt ein Unternehmensmitarbeiter. In der Halle, die die Post jetzt in Bischofswerda beziehen wird, wurde bis vor wenigen Monaten der Werksverkauf der Herrenmode abgewickelt. Der Flachbau grenzt direkt an den Netto-Markt an der Belmsdorfer Straße. Der jetzt noch gemeinsame Parkplatz davor wird zum Teil künftig der Post zugeordnet. Hier sollen die Zustellfahrzeuge stehen. Die Zufahrt für Fahrzeuge, die Pakete und Brief aus Ottendorf-Okrilla bringen, erfolgt über die Straße ins ehemalige Herrenmode-Werk, vorbei am früheren Pförtnerhaus, das nach noch nicht bestätigten SZ-Informationen abgerissen werden soll. An die Halle des ehemaligen Werksverkaufs wird hinten die für die Post notwendige Ausrüstung angebaut. Dazu gehören Tore und Rampen. In Betrieb gehen soll der neue Zustellstützpunkt im September. Rund 30 Mitarbeiter der Post werden dann hier tätig sein. Mit neu gestalteten hellen und größeren Räumen verbessern sich für sie die Arbeitsbedingungen, sagte Unternehmenssprecherin Birke.

Eigentümer der künftigen Post-Halle sind die Lego Bekleidungswerke Hof. Nach der Auflösung des Bischofswerdaer Standortes ist die Post jetzt der zweite neue Mieter. Direkt daneben siedelte sich auf dem früheren Herrenmode Werksgelände die Firma Temedia an. Sie legte hier ihre früheren Standorte Schönbach und Großröhrsdorf zusammen. Le-go-Eigentümer Dr. Jakob Gonczarowski sagt auf Anfrage: „Jeder Mieter ist gut.“ Die Ansiedlung der Post zeige, dass der Standort eine Zukunft hat, die nicht unbedingt in der Textilindustrie liegen muss. Der Unternehmer aus Hof hatte 1992 die Dresdner Herrenmode GmbH erworben und danach einen zweistelligen Millionenbetrag investiert. „Es gibt Unternehmer, die eine emotionale Bindung zu ihren Standorten haben. Ich gehöre dazu“, sagte Jakob Gonczarowski. Nach Aussage des Eigentümers investiert er jetzt rund 300 000 Euro, um die Halle auf die Bedürfnisse der Post vorzubereiten. Über weitere Ansiedlungen in leer stehenden Hallen, darunter jene, die Ende Juni als Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge geschlossen wird, sei er unter anderem mit der Wirtschaftsförderung der Stadt Bischofswerda im Gespräch.

Aus für Postzentrum im Oberland

Der Ausbau des Poststandortes Bischofswerda bringt auch Veränderungen für Neukirch. Wie Unternehmenssprecherin Birke sagte, schließt die Post ihren dortigen Zustellstützpunkt an der Poststraße. Er wird in Bischofswerda integriert. Alle Mitarbeiter sollen bleiben „Sie starten dann ihre Zustelltour vom neuen Standort aus“, erklärte die Zentrale in Berlin.

An der Ansiedlung der Post mit erweitertem Zustellstützpunkt hatten mehrere Eigentümer Interesse. Dazu gehört der Dresdener Unternehmer, dem das historische Postgebäude seit 2015 gehört.