Merken

Prager Frühling: City-Sänger Toni Krahl geehrt

Der Rockmusiker kam 1968 wegen seines Protests gegen den Einmarsch in Haft.

Teilen
Folgen

Prag. Bei einer Gedenkveranstaltung in Prag hat Ministerpräsident Mirek Topolanek zehn ausländische Unterstützer des „Prager Frühlings“ ausgezeichnet. Aus Deutschland wurde neben dem Sänger der ostdeutschen Band City, Toni Krahl, auch Bernd Eisenfeld und Franziska Groszer geehrt. Sie hatten 1968 in der DDR Repressionen erfahren, weil sie für die tschechoslowakische Reformbewegung eintraten. Als vor 40 Jahren sowjetische Panzer über die Grenzen der Tschechoslowakei rollten, wagte kaum jemand in der DDR, dagegen zu protestieren. Toni Krahl tat es. „An diesem 21. August ist für mich ein Traum zerplatzt“, sagte er dem „Berliner Kurier“. „Ich war damals 18, war im Frühjahr 1968 in Prag und spürte dort den Hauch der Freiheit. Ich hoffte, dass sich auch in der DDR etwas bewegt.“

„Ihr macht einen Fehler“

Doch die Hoffnungen wurden zerstört. Krahl: „Ich war empört. Da ich im sozialistischen Sinne erzogen wurde, sah ich es als Pflicht an, zu sagen: Genossen, ihr macht einen Fehler; so geht man unter Brüdern nicht miteinander um.“

Toni Krahl ging mit einem Freund am 24. August 1968 zur CSSR-Botschaft in Berlin, um seine Solidarität zu bekunden. Da es kein Kondolenzbuch gab, schrieben sie ihren Protest auf ein Blatt Papier. Später rief er zu einer Schweige-Demo vor der Sowjet-Botschaft auf. Ein Mitschüler verpfiff ihn. Krahl wurde verhaftet und zu drei Jahren verurteilt. Absitzen musste er die Strafe nicht, weil alle Jugendlichen, die wegen der Proteste in Haft saßen, kurz vor Weihnachten 1968 entlassen wurden. (dpa/SZ)Foto: ddp